Britische Studie belegt Einspar- und Erlöspotenziale von V2G

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Nissan

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Im langfristigen Kampf gegen den Klimawandel fällt einer emissionsfreien Mobilität eine tragende Rolle zu. CO2-Einsparpotenziale bergen dabei vor allem batterie-elektrische Fahrzeuge, die durch den Einsatz bi-direktionaler Ladetechnik und Vehicle-to-Grid-Systemen (V2G) sogar noch erheblich ausgeweitet werden können. V2G schont aber nicht nur das Klima, sondern bietet auch massive wirtschaftliche Vorteile. Zu diesem Ergebnis kommt eine britische Gemeinschaftsstudie von Nissan, E.ON Drive und dem Londoner Imperial College, deren Erkenntnisse nun in einem Whitepaper veröffentlicht wurden.

Neben Empfehlungen zu Anreizen, um die Einführung von Vehicle-to-Grid-Ladesystemen zu beschleunigen, geht das Paper auch auf einige Herausforderungen ein, die gerade in der An- und Hochlaufphase zu bewältigen sind. Hierzu gehört die Entwicklung eines zuverlässigen Geschäftsmodells im Kontext der sich entwickelnden Energiemärkte und deren Regulierung. Die wichtigsten Erkenntnisse aus der V2G-Studie:

  • Jährliches Sparpotenzial für den Betrieb des Stromnetzes in Höhe von 12.000 Britischen Pfund (etwa 13.500 Euro) je Elektroauto.
  • Verringerung des CO2-Ausstoßes von gut 60 Tonnen pro Jahr und E-Auto.
  • Jährliche Kostenvorteile für den Betreiber einer V2G-fähigen Flotte von 700 bis 1250 Pfund (gut 780 bis 1400 Euro) je E-Fahrzeug abhängig vom Nutzerprofil (Laufleistung & Ladeverhalten)

Unsere Forschung hat gezeigt, dass V2G dem Energiesystem einen großen wirtschaftlichen Nutzen bringen und gleichzeitig die CO2-Emissionen reduzieren kann“, erläutert Professor Goran Strbac vom Lehrstuhl für Elektrische Energiesysteme am Imperial College London. „Dabei zeigte sich, dass die zusätzliche Flexibilität, die mit V2G-Flotten einhergeht, die Systemeffizienz erheblich verbessern und Investitionen in neue CO2-arme Stromerzeugung reduzieren kann, während gleichzeitig die nationalen Dekarbonisierungsziele erreicht werden.“

Nissan, E.ON Drive und das Imperial College arbeiten bereits bei dem Projekt „e4Future“ zusammen. Dabei soll gezeigt werden, wie elektrische Transporter und Pkw das britische Stromnetz unterstützen und eine profitable, nachhaltige Lösung für Geschäftsflotten darstellen können. Es ist Teil eines V2G-Wettbewerbs, der vom Ministerium für Wirtschaft, Energie und Industriestrategie sowie dem „Office for Zero Emission Vehicles“ (OZEV) in Partnerschaft mit Innovate UK finanziert wird.

Nach einem großangelegten V2G-Test mit 20 Ladestationen, die vergangenen Sommer im europäischen Nissan Technikzentrum in Cranfield installiert wurden, folgt nun die Veröffentlichung des Whitepapers (hier als PDF verlinkt).

„Vehicle-to-Grid hat ein großes Potenzial, enorme Einsparungen zu erzielen – sowohl in finanzieller Hinsicht für Stromnetzbetreiber und Fahrzeugflotten als auch in ökologischer Hinsicht, da die CO2-Emissionen im gesamten britischen Stromnetz deutlich reduziert werden. Nissan steht an vorderster Front, um dieses Potenzial zu realisieren.“ – Andrew Humberstone, Geschäftsführer von Nissan Motor GB

Vehicle-to-Grid-Technologie als Umsatzbringer

Die bi-direktionale Ladetechnik ermöglicht den Stromfluss in beide Richtungen: zu und von den Hochvoltbatterien von Elektrofahrzeugen. Angeschlossen an ein Vehicle-to-Grid-System kann die in den Akkus gespeicherte Energie bei hohem Strombedarf wieder an das Stromnetz zurück gespeist werden. Aufgeladen werden die Fahrzeuge bei geringerer Nachfrage oder überschüssigem Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Dadurch sinkt die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen. V2G spielt damit eine wichtige Rolle bei der Reduzierung des CO2-Ausstoßes. Es kann auch Kapazitäten in den Stromnetzen freisetzen, die den Strom über das ganze Land verteilen.

Flottenfahrzeuge eignen sich ausgezeichnet für V2G-Anwendungen: Sie weisen regelmäßige und vorhersehbare Nutzungsmuster auf und kehren am Ende des Arbeitstages oft zur Basis zurück, wo sie über Nacht ungenutzt parken. Dies bietet perfekte Bedingungen: Die in den Batterien gespeicherte Energie lässt sich nutzen, ohne dass die Einsatzbereitschaft eingeschränkt wird. Auch in Deutschland gibt es bereits Pilotprojekte für V2G-Anwendungen. Ein Nissan Leaf, welchen der Autohersteller gemeinsam mit dem Netzbetreiber Enervie und dem Technologie-Unternehmen The Mobility House als Kleinkraftwerk für die Primärregelleistung einsetzte, erzielte mit seiner netzdienlichen Arbeit einen Umsatz von gut 1000 Euro im Jahr.

Quelle: Nissan – Pressemitteilung vom 13.01.2021

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Stevie:

ich glaube auch nicht, daß du mir den Strom an so einem Tag anbieten würdest, da du jede KWh selbst für deinen Tee brauchst. Vermutlich würdest du ihn mir eher an einem sonnigen windigen Sommersonntag anbieten, wobei ich dich dann ganz ehrlich fragen würde, was du mir denn bereit wärst zu bezahlen, wenn ich dir deinen Strom abnehme?

Stevie:

Um was geht es dir eigentlich, um ein möglichst umweltfreundliches System oder um die Bekämpfung der Großkonzerne mit Ihren Lobbiisten?
Das gab es schon mal vor 30 Jahren, damals stigmatisierte die Umweltlobby Strom als – des Teuefels- angeblich wegen der Umwandlungsverluste (Sekundärenergie). Dass sie sich heute um 180 Grad gedreht haben, zeigt nicht nur deren Opportunismus, sondern auch um was es Ihnen wirklich geht, damals wie heute die Zerstörung der Strom- und Energiekonzierne als Aushängeschilder des Kapitalismus.

Stevie:

Ja Holz haben wir genug, aber auch Holzköpfe. Im Süden Deutschlands gibt es schon Politiker, die dabei sind Kaminöfen als Luft verpestende „Wohlstandsfeuer“ auf die Verbotsliste zu setzen….

Stevie:

Danke Alex, es wundert mich dass du hier keinen Shitstorm initiiert hast, aber natürlich wäre es sinnvoller die Milliarden für Autobatterien und Ladestationen in den Bau eines ersten Flüssigsalzreaktors zustecken. China und Japan sind schon dran.

Hannes Bader:

Die britische Studie wird in der Pressemitteilung von Nissan stark verkürzt wiedergegeben. Die Pressemitteilung ist hier nur eins zu eins gespiegelt, so dass man auch sagen muss, dass hier Nissan für die Verkürzung verantwortlich ist. In der verlinkten PDF steht auf Seite 4, dass das Erlöspotential von 12.000 Britischen Pfund nur unter klar eingegrenzten Bedingungen möglich ist. Eine Bedingung ist, dass der Wert des Erlöses nur für eine Einbindung von 50.000 Fahrzeugen gilt. Bei einem Anschluss von 150.000 Fahrzeugen an V2G sinkt der Erlös auf ungefähr 600 Britische Pfund. (page 4, Value of V2G for electricity system operation). Das liegt einfach daran, dass der Bedarf an schneller Regelleistung begrenzt ist. Für die weiteren (langsameren) Regelleistungen wird dann ein geringerer Preis gezahlt. Momentan ist nach meinen Recherchen der maximale Preis für die schnellste Regelleistung auf 9999.99 €/MWh, d.h. ca. 10€ /kWh angehoben worden. Der tatsächliche Preis wird durch Angebot und Nachfrage geregelt. Wenn also sehr viele E-Fahrzeuge an V2G angeschlossen sind, kommt es auch dadurch zu einem Preisverfall für alle Kategorien der Regelleistung.
In der Studie wird auch berichtet, dass die Anschlüsse um ins Netz zurück zu speisen signifikant teurer sind als normale Ladeanschlüsse. Diese müssen sich ja auch irgendwie amortisieren für den, der sie bezahlt (egal ob Netzbetreiber oder Fahrzeugeigentümer). Es werden auch noch weitere Themen, wie intelligentes Laden betrachtet und verschiedene Szenarien durchgespielt. Schön wäre es, wenn die PDF auch in einer ordentlichen deutschen Übersetzung verfügbar wäre.
Wenn es mit dem V2G noch auf sich warten lässt, sollte man nicht immer nur Lobbyisten dahinter vermuten, da ja auch EON die Studie mitfinanziert hat. Es ist technisch eben nicht einfach in vielerlei Hinsicht. Das eine oder andere wird sich vermutlich auch nicht lohnen (mit anderen Worten, es geht auch billiger).
Ich komme zu dem Schluss, dass das was sich mit den 50.000 V2G-Anschlüssen machen ließe auch mit Depots für Wechselakkus viel einfacher realisieren ließe. Die Akkus, die dann in den Depots bereitliegen, würden sich zumindest anfänglich selbst finanzieren und wären 24h 7 Tage die Woche verfügbar, mit einer größeren Bandbreite als die Akkus in den Fahrzeugen, die auch während der normalen Arbeitszeit nicht zur Verfügung stehen würden.
In der Studie wird versucht alle Szenarien sowohl hinsichtlich ihrer positiven als auch ihrer negativen Auswirkung auf den CO2-Ausstoß und die Kosten zu beleuchten.

alex:

Der Einwand ist nicht so verkehrt.Der Strom wird nicht mehr wenn man ihn aus den Autos wieder raussaugt und sie damit unfahrbar macht oder zumindest die Reichweite einschränkt.
Da immer mehr Kohle und Kernkraftwerke abgeschalten werden und gleichzeitig die E-Mobilität wächst was natürlich toll ist sollte man einmal darüber nach denken ob man nicht
AKW,s der neuesten Generation auf Thorium Basis baut.
Deren Abfälle strahlen nicht für Millionen Jahre sondern sind nach wenigen hundert jahren
nicht mehr gefährlich.Vielleicht kommt man da noch weiter runter.
Zudem kann man die alten AKW Abfälle dort „verfeuern“ und entschärfen.

Skodafahrer:

Die Autoindustrie schwenkt auf Elektroautos um. Große Teile der Zulieferindustrie sind gegen das Austauschen der Zulieferer für Verbrenner – Technik gegen Zulieferer für Elektroauto – Technik.
Die Elektroindustrie und die Stromversorger sind klar für das Elektroauto.

bergfex:

Stevie: Mit Gas oder Holz kann man heizen und auch kochen! Gerade im holzreichen Österreich geht das doch. Hier im Bayerischen Oberland ist es neben dem Schneefall übrigens gerade ziemlich stürmisch, da gibt es viel Windstrom zum Kochen. Und wir verkaufen gerne unseren Windstrom nach Österreich, damit Du Deinen heißen Tee kriegst.
Und wenn das V2G mal wirklich flächendeckend funktioniert, kannst auch bei Windstille, bei Nacht und Nebel elektrisch kochen. Das ist ja der Sinn von V2G.

bergfex:

Powerwall Thorsten:
Ich wohne auch in Süddeutschland, und hier gibt es sehr wohl Windkraftanlagen. Die nächsten drei stehen ca. 5 km von meinem Haus weg. So viele wie in den windreichen Gegenden Deutschlands sind es hier aber nicht.
Ich interessiere mich schon länger für die V2G-Technik, hatte mir sogar mal einen Leaf gekauft, der das angeblich kann. Meine diesbezüglichen Anfragen bei Nissan und Mobility-House wurden aber nicht einmal beantwortet. Nach meiner Kenntnis ist das V2G noch immer nicht über das Versuchsstadium mit Chademo hinaus. Und CCS kann es bislang m.W. überhaupt auch nicht.
Alles leider jahrelange Zukunftsmusik, getreu dem Motto: Es gibt viel zu tun, warten wir’s ab …

Powerwall Thorsten:

Na Gott sei Dank gibt es 1. noch Wasserkraftwerke und2.) Pumpspeicherwerke.

Bei uns hier in Süddeutschland hat es heute Nacht ziemlich gestürmt – zum Glück haben wir hier keine Windkraftanlagen (Ironie off)

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