VW-Beschäftigte und Politik kritisieren Volkswagen-Sparpläne

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
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Volkswagen plant drastische Maßnahmen. Geplante Werksschließungen und massive Stellenstreichungen stehen im Raum, was nicht nur die Belegschaft alarmiert, sondern auch Politiker und Gewerkschaften auf den Plan ruft. Betriebsratschefin Daniela Cavallo informierte die Mitarbeiter über den geplanten Kurs. Die Konzernleitung plant laut Betriebsratsinformationen gravierende Einschnitte. So könnten bis zu drei Standorte in Deutschland geschlossen und viele weitere erheblich verkleinert werden. Dazu soll VW verschiedene Abteilungen ins Ausland verlagern und Outsourcing-Lösungen für bestimmte Aufgaben nutzen wollen.

Geplante Einschnitte und Abbau von Arbeitsplätzen bei VW

Diese Nachricht schlug bei den Betroffenen und in der Öffentlichkeit ein. Die Ankündigung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem VW seine langjährige Beschäftigungsgarantie aufgekündigt hat, wodurch betriebsbedingte Kündigungen ab Mitte 2025 möglich wären. Der Widerstand gegen die Pläne ist deutlich spürbar, wie das Manager-Magazin berichtet. Die IG Metall, die größte deutsche Industriegewerkschaft, hat sofort reagiert und übt scharfe Kritik am Vorgehen der VW-Führung. Thorsten Gröger, Bezirksleiter der IG Metall, bezeichnete die Pläne als inakzeptabel und als einen „tiefen Stich ins Herz“ der Beschäftigten. Für ihn zeigt die Konzernführung mit den Kürzungsplänen wenig Bereitschaft, eine zukunftsorientierte Lösung zu erarbeiten. Die Gewerkschaft fordert ein nachhaltiges Konzept, das auf Langfristigkeit setzt und den Beschäftigten eine Perspektive bietet, anstatt einseitig Kosten zu reduzieren.

Politische Stimmen haben sich ebenfalls gegen die Maßnahmen gestellt. Bundeskanzler Olaf Scholz machte klar, dass frühere Managementfehler nicht auf die Beschäftigten abgewälzt werden dürften. Für die Bundesregierung steht fest, dass der Erhalt von Arbeitsplätzen oberste Priorität hat. Auch Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies warnte das VW-Management davor, Standorte aufzugeben, da dies nicht nur Kapazitäten, sondern auch wichtiges Know-how kosten würde. Niedersachsen ist ein bedeutender Anteilseigner am VW-Konzern, was die politische Verantwortung noch weiter verstärkt. Ministerpräsident Stephan Weil und Kultusministerin Julia Willie Hamburg sind Mitglieder im VW-Aufsichtsrat und stehen fest an der Seite der Beschäftigten, besonders, wenn es um den Standort Wolfsburg geht, der über 60.000 Mitarbeiter beschäftigt.

In dieser angespannten Lage äußerte sich auch Verena Hubertz, Vize-Fraktionschefin der SPD im Bundestag, kritisch gegenüber den Plänen. Sie forderte die VW-Führung auf, ihrer Verantwortung nachzukommen und die soziale Partnerschaft im Unternehmen ernst zu nehmen. Die Konzernspitze solle sich am Verhandlungstisch um eine Lösung bemühen, die den Erhalt der Arbeitsplätze in den Fokus stellt. Auch Niedersachsens Oppositionsführer Sebastian Lechner (CDU) forderte die Landesregierung auf, entschlossen gegen mögliche Werksschließungen in Niedersachsen vorzugehen. Laut Lechner ist die Lage im VW-Konzern besorgniserregend. Für ihn ist es wichtig, dass Ministerpräsident Weil und die Landesregierung alles unternehmen, um die Standorte und damit die Arbeitsplätze in Niedersachsen zu sichern.

Widerstand der Gewerkschaften und politischer Druck auf VW

Der Druck auf das VW-Management wächst. Nicht nur die Gewerkschaften und die Politik, sondern auch die Beschäftigten selbst setzen sich aktiv zur Wehr. Mitarbeiter:innen in verschiedenen Werken wie Kassel-Baunatal, Wolfsburg und Zwickau äußerten ihren Unmut und kündigten entschlossenen Widerstand an. Carsten Büchling, Betriebsratsvorsitzender in Kassel, und sein Stellvertreter Christian Wetekam betonten, dass die Sparpläne des Managements keine einfache Verhandlungsstrategie seien. Vielmehr deuten sie auf einen grundsätzlichen Ausverkauf des Konzerns in Deutschland hin. Sie sehen in den Plänen einen möglichen Verlust der Technologieführerschaft und fordern die Konzernleitung auf, ein langfristiges und belastbares Konzept zu entwickeln. Mitarbeiter zogen mit Trillerpfeifen und Weckern vor Werkstore, um ihre Enttäuschung zu zeigen. Im Werk Zwickau beteiligten sich mehr als 6000 Mitarbeiter an einer Protestaktion.

Die Drohung eines „heißen Winters“ macht die Entschlossenheit der Beschäftigten deutlich. Sollte der Vorstand nicht auf die Forderungen eingehen, wollen sie spätestens am 1. Dezember bundesweit Protestaktionen starten und den Produktionsbetrieb lahmlegen. Am kommenden Mittwoch treffen sich VW und die Gewerkschaft in Wolfsburg zu einer weiteren Verhandlungsrunde. Hier könnte sich entscheiden, ob sich der Konzern auf eine Einigung einlässt oder ob es zu einem längeren Konflikt kommt. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die Konzernführung an ihrem Sparkurs festhält oder ob es zu einem Kompromiss mit der Belegschaft und den Gewerkschaften kommt.

Quelle: Manager-Magazin – VW-Beschäftigte und Betriebsrat drohen mit Blockade der Fabriken

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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thomas:

eine der großen Schwierigkeiten bei VW liegt in der Raffgierigkeit der Führung. Millionen und Abermillionen an aktuelle Vorstände, Vorstände im Ruhestand, abgehalfterte Vorstände, dann noch Aufsichtsräte….

ein weiterer Aspekt liegt in der Versorgungssicherheit der Mitarbeiter: wenig arbeiten mit Spitzengehältern. Hier in Sachsen zahlt kaum jemand mehr als VW bei weniger Arbeitszeit usw.
Diese Mentalität der Vollversorgung und des vermeintlichen Anspruchs auf noch mehr Geld und noch weniger Arbeitszeit trägt bestimmt nicht zur Wettbewerbsfähigkeit bei.

Der enorme Wasserkopf in der Verwaltung muss auch von irgendwas oder besser irgendwem bezahlt werden.

Ich weiß nicht, ob andere Konzerne (unabhängig von der Branche) auch die Führungen ab und bis zu einer bestimmten Ebene aller 3 Jahre austauschen.
Eine Verantwortung für das von dem jeweiligen Chef angerichtete Chaos ist da ja nie möglich. Stichwort: nach mir die Sintflut. Hauptsache ich habe mich profiliert, egal was in 3 Jahren damit passiert. Bin ja eh nicht mehr da.

Dann die Ignoranz gegenüber dem Handel und dem Kunde.
Man kann halt nicht das Produkt am Kunde testen und dann auftretende Probleme so lange verleugnen, bis die Gewährleistung abgelaufen ist. oder auf den Handel abwälzen.
Andere machen das anders (und besser).

Hochmut kommt vor dem Fall…

Daniel W.:

Vermutlich erleben wir hier den Anfang vom Ende der deutschen Autoindustrie.

Daimler will unbeirrt an seiner Premiumstrategie festhalten, obwohl ihm die zahlungskräftigen Kunden ausgehen dürften. BMW will ein Wasserstoff-Autos bauen, obwohl Daimler das Wasserstoffexperiment bei Autos wegen Unrentabilität beendet hat und Toyoto bei jedem Wasserstoff-Auto kräftig draufzahlt.

Während anderswo auf E-Autos, Radwege und Schienenverkehr gesetzt wird, kämpft Deutschland für den Verbrenner und noch mehr Straßenverkehr.

Die Älteren haben den Untergang der deutschen Unterhaltungselektronik mitbekommen, die Jüngeren können das wohl jetzt bei der Autoindustrie erleben.

Gregor:

Der Wasserstoff und eFuel Schaden ist angerichtet. Das tausende Cariad Mitarbeiter keine Konkurrenzfähige Software bauen konnten und am Puls der Zeit vorbei gebaut haben… das erinnert mich an mein letztes Nokia Telefon mit Symbian OS… einfach nicht mehr Konkurrenz fähig.

S. Eckardt:

Bei der Größe von VW muss man sich im Weltmarkt behaupten. Das geht dort entweder preiswert oder durch Vorsprung in Technik und Qualität. Entweder kann man das Eine oder das Andere – am besten Beides – um die Marktbedürfnisse zu befriedigen.
Wunschdenken hilft da nicht weiter.

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