BYD Dolphin Surf Test: Kleiner Stromer mit großen Ambitionen

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Vanessa Lisa Oelmann

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  —  Lesedauer 6 min

Mit dem Dolphin Surf bringt BYD einen neuen Elektro-Kleinwagen nach Europa. Das Modell basiert auf dem chinesischen Seagull, wurde für den europäischen Markt aber umfassend überarbeitet. Herausgekommen ist ein 3,99 Meter langer Kleinwagen, der mit sportlichem Design, effizientem Antrieb und guter Ausstattung punkten möchte.

Optisch wirkt der Dolphin Surf modern und dynamisch, die eckigen Scheinwerfer erinnern stark an einen Lamborghini – wohl nicht zufällig, weil BYD-Chefdesigner einst für diese Marke gearbeitet hat. Auffällige Lackierungen wie das Neon-Gelbgrün mit dem Namen Lemon Green unterstreichen diesen Eindruck. Der 2,50 Meter lange Radstand sorgt für ein gutes Raumgefühl im Innenraum, den BYD überraschend hochwertig gestaltet hat: Kunstleder-Sportsitze, angenehm gepolsterte Flächen und Hartplastik mit Saffiano-Textur sorgen für ein Ambiente, bei dem man fast vergisst, dass man eigentlich in einem Kleinwagen sitzt.

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Überdies fällt die Vielzahl an Ablagemöglichkeiten auf, laut BYD sind es insgesamt 20. Neben einem klassischen Handschuhfach gibt es clevere Fächer in der Mittelkonsole und den Türen. Der Kofferraum fasst 308 Liter und lässt sich über eine 50:50 teilbare Rückbank auf bis zu 1037 Liter erweitern. Allerdings entsteht dabei eine kleine Stufe, da die Sitze nicht bündig mit dem Ladeboden abschließen. Unter dem Kofferraumboden befindet sich ein Zusatzfach, das sich gut für das Ladekabel eignet. Zwei Ösen im Kofferraum helfen beim Verzurren von Gepäck, stehen durch ihre Einfassungen allerdings etwas im Weg – fast wie diese nervigen Ecken an Möbeln, an denen man sich immer wundersam den kleinen Zeh stößt.

Gute Technik mit kleinen Macken

Hinter dem Lenkrad zeigt ein 7-Zoll-Display die wichtigsten Fahrinformationen an. Im Zentrum des Armaturenbretts sitzt ein 10,1-Zoll-Touchscreen, der sich – typisch BYD – auf Knopfdruck um 90 Grad drehen lässt. Eine nette Spielerei, die man wahrscheinlich selten nutzen wird, ebenso wenig wie die Karaoke-Funktion, die mir nach der Testfahrt erlaubte, den neuen Song von Bruno Mars einem nicht existenten Publikum zum Besten zu geben.

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Das Infotainment-System läuft flüssig und ist kabellos Android-Auto- und Apple-CarPlay-kompatibel, wobei wir die Smartphone-Anbindung noch nicht getestet haben. Spoiler: Es funktioniert wahrscheinlich so gut wie bei den meisten Autos. Das Navigationssystem überzeugte uns im Test durch Übersichtlichkeit und nützliche Zusatzansagen, etwa zur Schulzone. Wenige Minuten später schickte es uns dann allerdings voller Selbstbewusstsein in eine Einbahnstraße.

Kritik gibt es auch für die Klimasteuerung: Zwar lassen sich die Grundfunktionen über Tasten aktivieren, die Temperaturregelung erfolgt jedoch ausschließlich über das Display – komischerweise auch mit unkonventionellen Stufen statt exakten Celsius-Angaben. Die Zwei-Zonen-Klimaautomatik funktioniert ansonsten gut.

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Die Sitze sind bequem und gut gepolstert, Fahrer- und Beifahrersitz lassen sich ab der mittleren Ausstattung elektrisch verstellen. Leider gibt es nur in der Topversion Comfort eine Sitzheizung – ein mieser Trick vonseiten diverser Hersteller, damit die Leute zur höchsten Ausstattung greifen, auch wenn sie diese eigentlich gar nicht benötigen.

Im Fond reist man komfortabel mit ausreichend Platz für Kopf und insbesondere für die Beine. Die Fenster lassen sich auch hinten elektrisch bedienen, allerdings gibt es auf der Rückbank weder Lautsprecher noch Luftauslasse und leider auch keine Möglichkeit zum Laden von mobilen Endgeräten. Das ist zwar schade, aber irgendwo muss wohl auch gespart werden.

Fahrspaß trotz Frontantrieb, aber mittelprächtige Assistenten

Ich habe den Dolphin Surf Comfort überwiegend im Normalmodus bewegt, ab und an wurde ich aber zum dynamischen Ampelstart im Sportmodus verleitet. Das kleine Gefährt sieht immerhin aus wie ein Mini-Lambo, der will auch so gefahren werden, im Rahmen seiner Möglichkeiten. Der 115 kW starke Frontantrieb liefert ausreichend Schub: Von 0 auf 100 km/h vergehen 9,1 Sekunden – also flott genug, um nicht hinter jedem Fahrradfahrer hängen zu bleiben. Der FWD schafft es allerdings nicht, die Leistung ohne Durchdrehen der Vorderreifen auf den Asphalt zu bringen. Mit einem Gewicht von knapp 1350 Kilogramm und dank Scheibenbremsen vorne wie hinten bleibt das Fahrverhalten stets sicher und agil.

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Auf der Autobahn zeigt der Dolphin Surf ebenfalls seine Qualitäten: Bei einer Reisegeschwindigkeit von 120 km/h liegt der Verbrauch zwischen 18 und 20 kWh pro 100 Kilometer. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt laut Tacho 158 km/h, was für einen E-Kleinwagen dieser Klasse überdurchschnittlich ist. Die Geräuschkulisse bleibt dabei auf klassenüblichen Niveau.

Die Fahrerassistenzsysteme funktionieren bis 120 km/h relativ zuverlässig, darüber hinaus wird’s dann aber abenteuerlich und man sollte besser selbst aufmerksam bleiben. Meine Empfehlung für gelegentliche Autobahnetappen: Auf 115 km/h stellen und auf der mittleren Spur entlangzuckeln lassen.

Serienmäßig 11 kW Bordlader, bis zu 322 km Reichweite

An Wechselstromladesäulen lädt der Dolphin Surf serienmäßig mit maximal 11 kW. Die Basisversion mit 30-kWh-Batterie kann per Gleichstrom bis zu 65 kW aufnehmen, die mittlere und höchste Ausstattungsvariante mit 43,2 kWh Akku bis zu 85 kW. Bei den Ladezeiten liegen meine Erfahrungen recht nah an den Herstellerangaben: An einer Schnellladesäule erreichte mein Testwagen mit 43,2-kWh-Akku eine Ladezeit von 10 auf 80 Prozent in etwa 34 Minuten. Damit wurde die 30-Minuten-Marke knapp verpasst, aber die Spitzenladeleistung von bis zu 85 kW konnte bestätigt werden.

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Die Reichweite gibt BYD mit 220 Kilometern für die Einstiegsversion, 322 Kilometern für die mittlere und 310 Kilometern für die Comfort-Version an. Innerstädtisch lag unser Verbrauch gerade mal bei 10,4 kWh pro 100 Kilometer – ein sehr guter Wert.

Vanessa Lisa Oelmann | Ladekurve des BYD Dolphin Surf

Beim Thema Sicherheit lässt sich BYD nicht lumpen. Bereits die Basisversion bietet eine umfangreiche Ausstattung an Assistenzsystemen, darunter Spurhalteassistent, Abstandstempomat, Notbremsassistent, Müdigkeitswarner und Verkehrszeichenerkennung. Eine Rückfahrkamera gehört ebenso zur Serienausstattung wie elektrisch einstellbare Außenspiegel und LED-Tagfahrlichter. In der Comfort-Version ist zudem eine 360-Grad-Kamera an Bord, nur auf Parksensoren an der Front wurde verzichtet.

Attraktive Einführungspreise bis zum 30. Juni

Der BYD Dolphin Surf ist in drei Ausstattungsvarianten erhältlich: Die Basisversion Active mit 65 kW Motorleistung und 30 kWh Batterie kostet regulär 22.900 Euro, der Marktstartpreis liegt noch bis Ende Juni bei 19.900 Euro. Die mittlere Variante Boost bietet den gleichen 65-kW-Motor, aber die größere 43,2-kWh-Batterie, kostet regulär 26.990 Euro und wird zum Start für 22.490 Euro angeboten.

Die von uns getestete Comfort-Version mit 115 PS (85 kW) und ebenfalls 43,2 kWh Akku ist ab 30.900 Euro erhältlich und zum Start für gerade einmal 24.990 Euro zu haben. Die Preise sind vergleichbar mit denen des Hyundai Inster, zum Marktstart bietet BYD die Modelle aber günstiger an – bei der Ausstattung ein starkes Angebot. Allerdings hätten wir uns bei der Basisversion eine größere Batterie gewünscht, denn der Inster bietet hier schon 42 kWh für rund 1000 Euro mehr.

Die guten Garantiebedingungen sprechen klar für den Dolphin Surf, immerhin gibt es auf Akku und Antriebsmotor großzügige 8 Jahre oder 160.000 Kilometer Garantie. Dennoch ist BYD für viele Europäer noch ein Neuling auf dem Markt, und das Servicenetz in Deutschland wirkt mit aktuell nur 28 Standorten noch recht überschaubar. Insgesamt ist der Dolphin Surf jedoch eine gelungene Bereicherung für den Elektro-Kleinwagenmarkt, vor allem für Fahrten in der Stadt und im Umland.

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Vanessa Lisa Oelmann ist 27 Jahre alt und seit 2019 vollelektrisch mit ihrem BMW i3 unterwegs. Nach ihrem abgeschlossenen International Business Studium ist sie nun als freiberufliche Automobiljournalistin tätig und engagiert sich nebenher im sozialen Bereich. Zudem hat sie ein großes Faible für Luxusgüter und Fotografie. Wenn sie nicht gerade versucht, ihre Freunde und Familie zum Elektromobilistendasein zu konvertieren, ist sie meist in diversen Autohäusern oder auf Meet-Ups mit anderen (elektro)autobegeisterten Leuten anzutreffen.
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Wolfbrecht Gösebert:

„… relativ günstiges eAuto, aber viel zu teuer im Vergleich zu Verbrenner.“

Und gleich NOCH viel teurer im Vergleich zu einem TRETROLLER, gell :P

Melone:

Wir hatten jetzt die Probleme bei 4 Autos. Nissan ENV200, Peugeot Rifter (2x) Peugeot 208 und Peugeot 2008. Wenn man nicht alle 2-3 Tage auf N schaltet und aktiv bremst, vergammeln die.
In der Arbeit haben wir ID3, da gibts das Problem nicht wegen der Trommelbremse.
Wäre vielleicht interessant in zukünftigen Tests auf das Thema einzugehen, wie der Hersteller mit dem Thema der verrosteten Bremsen umgeht.

Philipp:

Wahr ist natürlich, dass sich Scheibenbremsen besser dosieren lassen. Das ist aber nur bei Geschwindigkeiten der Fall, die in dieser Klasse vollkommen irrelevant sind (z.B. möglichst spätes Einbremsen vor einer Kurve), weil wir nicht auf einer Rennstrecke fahren.

Für generell starkes Verzögern ist die Kombination eine Trommelbremse zusammen mit der feinst abstimmbaren Rekuperation vollkommen ausreichend.
Eine in der Klasse üblichen billigen Scheibenbremse mit billigen Reifen bringt daher keine Vorteile gegenüber einer Trommelbremse in Kombination mit Rekuperation.

Es kommt aber auch immer auf das Fahrprofil, der Parksituation und auch der Unterstützung durch das Auto an.
Mein eGolf mit seinen Scheibenbremsen hinten hat gar keine Rostbildung hinten. Liegt daran, dass ich einerseits in der trockenen Garage parke und vornehmlich nur Kurzstrecke innerorts fahre und der eGolf bei jedem Halt die Scheibenbremsen mit betätigt.

Mein iX1 steht vor der Garage und hat auch keine Probleme, weil das Auto in Abständen einfach prophylaktisch die Scheibenbremsen nutzt, um den Rost abzuschleifen.

Alle kalifornische Autos dagegen, oder eGölfe mit Mittelstrecken, die draußen stehen, haben meist rostige Scheiben hinten. Ist dann aber ein Softwareproblem, Kalifornier haben miese Software für unsere Breiten…

Melone:

Warum finden alle die Schiebenbremsen hinten so toll. Die rosten beim E-Auto immer nur weg und alle 2 Jahre muss da was gemacht gemacht werden. Beim rifter waren sie sogar festgesrostet, weil der keine richtige Handbremse mehr hat, sondern nur noch die Feststellbremse.

Philipp:

Ein Whataboutism ist bei allen Regelverstößen einfach nicht angebracht.
Soll ich jetzt auch mit Messern meine „Meinung verstärken“, weil es Terroristen auch machen?

Zudem rassistisch („Pawel und Yanusch“), weil Deutsche das ja scheinbar nie machen würden.

Einen Regelverstoß zu legitimieren ist einfach nur falsch, egal wie begründet!

Peter:

Na, da hat dir aber wieder jemand Lügen erzählt, den Surf in der EU Variante gibts in China nicht oder hat China neuerdings die gleichen Sicherheitspflichtausstattungen wie die EU ?
Schau einfach mal auf die Serienausstatung des Surf auf der chin. BYD Seite da fehlt 90% der Ausstattung, das Fahrzeug gibts dort nur mit Motor, Sitzten und Gurt, sonst nix alles andere ist Aufpreispflichtig in dieser Fahrzeugklassse.

Silverbeard:

Ein Kommentar zu Verbrennern ist in einem EV Forum genauso interessant wie eine Wein Werbeveranstaltung bei den Anonymen Alkoholikern…

Ja, der id.3 ist im Verhältnis günstig. Aber es gibt tatsächlich Menschen, die gerne einen Kleinwagen fahren wollen. Und der id.3 kostet immer noch 10.000€ mehr in der Grundausstattung. Der Opel Corsa E kostet auch etwa 30.000€ Listenpreis.Über einen Mini oder Smart brauchen wir preislich gar nicht zu reden.

Matze:

Daran bin ich auch hängen geblieben!

Dalan:

Mit 115 ist er wesentlich schneller als die LKW, die sich auch sehr oft nicht ans Rechtsfahrgebot halten. Da fährt man teilweise in 3er Reihen auf der Autobahn nebeneinander indem Pawel, Dimitru und Yanusch sich mit 1km pro Stunde über Kilometer überholen.

Dalan:

2 Frontscheibenwischer sind keine Pflicht. Heckscheibenwischer gibt’s bei Crossover Modellen von BMW und Mercedes auch nicht.

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