Wie sich BYD in Europa etablieren will

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BYD

Maria Glaser
Maria Glaser
  —  Lesedauer 3 min

BYD hat auf dem Markt für Elektroautos eine beeindruckende Entwicklung vollzogen und ist innerhalb weniger Jahre zum weltweit sechstgrößten Automobilkonzern aufgestiegen. Der chinesische Hersteller ist der größte in China und durch Exporte ins und Fabriken im Ausland mehr und mehr auch in anderen Ländern unterwegs. Mit welchen Strategien versucht sich BYD nun mehr auf dem europäischen Markt zu etablieren, und könnte die Automobilindustrie Europas, die zuletzt ins Straucheln geraten ist, dabei ins Hintertreffen geraten?

Beliebt in China – beliebt in Europa?

Nicht grundlos war die Wirtschaft eines der Kernthemen im Wahlkampf vor der vergangenen Bundestagswahl. Die für die deutsche Wirtschaft so zentrale Automobilindustrie verliert im In- und Ausland an Boden, während andere Konkurrenten bereit stehen, um Preise zu unter- und Technologien sowie Batterien zu überbieten.

Zu diesen Konkurrenten gehört auch BYD. Das meistverkaufte Modell des chinesischen Herstellers in Europa 2024 war der Elektro-SUV Atto 3 mit über 13.700 Verkäufen, gefolgt vom BYD Seal mit knapp 11.700 Verkäufen und dem BYD Dolphin mit ungefähr 11.450 Verkäufen. Das Modell Seal wurde dabei sowohl als reines Elektroauto, als auch als Plug-in-Hybrid angeboten.

Im vergangenen Jahr konnte sich das Unternehmen also weder auf dem deutschen noch auf dem europäischen Markt besonders gut etablieren. Auch auf anderen europäischen Märkten scheint der Ruf der Marke ihren Verkaufszahlen vorauszueilen. Mit knapp 50.000 verkauften Autos im vergangenen Jahr in der Europäischen Union und im Vereinigten Königreich liegt der Hersteller weit hinten im Ranking auf Platz 31. Entsprechend ist BYD zwar der sechstgrößte Automobilkonzern weltweit, jedoch in hohem Maße vom chinesischen Markt abhängig.

BYDs Offensive für Europa

Um das zu ändern, hat BYD neue Modelle und einige lokale Fabriken geplant. Ob diese Maßnahmen dem Unternehmen zu Erfolg in Europa verhelfen?

Neues Elektro-Modell Atto 2

Um sich in Europas größtem Segment der kleinen SUVs zu positionieren, entwickelt BYD aktuell das Modell Atto 2, der im Titelbild dieses Artikels zu sehen ist. Bereits im März 2025 ist die Markteinführung geplant mit Einstiegspreisen von knapp über 30.000 Euro.

Mehr Hybridautos

Zudem wandte sich das Unternehmen von seinem ursprünglichen Plan ab, in Europa nur Elektroautos zu verkaufen. Stattdessen wird wieder mehr auf den Verkauf von Plug-in-Hybriden gesetzt, vor allem auf den süd- und osteuropäischen Märkten, wo Kund:innen Vorbehalte gegenüber reinen Elektroautos haben könnten.

Dazu kommt, dass der Import von Hybridautos in die EU als Schlupfloch hinsichtlich der Importzölle auf Elektroautos gilt. Viele chinesische Hersteller setzen daher vermehrt auf Hybridautos, um die hohen Zölle zu umgehen.

Zwei geplante Luxusmarken

Mit den Marken Denza und Yangwang wird BYD zwei Marken nach Europa bringen, die den Markt im Luxussegment aufmischen sollen. Während Denza noch in diesem Jahr in den Verkauf gehen soll und mit deutschen Premiummodellen konkurriert, spezialisiert sich Yangwang auf Sportwagen und größere SUVs, womit sie Land Rover oder Mercedes-Benz herausfordert. Beide Marken sollen außerdem mit dem neuen Fahrassistenzsystem God’s Eye von BYD ausgestattet werden.

Lokale Produktion in Europa

Um Autos für Europa auch lokal produzieren zu können und somit die EU-Zölle zu umgehen, baut BYD mehrere neue Produktionsstandorte auf. Dazu gehört das Werk in der ungarischen Stadt Szeged, dessen Produktionsbeginn für Oktober 2025 erwartet wird. Dort sollen die Modelle Atto 3 und Dolphin produziert werden. Außerdem ist ein zweites Werk in der türkischen Stadt Izmir geplant, das im März 2026 die Produktion aufnehmen soll.

Damit etabliert sich BYD langfristig auf dem europäischen Markt und wird zu einem Anbieter von Arbeitsplätzen in der Region. Genaue Kapazitäten beider Werke wurden nicht genannt, jedoch soll die kombinierte Produktion der beiden Werke bei voller Auslastung 500.000 Autos pro Jahr erreichen. Mit den erschwinglicheren Preisen stößt BYD bei europäischer Kundschaft auf Gehör und so könnte sich die Marke in den kommenden Jahren nachhaltig etablieren.

Quelle: Inside EVs – Inside BYD’s ‚Bold‘ Plans For Europe

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Maria Glaser

Maria Glaser

Aus dem geisteswissenschaftlichen Bereich kommend, verbindet Maria Glaser bei Elektroauto-News.net seit 2023 ihre Liebe zum Text mit fachlichen Inhalten. Seit ihrem Studium in Berlin und Wien arbeitet sie im Bereich Lektorat, Korrektorat und Content Writing, vor allem zu Mobilität.

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Aptera-begeisterter:

ja, stimmt und die Verbrennerpreise sind mittlerweile vergleichbar auf einer Höhe

NOFX:

Da muss ich vollkommen zustimmen. Warum sollte man ein chinesisches Auto kaufen, wo man im Zweifel nicht einmal weiß, ob in 5 Jahren überhaupt noch Ersatzteile zu bekommen sind oder ob sich der Hersteller wieder zurückzieht, weil das Geschäft sich nicht lohnt.

Imho geht das nur über Auto-Abos oder Leasing, die sehr günstig sind und man überhaupt als Marke erstmal bekannt wird ohne, dass das Risiko zu nennenswerten teilen beim Kunden liegt.

Ich habe selber bei circa 30 Tkm pro Jahr gerade einen kleinen Benziner gekauft, da Diesel in der Klasse (für die Familie haben wir einen Kombi) überhaupt nicht mehr angeboten werden und Elektro ein unkalkulierbares Restwertrisiko darstellen, wenn man kauft oder einfach zu teuer sind, wenn man least.

Sir Beelzebub:

Mimimi, Preise runter, Mimimi mehr Reichweite, Mimimi die armen OEMs

Spiritogre:

Alles schön und gut, nur müssen die Preise runter sonst können sie noch so viel versuchen.

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