Volvo testet erste Wasserstoff-Lkw

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Ein Lkw, der am Auspuff nur Wasserdampf abgibt, den benötigten Strom für seine E-Motoren im Fahrzeug selbst erzeugt und eine Reichweite von bis zu 1000 km schafft: Mit wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellen rückt diese Idee in den Bereich des Möglichen. Volvo Trucks hat bereits damit begonnen, Fahrzeuge mit dieser neuen Technologie zu testen.

Elektro-Lkw mit durch Wasserstoff betriebenen Brennstoffzellen eignen sich besonders für lange Strecken und schwere, energieaufwändige Einsätze. Um die Transportbranche zu dekarbonisieren, bietet Volvo Trucks schon heute batteriebetriebene Elektro-Lkw an, sowie solche, deren Antrieb über erneuerbare Kraftstoffe wie Biogas erfolgt. In der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts soll eine dritte CO2-neutrale Option ins Produktportfolio des Unternehmens aufgenommen werden – Elektro-Lkw mit durch Wasserstoff betriebenen Brennstoffzellen.

„Wir beschäftigen uns bereits seit einigen Jahren mit der Entwicklung dieser Technologie und es ist ein tolles Gefühl, die ersten Lkw erfolgreich auf der Teststrecke zu sehen. Das vielseitige Angebot an Elektro-Lkw mit Batterien und anderen mit Brennstoffzellen wird es unseren Kunden ermöglichen, sich gänzlich von CO2-Emissionen zu befreien, unabhängig von den jeweiligen Transportaufgaben.“ – Roger Alm, Präsident bei Volvo Trucks

Die Elektro-Lkw auf Brennstoffzellen-Basis sollen eine Reichweite aufweisen, die mit vielen Diesel-Lkw vergleichbar ist – bis zu 1000 km mit einer Wasserstoff-Füllung – bei einer Tankzeit von weniger als 15 Minuten. Das Gesamtgewicht kann rund 65 Tonnen oder sogar mehr betragen. Die beiden Brennstoffzellen sind in der Lage, 300 kW Strom zu erzeugen.

Die ersten Kunden der Pilotphase sollen in wenigen Jahren starten können, die Vermarktung ist bei Volvo für die zweite Hälfte dieses Jahrzehnts geplant. „Elektro-Lkw mit wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellen eignen sich besonders für lange Strecken und schwere, energieintensive Aufgaben. Sie könnten auch eine Option für Länder sein, in denen die Möglichkeiten zum Laden von Batterien begrenzt sind“, erklärt Roger Alm.

Eine Brennstoffzelle erzeugt ihren eigenen Strom aus dem Wasserstoff im Fahrzeug. Daher muss sie nicht von einer externen Quelle aufgeladen werden. Das einzige Nebenprodukt, das abgegeben wird, ist Wasserdampf. Die Brennstoffzellen werden von Cellcentric geliefert, dem Joint Venture zwischen der Volvo Group und der Daimler Truck AG. Cellcentric will in Deutschland eine der größten Produktionsanlagen für die Serienproduktion von Brennstoffzellen in Europa bauen, die speziell für schwere Fahrzeuge entwickelt wurde.

Wir gehen davon aus, dass die Versorgung mit umweltfreundlichem Wasserstoff in den nächsten Jahren deutlich zunehmen wird, da viele Industrien davon abhängen werden, um CO2-Emissionen zu reduzieren“, so Alm. „Wir können die Dekarbonisierung des Transportbereichs jedoch nicht mehr hinauszögern, denn bereits jetzt sind wir sehr spät dran. Meine klare Botschaft an alle Transportunternehmen lautet also: Schlagen Sie den Weg heute mit Batterieelektrik, Biogas und den anderen verfügbaren Optionen ein. Die Lkw mit Brennstoffzellen werden in wenigen Jahren eine wichtige Ergänzung für längere und schwerere Transporte sein.

Quelle: Volvo – Pressemitteilung vom 20.06.2022

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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rabo:

….möglicherweise sind Sie es schon (?); denn: H2 gibt es unbegrenzt (wie im Himmel, also auch auf Erden), während die Ökologie und die sozialverträgliche Nachhaltigkeit bei der Akkuproduktion – Lithium, Kobalt & C0 aus wasserarmen Entwicklungsländern – immer mehr zu wünschen lässt. Beide Systeme haben ihre Vorteile, wobei das Anwendungsspektrum bei H2 wesentlich größer ist. Taschenlampen hingegen werden wohl noch lange mit Batterien betrieben werden.

Wolfbrecht Gösebert:

„Eine Batterie rechnet sich nur, wenn sie oft benutzt wird.“

Klar – eben deswegen solltest Du verstehen lernen, welche Möglichkeiten Hand-wechselbare Batterieboxen für einen Ww mit unterstützendem Antrieb und Rekuperation (statt Auflaufbremse) bieten!

Daniel W.:

Schock für die H2-Freunde, beim Video zu den Stellantis H2-Transportern ist von 12,85 Euro pro kg H2 die Rede, der derzeitige hohe Erdgaspreis schlägt wohl auch auf den H2-Preis durch.

Opel, Citroën, Peugeot

Stellantis verpasst drei Transportern Brennzellen-Update

Video ==> n-tv.de/mediathek/videos/auto/Stellantis-verpasst-drei-Transportern-Brennzellen-Update-article23405685.html (Dauer: 5:21 min – 23.06.2022)

Die 9,50 Euro pro kg H2 sind wohl vorerst Vergangenheit und 12,85 Euro bedeuten eine Verteuerung von 35%.

… sind nun drei Wasserstoff-Tanks verbaut, die insgesamt 4,4 Kilo des Gases speichern können.

Zum Vergleich: Das Batterie-Modell (75 kWh) wird mit bis zu 328 km nach WLTP angegeben …

Der Tankvorgang des Gases soll in rund drei Minuten abgeschlossen sein. Dieser Wert ist in der Praxis nur im absolut optimalen Fall zu erreichen. Beispiele während des Fahr-Events zeigten, dass teils für rund 1,5 Kilo bereits mehr als drei Minuten benötigt wurden.

(Quelle: electrive.net/2022/06/16/opel-h2-transporter-vivaro-e-hydrogen-im-fahrbericht/ – 16.06.2022)

Die 4,4 kg H2 dürften „nur im absolut optimalen Fall“ in 3 Minuten getankt sein, eher rund 10 Minuten benötigen.

Die 400 km Reichweite der H2-Transporter nach WLTP ließen sich bei BEV durch 91,5-kWh-Akkupacks erreichen und von dem 525 kg Akkugewicht (Akasol 2023) blieben abzüglich 250 kg für BZ und H2-Tanks sowie rund 65 kg für den 10,5-kWh-Akkupack nur noch rund 210 kg als FCEV-Gewichtsvorteil.

Mit dem Megaladen dürfte sich auch die H2-Tankzeitenvorteile in Luft auflösen, 1.000 MW und 80 kWh netto, das wären knapp 6 Minuten oder real um die 10 Minuten Ladezeit für 400 km beim Transporter.

Die H2-Fraktion hat bei Fahrzeugen keine wirklichen Vorteile in der Praxis zu bieten – tut mir leid.

Wolfbrecht Gösebert:

„Ich kann bei einem FCEV weit autarker sein als bei einem BEV.“

So blöd möchte ich mal sein, ein techn. einfaches, eher preiswertes und gut (auch stufenweise) skalierbares, langlebiges Solar-/Batterie-Speichersystem durch ein teures, andauernd wartungsaufwendiges H2-System zu ersetzen – wenn ich doch auch so rd. 80% des Jahres (ja, auch in Norddeutschland! – da sind keine irrelevanten Beispiele aus Australien gefragt) den Strom weitgehend selber erzeugen kann! Für die übrigen 20% kann ich ja immer noch die Kosten tragen oder aber künftig ggf. auch Einnahmen durch V2G-Technik dagegenrechnen!

Philipp:

Das bezweifelt ja keiner. Aber warum sollte ich die BZ dann durch die Gegend fahren?

Ich kann die BZ lokal fest installieren und mit deutlich höheren Wirkungsgraden Strom erzeugen den ich dann bei Bedarf ins BEV lade.
Der Wasserstoff muss dann auch nicht zur Speicherung hochverdichtet/verflüssigt/tiefgefroren werden, weil ich stationär erst einmal kein Volumenproblem habe und ihn damit auch gasförmig speichern kann.

Daniel W.:

Mit BEV (aber auch mit Wärmepumpenheizungen für Gebäude und H2 als Pufferspeicher für Ökostrom) lässt sich die Energiewende in Deutschland und der EU für kleinere Firmen und Privathaushalte unabhängig von nichtdemokratischen Länder bewerkstelligen. Mit FCEV wird das schwierig, wenn man nicht den Großteil der Landesfläche mit PV und Windrädern zupflastern will.

Die großen Konzerne dürfen gerne H2 aus nichtdemokratischen Länder beziehen, aber nicht die kleinen Firmen und Privathaushalte mit deren Steuergeldern dafür bezahlen lassen – oder sie lassen gleich dort produzieren, wäre ja auch viel günstiger und das machen sie ja auch schon.

Arbeitsplätze in Deutschland? – Ford will E-Autos in Spanien produzieren lassen, also auf die großen Fahrzeug-Hersteller sollten wir uns nicht allzu sehr verlassen – Arbeitsplätze dürfte es eher im Handwerk geben bei der Montage von PV und Wärmepumpen sowie Dienstleistung in diesem Bereich.

Der Weg der Energiewende muss hin zur dezentralen Strom- und Energieversorgung für Fahrzeuge und Gebäude mit einem EU-weitem Stromnetz, das nur Überschüsse verteilt und im Notfall aushilft.

Captain Ahab:

In Australien macht sich gerade eine abgelegene Siedlung, bzw. Farm nach der anderen energie-autark. Das geht nur mit Wasserstoff.
Diverse Inseln weltweit sind daran, sich energieautark zu machen. Sie ersetzen die Dieselgeneratoren durch Brennstoffzellen, welche mit lokal produziertem H2 betrieben werden. Brennstoff-Lieferanten brauchen sie keine mehr.

Captain Ahab:

Ich kann bei einem FCEV weit autarker sein als bei einem BEV. Wenn ich will kann ich H2 für monatelangen Fahrbetrieb speichern.
Wie speichern Sie Strom für den Fahrbetrieb in 2 dunklen Januar-Wochen?

Captain Ahab:

Dann gehören wohl sämtliche etablierten Bus- und LKW-Hersteller und zusätzlich ein paar Newcomer (wie Hyzon) der ‚Wasserstoff-Lobby‘ an.
Nur Verschwörungsgläubige äussern sonst solche Sätze.

Captain Ahab:

Eine Batterie rechnet sich nur, wenn sie oft benutzt wird. Für 3 Fahrten im Jahr auf keinen Fall.

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