Steigende Strompreise, ein schwerer Strom-Schlag für die Elektromobilität

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Wolfgang Plank
Wolfgang Plank
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Im täglichen Trubel um Infektionszahlen und Corona-Beschränkungen ist eine Meldung weitgehend untergegangen: Im internationalen Vergleich zahlen deutsche Verbraucher aberwitzig hohe Strompreise. Teurer ist die Kilowattstunde fast nur noch in Entwicklungsländern wie Ruanda, Sierra Leone und Burkina Faso, hat das Vergleichsportal Verivox ermittelt. Europaweit ist die Rechnung bloß in Portugal höher.

Der Trend ist ein schleichender. Seit der Jahrtausendwende haben sich die Kilowattstunden-Kosten hierzulande auf im Schnitt 32,10 Cent mehr als verdoppelt. Hauptgründe sind Steuern und Abgaben wie etwa die EEG-Umlage oder Netzentgelte. Sie machen mittlerweile rund zwei Drittel des Strompreises aus. Unter den G20-Ländern ist die Bundesrepublik damit das Land mit der teuersten Elektrizität – und zwar mit weitem Abstand. Schon in der Türkei und in Italien auf den Plätzen zwei und drei ist die Kilowattstunde kaufkraftbereinigt rund zehn Cent billiger.

Wie sich diese Entwicklung mit dem von der Kanzlerin so sehnlich gewünschten Umstieg auf das Elektroauto verträgt, vermag derzeit niemand schlüssig zu erklären. Werden doch für Kaufzuschüsse und den Verzicht auf Kfz-Steuer staatliche Milliarden zuhauf ausgegeben. Zugegeben, Sprit ist derzeit wegen Corona weltweit weniger gefragt und damit günstiger als üblich – doch vom Versprechen, elektrisch fahre man besser, entfernt sich die Regierung immer weiter.

Schon jetzt ist Strom statt Sprit ein schlechtes Geschäft. Nach Berechnungen des ADAC verbraucht ein aktueller Diesel-Golf mit 150 PS rund 4,8 Liter auf 100 Kilometer. Bei einem Literpreis von 1,05 Euro liegen die Kosten damit bei rund 5,05 Euro. Ein eGolf mit 17,3 kWh Verbrauch für dieselbe Entfernung kommt bei 32,1 Cent dagegen auf 5,55 Euro. Von der spannenden Idee, ein E-Auto mache sich über die Jahre durch niedrigere Betriebskosten bezahlt, bleibt da nur ein Kurzschluss.

Und das ist bloß die Rechnung an der heimischen Steckdose. Wer auf öffentliche Stromtankstellen oder gar Schnellladesäulen ausweicht, kommt pro kWh schnell auch auf 77 Cent und mehr. Dann kosten 100 Kilometer happige 13,30 Euro – und damit fast schon das Dreifache im Vergleich zum Selbstzünder.

Wie aber soll eine Mobilitätswende gelingen, wenn Stromer zwar billiger werden, Strom jedoch ständig teurer? Schließlich schauen die Deutschen bei den Auto-Kosten zwar kaum auf den größten Brocken Wertverlust, dafür aber besonders gerne auf den Verbrauch. Nur so lässt sich die lange Zeit ungebrochene Liebe zum Diesel erklären, obwohl die Jahresfahrleistung den Mehrpreis und die höhere Kfz-Steuer oft nicht hergab. Hauptsache, an der Zapfsäule hat man ein gutes Gefühl. Das ist bei Elektrizität nicht anders.

Fatal ist der steigende Strompreis vor allem bei den ohnehin umstrittenen Plug-in-Hybriden. Da wird – erst recht bei Dienstwagen samt Tankkarte – purer Sprit dann sehr schnell deutlich attraktiver als das zeitraubende Laden. Irrwitz schlechthin: Der vorsätzliche Klima-Schaden wird mit einem saftigen Steuervorteil belohnt.

Das Geld wäre für billigeren Strom besser angelegt.

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Wolfgang Plank

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Wolfgang Plank ist freier Journalist und hat ein Faible für Autos, Politik und Motorsport. Tauscht deshalb den Platz am Schreibtisch gerne mal mit dem Schalensitz im Rallyeauto.
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Jan Schultze-Melling:

Einspeisestrom bringt ca. 11 Cent pro Kwh. Wenn ich mit Strom vom Dach lade, kosten mich 100 km (bei einem Verbrauch von ca. 17 kwh/100km) ca. 1,87 Euro.
Bei einem Spritpreis von zurzeit mehr als 1,50 Euro / Liter Diesel kommt man auf mehr als 8 Euro / 100 km. Da fällt die Rechnung deutlich zu Gunsten des E-Autos aus. Schätzungsweise Faktor 4.
Ein Ärgernis ist und bleibt der rasante Preisanstieg bei den Schnellladesäulen.
Langsamladen ist und ist bereits nicht gerade günstig. Aber das Schnellladen ist geradezu absurd teuer.

Bernd Hoffelner:

…und wer 400km mit nem Elektroauto fahren will ebenso….

Bernd Hoffelner:

Leider glauben SEHR viele Menschen, vor allem die Politiker, dass der Strom aus der Steckdose kommt….

Bernd Hoffelner:

Und wo ist nun die Leistungsfähigkeit? In Mathematik wohl nicht aufgepasst

Bernd Hoffelner:

Leider die traurige Wahrheit

Bernd Hoffelner:

Du hast leider recht

Bernd Hoffelner:

In Mathematik und Strompreispolitik wohl nicht ganz aufgepasst…naja… macht ja nichts

Bernd Hoffelner:

Irgendwann gehts einfach nicht mehr teurer…. Die Nummer 1 als teuerstes EU Land haben wir ja mit Abstand erreicht.

Bernd Hoffelner:

Wer Zuviel Geld hat und in eine Photovoltaikanlage investieren kann….sehr schön….aber nicht jeder hat ein paar Tausend Euro übrig und ein eigenes Heim worauf die Anlage montiert werden kann. Es gibt wohl noch genügend Mieter die dazu keine Möglichkeit haben….und ich habe zufällig einen VW Golf, BJ. 2002 mit einem Verbrauch von 4,3 Liter Diesel im Durchschnitt. Nicht jeder kann sich einen Tesla leisten und den Strom selbst produzieren….danke, mein guter alter Diesel

Hannes Bader:

Da die meisten Kommentare mit niedrigeren Verbrauchsangaben rechnen, vermute ich, dass der Autor des Artikels den Verbrauch über das Nachladen des Akkus ermittelt hat, was völlig richtig ist, da die Ladeverluste auch eingerechnet und bezahlt werden müssen. Die anderen Kommentatoren haben den Verbrauch sicher aus ihrem Bordcomputer abgelesen und der zählt wahrscheinlich nur das, was aus dem Akku rausgegangen ist. Ich vermute auch, dass die meisten keinen Zähler an ihrer Ladedose haben, ab und zu nach Zeittarif nachladen oder auch mal umsonst. Ich ermittle seit ich Auto fahre den Verbrauch über die gezapfte Menge, gab ja viel früher auch keine Anzeige für den Verbrauch. Ich habe auch bei meinem Diesel festgestellt, dass der korrekte Verbrauch bis zu 0,5l höher liegt als das Bordsteuergerät anzeigt. Die geringste Abweichung tritt auf, wenn man öfter Langstrecken fährt.

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