Unruhe im Grünen: Tesla-Gegner halten Protestcamp aufrecht

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Im Waldstück bei der Tesla-Fabrik in Grünheide, unweit von Berlin, hat sich ein hartnäckiges Protestcamp gegen den US-amerikanischen Automobilhersteller etabliert. Aus den anfangs wenigen Zelten und Baumhäusern ist mittlerweile eine regelrechte Waldsiedlung entstanden, wie Heise berichtet. Rund 20 Baumhäuser dienen den Aktivist:innen demnach als Rückzugsort. Neben Schlafplätzen gebe es dort Werkstätten, Toiletten und einen Platz für gemeinsame Aktivitäten. Die Menschen, die dort protestieren, wechseln regelmäßig, was ihre Motivation aufrechterhalte und verhindern soll, dass sie ermüden.

Seit Ende Februar wohnen die Aktivist:innen im Wald. Ihr Ziel ist klar: Sie wollen den Ausbau der Tesla-Fabrik verhindern. Die Gruppe zeigt sich entschlossen, auch im Winter dort auszuharren. „Der Wald ist noch nicht gerettet“, betont eine Sprecherin der Initiative Tesla stoppen und unterstreicht damit die Entschlossenheit der Aktivist:innen. Nach Gerüchten in der Vergangenheit über eine mögliche Räumung des Camps hat sich die Lage vor Ort beruhigt. Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg lehnte eine Beschwerde der Polizei ab, die den Abbau der Baumhäuser gefordert hatte.

Regelmäßige Inspektionen durch die Versammlungsbehörde und den Landesbetrieb Forst verliefen bisher ohne größere Probleme. Doch das Brandenburger Innenministerium sieht das Camp weiterhin kritisch und weist darauf hin, dass die rechtliche Situation solcher Protestcamps noch ungeklärt ist. Auch die Gefahr von nicht entdeckten Kampfmitteln im Boden sei nach wie vor ein Thema. „Es ist gut möglich, dass sich auf der geplanten Erweiterungsfläche von Tesla noch Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg befinden“, warnt eine Sprecherin des Ministeriums.

Der Protest richtet sich vor allem gegen den geplanten Bau eines Güterbahnhofs und neuer Logistikflächen, wofür Teile des Waldes bzw. Forstes mit einer Kiefern-Monokultur gerodet werden müssten. Die Bewohner von Grünheide haben sich mehrheitlich gegen diese Erweiterung ausgesprochen. Zwar wurden die Pläne inzwischen verkleinert, ein Teil des Waldes soll dennoch weichen. Das Brandenburger Wirtschaftsministerium äußert sich kritisch zu den Protesten und sieht darin eine Gefahr für den Wirtschaftsstandort Deutschland.

„Wir bauen hier Elektroautos, keine Ölraffinerien“

Tesla selbst hält sich zurück und äußert sich nicht zu den Protesten. Es scheint auch keinen direkten Kontakt zwischen dem Unternehmen und den Aktivisten zu geben. Trotz der Widerstände plant Tesla weiterhin, die Produktion in Grünheide auszubauen, wenngleich das Unternehmen die Marktentwicklung genau im Blick behält. Der Werksleiter André Thierig zeigt wenig Verständnis für den Protest: „Wir bauen hier Elektroautos, keine Ölraffinerien.“

Die Aktivist:innen werten es als Erfolg, dass Tesla den Ausbau des Werks vorerst langsamer angeht. Die Sprecherin der Initiative Tesla stoppen sieht dies als Hinweis darauf, dass Tesla nicht mehr als Vorzeigeprojekt gilt. Das Brandenburger Wirtschaftsministerium teilt diese Einschätzung jedoch nicht und betont, dass Tesla sich klar zur Standorterweiterung bekannt habe.

Bevor Tesla den Ausbau vorantreiben kann, müssen die notwendigen Flächen vom Landesforst verkauft werden. Hierfür ist die Zustimmung des Fachausschusses im Landtag notwendig. Sollte es zu diesem Verkauf kommen, erwarten die Aktivist:innen eine erneute Eskalation des Protests, möglicherweise durch weitere Demonstrationen und Aktionen.

Quelle: heise.de – Tesla-Protestcamp – „Heiße Phase“ könnte noch kommen

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Rene:

Deutschland hat fertig, Flasche leer. Gruss aus Brasil

Norbert:

Arbeiten, nein danke. Da gehen wir lieber protestieren.
Protest wegen einem künstlichen Wald.

Ulrich Sancken:

Na ja, nicht nur dieser Chef wurde von allen guten Geistern verlassen, sondern mit ihm auch etwa die Hälfte der US-amerikanischen Bevölkerung. So gesehen dürften Sie ihr Geld auch nur noch zur Hälfte für andere amerikanische Produkte ausgeben….und demnächst auch nur noch zwei Drittel ihres Geldes für Produkte unserer Brüder und Schwestern aus drei ostdeutschen Bundesländern. Also, diese Art der Arithmetik ist mir dann doch etwas zu einfach. Einen Tesla nur wegen des Chefs dieser Firma nicht zu kaufen, bestraft gleichzeitig seine Arbeiter und das ist nicht fair.

Ediwi:

„Wir bauen hier Elektroautos, keine Ölraffinerien“, und unser Chef ist offensichtlich von allen guten Geistern verlassen und ünterstützt so einen wie Trump. Aber nicht mit meinem Geld.

Günter:

Dem stimme ich voll zu.

Johannes:

Astroturfing.
Wen es um die Umwelt ginge, wäre der Protest gegen die A49 oder A44 Erweiterung zielführender. Und das sind nur die beiden m.E. überflüssigen BAB Erweiterungen in meiner Nähe. Die Fläche die dafür gerodet wird übertrifft diese hier um Größenordnungen und „geerntet“ werden keine E-Autos sondern Lärm und CO2. Aber für Proteste gegen Autobahnen zahlt halt keiner.

Sledge:

Habe es hier schon einmal geschrieben. Entweder sind das die dümmsten Umweltaktivisten ever, oder sie werden von der fossilen Industrie für ihren „Protest“ bezahlt. Ein andere Erklärung finde ich nicht für ihr Verhalten.

Daniel W.:

Wenn man sich den Wald beim Bauplatz auf dem Foto anschaut, dann sieht man eine reine Nadelholzplantage, die Stämme stehen da wie Spargelstangen.

Mit dem fortschreitenden Klimawandel dürfte der Wald vermutlich keine 10 Jahre mehr durchhalten und sowieso dem Borkenkäfer zum Opfer fallen.

Warum also das Borkenkäferfutter stehen lassen und auf Arbeitsplätze verzichten? – mit Vernunft und Weitsicht hat der Protest wenig zu tun.

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