Britische Studie belegt Einspar- und Erlöspotenziale von V2G

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Michael Neißendorfer
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Im langfristigen Kampf gegen den Klimawandel fällt einer emissionsfreien Mobilität eine tragende Rolle zu. CO2-Einsparpotenziale bergen dabei vor allem batterie-elektrische Fahrzeuge, die durch den Einsatz bi-direktionaler Ladetechnik und Vehicle-to-Grid-Systemen (V2G) sogar noch erheblich ausgeweitet werden können. V2G schont aber nicht nur das Klima, sondern bietet auch massive wirtschaftliche Vorteile. Zu diesem Ergebnis kommt eine britische Gemeinschaftsstudie von Nissan, E.ON Drive und dem Londoner Imperial College, deren Erkenntnisse nun in einem Whitepaper veröffentlicht wurden.

Neben Empfehlungen zu Anreizen, um die Einführung von Vehicle-to-Grid-Ladesystemen zu beschleunigen, geht das Paper auch auf einige Herausforderungen ein, die gerade in der An- und Hochlaufphase zu bewältigen sind. Hierzu gehört die Entwicklung eines zuverlässigen Geschäftsmodells im Kontext der sich entwickelnden Energiemärkte und deren Regulierung. Die wichtigsten Erkenntnisse aus der V2G-Studie:

  • Jährliches Sparpotenzial für den Betrieb des Stromnetzes in Höhe von 12.000 Britischen Pfund (etwa 13.500 Euro) je Elektroauto.
  • Verringerung des CO2-Ausstoßes von gut 60 Tonnen pro Jahr und E-Auto.
  • Jährliche Kostenvorteile für den Betreiber einer V2G-fähigen Flotte von 700 bis 1250 Pfund (gut 780 bis 1400 Euro) je E-Fahrzeug abhängig vom Nutzerprofil (Laufleistung & Ladeverhalten)

Unsere Forschung hat gezeigt, dass V2G dem Energiesystem einen großen wirtschaftlichen Nutzen bringen und gleichzeitig die CO2-Emissionen reduzieren kann“, erläutert Professor Goran Strbac vom Lehrstuhl für Elektrische Energiesysteme am Imperial College London. „Dabei zeigte sich, dass die zusätzliche Flexibilität, die mit V2G-Flotten einhergeht, die Systemeffizienz erheblich verbessern und Investitionen in neue CO2-arme Stromerzeugung reduzieren kann, während gleichzeitig die nationalen Dekarbonisierungsziele erreicht werden.“

Nissan, E.ON Drive und das Imperial College arbeiten bereits bei dem Projekt „e4Future“ zusammen. Dabei soll gezeigt werden, wie elektrische Transporter und Pkw das britische Stromnetz unterstützen und eine profitable, nachhaltige Lösung für Geschäftsflotten darstellen können. Es ist Teil eines V2G-Wettbewerbs, der vom Ministerium für Wirtschaft, Energie und Industriestrategie sowie dem „Office for Zero Emission Vehicles“ (OZEV) in Partnerschaft mit Innovate UK finanziert wird.

Nach einem großangelegten V2G-Test mit 20 Ladestationen, die vergangenen Sommer im europäischen Nissan Technikzentrum in Cranfield installiert wurden, folgt nun die Veröffentlichung des Whitepapers (hier als PDF verlinkt).

„Vehicle-to-Grid hat ein großes Potenzial, enorme Einsparungen zu erzielen – sowohl in finanzieller Hinsicht für Stromnetzbetreiber und Fahrzeugflotten als auch in ökologischer Hinsicht, da die CO2-Emissionen im gesamten britischen Stromnetz deutlich reduziert werden. Nissan steht an vorderster Front, um dieses Potenzial zu realisieren.“ – Andrew Humberstone, Geschäftsführer von Nissan Motor GB

Vehicle-to-Grid-Technologie als Umsatzbringer

Die bi-direktionale Ladetechnik ermöglicht den Stromfluss in beide Richtungen: zu und von den Hochvoltbatterien von Elektrofahrzeugen. Angeschlossen an ein Vehicle-to-Grid-System kann die in den Akkus gespeicherte Energie bei hohem Strombedarf wieder an das Stromnetz zurück gespeist werden. Aufgeladen werden die Fahrzeuge bei geringerer Nachfrage oder überschüssigem Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Dadurch sinkt die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen. V2G spielt damit eine wichtige Rolle bei der Reduzierung des CO2-Ausstoßes. Es kann auch Kapazitäten in den Stromnetzen freisetzen, die den Strom über das ganze Land verteilen.

Flottenfahrzeuge eignen sich ausgezeichnet für V2G-Anwendungen: Sie weisen regelmäßige und vorhersehbare Nutzungsmuster auf und kehren am Ende des Arbeitstages oft zur Basis zurück, wo sie über Nacht ungenutzt parken. Dies bietet perfekte Bedingungen: Die in den Batterien gespeicherte Energie lässt sich nutzen, ohne dass die Einsatzbereitschaft eingeschränkt wird. Auch in Deutschland gibt es bereits Pilotprojekte für V2G-Anwendungen. Ein Nissan Leaf, welchen der Autohersteller gemeinsam mit dem Netzbetreiber Enervie und dem Technologie-Unternehmen The Mobility House als Kleinkraftwerk für die Primärregelleistung einsetzte, erzielte mit seiner netzdienlichen Arbeit einen Umsatz von gut 1000 Euro im Jahr.

Quelle: Nissan – Pressemitteilung vom 13.01.2021

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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