BMW-Chef Zipse: „Einige Automarken werden verschwinden“

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Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 3 min

BMW startet mit der Neuen Klasse, das größte Investitionsprojekt in der Geschichte des Unternehmens, in ein neues E-Auto-Zeitalter. Im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) erklärte BMW-Chef Oliver Zipse, was sich der Hersteller vom ersten neuen Modell, dem Elektro-SUV iX3, insbesondere in China erhofft, warum BMW seine Batterien nicht selber baut und wieso es ihn nicht wundern werde, wenn in den kommenden Jahren so mancher Autohersteller und Zulieferer von der Bildfläche verschwinden sollte.

Während BMW von allen Autoherstellern noch mit am stabilsten dasteht, können auch die Münchner mit dem Geschäft in China – dem weltweit mit Abstand größten Automarkt – nicht zufrieden sein. Nun soll es mit der nächsten E-Auto-Generation wieder aufwärts gehen: „Ja, ich bin überzeugt davon, dass wir mit der Neuen Klasse in China wieder wachsen werden“, sagt Zipse. „Denn die lokalen Modelle der Neuen Klasse sind so chinesisch wie noch nie“, erklärt er, sie enthielten „jede Menge Innovationen, die wir gemeinsam mit lokalen Techpartnern in China für China entwickelt haben. Genau darauf legen die chinesischen Kunden großen Wert.“

Auf den harten Preiskampf in China, der mehr und mehr vor allem lokalen Herstellern zum Verhängnis wird, will BMW sich nicht einlassen: „Das ist keine Basis für ein tragfähiges Geschäftsmodell“, kommentiert Zipse. Das ständige Unterbieten von Fahrzeugpreisen führe „vielmehr zu einer harten Auslese unter den Herstellern, die eben erst begonnen hat.“ Zipse geht – wie viele in der Autobranche – in den kommenden Jahren von einem „Ausscheidungsrennen“ aus, für das ein „tragfähiges Geschäftsmodell“ notwendig sei, „das ohne Subventionen erfolgreich ist“.

Die Herausforderungen gelten „für alle Hersteller und Zulieferer“ betont Zipse, der davon ausgeht, dass es „nicht jede Marke und jeden Konzern in Zukunft noch geben“ werde. Das aber sei „kein Novum. Es gibt in der Historie sehr viele Beispiele dafür, dass Marken verschwinden, andere kommen neu in den Markt. Warum sollte das jetzt anders sein?“

„BMW fährt hier den resilientesten Ansatz“

Die Frage, ob BMW bei der Zulieferung der wichtigsten Komponente seiner E-Autos – den Batteriezellen – nicht allzu abhängig sei von chinesischen und anderen asiatischen Herstellern, kontert Zipse: „Entscheidend ist, dass man nicht von einem einzigen Hersteller abhängig ist“, findet der BMW-Chef. Deshalb entwickle BMW die Batterietechnologie selbst und habe für die Massenproduktion Lieferverträge mit mehreren führenden Zelllieferanten abgeschlossen. So könne BMW den Wettbewerb am Markt für sich nutzen und mache sich selbst nicht abhängig von Rohstoffen. „Und die Batteriezelltechnologie entwickelt sich rasant weiter. Was machen Sie, wenn Sie in eine Zelltechnologie investiert haben, die nach zwei Jahren obsolet ist?“, fragt Zipse rhetorisch. Er zeigt sich „überzeugt: BMW fährt hier den resilientesten Ansatz.“

Eine eigene europäische Batteriezellenindustrie und den damit verbundenen politischen Wunsch nach Unabhängigkeit kann Zipse nachvollziehen, hält ihn aber „für unrealistisch“. Abhängigkeiten gebe es „immer und überall: Wir stellen als Autohersteller ja auch nicht den Kraftstoff selbst her.“ Der BMW-Chef ist der Meinung, dass vollständige Unabhängigkeit sogar noch mehr Risiko mit sich bringe, da man sich so „von Innovation und Wettbewerb“ abschneide.

Quelle: FAZ – „Die deutsche Autoindustrie braucht keinen Retter“

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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