Halbjahresbilanz: Haushaltsstrom für E-Autos halb so teuer wie Benzin

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Das Elektroauto zu Hause aufzuladen war wie schon im Vorjahr auch im ersten Halbjahr 2024 deutlich günstiger, als seinen Verbrenner mit Benzin oder Diesel zu tanken. Die durchschnittlichen Kraftstoffkosten für E-Autos sind im Vergleich zu Benzinern 48 Prozent niedriger, im Vergleich zu Dieselfahrzeugen sind es 40 Prozent. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Analyse des Vergleichsportals Verivox.

Der durchschnittliche Stromverbrauch der aktuell gängigen Elektroauto-Modelle liegt bei rund 20 Kilowattstunden (kWh) pro 100 Kilometer (km). Bei einem durchschnittlichen Haushaltsstrompreis von 35,96 Cent/kWh im ersten Halbjahr 2024 werden dafür Kosten von 7,19 Euro fällig. Hochgerechnet auf eine jährliche Fahrleistung von 12.000 km liegen die Ladekosten bei 863 Euro. Nochmals deutlich günstiger wird es für all jene, die das Glück haben, eine PV-Anlage ihr Eigen nennen zu können. 

Wer das E-Auto nicht zu Hause, sondern an einer öffentlichen Ladesäule mit Strom versorgt, muss jedoch deutlich mehr bezahlen. Hier liegt der durchschnittliche Kilowattstundenpreis bei 54,25 Cent/kWh (normale Aufladung mit Wechselstrom) bzw. 64,44 Cent/kWh (Schnellladung mit Gleichstrom). Die Kosten für 100 km liegen dann bei 10,85 Euro bzw. 12,89 Euro. Das entspricht 1302 Euro bzw. 1547 Euro für 12.000 km.

Benziner verbrauchen auf 100 km im Schnitt 7,7 Liter. Bei einem durchschnittlichen Benzinpreis von 1,788 Euro/Liter im ersten Halbjahr 2024 fallen an der Tankstelle dafür Kosten von 13,77 Euro an. Für 12.000 km entspricht dies Kosten in Höhe von von 1652 Euro.

Der durchschnittliche Verbrauch von Diesel-Pkw liegt bei 7 Litern pro 100 km. Der Dieselpreis lag in den ersten sechs Monaten 2024 bei 1,706 Euro/Liter und die Kosten für 100 km damit bei 11,94 Euro. Für eine Fahrleistung von 12.000 km summieren sich die Kosten auf 1433 Euro.

E-Autos laden zu Hause damit 48 Prozent günstiger als Benziner und 40 Prozent günstiger als Diesel-Fahrzeuge. Damit ist der Preisvorteil von E-Autos sogar leicht angewachsen, im Vorjahr hatte Verivox noch 46 Prozent Preisvorteil gegenüber dem Benziner und 38 Prozent gegenüber dem Diesel errechnet.

Bei öffentlichen Ladesäulen mit herkömmlicher Aufladung schmilzt der Preisvorteil gegenüber Benzin (-21 Prozent) und Diesel (-9 Prozent) deutlich. Bei der teureren Schnellladung an öffentlichen Ladesäulen beträgt er noch -6 Prozent im Vergleich zu Benzin, das Tanken mit Diesel wäre dann 8 Prozent günstiger – allerdings: Es dürfte wohl kaum einen E-Auto-Fahrer geben, der seinen Stromer ausschließlich an teuren DC-Ladern lädt. Und umgekehrt gilt: Immer mehr E-Auto-Fahrer können zu ähnlich günstigen Konditionen wie zu Hause beim Arbeitgeber laden.

Wer an einer Wallbox zu Hause aufladen kann, hat mit dem E-Auto deutlich niedrigere Treibstoffkosten als mit einem Verbrenner“, sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox. „E-Auto-Fahrerinnen und Fahrer, die häufig auf öffentliche Ladesäulen angewiesen sind, haben jedoch einen deutlich geringeren Preisvorteil.“

Kraftstoffkosten dreier ähnlicher Automodelle im Vergleich

Dass die Stromkosten beim Aufladen zu Hause deutlich niedriger liegen als die Spritkosten, zeigt auch der Vergleich ähnlicher Automodelle.

Der VW e-Golf (136 PS) verbraucht laut dem ADAC Ecotest (05/2019) rund 17,3 kWh auf 100 Kilometern. Im ersten Halbjahr 2024 entstehen dafür beim Laden zu Hause im Schnitt Kosten von 6,22 Euro.

Der Benziner VW Golf 1.5 eTSI (150 PS) verbraucht laut ADAC Ecotest (03/2020) 6,1 Liter Benzin auf 100 Kilometern, was im letzten Halbjahr durchschnittlichen Kosten von 10,91 Euro entspricht.

Beim sparsamen Diesel VW Golf 2.0 TDI (150 PS), der laut ADAC Ecotest (09/2021) einen Verbrauch von 4,8 Litern auf 100 km aufweist, liegen die Kosten bei 8,19 Euro und damit ebenfalls deutlich über den Stromkosten des vergleichbaren E-Mobils.

Der Großteil der Ladevorgänge findet zu Hause statt

Laut einer Erhebung des Beratungshauses EUPD Research finden 77 Prozent der Ladevorgänge von Elektroautos zu Hause statt. Daher ist für einen Kostenvergleich der durchschnittliche Strompreis für Haushalte (35,96 Cent/kWh im ersten Halbjahr 2024) ausschlaggebend. An öffentlichen Ladesäulen können je nach Anbieter und Aufladungsart aber auch deutlich höhere Kosten entstehen. Der Ökostromanbieter Lichtblick hat die Durchschnittspreise für Ladesäulen im April 2024 erhoben.

Die durchschnittlichen Benzin- und Dieselpreise stammen vom ADAC. Der durchschnittliche Spritverbrauch entspricht den aktuellen Zahlen des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur. Der durchschnittliche Haushaltsstrompreis wurde anhand des Verivox-Verbraucherpreisindex Strom erhoben.

Quelle: Verivox – Pressemitteilung vom 08.07.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Wolfbrecht Gösebert:

Zitat Norbert Seebach:
„… wir [werden] uns wohl darauf einzustellen haben, dass diese [Mineralölfirmen] ihre Abzockpolitik (willkürliche Preiserhöhungen zu Ferienbeginn und Feiertagen) hier munter fortführen werden.“

Deshalb weise ich ja hier schon seit Jahren auf ein „Durchleitungsmodell“ auch für den privaten Haushaltsstromvertrag hin!
Was jetzt plötzlich für die Lkw-Ladesäulen WOHLFEIL werden soll, könnte schon lange BILLIG für den Pkw-Fahrer sein:

Ladestrom ganz einfach über einen bestehenden Haushalts-Stromvertrag abrechnen – zzgl. eines kleinen, angemessenen Preis-Aufschlags (AC-/DC-leistungsgestaffelt, festgesetzt z.B. von der Bundesnetzagentur?) für die Lade-Infrastruktur!

Sepp:

Mein ID.4 liegt die letzten 20T km ziemlich exakt bei 19 kWh/100km bei flotter Fahrweise. Meine Wallbox und mein WR gegengerechnet sind ca 6-7% Ladeverluste. Kommt also hin.

Wenn ich mal Langstrecke fahre, dann komme ich auch gerne mal auf 17 kWh/100 km

Melvin:

Ich sage ja, die 0,35-0,40 €/kWh sind bei den Abos zu verorten, bspw EnBW Ladetarif L oder IONITY Passport Power für je 0,39 €/kWh.
Bei uns lokal an Bigge-Energie AC-Säulen 0,43 €/kWh ohne Abo, man muss nur die TankE-App haben und registriert sein.

Bei rostigen Bremsscheiben hilft hin und wieder kräftiges Bremsen bei vollem Akku oder in N. Das baue ich zB alle paar Wochen nach dem Vollladen hin und wieder ein und nach 30 tkm ist noch alles i. O. :)

Harald:

Sorry Steinpilz,
die Antwort wurde falsch zugeteilt…

Harald:

[Edit: Kommentar gelöscht, bitte unsere Netiquette beachten, danke / Die Redaktion]

Harald:

[Edit: Kommentar gelöscht, bitte unsere Netiquette beachten, danke / Die Redaktion]

Harald:

wo zahlt man für den öffentlichen Ladestrom 35 – 40 Cent / kWh?
Vielleicht wenn man zuvor einen Vertrag mit Grundgebühr abgeschlossen hat.
Wir zahlen in NRW mindestens 59 Cent / kWh.
Leider brachte der Preischeck beim „günstigen“ EON-Vertrag auch nur ca 70 Cent / KWh.

Und ja ich fahre beide Welten, Verbrenner und BEV.
Kann aber nicht sagen, dass mein BEV günstiger unterwegs ist, obwohl ich zu den Schleichern gehöre und städtisch nur mit RES fahre. Leider hat dies zur Folge, dass meine Bremsscheiben wegrosten. Also hin unwiederbringlich auf die Autobahn und sofern leer, an der Ausfahrt kräftig bremsen, um den Rost zu entfernen. Ist das wirklich zeitgemäß?

Klaus:

Ahnungsloser……Niko!!!!
Mehr kann man zu deiner Meinung nicht sagen!!!!

Jeff:

Hä? Hast Du vielleicht Werbung mit Titelbild verwechselt? Eine Aral-Ladesäule ist da beim besten Willen nicht erkennbar…

Good old Fellow:

Auch ich lade günstig an der wallbox. Ich fahre ein Oberklassemodell eines deutschen Premiumherstellers. Also möchte ich mit diesem schönen Auto auch größer Strecken fahren. Da fängt der Mist doch erst an. Auto schlägt Ladesäule vor, man muss überprüfen ob man eine Karte, ein Abo oder einen Vertrag hat und welches dieser drei Dinge am besten passt. Und unterwegs ändert sich die Ladesäule…..Nein, größere Strecken fahre ich dann leider mit dem Diesel – schneller, günstiger und ohne ständige Kontrolle der vorgeschlagenen Ladesäulen.

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