ADAC-Präsident: „Es gibt keine Alternative zum E-Auto“

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Die große Elektro-Euphorie ist weg“, sagt zwar ADAC-Präsident Christian Reinicke in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung (SZ) angesichts der stagnierenden Verkaufszahlen von Elektroautos in Deutschland. Er stellt allerdings auch klar: „Wenn wir die Klimaziele erreichen wollen, gibt es keine Alternative zum möglichst breiten Umstieg auf Elektromobilität. Das ist einfach Tatsache“, so Reinicke.

Er fordert auch eine Versachlichung der Diskussion um die Antriebswende: „Die Tatsachen liegen doch auf dem Tisch, das Problem ist die Umsetzung – und das geht die gesamte Gesellschaft an“. Was genau die Probleme seiner Meinung nach sind: Allen voran die Autoindustrie, die es versäumt hat, günstige Elektroautos anzubieten, sowie die Politik, die klarere Bekenntnisse formulieren und entsprechende Maßnahmen in die Wege leiten sollte.

Vielleicht stimmt was nicht am Geschäftsmodell der deutschen Hersteller“, sagt Reinicke, zumindest was den deutschen Markt betrifft. „Ich fürchte, ihre E-Autos sind zu groß und zu teuer“, sagt der ADAC-Präsident. „Sie müssen in Sachen E-Mobilität auch etwas tun“, die breite Masse brauche „kleine und bezahlbare E-Autos, gerade für die Städte“, die deutsche Hersteller bislang nicht im Programm haben. Nun kommen solche Modelle „vermehrt aus China, und sie werden technisch und von der Sicherheit her zunehmend besser.“

Auch die Politik der vergangenen Jahre inklusive der Regierung Merkel habe einiges versäumt, etwa „ein klares, konkretes Ziel und ein positives Zukunftsbild vorzugeben“. Zuletzt habe das plötzliche Aus für die Umweltbonus genannte Kaufprämie dazu beigetragen, dass die Menschen verunsichert sind. „Es wäre hilfreich, wenn der Kanzler das Thema priorisieren würde“, so der ADAC-Präsident.

Denn aktuell sei es so, dass die E-Mobilität zwischen den Zuständigkeiten zerrieben wird: „Der Verkehrsminister sagt etwas anderes als die Umweltministerin, der Finanz- und der Wirtschaftsminister reden auch mit. Da gibt es große Abstimmungsdefizite in der Ampel“, kritisiert Reinicke im SZ-Interview. Elektromobilität aber müsse „eine Gemeinschaftsaufgabe der vier Ministerien sein.“

Der ADAC-Präsident fordert von der Politik eine bessere Kommunikation über die Vorteile von E-Autos und die (künftig sich verschärfenden) Nachteile von Verbrennern, zudem müsse es „klare, gerne auch ambitionierte Ziele geben“. Man müsse die Antriebswende besser erklären: „Die Menschen wollen wissen, was der Umstieg für sie bedeutet und wie er funktionieren kann“.

„Die Spritpreise werden steigen“

Aus Sicht der ADAC-Mitglieder sagt er, dass sie „Orientierung“ erwarten: „Sie wollen wissen, was E-Mobilität für sie heißt“, doch aktuell gebe es zu viele offene Fragen: „Wie entwickelt sich der Strompreis? Wie lade ich mein Fahrzeug und wo? Was ist mit dem Restwert meines Autos, wie lange kann ich das überhaupt fahren?“, seien Themen, die besonders Aufklärungs- und Handlungsbedarf hätten.

Hier sieht der ADAC-Präsident auch seinen Verband in der Verantwortung: „Wir informieren umfangreich und testen, um unsere Mitglieder bestmöglich zu beraten“. Dazu gehöre auch, auf das finanzielle Risiko hinzuweisen, das der Kauf eines Verbrenners mit sich bringt: Bei vielen Menschen sei „noch nicht angekommen, dass in den kommenden Jahren wegen steigender CO2-Abgaben auch die Spritpreise steigen werden“. Durchschnittlich seien es 50 Euro in diesem Jahr, das sei „noch verschmerzbar. Aber das wird absehbar zunehmen.“

Die Richtung, in die es antriebsmäßig gehen sollte, sei also klar: „Je schneller die Umstellung auf E-Mobilität gelingt, desto geringer ist das Risiko, dass das Autofahren eingeschränkt oder noch teurer wird.“

Quelle: Süddeutsche Zeitung – „Die große Elektro-Euphorie ist weg“

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Andreas V.:

Es heißt „kWh“ und „kWh/100km“ !!

adson:

Der erste Schritt wäre die Dieselsubvention schrittweise oder vollständig zu streichen.
Aber dann gehen halt die Lkw-Fahrer auf die Straße und legen den gesamten Verkehr lahm und dann wird auch hier jegliche Maßnahme zurückgenommen.

adson:

Die öffentlich rechtlichen Medien und die IN-Medien zu großen Teilen, versuchen diese Fragen, ohne gründliche Vorinformation, zu beantworten.
Dabei kommt mitunter ein hanebüchener Schwachsinn bei Raus. Hätten die sich nicht mal an Jemanden wenden können der sich mit der Thematik auskennt?
Ein besonders interessanter Beitrag war auf YT zu finden. Hier haben zwei durchaus technisch begabte junge Männer getestet wie weit ein e-Golf mit leerer Batterie kommt.
Meinen bewundernden Kommentar, in dem ich darum bat, auch mal einen Golf GTI mit leerem Tank zu testen, hat man leider gelöscht.

adson:

Da steht ja unser Dorf wesentlich besser da!
Wenn ich aus dem Fenster sehe, sehe ich gleich 4 BEV (mit meinem). Davon sind 2 über 65 Jahre. Einer hat eine PV und noch nie fremdgeladen (außer beim Kauf seines BEV).

adson:

Es wäre für Deutschland und dessen Wirtschaft wesentlich besser, preiswerte Energieträger von seinen Feinden zu kaufen, als wesentlich überteuerte Energieträger (die auch noch bei ihrer Förderung die Umwelt deutlich stärker belasten) von seinen Freunden zu kaufen.
Dann würden auch wesentlich mehr finanzielle Mittel für die Förderung der CO2-freien Energieträger verfügbar sein.

Smartino:

Welches Abgassystem reinigt die Abgas-Luft vom CO2?

Smartino:

„65+ sollte erstmall Fahrtauglichkeitstest machen“
Wir werden dich an deine Worte erinnern, wenn du mal 65 bist!!
BTW: vielleicht sollten gewisse junge Leute, (vor allem Männer) zuerst einen Charaktertest für die Fahrtauglichkeit bestehen müssen, bevor sie mit röhrenden PS-Monstern auf die Menschheit losgelassen werden.

casimir374:

Dieser Satz ist leider ein Mythos: „Wir haben moderne Abgas-Systeme entwickelt, welche die Luft beim Austritt sogar noch reinigen “ warum? Der DPF filtert im kalten Zustand auf den ersten paar km mehr Feinstaub aus der Luft. Jedoch wird der gesammelte Feinstaub inkl. der beim Verbrennen des Diesels entstehende Feinstaub beim Abbrennen des DPF wieder emittiert. Somit erzeugt ein Diesel mit DPF im Endeffekt mehr Feinstaub. Das Abbrennen des DPF wird bei den Abgasnormen jedoch nicht als Emission mit berücksichtigt. Ein Verbrenner erzeugt lokal immer COx, NOx und Lärm. Bei einem BEV werden diese Emissionen lokal jedoch nicht erzeugt. Außerdem trägt ein Verbrenner erheblich zur Erwärmung der Innenstädte bei, siehe Wirkungsgrad. Ja auch die aktuelle fossile Stromerzeugung erzeugt Emissionen, aber hier hat man einen deutlich höheren Wirkungsgrad, bessere Filter und kann die Abwärme zum heizen nutzen. Ab ca. 3.000 km/a hat ein Verbrenner eine schlechtere Umweltbilanz als ein BEV. Ein Verbrenner wird über die Laufzeit nicht sauberer oder leiser, ein BEV schon.

SpaßamLeben:

Leider ist dieses Forum ziemlich einseitig dargestellt. Die vielen Fragen z. B. bei Unfällen (Schadenhöhe), Kosten bei Ausfall der Batterie, Lade-Infrastruktur, tatsächlicher Umweltschutz des e-Autos usw. sind thematisiert worden, aber wenn es den „e-Anhängern“ nicht entspricht werden diese Meinungen niedergeprügelt.
Ich bin für einen dem Einsatzzweck entsprechenden Antrieb und das können viele sein. Leider hat sich die Diskussionskultur negativ entwickelt und kritische Töne sind nicht gewünscht. Das erinnert mich sehr stark an die Corona-Zeit – wo es um Querdenker, Impfgegner und und und ging. Ähnlich ist es beim Thema e-Antrieb leider auch.
Den größten Umweltschutz kann man durch das wohl überlegte Nutzen des Autos leisten. Feinstaub, Abnutzung, Neuanschaffung, Aufbau von Infrastruktur und vieles mehr ist eine Umweltbelastung, welche gerne unter den Tisch gekehrt wird. Ein lange genutztes Auto hat eine sehr gute Umweltbilanz.
Der Bund verdient bei allen Antrieben mächtig mit und da ist es egal ob Benzin/Diesel/Strom. Wir haben moderne Abgas-Systeme entwickelt, welche die Luft beim Austritt sogar noch reinigen und dann wird von „Dreckschleudern“ gesprochen. Das hört sich eher nach verbaler Entgleisung an. „ALTERNATIVLOS“ ist eine Aussage die grundlegend falsch ist, weil Alternativen wird es über die Entwicklung immer geben.

Jürgen K.:

Weiss man auch schon, wie der Staat den Verlust der Benzin- und Dieselsteuer generiert, wenn rein elektrisch gefahren wird? Vielleicht durch eine neue Stromsteuer? PV-Anlagen für jeden Bürger, um dass zu kompensieren?
Ich wohne in einer denkmalgeschützen Siedlung. PV-Anlage auf dem Dach ist immer noch verboten, außer man sieht sie nicht. Vielleicht im Keller installieren?

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