Der einstige Hype um den Tesla Cybertruck ist abgeflaut. Noch vor wenigen Jahren prahlte Elon Musk mit über einer Million Reservierungen für den kantigen Elektro-Pick-up und kündigte an, jährlich rund 250.000 Exemplare produzieren und verkaufen zu wollen. Die Realität fällt deutlich nüchterner aus. Nach Angaben von Cox Automotive wurden in den ersten neun Monaten des Jahres lediglich 16.097 Cybertrucks ausgeliefert – ein Rückgang um 38 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, als 25.974 Stück verkauft wurden.
Im ersten Quartal erreichte Tesla 6406 Auslieferungen, im zweiten sank die Zahl auf 4306. Der leichte Anstieg auf 5385 Einheiten im dritten Quartal dürfte mit dem Auslaufen der bundesweiten Elektroauto-Steuergutschrift der USA zusammenhängen. Trotz dieses kurzen Impulses blieb das Ergebnis weit hinter den Erwartungen zurück. Verglichen mit dem dritten Quartal 2024, in dem 14.416 Cybertrucks ausgeliefert wurden, bedeutet das einen Rückgang um mehr als 60 Prozent.
Setzt sich dieser Trend fort, dürfte Tesla das Jahr mit nur etwa 20.000 verkauften Einheiten abschließen – deutlich weniger als die rund 50.000 Fahrzeuge im Jahr zuvor. Für viele Hersteller wäre ein solcher Einbruch problematisch, doch Tesla hat eine Besonderheit: Der Konzernchef führt neben dem Autobauer auch SpaceX und das KI-Unternehmen xAI. Beide Firmen haben inzwischen begonnen, Cybertrucks in größerer Zahl für ihre eigenen Flotten zu übernehmen.
Teslas bester Kunde ist Elon Musk selbst
Berichten zufolge wurden kürzlich Hunderte Exemplare zum SpaceX-Gelände in Texas transportiert, wo sie Verbrenner-Pick-ups im Arbeitsalltag ersetzen sollen. Weitere Lieferungen könnten folgen. Auch beim KI-Unternehmen xAI trafen über das Wochenende mehrere Lkw-Ladungen mit Cybertrucks ein. In sozialen Netzwerken wurden Bilder davon geteilt, unter anderem vom leitenden Tesla-Ingenieur Wes Morrill, der kommentierte: „Ich liebe es zu sehen, wie die alten Verbrennerflotten von Tesla und SpaceX durch Cybertrucks ersetzt werden. Als wir das Auto entwickelten, war das Teil unserer Vision.“
Während Tesla auf interne Abnehmer zurückgreift, um die Lagerbestände abzubauen, bleibt die Nachfrage am Markt verhalten. Preissenkungen könnten den Absatz beleben, wären aber angesichts der Produktionskosten wohl nur in fünfstelliger Höhe wirksam – ein Schritt, der die ohnehin schmalen Margen weiter belasten würde. Stattdessen scheint Tesla auf den Symbolwert des Modells zu setzen, das einst als technologische Ikone gedacht war, nun aber eher als Nischenprodukt gilt.
Das Design, das anfangs als revolutionär gefeiert wurde, spaltet die Kundschaft. Die kantige Edelstahlkarosserie ist weit entfernt vom gewohnten Erscheinungsbild klassischer Pick-ups und polarisiert stärker als erwartet. Viele potenzielle Käufer stören sich zudem an praktischen Details. So bietet der Cybertruck weniger Stauraum und Anhängelast als manche konventionellen Modelle und ist in engen Parklücken schwer zu manövrieren. Und dann gibt es auch noch Probleme mit sich lösenden Karosserieteilen.
Hinzu kommt, dass Elon Musk selbst zunehmend polarisiert. Seine öffentlichen Äußerungen und politischen Kommentare haben die Marke Tesla für einige Käufer unattraktiv gemacht. In den USA, wo Pick-ups als Symbol für Bodenständigkeit und Arbeitsalltag gelten, scheint der Cybertruck daher an kultureller Anschlussfähigkeit zu verlieren. Selbst treue Tesla-Fans zeigen sich laut Marktbeobachtern zurückhaltender als in früheren Jahren. Ob der Cybertruck in dieser Form eine Zukunft hat, bleibt offen. Sicher ist nur, dass Tesla sein einstiges Prestigeprojekt neu bewerten muss.
Quelle: Carscoops – Tesla’s Running Out Of Cybertruck Buyers, So Musk’s Other Companies Are Buying It