15 Millionen E-Autos bis 2030 erfordert 5000 Zulassungen pro Tag

Cover Image for 15 Millionen E-Autos bis 2030 erfordert 5000 Zulassungen pro Tag
Copyright ©

Shutterstock / 224409601

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

LNG-Terminals, Windräder, Straßen, Schienen – in vielen Bereichen ist von einem neuen „Deutschlandtempo“ die Rede. Was heißt das für vollelektrische Pkw? Schließlich hat die Ampelkoalition laut Koalitionsvertrag das Ziel, mindestens 15 Millionen vollelektrische Pkw bis 2030 auf die Straße zu bringen. Aktuell liegt der Bestand bei etwas mehr als einer Million Fahrzeuge. Um das 15-Millionen-Ziel bis Ende 2030 zu erreichen, müssten in Deutschland im Schnitt täglich rund 5000 E-Autos neu zugelassen werden. Aktuell sind wir weit davon entfernt. Darauf verweist der Thinktank Agora Verkehrswende.

Im Januar 2023 lag der durchschnittliche Tagesabsatz nur bei 585 Neuzulassungen pro Tag, im Februar bei 1160. Am höchsten waren die Zulassungszahlen bislang im Dezember 2022 mit 3365 Neufahrzeugen pro Tag. Allerdings künstlich hochgetrieben aufgrund der ab dem darauf folgenden Januar deutlich niedrigeren Fördersätze im Rahmen des Umweltbonus. So oder so: Alles, was ab jetzt unter dem Soll liegt, müsste in den folgenden Monaten und Jahren durch umso höhere Absatzzahlen kompensiert werden.

Das Ziel, 15 Millionen vollelektrische Pkw bis 2030 in Deutschland auf die Straße zu bringen, ist zentral für die deutsche Klimaschutzstrategie und für die Zukunft der deutschen Automobilindustrie. Je schneller die Hersteller auf Elektromobilität umstellen, desto eher können sie wirtschaftlich erfolgreich sein“, sagt Christian Hochfeld, Direktor von Agora Verkehrswende. Die Bundesregierung habe viel aufzuholen, wenn das 15-Millionen-Ziel noch erreicht werden soll. „Bisher liegt der Absatz weit unter dem erforderlichen Soll“, so Hochfeld.

E-Auto-Zulassungen-Deutschland
Agora Verkehrswende

Durchschnittlich 5000 E-Pkw-Neuzulassungen pro Tag bis 2030 – das ist die Messlatte für das neue Deutschlandtempo beim Ausbau der Elektromobilität“, sagt der Direktor von Agora Verkehrswende. Ein wichtiger Hebel seien die europäischen CO2-Flottengrenzwerte. „Anstatt sich für eine Verschärfung des Kommissionsvorschlags einzusetzen, hat die Bundesregierung zuletzt sogar Zweifel aufkommen lassen, dass sie den über Monate ausgehandelten Kompromiss mitträgt“, missfällt Hochfeld der Stand der Diskussionen.

Die Zustimmung Deutschlands im EU-Rat ist entscheidend, um die Weiterentwicklung der CO2-Flottengrenzwerte abzuschließen und so die nötige Planungssicherheit für die Transformation der Automobilindustrie und den Ladeinfrastrukturausbau zu schaffen“, sagt Hochfeld. „Mit einer Enthaltung oder Ablehnung würde die Bundesregierung der Wirtschaft, dem Klimaschutz und Deutschlands Ansehen in Europa großen Schaden zufügen.

Das 15-Millionen-Ziel könnte eine Punktlandung werden

Unsere Meinung: Zwar hinkt Deutschland dem 15-Millionen-Ziel bis 2030 aktuell tatsächlich deutlich hinterher. Allerdings wird der E-Auto-Markt in den kommenden Jahren deutlich an Dynamik zulegen. Viele Autohersteller starten eine E-Modell-Offensive – und wollen zum Teil schon weit vor 2030 nur noch Elektroautos zum Verkauf anbieten. Die E-Quote bei den Neuzulassungen wird also unweigerlich höher mit der Zeit und sollte gegen Ende des Jahrzehnts weit über den 5000 E-Autos pro Tag liegen, die Agora Verkehrswende als notwendig erachtet. Schließlich kommen pro Jahr in Deutschland gut drei Millionen Pkw neu auf die Straße. Die Erneuerung der Flotte wird also mit steigendem Elektro-Anteil noch massiv an Fahrt aufnehmen.

Das 15-Millionen-Ziel? Es könnte eine Punktlandung werden. Aber nur, wenn die Weichenstellung dafür, die die Autohersteller bereits größtenteils angegangen sind, nun auch auf politischer Ebene mit mehr Nachdruck vorangetrieben wird.

Quelle: Agora Verkehrswende – Pressemitteilung vom 06.03.2023

worthy pixel img
Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
Sidebar ads

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Daniel W.:

Das Ziel ist leicht zu erreichen – 25% Verbrennersteuer auf alle neuen Verbrenner und die Kunden lassen zum großen Teil die Verbrenner beim Händler stehen, vorausgesetzt die Hersteller liefern genug (günstige) E-Autos.

Man kann den E-Auto-Käufern Steuergelder „in den Hintern schieben“, was den Staat und seinen Bürgern viel Geld kostet oder man lässt einfach die umweltverschmutzenden Verbrenner-Käufer zahlen.

Josef:

Das wird so und so nichts mit 15Mio bis 2030. Es sind noch 7 Jahre bis 2030 und in 2022 sind 2.6 Mio Autos insgesamt verkauft worden…wären dann ca. 18 Mio Autos bis 2030.
Da wir gerade mal bei 20% Marktanteil und nach Ansicht der OEMs bis 2030 bei 40 bis 50%…haben wir max. 5 bis 6 Mio eAutos

Ähnliche Artikel

Cover Image for MG zündet nächste E-Auto-Stufe: IM5 und IM6 setzen auf 800-Volt-Technik

MG zündet nächste E-Auto-Stufe: IM5 und IM6 setzen auf 800-Volt-Technik

Michael Neißendorfer  —  

Auf einer 800-Volt-Plattform aufbauend, versprechen die Elektroautos nicht nur flotte Ladezeiten sondern auch hohe Reichweiten und viel Leistung.

Cover Image for Munro Series M startet mit 20 Millionen Euro Auftragsvolumen

Munro Series M startet mit 20 Millionen Euro Auftragsvolumen

Sebastian Henßler  —  

Für härteste Einsätze gemacht: Munros elektrischer 4×4 bietet Nutzlast, Zugkraft und drei Aufbauformen – wartungsarm, geländetauglich und alltagstauglich.

Cover Image for Mit V2G und Heimladen bares Geld sparen: Ford zeigt, wie sich Elektromobilität rechnet

Mit V2G und Heimladen bares Geld sparen: Ford zeigt, wie sich Elektromobilität rechnet

Michael Neißendorfer  —  

Ein entscheidender Gamechanger in der Elektromobilität spielt sich nicht auf der Straße ab – sondern in der Einfahrt, wie Zahlen von Ford zeigen.

Cover Image for Rivian: Quad-Motor mit 754 kW Leistung für R1S und R1T

Rivian: Quad-Motor mit 754 kW Leistung für R1S und R1T

Sebastian Henßler  —  

Vier Motoren, 1625 Nm Drehmoment und Launch Cam: Rivian stattet R1T und R1S mit verbesserter Technik für Alltag und Offroad aus.

Cover Image for Wie Accumotive die Batterien für den Mercedes-Benz CLA fertigt

Wie Accumotive die Batterien für den Mercedes-Benz CLA fertigt

Michael Neißendorfer  —  

Mit der Serienproduktion der Batterien für den vollelektrischen CLA setzt die Mercedes-Benz Tochter Accumotive in Kamenz einen großen Meilenstein.

Cover Image for Nur 1990 Stück: VW bringt ID.3 GTX Fire + Ice

Nur 1990 Stück: VW bringt ID.3 GTX Fire + Ice

Sebastian Henßler  —  

Ultra Violet trifft auf Flaming Red: Der ID.3 GTX Fire + Ice erinnert an den Golf-Klassiker von 1990 – jetzt mit Elektroantrieb, Design von Bogner und 240 kW Power.