Audi erwägt Investorensuche für Brüsseler Werk

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Nach vier Wochen Betriebsferien im Audi-Werk in Brüssel sollte die Produktion des Q8 e-tron in der vergangenen Woche eigentlich allmählich wieder anlaufen. Doch die Bänder bleiben still. Auch vergangene Woche gab es keine Produktion des einstigen Vorzeigemodells aus Ingolstadt. Die Lage bleibt angespannt, und die Mitarbeiter:innen wurden für eine weitere Woche freigestellt, wie wir bereits vergangene Woche berichteten. Der Konflikt zwischen der Werksleitung unter Volker Germann und der Belegschaft, unterstützt von der Gewerkschaft ACV Metea, hätte sich zugespitzt. Der Unternehmensrat sei Ende vergangene Woche erneut zusammengekommen, aber konkrete Ergebnisse blieben aus, wie die Automobilwoche berichtet.

Gleichzeitig versammelten sich Gewerkschaften und Arbeiter vor dem Brüsseler Audi-Werk zu einer Kundgebung. Dort machten die Gewerkschaften deutlich, dass die geplante schrittweise Wiederaufnahme der Produktion in dieser Woche nicht stattfinden werde. „Es werden keine Autos aus dem Werk kommen“, wurde laut der belgischen Zeitung Le Soir verkündet. Um einem möglichen Streik zuvorzukommen, wurden die Mitarbeiter:innen erneut freigestellt. Im Juli war bekanntgeworden, dass die VW-Tochter darüber nachdenkt, das Werk in Belgien zu schließen und den Q8 e-tron künftig in Mexiko herstellen zu wollen.

Am Freitag lud Audi zur Personalversammlung in die Forest-National-Konzerthalle ein. Doch auch hier blieb es bei vagen Aussagen. Rund 1000 Beschäftigte nahmen an der Veranstaltung teil, die laut dem belgischen Sender RTL in einer äußerst angespannten Atmosphäre stattfand. Das Ausmaß der betroffenen Arbeitsplätze beziffert nun das Handelsblatt: “Die beiden großen belgischen Gewerkschaften fürchten bei einer möglichen Schließung, dass bereits im Oktober 1500 Jobs wegfallen, im Mai 2025 könnten dann weitere 1100 Kündigungen folgen. Zudem stehen bis zu 1000 Jobs bei Zulieferern infrage.” Eine Bestätigung steht bisher aus.

Am Freitag äußerte sich Audis Produktionsvorstand Gerd Walker erstmals zur Krise im Brüsseler Werk. Gegenüber dem Handelsblatt erklärte er: „Wir prüfen alternative Szenarien, darunter auch eine Übernahme durch Investoren.“ Bereits zuvor kursierten Gerüchte, dass ein chinesischer Hersteller Interesse an dem Standort haben könnte. Diese Aussagen bieten den Beschäftigten jedoch wenig Hoffnung. Mit Unterstützung der Gewerkschaften planen sie für den 16. September eine Großdemonstration, um ihre Arbeitsplätze zu sichern und gegen die mögliche Schließung des Werks zu protestieren.

Die politische Unterstützung in Belgien bleibt unklar. Letzte Woche scheiterten die Bemühungen des rechtskonservativen Politikers Bart De Wever, eine neue Regierung zu bilden. Damit bleibt offen, wer in Zukunft die Regierung anführen und wie diese sich zur Situation des Audi-Werks in Brüssel positionieren wird. De Wever hatte während der Koalitionsgespräche deutlich gemacht, dass er Audi keine finanzielle Unterstützung gewähren wolle. Der kommissarische belgische Arbeitsminister Bernard Clerfayt nahm zuletzt jedoch an den Gesprächsrunden der Gewerkschaften teil.

Trotz der schwierigen Lage soll Audi planen, die Produktion in Brüssel wieder hochzufahren. In dieser Woche sollen vorbereitende Maßnahmen für die Produktionslogistik getroffen werden. Ein konkretes Datum für die Rückkehr der Mitarbeiter:innen an die Bänder gibt es jedoch bisher nicht.

Quelle: Automobilwoche – Audi-Werk Brüssel: Bänder ruhen – Zeichen stehen auf Konfrontation

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Yoyo:

Welcher Investor will denn den Laden übernehmen? Ich sehe keinen.
Angesichts der beengten Lage des Werks in Brüssel wird das sehr „herausforderdernd“…

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