BYD Atto 2: So fährt sich der kleine SUV ab 29.990 Euro

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Elektroauto-News.net

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 7 min

Im Frankfurter Raum bot sich heute die Gelegenheit, den neuen BYD Atto 2 zu testen. Der Verkauf des kompakten Elektro-SUVs startet Mitte März (Freitag, 14.03.2025) in Deutschland und ist ein entscheidender Bestandteil von BYDs ambitionierter Wachstumsstrategie für Europa und speziell den deutschen Markt.

Maria Grazia Davino, SVP Regional Managing Director bei BYD Europa, machte auf der Pressekonferenz deutlich, dass man sich bewusst ist, am Anfang eines langen Weges zu stehen: „Neben der Erweiterung unseres Modellportfolios wollen wir in diesem Jahr unser Vertriebs- und Servicenetz auf 120 Standorte ausbauen.“ Aktuell stehen 27 Standorte bereit, weshalb dieser Ausbau dringend notwendig erscheint, um den Absatz signifikant zu erhöhen.

BYD Atto 2: E-SUV im B-Segment ab 29.990 Euro

Der BYD Atto 2 startet mit einem Basispreis von 31.990 Euro für die Version Active, während die getestete Boost-Ausstattung bei 34.990 Euro liegt. Zu Beginn werden die Preise für einen limitierten Zeitraum und für eine limitierte Stückzahl um 2000 Euro reduziert. Somit startet die Active-Variante ab 29.990 Euro, die Boost-Variante ab 32.990 Euro. Wie man aus BYD internen Kreisen zu hören bekam, soll der Nachlass für die ersten 400 Einheiten greifen. Eine Zahl, die so schnell nicht vergriffen sein werde, da das Vertriebsnetz noch Optimierungspotenzial aufweist.

BYD-Vertriebsleiter Patrick Schulz erläuterte, dass das Elektroauto gezielt auf die Alltagsrealität vieler Autofahrer zugeschnitten sei: „Über 60 Prozent der Autofahrer fahren täglich nicht mehr als 40 Kilometer. Für diese Kunden reichen die 312 km Reichweite nach WLTP vollkommen aus.“ Tatsächlich zeigte der Atto 2 während der rund 70 Kilometer langen Testfahrt im gemischten Fahrzyklus (25 Prozent Autobahn, 50 Prozent Landstraße, 25 Prozent innerstädtisch) mit einem Verbrauch von 16,3 kWh/100 km eine überzeugende Effizienz. Dies ohne sich spürbar einzuschränken oder im Eco-Modus unterwegs zu sein.

Die Stärke des Atto 2 liegt vor allem in seinen kompakten Abmessungen, kombiniert mit einem großzügigen Innenraum und entsprechender Kopffreiheit. Sowohl in erster als auch zweiter Reihe. Zu verdanken ist dies der Blade-Batterie in Cell-to-Body-Bauweise. Diese Konstruktion sorgt nicht nur für eine hohe Karosseriesteifigkeit, sondern auch für ein großzügiges Raumgefühl, verstärkt durch das serienmäßige Panorama-Glasdach.

Trotz einer Länge von 4310 mm, einer Breite von 1830 mm und einer Höhe von 1675 mm bietet das Fahrzeug einen Kofferraum von 400 Litern, der bei umgelegter Rückbank auf 1340 Liter erweitert werden kann. Zu erwähnen, dass er sich hierbei auf einer Ebene, ohne Höhenunterschied befindet. Der Radstand beträgt 2620 mm, was für zusätzliche Geräumigkeit sorgt.

BYD Atto 2 Boost-Variante: Moderne Technik, gute Fahrleistung

In der Boost-Ausstattung offenbart der Atto 2 eine Fülle technischer Annehmlichkeiten, darunter beheizbare Vordersitze und Lenkrad, Ambientebeleuchtung, eine induktive Ladestation und ein drehbares 12,8-Zoll-Display mit intuitiver Bedienung und leistungsstarkem Achtkern-Prozessor. Besonders hervorgehoben wurde von Patrick Schulz die umfangreiche und gut funktionierende Sprachsteuerung. Kommandos wie „Hey BYD, öffne die Fenster“ wurden prompt ausgeführt und zeigen, dass man Software verstanden hat.

Übrigens nicht nur hier. Generell erscheint die Menüführung sehr stimmig, schnell und vor allem auch ohne großen Einarbeitung nachvollziehbar. Aus dem Menü heraus lässt sich auch die Rekuperation des Stromers steuern, in zwei Stufen. Einen Unterschied spürt man allerdings kaum. Gleiches gilt für die vier Fahrmodi, welche auch nur marginal Unterschiede erkennen lassen.

Im Sport-Modus zieht der 130 kW starke E-SUV im B-Segment ein wenig stärker, aber auch hier ist bei 160 km/h oder mit ein wenig Gefälle bei 167 km/h die Höchstgeschwindigkeit erreicht. An sich aber kein Thema, da das E-Auto eh eher für die Stadt als für die Autobahn erdacht wurde.

Die Fahrt selbst verlief angenehm ruhig und geschmeidig, wobei das Fahrzeug besonders durch seinen kleinen Wendekreis von 10,5 Metern überzeugte, was ihm in urbanen Gebieten klare Vorteile verschafft. Der Atto 2 setzt, wie erwähnt, auf Frontantrieb und wird von einem 130 kW (177 PS) starken Elektromotor angetrieben, der mit 290 Nm Drehmoment für eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 7,9 Sekunden sorgt.

Die Kapazität der Blade-Batterie (LFP) beträgt 45,12 kWh. Geladen wird mit bis zu 11 kW (AC) bzw. 65 kW (DC). Die WLTP-Reichweite liegt bei 312 km. Worüber wir nicht großartig reden müssen, die arg geringe DC-Ladegeschwindigkeit. Hier könnte man durchaus mehr erwarten. 37 Minuten von 10 auf 80 Prozent sind ein wenig zu lange im Jahr 2025.

Mehr Ladegeschwindigkeit wird man aber dann wohl erst in der im Q4/2025 startenden Comfort-Variante mit mehr Reichweite und Ladegeschwindigkeit geboten bekommen. Für entsprechenden Aufpreis versteht sich. Hier geht es ab 38.990 Euro los. Dann heißt es aber auch in 25 Minuten von 10 auf 80 Prozent zu laden.

Die serienmäßige Vehicle-to-Load-Funktion (V2L – 3,3 kW Ladeleistung) hebt den Atto 2 positiv von der Konkurrenz ab, da sie in dieser Klasse noch unüblich ist. Hier beweist BYD seinen Anspruch, Technologie „für viele Menschen zugänglich“ zu machen, wie Patrick Schulz betonte. Ob dies ein unbedingtes Muss ist, darüber darf man wahrlich diskutieren.

Durchdachter Innenraum mit ausreichend Stauraum und guter Verarbeitung

Das Innenraumdesign des Atto 2 folgt einer klaren und funktionalen Linie. Weiche Oberflächen an Türverkleidungen und Mittelkonsole sorgen für eine angenehme Haptik und unterstreichen das moderne Ambiente. Die Vordersitze sind in jeder Variante elektrisch verstellbar, in der Boost-Version kommt zudem eine Sitz- und Lenkradheizung hinzu.

Die Mittelkonsole bietet zwei Getränkehalter sowie eine Armlehne mit integriertem Ablagefach. Der Gangwahlhebel in Diamantenoptik verleiht dem Innenraum eine besondere Note, während wichtige Bedienelemente wie die Lüftungssteuerung, der Lautstärkeregler und der Fahrmodus-Schalter gut erreichbar in der Mittelkonsole angeordnet sind. Der Atto 2 verfügt über vier Fahrmodi – Eco, Normal, Sport und Schnee – die jedoch in der Praxis nur geringe Unterschiede in der Fahrcharakteristik aufweisen.

Hinter dem Lenkrad befindet sich ein 8,8-Zoll-Digitaldisplay, das die wichtigsten Informationen klar darstellt. Das Infotainmentsystem bietet in der Active-Version ein 10,1-Zoll-Display, während die Boost-Variante mit einem 12,8-Zoll-Bildschirm ausgestattet ist. Beide Versionen unterstützen Over-the-Air-Updates (OTA) und bieten Zugriff auf Apps wie Spotify, YouTube, Zoom und Amazon Music. Die Bedienung erfolgt wahlweise über den Touchscreen oder per Sprachsteuerung. Beides funktioniert überzeugend gut.

Gemischte Gefühle beim Preis-Leistungs-Verhältnis des BYD Atto 2

Obwohl der BYD Atto 2 in vielerlei Hinsicht überzeugen kann, bleibt ein entscheidender Punkt offen: der Preis. BYD gewährt zum Verkaufsstart zwar einen temporären Rabatt von 2000 Euro auf beide Varianten, wodurch sich die Preise auf 29.990 Euro für den Active und 32.990 Euro für den Boost reduzieren. Allerdings sind diese Rabatte nur für einen begrenzten Zeitraum und ein begrenztes Kontingent verfügbar. Sobald dieses Kontingent ausgeschöpft ist, wirkt der reguläre Preis von 34.990 Euro für die Boost-Variante weniger attraktiv, besonders angesichts einer doch eher durchschnittlichen Reichweite von 312 km.

Natürlich reicht diese für den angedachten City-Einsatzzweck mehr als aus. Insbesondere, wenn man die Kalkulation von BYD selbst zu Grunde legt: maximal 40 km am Tag Pendelstrecke. Dann aber „schnell“ beim Einkaufen zwischenladen, bevor der Stromer in der Tiefgarage, womöglich ohne Ladeinfrastruktur verschwindet, macht mit 65 kW Ladeleistung nicht sonderlich viel Freude.

So bleibt als abschließendes Fazit festzuhalten, dass der BYD Atto 2 zwar viele positive Eigenschaften wie Raumangebot, Fahrkomfort und moderne Technologien mitbringt, der Preis jedoch nach dem Wegfall der Einführungsrabatte eher durchschnittlich wirkt. Ob BYD damit langfristig gegen etablierte Wettbewerber bestehen kann, muss sich erst noch zeigen. Insbesondere, da die Marke sich erst noch in den Köpfen der E-Autofahrer:innen verankern muss. Eine Herausforderung für sich, welche man 2025 konsequent angehen möchte. Unter anderem mit dem Ausbau des Vertriebs- und Servicenetzes.


Disclaimer: Der BYD Atto 2 wurde uns für diesen Testbericht kostenfrei für einige Stunden im Rahmen eines Presseevents von BYD zur Verfügung gestellt. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf unsere hier geschriebene ehrliche Meinung.

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Talis:

Da dasselbe auch häufig zu den VW ID.-Modellen gesagt wird, scheint es also einigermaßen zu passen. ;-)
(Im Ernst: Einen VW kannst du nach etlichen Jahren natürlich deutlicher einfacher verkaufen als einen BYD, letztere müssten also signifikant günstiger sein, damit sich der Wertverlust noch im Rahmen hält. Und für die kürzere Nutzung sind eh die Leasing-Raten relevant.)

Talis:

Was soll der GTX Performance als Vergleich? Warum die Variante mit 240 kW und 602 km Reichweite nehmen anstelle des Pure mit 125 kW und 388 km Reichweite? Letzterer passt deutlich besser zu den 130 kW und 312 km Reichweite des Atto 2. Aber eignet sich natürlich weniger für’s VW-Bashing, ich versteh‘ schon…

Wolfbrecht Gösebert:

Aus dem Artikel:
„Zu Beginn werden die Preise für einen limitierten Zeitraum und für eine limitierte Stückzahl um 2000 Euro reduziert.“

Ich denke nicht, dass es sich BYD – v.a. angesichts der eigenen Markt-Position und allgemeinen -Preisentwicklung – leisten können wird, den »Einführungs-Rabatt« für den Atto 2 auf absehbare Zeit zu streichen.

Andernfalls wird das Unternehmen (jetzt im zweiten Anlauf) sein aktuelles Marktziel – für 2025 wurden ja 50.000 Neuzulassungen für den deutschen Markt avisiert – auch diesmal nicht erreichen.

Malthus:

In der Tat- nur 4cm mehr Radstand verwundert bei dem Längenunterschied schon.

Sir Beelzebub:

Sie vergleichen BYD mit Stellantis, alleine diese Aussage disqualifiziert ihr restliches Posting.

Sir Beelzebub:

Es tut mir aufrichtig leid wenn ihr Einkommen nicht mit der preislichen Entwicklung der Wirtschaft mitwächst. Für sie bleibt dann noch der Gebrauchtwagen Markt oder der Deutschland Ticket

Daniel:

„An sich aber kein Thema, da das E-Auto eh eher für die Stadt als für die Autobahn erdacht wurde.“
Das Auto wurde für die Stadt erdacht. Wenn ich solche Sätze lese, plagt mich spontaner Brechreiz.

PhiGo:

Wie kommst du darauf, dass BYD eine Billigmarke sind oder sein wollen?
Die im Basispreis gebotene Ausstattung ist im Vergleich zu den etablierten Marken top.

Nur im hiesigen Reichweitenangst-Land mit ständigem Termindruck wird BYD mit den Ladegeschwindigkeiten und Akku-Kapazitäten es sehr schwer haben.
Flensburg – München mit 180 km/h und maximal einer 5min Ladepause müssen schon möglich sein, oder?

D steht inzwischen für Dekadenz.

S. Eckardt:

Was mich irritiert ist, daß BYD (jedenfalls im Osten) „nur“ bei Sternauto – also Mercedes – vertrieben wird.
Das wirkt sich doch bestimmt auf den Preis aus – oder?

Gerd:

Bitte immer auch an die Ausstattung denken. Ein ID.3 GTX Performance z.B. hat bei 48k€ BLP kein Navi, keine Sitzheizung, keine Lenkradheizung, keinen Regensensor, keine Rückfahrkamera, keine Wärmepumpe und 5 Jahre Garantie kosten auch noch rund 1000€ extra.
Ich vermute aber, dass die Leasingkonditionen entscheiden werden. Und ist die VAG ab und zu (bei entsprechenden Aktionen) schon ganz gut.

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