Volvo EX90 Fahrbericht: Neuer Herausforderer für Audi & BMW

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 4 min

Volvo will sich mit der Stellung als smarte Alternative zu den Premiumherstellern nicht mehr zufriedengeben. Den Sprung in ein neues Zeitalter soll der Volvo EX90 ermöglichen – elektrische Noblesse in der Luxusklasse.

Seit vielen Jahren kratzt Volvo laut vernehmbar an die Tür zur Premiumliga. Doch um ernsthaft gegen Marken wie Audi, BMW, Mercedes oder Cadillac reüssieren zu können, da fehlte es vor allem an Image, einem klaren Bekenntnis zum Luxus sowie leistungsstarken Motoren mit acht oder gar sechs Zylindern, denn mehr als vier Brennkammern schnitt man etwas ambitioniert in der vergangenen Generation ab und schickte sogar die charakterstarken Fünfzylinder in die Wüste.

Volvo EX90: Elektrische Oberklasse bei Volvo

Mit dem neuen Volvo EX90 werden die Karten neu gemischt, denn der neue Luxus-SUV wird mit Verbrennertechnik gar nicht erst angeboten. Rein elektrisch will Volvo werden und mehrfach wurde dies lautstark verkündet. Jetzt hat sich nahezu weltweit eine für viele wohl überraschend große Zurückhaltung beim Thema Elektroautos eingeschlichen und viele Marken raufen sich die Haare, wie man die einst totgesagten Verbrenner noch etwas länger als geplant am Leben erhalten kann.

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Dazu gehört auch Volvo, die neben dem rein elektrischen Vorzeigemodell des EX90 dem in die Jahre gekommenen Vorgänger mit Verbrennertechnik noch eine Modellpflege nebst Lebenszeitverlängerung spendieren. Jene Kunden, die sich vermeintlich für den neuen Volvo EX90 interessieren, sollen nicht an die internationale Konkurrenz verloren werden, weil man diesen auf der SPA-Plattform eben nur noch rein elektrisch anbietet.

Dabei gibt es nur wenige Gründe, wieso man den eigenen Oberklasse- oder Luxus-SUV nicht durch den rein elektrischen China-Schweden ersetzen sollte. Der bietet nicht nur das bekannt gefällige Volvo-Design und zeitgemäße Technik, sondern lässt einen kaum etwas vermissen. Zugegeben, das klare Bekenntnis zum Thema Luxus – das fällt Volvo unverändert schwer. Dort, wo die internationale Konkurrenz mit allen nur erdenklichen Sonderausstattungen, belederten Einzelsitzen mit elektrischer Verstellung, Großdisplays und maximaler Fahrerassistenz prahlt, steht Volvo auch mit seinem Aushängeschild zurück.

Nicht jeder will auf wollenen Sesseln Platz nehmen, auf kleine Displays oder Kunstlederflächen blicken und sich mit zurückhaltenden Assistenzsystemen zufriedengeben. Wer Kunden von Mercedes, Cadillac, Tesla oder BMW herüberlocken will, der muss wohl noch eine Schaufel nachlegen.

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Dabei bietet der ab 107.400 Euro teure Volvo EX90 ein exzellentes Gesamtpaket. Die Performance-Version bietet nicht allein 380 kW / 517 PS und ein maximales Drehmoment von imposanten 910 Nm, sondern den mehr als empfehlenswerten Allradantrieb. Knapp 2,8 Tonnen schwer, sollte man über den gerade einmal 200 kW / 272 PS starken Monoachsantrieb nicht eine Sekunde nachdenken.

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Für manchen dürfte beim allemal ausreichend stark motorisierten Topmodell jedoch die früh abgeregelte Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h sein. So langsam ist in der Oberliga niemand anders, und wenn die Schwestermarke Polestar zumindest 205 km/h schnell fahren darf, bietet das Topmodell angesichts der deutlich stärkeren Konkurrenz hier eine offene Flanke. Denn sonst bekennt sich der schwedische Allradler mit einem Spurtpotenzial 0 auf 100 km/h in 4,9 Sekunden durchaus zu seinen dynamischen Qualitäten; macht aber keinen Hehl daraus, dass er nicht mehr als einen souveränen Cruiser mimen möchte.

E-Cruiser mit mauer Ladegeschwindigkeit

Ein Cruiser, der etwas überraschend im Modelljahr 2025 auf die zeitgemäße 800-Volt-Technik und damit einen echten Ladeturbo verzichtet. Doch trotz der 400-Volt-Technik soll das Nachladen am Hypercharger mit bis zu 250 kW möglich sein und das 111 Kilowatt große Batteriepaket in rund einer halben Stunde auf zumindest 80 Prozent erstarken. Beim Onboard-Charger ist zumindest zunächst einmal bei 11 kW Schluss.

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Den Charakter des lässigen Cruisers unterstreicht auch die Abstimmung von Fahrwerk und Lenkung, denn für sein Gewicht von 2,8 Tonnen lässt sich der Familien-SUV mit Luxusambitionen flott und zügig im Langstreckenbetrieb bewegen. Das Platzangebot in den ersten beiden Reihen ist gut, obwohl sich die Fondsitze auch nicht vollelektrisch bewegen lassen. Die beiden Notsitze in der dritten Reihe sind allenfalls Kindern zuzumuten und hier haben sie in erster Linie in Nordamerika eine Bedeutung für Soccermums, die den eigenen Nachwuchs nebst Freunden zu Sport- und Freizeitaktivitäten chauffieren.

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Vernon:

Unsinniges Fahrzeug das nicht mehr in die Zeit passt.

Spiritogre:

Ein Auto mit Tablet(s)… wird Zeit, dass die in den 2020ern ankommen, insbesondere, da wir hier von Premium, wenn nicht gar beinahe Luxusklasse beim Preis reden. Das Auto ist kein Model Y. Der direkte Konkurrent Kia EV9 ist hierzulande nicht nur über 10.000 Euro günstiger sondern hat auch ein weitaus schöneres Interieur. Wobei die von Außen sicher Geschmackssache sind, wobei ich den Kia gerade von vorne weitaus attraktiver finde, der Volvo hat da irgendwie einfach seinen Benziner Kühlergrill abgedeckt.

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