Audi Brüssel: Diebstahl und Proteste stoppen Produktion

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Audi plante eigentlich, in dieser Woche die Produktion im Brüsseler Werk wieder aufzunehmen, doch die Bemühungen scheiterten, wie die Automobilwoche berichtet. Seit Montag sind demnach die Werkstore geschlossen, die rund 3000 Beschäftigten können das Werk in der belgischen Hauptstadt nicht betreten. Die Rückkehrbereitschaft der Mitarbeiter:innen sei begrenzt, nur ein Teil von ihnen war demnach bereit, die Arbeit wieder aufzunehmen.

Zudem kam es zu Vorfällen, bei denen Schlüssel von etwa 200 fertiggestellten Q8 e-tron gestohlen worden seien. Die Autos seien bereits für die Auslieferung vorgesehen, doch die Schlüssel blieben als Druckmittel in der Hand der Belegschaft. Die Beschäftigten machten deutlich, dass sie die Schlüssel nur zurückgeben würden, wenn es Klarheit über die Zukunft des Standorts gibt. Am Dienstagnachmittag wurden die Schlüssel zwar wieder übergeben, doch die Situation bleibt angespannt.

Die Lage verschärfte sich weiter, als Audi-Beschäftigte am Montag eine Protestaktion vor dem Werk durchführten. Sie entzündeten vier Autoreifen vor dem Eingangstor, um das Audi-Logo zu symbolisieren und ihren Unmut über die aktuelle Situation zum Ausdruck zu bringen. Für den kommenden Montag ist eine größere Kundgebung geplant. Dort soll auch die Frage geklärt werden, ob die Belegschaft weiterhin bezahlt wird, obwohl die Werkstore geschlossen sind und die Produktion aufgrund der Proteste ruht.

Die Zukunft des Werks in Brüssel ist nach wie vor unklar. Audi setzt auf Gespräche mit den Beschäftigten und den Sozialpartnern, um eine Lösung zu finden. Am kommenden Sonntag wird Thomas Bogus als neuer Werksleiter eingesetzt und ersetzt damit Volker Germann, der das Werk bislang geleitet hat.

In den kommenden Wochen dürfte die Belegschaft mit großer Entschlossenheit auf ihre Forderungen pochen. Belgien ist laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung das Land in Europa mit den meisten Streiktagen. Zwischen 2012 und 2021 fielen dort durchschnittlich 96 Arbeitstage je 1000 Beschäftigte aus. Im Vergleich dazu verzeichnete Deutschland im gleichen Zeitraum 18 Streiktage, während die Slowakei gar keine Streiktage meldete. Die Bereitschaft zu weiteren Arbeitskampfmaßnahmen in Brüssel könnte also hoch sein.

Audi will besonnen handeln

Audi-Produktionsvorstand Gerd Walker zeigte sich besorgt über die angespannte Lage und betonte in einem Interview mit der Automobilwoche die Notwendigkeit, besonnen zu handeln. Er appellierte an alle Beteiligten, sich konstruktiv in den Dialog einzubringen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen, die im Interesse aller liegen.

Das Elektro-SUV Q8 e-tron wird derzeit in Brüssel produziert, jedoch blieb die Nachfrage nach diesem Modell hinter den Erwartungen zurück. Am 9. Juli kündigte Audi daher einen Restrukturierungsprozess an, der möglicherweise in der Schließung des Werks enden könnte. Das Unternehmen prüft aktuell die Option, das Werk an einen externen Käufer oder Investor zu veräußern. Die kommende Zeit wird zeigen, ob es Audi gelingt, die angespannte Situation zu entschärfen oder ob weitere Protestaktionen und Streiks folgen werden.

Quelle: Automobilwoche – Belegschaft protestiert: Audi verriegelt Werk Brüssel

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Pedro G.:

Die Produktion in ein zu schließenden VW-Werk verlagern ?

Hondo:

So blöd ist nur Musk, um so ein Werk in einem Krisengebiet zu kaufen (oder eines dort zu bauen)

steinpilz:

Am besten an BYD verkaufen. Die können dann dort ihre Autos fertig zusammenstecken und den Zoll sparen. So wie Tesla es gemacht hatte.

Rolando:

Tja, unter den Bedingungen machen die Konzerne lieber solche Standorte dicht.

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