Tavares verlässt Stellantis: Interimsteam übernimmt Leitung

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Stellantis

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Der Automobilhersteller Stellantis muss einen unerwartet schnellen Führungswechsel vollziehen. Carlos Tavares, der bisherige CEO, hat seinen sofortigen Rücktritt eingereicht. Der Verwaltungsrat akzeptierte diese Entscheidung am Sonntagabend. Ursprünglich sollte Tavares seinen bis 2026 laufenden Vertrag erfüllen und aktiv an der Suche nach einem Nachfolger beteiligt werden. Diese Vereinbarung wurde nun aufgehoben, wie aus einer aktuellen Mitteilung des Herstellers hervorgeht.

Ein Sonderausschuss leitet den Prozess zur Auswahl eines neuen CEO. Die Ernennung soll bis Mitte 2025 erfolgen. Bis dahin übernimmt ein Interim Executive Committee unter der Leitung von John Elkann, dem Verwaltungsratsvorsitzenden, die Führung. Elkann bedankte sich für die Verdienste von Tavares, insbesondere bei der Gründung von Stellantis und der Fusion von Fiat Chrysler und PSA im Jahr 2021.

Henri de Castries, ein unabhängiger Direktor bei Stellantis, betonte, dass Differenzen zwischen dem Verwaltungsrat und dem CEO in den vergangenen Wochen zu dieser Entscheidung geführt hätten. Diese Unstimmigkeiten könnten interne Spannungen reflektieren, die nun durch die Bildung eines Übergangsgremiums aufgefangen werden sollen.

Herausforderungen und Veränderungen im Unternehmen

Unter der Leitung von Tavares hatte Stellantis ein striktes Kostenmanagement verfolgt und in den vergangenen Jahren Rekordgewinne erzielt. Trotz dieser Erfolge musste der Konzern kürzlich die Gewinnprognose für das Jahr 2024 nach unten korrigieren. Der nordamerikanische Markt, auf dem SUVs und Pick-ups traditionell hohe Gewinne generieren, zeigte Schwächen. Diese Entwicklungen stellen den Konzern vor erhebliche Herausforderungen, die nun von einem Interimsteam bewältigt werden müssen.

Die Zukunft des Unternehmens hängt maßgeblich von der Wahl einer geeigneten Führungspersönlichkeit ab. Das Interim Executive Committee soll die strategischen Ziele des Konzerns weiterverfolgen und den Übergang nahtlos gestalten.

Einfluss auf die Branchenlage

Mit Blick auf die Zukunft ist die Wahl eines neuen CEO entscheidend. Die Herausforderungen auf globalen Märkten und die Transformation hin zu elektrischen Antrieben erfordern eine klare Vision und effektive Führung. Stellantis steht in den kommenden Monaten vor einer entscheidenden Phase, die nicht nur den Konzern selbst, sondern auch die Branche beeinflussen könnte.

Der Konzern hat in den vergangenen Monaten bereits mehrere bedeutende Personalwechsel vorgenommen: CFO Natalie Knight sowie Uwe Hochgeschurtz, Ex-Opel-CEO und aktueller COO der Region Enlarged Europe, werden den Konzern verlassen. Auch die Führungsspitze von Jeep steht vor einem Wechsel, da Antonio Filosa zum neuen Markenchef ernannt wurde. Filosa soll zusätzlich als COO für Nordamerika fungieren, nachdem Carlos Zarlenga aus dieser Position ausscheidet.

Die neuen Führungskräfte bei Stellantis stehen vor erheblichen wirtschaftlichen Herausforderungen: Der Nettogewinn von Stellantis sank 2024 um 48 Prozent auf 5,6 Milliarden Euro, wobei der Umsatz im ersten Halbjahr um 14 Prozent zurückging. Insbesondere der einst ertragsstarke US-Markt zeigte deutliche Schwächen, mit einem Gewinnrückgang von 20 Prozent im dritten Quartal. Analysten haben die Aktie des Unternehmens herabgestuft, die mittlerweile bei 12,19 Euro notiert und einen Wertverlust von 42 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet hat.

Quelle: Stellantis – Pressemitteilung / FAZ – Chef der Opel-Mutter Stellantis tritt zurück / Automobilwoche – Stellantis: Carlos Tavares wirft hin – John Elkann übernimmt

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Nostradamus:

Ein CEO mit der Mentalität eines Buchhalters und mit dem roten Stift als kreativen „Zauberstab“ – das kann nie funktionieren. Vor ein paar Jahren damalige Audi-Vorstand Bram Schott hat dieselbe versucht und hat sofort die rote Karte bekommen. John Elkan hat zu viel Geduld für die „Kreativität“ von Tavares gezeigt!

Hans-Peter Leemann:

Ja wer den Boomerang wählt der muss wissen dass er zurückkommt wenn der nicht getroffen hat et voila. Die Hauptursache bei Stellantis liegt im overpricing zB wer will für einen Wrangler 80 K ausgeben wenn dieser vielleicht +-45 K als Mittelwert kosten sollte. Da muss man sich nicht wundern wenn nicht´s mehr geht . Die potentiellen Kunden werden sich an solche Machenschaften erinnern, eine Katastrophe für Stellantis .

Pheaton:

Das ist zu einfach. Jahre lang den Konzern kaputtgespart und jetzt zurück treten. Verbrannte Erde überall wo man hinschaut

Winchester:

Der Kapitän verlässt das sinkende Schiff zuerst…

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