Finale Testphase für elektrischen Renault 5

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Der rein elektrische Renault 5 unterzieht sich bereits einigen Härtetests: Im Rahmen eines umfangreichen Entwicklungsprogramms absolvieren neun Prototypen der rein elektrischen Neuauflage des Kultmobils umfangreiche Fahrversuche unter teils extremen Bedingungen, wie Renault mitteilt. Plattform, Antriebsstrang und Batterie der Versuchsträger seien technisch bereits identisch mit dem zukünftigen Serienfahrzeug. Nur das Äußere der Prototypen, auch „Mules“ („Maultiere“) genannt, entspricht noch dem Renault Clio. Ein kleines, aber wichtiges Detail ist die Klappe für die Ladedose, die auf den rein elektrischen Antrieb unter der Haube verweist.

Die finale Erprobungsphase für den kommenden elektrischen R5 erfolgt sowohl bei Wintertests auf Eis und Schnee in Arvidsjaur (Schwedisch Lappland) als auch bei Fahrten in den Renault Technikzentren Lardy bei Paris und Aubevoye in der Normandie. Das Renault Testzentrum Aubevoye verfügt über eine Infrastruktur, um die ganze Bandbreite an Alltagsbelastungen von Serienfahrzeugen zu simulieren: Auf 613 Hektar finden sich 35 Teststrecken mit einer Gesamtlänge von 60 Kilometern, 42 Prüfstände, 2 Windkanäle und 18 Korrosionskammern. Das weitläufige Gelände ist von einem 272 Hektar großen Waldgebiet umgeben – um die Prototypen vor neugierigen Blicken zu schützen.

Bei den Tests in Arvidsjaur im hohen Norden Schwedens werden die Fahrzeuge extremen Belastungen ausgesetzt. In nächster Nähe zum Polarkreis herrschen an manchen Wintertagen bis zu minus 30 Grad Celsius mit pausenlosem Wind. Der ideale Ort, um die elektrischen Prototypen auch unter widrigsten Bedingungen eingehend zu erproben. Dabei stehen nicht nur Elektromotor und Antriebsbatterie im Fokus, auch die Leistungsfähigkeit von Bordsystemen wie Heizung und Scheibenenteisung wird überprüft. Außerdem wollen die Entwicklungsteams sicherstellen, dass Bremsen, Stoßdämpfer und das elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) auf Schnee einwandfrei funktionieren. Weitere Tests zielen auf die Bremsen ab, da schon feine Pulverschnee-Ablagerungen zu Fehlfunktionen führen können. Viele dieser Szenarien lassen sich in einer Testanlage nicht reproduzieren, sondern liefern erst unter Realbedingungen wertvolle Erkenntnisse.

Mit den ersten Prototypen-Tests wollten wir ermitteln, ob die Entwicklungsrichtung stimmt, die wir beim neuen elektrischen Renault 5 bezüglich Komfort und Fahrverhalten eingeschlagen haben“, sagt Jérémie Coiffier, Technischer Direktor der B-EV-Familie. Er geht davon aus, dass das neue Modell „in der Topliga seines Segments“ spielen werde. Entsprechend motiviert wollen die Entwickler wir die finale Abstimmung bis zur Markteinführung im kommenden Jahr fortsetzen.

Die neue CMF-B-EV-Plattform: Technikbasis mit Potenzial

Der neue Renault 5 wird das erste Serienmodell auf Basis der CMF-B-EV-Plattform der Allianz Renault-Nissan-Mitsubishi sein. „CMF“ steht für Common Module Family, „B“ für B-Segment und „EV“ für Elektrofahrzeug. Mit der neu entwickelten Technikbasis will der französische Automobilhersteller eine der wettbewerbs- und leistungsfähigsten Plattformen in der Kleinwagenklasse bereitstellen. 70 Prozent der Teile stammen von der CMF-B-Plattform, auf der etwa Clio und Captur aufbauen.

Renault-5-Entwicklung-Motor-Batterie
Renault

Im Vergleich zum Renault Zoe soll die CMF-B-EV-Plattform 30 Prozent günstiger in der Herstellung sein, so die Franzosen. Das modulare Konzept ermögliche die Entwicklung einer neuen Generation von Elektroautos mit unterschiedlichen Spurbreiten und Radständen, die verschiedene Karosserietypen und -formen zulassen. Der künftige Renault 5 soll Maßstäbe für Dynamik und Fahrspaß setzen, so der Anspruch der Renault-Ingenieure. Das Fahrwerk etwa verfügt über eine Mehrlenker-Hinterachse, wie sonst nur in höheren Fahrzeugklassen üblich, und einen E-Auto-typischen niedrigeren Schwerpunkt dank der im Fahrzeugboden integrierten Batterie.

Kompakte Motorbauweise, geringes Gewicht

Ein weiteres Kennzeichen der CMF-B-EV-Plattform ist der kompakte Motorraum, da der Elektromotor weniger Platz benötigt als ein konventioneller Verbrennungsmotor. Das Elektroaggregat des neuen Renault 5 basiert auf dem fremderregten Synchronmotor, der auch den Zoe E-Tech Electric und Megane E-Tech Electric antreibt. Er ist nicht nur leistungsfähiger als ein Permanentmagnetmotor, sondern kommt auch ohne Seltenerdmetalle für Magneten aus, was sowohl die Kosten als auch die Umweltbelastung in der Produktion senkt.

Darüber hinaus profitiert der Motor von einer neuen internen Architektur, die vier Hauptkomponenten kombiniert: die Leistungselektronik, die den Elektromotor antreibt; den DC/DC-Wandler, der die 400-V-Spannung der Batterie in 12 V umwandelt; das Batterieladegerät; und das Batteriemanagementsystem.

Zusammengefasst erlauben die vier Komponenten mit ihren unterschiedlichen Funktionen ein einziges, kompaktes Gehäuse, was den Antrieb kleiner und leichter macht. Der künftige Elektromotor im Elektro-Fünfer ist rund 20 Kilogramm leichter als der des Zoe und soll mehr Fahrspaß und Dynamik bieten als sein Vorgänger. Das neue Batteriepaket trage ebenfalls zum gelungenen Konzept bei. Der Wechsel von den 12 Batterie-Modulen beim Zoe zu jetzt nur noch vier großen Modulen bedeute eine einfachere und 15 Kilogramm leichtere Architektur. Die in einer einzigen Ebene angeordneten Module passen genau in die neue Plattform. Ergebnis: Der künftige Renault 5 werde bei weniger Bauraum mehr kWh Kapazität bereitstellen.

Die Anordnung der Batterie im Kern der Plattform sorge darüber hinaus für einen optimalen Schutz des Akkus. Im Gegenzug erhöht der Energiespeicher die Steifigkeit der Unterboden-Konstruktion, was etwa auch die Akustik verbessert und zu mehr Fahrvergnügen beiträgt.

Quelle: Renault – Pressemitteilung vom 30.03.2023

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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rabo:

„Zusammengefasst erlauben die vier Komponenten (die Leistungselektronik, die den Elektromotor antreibt; den DC/DC-Wandler, der die 400-V-Spannung der Batterie in 12 V umwandelt; das Batterieladegerät; und das Batteriemanagementsystem) mit ihren unterschiedlichen Funktionen ein einziges, kompaktes Gehäuse“

  1. Heißt das, daß es (endlich) keine zusätzliche 12V Starterbatterie mehr gibt ? Diese hat sich bei meinem Smart EQ in 4 Jahren schon 3-mal verabschiedet. Nix ging mehr, und nur die ersten beiden wurden auf Garantie ersetzt. Jetzt erhaltungslade ich sie selbst über den Zigarettenanzünder, den ich dafür auf Dauerstrom umbauen ließ.
  2. Wie sieht es mit der Garantie für das „einzige Gehäuse“ aus? 8 Jahre ? Bei meinem Smart EQ fiel nach 3 Jahren die EUR 17.000 teure HV Batterie aus. Sie wurde auf Garantie (und 4,5 Monaten Werkstattaufenthalt wegen Lieferschwierigkeiten aus China) von Mercedes ersetzt. Nur 1 Woche später fiel dann der OBL (Batterieladegerät) aus, auf den es aber nur 2 Jahre Garantie gab. Die EUR 5.500 dafür mußte ich selbst tragen.
Walter Pfeid:

Der „Ur-R5“ war zu meinen Schul- und Abiturzeiten am Markt erschienen und ein echter Hingucker. Habe mir aber dann doch in den 1970ern einen Audi 50 als erstes eigenes Auto gekauft, der war noch neuer am Markt und attraktiver für mich.
Time goes by.

Heinz Helfen:

Vier mal fünfzehn (kWh) würde ich erwarten bzw. mir erhoffen.

Ralf Schirr:

Ja, das neue R5-Design zeigten sie ja bereits Anfang 2021 und es wirkte da schon „gut fertig“ bzw. seriennah.
Aber klar, die weitere Entwicklung der Technik und vor allem der neuen Skateboard-Basis brauchten noch Zeit und auch die Produktionsstättenvorbereitung.
Toi toi, ich wünsche dem neuen R5 von Herzen Erfolg.

Smartino:

Wow. Der sieht gut aus.

Ich bin aber gespannt auf den neuen, elektrischen R4 mit grosser Heckklappe und ebener Ladefläche ohne störende Schwelle an der Ladekante. Wie beim alten R4 halt.

Übrigens: als die R4 in Europa längst ausgestorben waren, fuhren sie in Madagaskar kreativ mit Drähten und anderen Materialien abenteuerlich repariert noch jahrzehntelang als Taxis herum!

Lutz Kasel:

Gibt’s schon genauere Infos oder Vorhersagen zu den kWh, also wie sich „vier große Module“ in Batteriekapazität umrechnen lassen dürfte?

Rolf Kerk:

Ich verfolge das Thema seit der Vorstellung der Designstudien vor gut zwei Jahren mit Interesse und bin guter Hoffnung.
Für mich wird die Batteriegröße wohl ein Knackpunkt bei der Kaufentscheidung sein: Wird’s bis zu 55-60 kWh gehen je nach Preis? Möchte ich hoffen. Ist ja zudem jene Größenordnung, die man auch beim VW ID.2 erwartet im „bis zu“. Kein renommierter Hersteller wird riskieren, da gleich bei Fahrzeugvorstellung teils enttäuschte Interessenten zu haben.

Flo:

Ich hoffe der Renault R5 wird auch einen klappbaren Beifahrersitz haben wie der VW ID.2ALL.

Yoyo:

Ende 2023 wissen wir mehr und ab Mitte 2024 werden wir das Auto in Deutschlanbd sehen und kaufen können.
Freu mich schon drauf.

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