Trump ist zurück: Das bedeutet die US-Wahl für die deutsche Autoindustrie

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Volkswagen

Stefan Grundhoff
Stefan Grundhoff
  —  Lesedauer 4 min

Donald Trump wird nach aktuellem Stand der Auszählungen der 47. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Anders als von vielen erwartet, war die Wahl alles andere als knapp, bereits wenige Stunden nach Schließung der Wahllokale deutete alles auf einen Trump-Sieg hin. Doch was bedeutet das für die deutsche Wirtschaft und speziell für die Autoindustrie?

Die europäische Autoindustrie glänzt derzeit insbesondere mit schlechten Nachrichten. Audi, BMW, VW oder Mercedes – erst jüngst gab es Gewinneinbrüche bei vielen der deutschen Hersteller. Und der Wahlausgang in den USA wird die Probleme nicht kleiner werden lassen. Denn Donald Trump hat im Vorfeld der Wahlen kein Geheimnis daraus gemacht, dass er seinen Altslogan „America First“ auch in seiner zweiten Amtszeit mit jeder Menge Leben füllen will. Heißt, dass es solche Produkte schwerer haben werden, die nicht in den USA produziert werden. So soll die eigene Wirtschaft gestützt werden.

Bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten befinden sich große Fahrzeugproduktionen der europäischen und speziell der deutschen Autoindustrie in den Vereinigten Staaten. Die BMW-Werk in Spartanburg / South Carolina ist mit fast 500.000 Autos das weltweit größte BMW-Werk und seit langem größer als die Produktionsstätten in Deutschland, China oder anderen Teilen der Erde. Doch BMW produziert in den USA nahezu ausschließlich sein SUV-Modelle der größeren X-Baureihen. Volumenmodelle wie BMW 3er, 5er oder der exklusive 7er müssen auf dem Schiffsweg importiert werden.

Nicht anders sieht es bei Mercedes aus, denn auch der direkte Wettbewerber hat in Tuscaloosa / Alabama eine seiner weltweit größten Fertigungsstätten. Die Tuscaloosa Plant ist dabei insbesondere der Standort der SUV-Fertigung mit den Baureihen GLE, GLE Coupé sowie dem GLS und dem GLS Maybach. Seit 2022 werden dort ebenfalls die vollelektrischen Modelle EQS SUV und EQE SUV gefertigt und seit 2023 auch der neue Mercedes-Maybach EQS SUV. Die Batterien für die EQ Modelle kommen aus einer Batteriefabrik im nahe gelegenen Bibb County gefertigt. Limousinen wie C-Klasse, E-Klasse, S-Klasse oder der Einsteiger CLA werden jedoch ebenso wie bei BMW aktuell aus Deutschland in die USA importiert.

Auch die Produktion von Volvo, seit langem zum chinesischen Geely Konzern gehörig, in Charleston / South Carolina wächst an Bedeutung wie zuletzt mit dem neuen Luxus-SUV EX90. Etwas anders sieht es beim Volkswagen Konzern aus, denn auch wenn die Kernmarke in Chattanooga im Bundesstaat Tennessee Autos wie seine neuen Elektromodelle fertigen lässt, werden zahlreiche Modelle von VW, Porsche oder Audi aus Ländern wie Mexiko, Brasilien oder eben Deutschland in die USA eingeführt.

Autohersteller und Zulieferer unter Druck

Genau das will Donald Trump mit seiner Steuerpolitik deutlich einschränken. Für solche Waren, die aus Regionen wie Europa eingeführt werden, drohen zusätzliche Einfuhrzölle von aktuell geplanten 10 bis 25 Prozent. Zudem sollen Autos, die in Nordamerika gefertigt werden, von den Strafzahlungen nur dann ausgenommen werden, wenn ein nennenswerter Anteil lokaler Komponenten (local content) in ihnen verbaut ist. Das setzt nicht allein die Autohersteller selbst, sondern gerade auch die Autozulieferer unter Druck, deren finanzielle Situation deutlich angeschlagener ist als die der Autohersteller selbst.

Bosch, Continental, ZF, Aisin, Schaeffler oder Gestamp – kaum einer der großen Zulieferer befindet sich gerade nicht in einer schweren wirtschaftlichen Phase. Da kommen die schwächelnde Nachfrage aus China und erstarkende Wettbewerber in Asien genauso zur Unzeit wie ein neuer Produktionsfokus auf Nordamerika.

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Hätte es bei einem Sieg von Kamala Harris in den USA wohl einen stärkeren Umschwung Richtung Elektromobilität gegeben, so ist davon unter Donald Trump kaum auszugehen. Trump will die US-amerikanische Autoindustrie zu alter Stärke führen, wie er gerade in Michigan und in den Südstaaten vor den Werkern immer wieder betonte. Das dürfte nicht nur Elektroauto-Primus Tesla helfen, sondern auch den US-Riesen General Motors und Ford, die ihre Ambitionen im Bereich der Elektroautos zuletzt jedoch nennenswert reduziert haben. Die US-Wahl hat gerade auch Auswirkungen auf die anderen internationalen Großkonzerne wie Toyota, Hyundai oder Stellantis, die allesamt Fertigungen in den USA betreiben. Der Umschwung zur Elektromobilität wird sich trotz der Nähe von Donald Trump zu Elon Musk eher verlangsamen.

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Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist Firmeninhaber und Geschäftsführer von press-inform und press-inform consult. Er ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.

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Rolando:

Auch ohne Trump wird es für die deutsche Automobilindustrie eng. Es droht u.a. der Kodak bzw. Nokia Effekt und die hohe Löhne im Vergleich zu anderen Metallbranchen tun ihr Übriges um die Wettbewerbsfähigkeit bzw. die Gewinne zu schmälern. Trotzdem wird immernoch viel Geld verdient. Die Frage ist wie lange noch? Das Alleinstellungsmerkmal mit den besten Motoren ist dahin.

Jakob Sperling:

1933

Dagobert:

Trump hat gewonnen, die Ampel ist am Ende, aber Wissing bleibt im Amt.

Ich kann mich nicht daran erinnern wann es zuletzt politisch so schöne 24h gab!

Peter:

Nachdem nun in DE in 2025 die AFD regieren wird, fallen halt 800k Arbeitplätze bis 2030 in Deutschland weg, man will ja das Technologiemuseum Deutschland mit dem perfekt durchentwickeltem Verbrenner retten den man dann nur noch in DE verkaufen kann.

Daniel W.:

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Trump ist zurück: Das bedeutet die US-Wahl für die deutsche Autoindustrie
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Wahrscheinlich wird die deutsche Autoindustrie noch schneller „den Bach runtergehen“ als ohne Trump.

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