CATL bringt Batteriewechsellösung EVOGO auf den Markt

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CATL

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 2 min

Die Tochtergesellschaft Contemporary Amperex Energy Service Technology (CAES) des chinesischen Batterieherstellers CATL hat EVOGO eingeführt, eine Batterietauschlösung, welche Batteriemodule, Batteriewechselstationen und eine App umfasst. Zu den Funktionen von EVOGO gehören dem Hersteller zufolge eine hohe Kompatibilität mit verschiedenen Fahrzeugmodellen, eine bedarfsgerechte Batteriemiete und die Kompatibilität mit Schnellladungen und dem Laden im Haushalt. Zunächst werden zehn chinesische Städte ausgewählt, in denen EVOGO-Dienste angeboten werden sollen.

Mit den Wechselakkus will CAES mehrere Probleme lösen, etwa Reichweitenangst, Unannehmlichkeiten beim Laden sowie hohe Gesamtbetriebskosten. Basierend auf der Trennung von Fahrzeug und Batterie betrachtet CAES die Batterie als Sharing-Produkt und schafft somit eine neue Erfahrung für den Markt. Die aufgrund ihres Aussehens „Choco-SEB“ (Swapping electric block) genannte Batterie – sie erinnert an eine Tafel Schokolade – wurde für den Masseneinsatz in Elektroautos entwickelt. Sie biet mehrere Vorteile wie etwa eine hohe Energiedichte, geringe Größe, flexible Kombinationsmöglichkeiten sowie und minimalistisches Design. Ein einziger Block soll eine Reichweite von bis zu 200 Kilometern ermöglichen. Welcher Testzyklus hierbei zugrunde liegt, teilt CATL leider nicht mit.

Überraschend ist CATLs Aussage zur Kompatibilität der Batteriemodule: Die Choco-SEB-Module sollen mit 80 Prozent der weltweit auf dem Markt erhältlichen plattformbasierten BEV-Fahrzeugmodelle kompatibel sein sowie mit allen BEV-Plattform-basierten Modellen, die in den nächsten drei Jahren weltweit auf den Markt kommen werden. Die Fahrzeuge müssen allerdings für das EVOGO-System erst umgerüstet werden. Den Kunden stehe es frei, ein bis drei Blöcke zu wählen, um unterschiedliche Reichweitenanforderungen erfüllen zu können.

Auch die Batteriewechselstation zeichne sich durch eine hohe Kompatibilität aus, so CATL weiter. Auf einer Stellfläche, die drei Parkplätzen entspricht, könne eine Standard-EVOGO-Batterietauschstation bis zu 48 Choco-SEBs aufnehmen. Der Tausche eines einzelnen leeren Batterieblocks gegen einen frisch voll aufgeladenen soll nur eine Minute dauern. CATL will eine Vielzahl unterschiedlicher Wechselstationen anbieten, welche den klimatischen Bedingungen verschiedener Regionen entsprechen sollen.

Mit der Batterietausch-Lösung sollen die Kunden ihre Fahrzeugkosten senken können, so CATL weiter. Denn statt die üblichen Pendler- und Kurzstrecken im Alltag mit zu großen und teuren Batterien zu fahren, können E-Fahrer für diesen Einsatzzweck ihr Fahrzeug mit nur einem Akku bestücken. Für längere Fahrzeuge können mehrere Module eingesetzt werden. Neben dem Batteriewechsel können die Choco-SEB, wie fest eingebaute E-Auto-Akkus, auch direkt im Fahrzeug geladen werden.

Quelle: CATL – Pressemitteilung vom 18.01.2022

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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SchmidtS:

Ich finde, das ist eine nahezu perfekte Idee. Das Problem wird sein, die Autohersteller mit ins Boot zu bekommen. Denn diese laufen dabei Gefahr, das komplette Batteriegeschäft an die Batteriehersteller zu verlieren.
Als Kompromisslösung hatte ich vor einiger Zeit eine Kombivariante aus kleiner fest eingebauter Batterie und Wechselbatterien vorgeschlagen: https://wp.elektroauto-news.net/news/einsatz-batteriewechseltechnik-verbesserung-umweltbilanz.
Damit würden die Autohersteller den größten Teil des Batteriegeschäftes behalten und auch größere Gestaltungsfreiheit beim Fahrzeugdesign haben. Für die Kunden, die nicht permanent eine Mietgebühr oder alternativ eine viel zu große Batterie bezahlen wollen, wäre das ebenfalls sehr vorteilhaft.
Der Grundansatz von CATL ist aus meiner Sicht sehr zu begrüßen, da sie hiermit ja versuchen, einen herstellerunabhängigen Quasistandard für Wechselbatterien zu schaffen. Vielleicht bringen sie damit tatsächlich die Wechseltechnik einen entscheidenden Schritt voran.

D. Brägger:

Better Place. So hiess das Startup aus Isreal, welches vor 10 Jahren genau dies vor hatte. Renault war mit dem Fluence Z.E. dabei. Leider ist diese geniale Idee an der Sturheit der Autohersteller gescheitert, welche sich gegen eine Standardisierung gewehrt haben und dies wird auch heute von den westlichen Herstellern so sein. Möglicherweise wird dieser neue Anlauf dank der Marktmacht der Chinesen sich durchsetzen können.

Farnsworth:

Danke für das Teilen des Links.

Vorneweg: ich war immer sehr skeptisch was Batteriewechsel/Miet- Systeme anging. Warum? Ganz einfach. Wenn ich etwas kaufe dann gehört die Sache mir. Da verdient nicht noch jemand zusätzlich etwas dran. Wenn ich mir eine Batterie Miete (so wie z.b. bei meinem Twizy) habe ich das Gefühl, dass ich viel zu viel bezahle. Der Mini Akku ist z.B. schon längst abbezahlt.

Ich habe mir das Konzept Video angeschaut und muss sagen, dass es aussieht wie ein Game changer.

Warum? Bei den bisherigen Batterien Modellen habe ich immer einen gesamten Akku gemietet. Im Alltag komme ich mit einem sehr kleinen Akku aus. Das weiß ich aus Erfahrung. Ich müsste z.b. im Regelfall nur einen von drei Akkus mieten. Den kann ich wie gewohnt zu Hause aufladen. Habe ich jetzt vor eine längere Reise anzutreten, fahre ich zur Wechselstation und lass mir zwei weitere Akkus in das Auto packen. Am Zielort angekommen fahre ich wieder zur Wechselstation und werde die Akkus wieder los, da ich sie vor Ort ja nicht brauche. Die extra Gebühr für die Zusatzakkus muss ich also nur sehr kurz bezahlen. Unterwegs habe ich den Vorteil, dass ich nur sehr kurze Stopps zum Nachladen habe. Die öffentliche Ladeinfrastruktur muss nicht so weit ausgebaut werden. Alle Laternenparker müssen dann halt wie gewohnt zur „Tanke“ fahren. Und irgendwie scheint es ja das zu sein, was viele wollen. Jeder der eine Wallbox hat, kann zu Hause laden. Weitere Vorteile: Die Blöcke, die in der Station sind hängen immer am Netz und können als netzdienliche Puffer dienen. Defekte Zellen werden ausgetauscht, die vorhandenen Zellen nach und nach durch neuere Technologien aktualisiert. Dadurch fallen auch viele Argumente weg, wie: Wenn ich einen Wochenendausflug mache und da ist keine Lademöglichkeit … Dann. tauscht man halt den Akku.

Das klingt fast zu gut. Der Erfolg liegt darin, dass ich den gesamten Akku nur temporär mieten muss, wenn ich ihn wirklich benötige.

Die Voraussetzung dass es gelingt ist, dass möglichst viele Hersteller diesem Konsortium beitreten. Und das nicht nur ein Batteriehersteller Batterien zur Verfügung stellt. Es muss quasi nur diesen einen Standard geben.

Und zu guter Letzt: ich finde den Namen Choco super gewählt, wenn man das Produktvideo gesehen hat. :-)

Farnsworth

Jan:

Ich verstehe es nicht. Die Autos sind doch gar nicht darauf ausgerichtet, dass Batterien gewechselt werden können. Wie soll da außer bei Nio funktionieren?

Dec Kimbal:

man könnte einfach auch die wirklich gelungene Präsentation auf youtube in den Artikel einbauen:

https://youtu.be/papPidVgW40

dort wird das Konzept und auch das praktische Vorgehen eindrucksvoll dargelegt.

PS: das Konzept ist super.
ABER wenn CATL, NIO, Geely usw. es mit dem Batteriewechsel ernst meinen, müssen sie die Packs und die Anschlüsse standardisieren. Wenn ein NIO-Fahrzeug nur an einer NIO-Station getauscht werden kann und ein FAW-Fahrzeug nur an einer CATL-Station getauscht werden kann, wird dies die Verbraucher vollständig vom Batteriewechsel abbringen.

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