Volkswagen: Smarte Netzintegration entlastet Stromnetze

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Elli, eine Marke des Volkswagen Konzerns, und die Mitteldeutsche Netzgesellschaft Mitnetz Strom hatten im Sommer 2022 ein bundesweites Pilotprojekt zur smarten Netzintegration von Elektroautos gestartet. Nun liegen erste Ergebnisse vor. An dem Projekt nahmen rund 20 Fahrerinnen und Fahrer der Volkswagen-Modelle ID.3, ID.4 oder ID.5 im Zeitraum von Juli bis September 2022 teil.

Wie der Hersteller in seiner Mitteilung ausführt wurde über private Wallboxen und mithilfe der Smart-Charging-App von Elli geladen. Die Ladevorgänge zwischen E-Autos und Netzbetreiber koordinierte ein Algorithmus im Hintergrund. Finanzielle Anreize optimierten das Nutzerverhalten. Einbußen beim Ladekomfort oder Engpässe im Stromnetz gab es keine. Der Gedanke dahinter war die E-Autos zu einem Teil des Energiesystems werden zu lassen.

Dies bringt entsprechende Vorteile mit sich, wie die Ergebnisse des Pilotprojekts und dazugehöriger Simulationen der Volkswagen-Tochter Elli und dem Netzbetreiber Mitnetz Strom nun aufzeigt. Das Projekt zeigte, dass mit Hilfe von smartem Laden vorhandene Netze besser ausgelastet und dabei rund 30 Prozent der CO2-Emissionen, die sonst bei der Erzeugung des Ladestroms entstehen, eingespart werden können.

Erzielt werden diese Effekte durch die zeitliche Synchronisierung, sodass vermehrt regional produzierter Grünstrom verwendet werden kann. In der Praxis werden Windkraft- oder Photovoltaik-Anlagen abgeschaltet, weil das Netz den Grünstrom nicht immer komplett aufnehmen kann. Allein im Jahr 2021 mussten in Deutschland rund 6.000 Gigawattstunden regenerativ erzeugter Strom abgeregelt werden. Damit hätten rund 2,4 Millionen E-Fahrzeuge ein ganzes Jahr lang fahren können.

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Der Anreiz für die Teilnehmenden am Projekt wurde direkt an das smarte Laden gekoppelt. So sei es möglich auf das Jahr umgerechnet, dank der variablen Netzentgelte, die Stromkosten zu verringern. Hochgerechnet sparte der Spitzenreiter über 70 Euro jährlich. Entsprechend gut wurde das Lademanagement akzeptiert: 240-mal gaben Teilnehmerinnen und Teilnehmer sogenannte Flexibilitätszeitfenster für ihre Ladevorgänge an. Sie erklärten sich bereit, das Aufladen netzdienlich zu verschieben. Zum Ende des Projekts gaben mehr als 80 Prozent an, dass sie an einer Weiterführung des Versuchs interessiert sind. In der Auswertung wurden außerdem keine Einschränkungen des Ladekomforts festgestellt.

„Das Pilotprojekt mit realen Ladevorgängen und optimierten anreizbasierten Ladestrategien hat gezeigt, welchen Mehrwert Elektroautos als mobile Powerbank für das Energiesystem bieten. Das ist ein wichtiger Schritt zum bidirektionalen Laden.“ – Dr. Niklas Schirmer, Vice President Strategy Elli

Ebenso spannend und wichtig zu wissen: In den örtlichen Stromnetzen entstanden während der dreimonatigen Testphase keine Engpässe. Im Gegenteil es sei möglich mit dem Projektansatz fünfmal so viele Elektroautos an das Stromnetz anzuschließen. Durch die Technologie werden sogenannte Netzeingriffe überflüssig. Wenn die lokalen Stromnetze in diesem Zuge entlastet werden, erwarten die Unternehmen künftig leichtere Genehmigungen von Wallboxen für weitere Haushalte.

Abschließend teilt VW mit, dass der Pilotversuch bundesweit stattfand. Dabei haben die Organisatoren die Infrastruktur eines von Mitnetz Strom betreuten Dorfes in der Umgebung von Halle virtuell nachgebildet. Mit einem Niederspannungsnetz und rund 50, vorwiegend in Einfamilienhäusern lebenden, Haushalten ähnelten die dortigen Rahmenbedingungen der Situation in vielen deutschen Gemeinden. Quelle: Volkswagen – Pressemitteilung

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Herwig:

Umweltpolitisch und wirtschaftlich höchst sinnvoll!
Es gibt jedoch zwei Problemkreise:
1.) Es kann nur funktionieren, wenn der Netzbetreiber die Kontrolle über die Wallboxen in seinem Versorgungsgebiet hat. Daher sollten sinnvollerweise jetzt schon Wallboxen nur dann genehmigt werden, wenn eine zentrale Steuerung der Ladungen zugelassen wird. Wenn einmal in jedem zweiten Haus eine WB installiert ist, ist es zu spät!
2.) Netzdienlicher Einsatz der Autoakkus ist ja nicht nur die lastoptimierte Ladung, sondern schließt ein, dass der Akku auch wieder entladen werden darf (V2G).
Das läuft jedoch dem aktuellen Garantiesystem zuwider: Der KFZ-Hersteller garantiert eine maximale Degradation bei einer bestimmten Gesamtlaufleistung. Und müsste dadurch für zusätzliche Ladezyklen durch netzdienlichen Einsatz haften! Es kann also nur funktionieren, wenn die Garantie auf Ladezyklen umgestellt wird. Dann ist es in der Hand des Fahrzeughalters, wie er diese generiert!

Michael:

Das macht ja Sinn und wird sich mittelfristig auch etablieren.
Aber 70 EUR p.a. erscheint doch recht wenig. Wer ist denn der wirkliche Nutznießer?

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