BYD reagiert auf EU-Zölle mit Plug-in-Hybrid-Offensive

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Sebastian Henßler
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  —  Lesedauer 3 min

BYD reagiert auf die steigende Nachfrage nach Plug-in-Hybriden und passt seine Strategie in Europa an, wie die Automobilwoche berichtet. Statt wie ursprünglich geplant ein halbes Jahr nach Einführung eines neuen Elektroautos auch eine Plug-in-Variante anzubieten, soll dieser Schritt künftig deutlich schneller erfolgen. In manchen Fällen könnte die Einführung bereits zwei Monate nach dem Marktstart des Elektromodells erfolgen.

Das Unternehmen aus China war zunächst ausschließlich mit Elektroautos auf dem europäischen Markt aktiv. Inzwischen hat sich die Situation verändert. Die Europäische Union hat im vergangenen Jahr zusätzliche Zölle auf importierte E-Autos aus China eingeführt. Für BYD bedeutet das einen Gesamtaufschlag von 27 Prozent auf batterieelektrische Modelle – zehn Prozent Standardzoll und 17 Prozent Zusatzabgabe. Plug-in-Hybride sind davon nicht betroffen. Sie unterliegen lediglich dem normalen Zollsatz und bieten damit einen klaren Kostenvorteil beim Import.

BYDs erste Plug-in-Variante für Europa, der Seal U DM-i, ist bereits erfolgreich gestartet. Die Abkürzung DM steht für „Dual Motor“, also die Kombination aus Verbrennungs- und Elektromotor. Bis Februar wurden mehr als 4000 dieser Autos in Europa verkauft. Das sind 32 Prozent aller BYD-Verkäufe in diesem Zeitraum. Damit übertrifft die Plug-in-Version die Verkaufszahlen der rein elektrischen Variante desselben Modells. Besonders gefragt war der Seal U insgesamt. Mit fast 5700 Zulassungen bis Februar war er das meistverkaufte große SUV in Europa. Über drei Viertel dieser Autos waren Plug-in-Hybride. Die Zahlen zeigen, dass sich die Strategieanpassung für BYD lohnt.

Der Markt entwickelt sich insgesamt ebenfalls dynamisch. Während im vergangenen Jahr vor allem teurere Plug-in-Modelle gefragt waren, steigt seit Beginn des Jahres die Nachfrage bei Volumenherstellern deutlich. Zwischen Januar und Februar wuchs der Absatz von Plug-in-Hybriden in diesem Segment um 26 Prozent. Im gleichen Zeitraum legten Elektroautos bei den Verkäufen um 30 Prozent zu. Die verschärften CO₂-Ziele in Europa dürften zu dieser Entwicklung beigetragen haben. Hersteller setzen verstärkt auf Antriebe, mit denen sie ihre Flottenwerte einhalten können.

Für die nahe Zukunft hat BYD bereits weitere Plug-in-Hybride angekündigt. Der kleine Atto 2 soll bis Ende des Jahres auch in einer Version mit zusätzlichem Verbrennungsmotor angeboten werden. Daneben ist die große Limousine Denza Z9 GT geplant. Sie wird zunächst als reines Elektroauto starten und könnte später ebenfalls als Plug-in-Hybrid erscheinen. Neben dem Seal U, dem Atto 2 und dem Denza Z9 GT umfasst das europäische Angebot von BYD mehrere weitere Modelle. Dazu zählen der kompakte Dolphin, der als günstiger Einstieg gilt, sowie der Atto 3, ein kleines SUV. Auch die große Limousine Han und das SUV Tang gehören zum Portfolio. Hinzu kommt das mittelgroße Crossover-Modell Sealion 7, das ebenfalls bald erhältlich sein soll. Für den Kleinwagen Seagull ist eine Einführung unter dem Namen Dolphin Surf in Europa geplant.

Bis das neue Werk in Ungarn den Betrieb aufnimmt, werden alle Autos aus China importiert. Die lokale Produktion soll im vierten Quartal beginnen und mittelfristig dabei helfen, Importzölle zu umgehen und die Lieferketten zu verkürzen. Dann könnte ggf. wieder ein deutlicherer Unterschied bei Einführung der PHEV zu erkennen sein. Bis dahin wird man den Fokus bei BYD auf die Teilzeitstromer setzen, um den eigenen Absatz weiter zu steigern.

Quelle: Automobilwoche – Warum BYD mehr Plug-in-Hybride nach Europa bringt

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Autojoe:

Der Plug In ein Etikettenschwindel der besonderen Art inszeniert von der Verbrenner Lobby wird das Umweltproblem so nicht lösen können. Zwei verschiedene Antriebe in einem Fahrzeug was den Aufwand noch stark erhöht dafür ein kleines grünes Mascherl umgehängt bekommt. Warum dann nicht gleich einen PHEV und damit in die Zukunft denken?

S. Eckardt:

wenn Länder mit einem hohem Pro-Kopf-Ausstoß/Jahr die mit einem Niedrigen kritisieren, wird es problematisch.
Die größten Verbesserungspotentiale liegen bei denen mit hohem Pro-Kopf-Ausstoß/Jahr – und müssen umgesetzt werden.
Das gilt im persönlichen Alltag genauso wie für Länder.

Johannes:

Dass die Zölle auf PHEVs niedriger sind als auf BEVs hältst du also für irrelevant?

brainDotExe:

Für das Klima ist der Pro-Kopf-Ausstoß/Jahr vollkommen irrelevant, es zählt lediglich die (globale) Gesamtmengen-Betrachtung.

Wolfbrecht Gösebert:

„Wenn China annähern[d] so wenig CO₂ erzeugt wie die EU, dann können wir [darüber reden, wer] Klimaschutz ernst nimmt und wer nicht.“

Deinen Einwand ernstnehmen kann man nur, wenn er auf der Kennzahl vom *Pro-Kopf-Ausstoß/Jahr* an CO₂ basiert: Andernfalls – also einer Gesamtmengen-Betrachtung – ist es reine Polemik! Also: Wie sind die Werte?

Wolfbrecht Gösebert:

Nachtrag:
Im Handelsblatt-Artikel: „EU und China nähern sich bei Strafzöllen für E-Autos an“ (leider Bezahlschranke!)

deuten sich bereits mögliche Auswege an, die eine Annäherung von China an die EU ermöglichen könnten – und dabei die unsinnige und klimaschädliche Begünstigung von Hybrid-Fahrzeugen womöglich schnell wieder beendet.

ID.alist:

Die Chinesen bringen jetzt PHEVS nach Europa weil die EU sie dazu zwingt. Zumindest klingt es so wenn ich die Kommentare lese. Chinesische Firmen wollen überhaupt nicht expandieren und viel Geld verdienen, egal mit welchen Produkten.

Brave New World.

ID.alist:

Wenn China annähern so wenig CO2 erzeugt wie die EU, dann können wir über wem Klimaschutz ernst nimmt und wer nicht. E-Mobilität ist keine Lösung wenn man weiterhin Kohlekraftwerke baut.

brainDotExe:

„statt Lärm-, Abgas- und Klimaschutz gibt es jetzt fette Verbrenner aus China mit einer Prise E-Auto-Komponenten.“

Ist dem so? Schauen wir mal nach, Seal U DM-i: 1,5 Liter 4-Zylinder.
Also ein Mini-Motörchen was sich keiner freiwillig antut und kein „fetter Verbrenner“.

„Die europäischen Autohersteller wollen im Grunde gar keine E-Autos produzieren bzw. nur soviele wie laut Gesetz unbedingt sein müssen, aber keines zuviel.“

Schauen wir uns mal die Fakten an. Alle europäischen Autohersteller haben im Jahr 2024 ihre CO2 Vorgaben übertroffen. Mercedes und BMW sogar deutlich.
Wie kann das sein? Hat denen keiner gesagt, dass sie nur so viele E-Autos verkaufen dürfen um eine Punktlandung hinzulegen?

Oder ist es für die vielleicht wirtschaftlich sinnvoller die Werke auszulasten?

„Wenn man es in der EU mit dem Klimaschutz ernst nehmen würde, dann müsste man die Strafzölle auf chinesische E-Autos streichen.“

Es gibt neben Klimaschutz auch andere, teils wichtigere Themen.

Wolfbrecht Gösebert:

Da hat die die Politik – nicht zuletzt wohl durch massiven Einfluß der Verbrenner-/Öl-Lobby – durch die Zollzusatz-Befreiung der Hybride mal wieder ein Eigentor in Sachen Klimaschutz geschossen. Ob die EU unter Einfluss der neuen dt. schwarz-roten Koalition daran etwas ändern will/wird, scheint zweifelhaft …

Ob allenfalls das durch Trump angerichtete Zoll-Chaos – Ende erstmal nicht zu erwarten – daran etwas ändert, scheint mir ebenfalls nicht absehbar! Stabile eAuto-Förderung mit Klima-Weitblick geht anders!

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