Steigende Ladekosten: Öffentliches Laden wird immer teurer

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EnBW

Hannes Dollinger
Hannes Dollinger
  —  Lesedauer 4 min

Erinnern Sie sich noch an die Zeiten, an denen vor Supermärkten kostenlos geladen werden konnte? Das ist an den meisten Ladesäulen schon lange Geschichte. Die Preise für Strom an öffentlichen oder halb-öffentlichen Ladestationen für Elektroautos haben in den letzten Jahren kontinuierlich und teilweise drastisch angezogen. So bleibt von den Vorteilen der Elektromobilität zumindest im Geldbeutel nicht mehr viel übrig.

In Deutschland beträgt der durchschnittliche Preis für Gleichstrom an Schnellladestationen mittlerweile 75 Cent pro Kilowattstunde (kWh), bei Wechselstrom etwa 67 Cent pro kWh. So berechnet Edison im jüngsten „Charging Radar“, dass ein VW ID.3 mit einer 77kWh fassenden Batterie für eine Fahrt mit 550 km schon einmal 57,75 Euro zahlen muss. Dabei ist sogar von Höchstpreisen bis zu 1,37 Euro pro kWh die Rede. Ein Betrag, der die Kosten für einen Tankstopp bei einem vergleichbaren Verbrenner deutlich übersteigen kann. Das sind Summen, die viele Fahrer von Elektroautos ins Grübeln bringen dürften.

Der durchschnittliche Haushaltsstrom liegt dagegen aktuell bei rund 37 Cent pro kWh. Beim Laden zuhause halbiert sich also der Preis für eine Fahrt. Oder andersrum ausgedrückt:  Es verteuert sich das Laden massiv für Fahrer, die beispielsweise in Mietwohnungen leben. Wer keine eigene Lademöglichkeit am Wohnort besitzt, ist auf das öffentliche Ladenetz angewiesen und sieht sich oft gezwungen, die teureren Ladetarife wählen zu müssen. Das Argument, dass Strom im Vergleich zu Benzin oder Diesel günstiger sei und sich Elektroautos langfristig ökonomisch lohnen, verliert sich durch diese Entwicklung. Der Preisnachteil, den Elektroautos dadurch im Vergleich zu Verbrennern haben, darf einfach nicht sein.

Ladeanbieter verschärfen die Preisgestaltung noch zusätzlich, indem sie „Fremdladen“ oder das Roaming bei anderen Netzbetreibern durch Preisaufschläge teurer machen. Während einige Anbieter, wie etwa EnBW oder Aral Pulse, günstigere Tarife für die eigenen Ladepunkte mit Grundgebühren anbieten, werden höhere Preise fällig, wenn E-Autofahrer Ladesäulen anderer Betreiber nutzen. Dies kann dazu führen, dass Elektroautofahrer, die keine monatlichen Grundgebühren zahlen oder flexibel verschiedene Anbieter nutzen möchten, regelmäßig den höchsten Preis zahlen. Für Elektroautos, deren Anschaffung und Leasing grundsätzlich ohnehin teurer als bei vergleichbaren Verbrennerfahrzeugen sind, fällt dadurch ein wichtiger Kostenvorteil weg.

Ein positives Zeichen im Bereich der Elektromobilität bleibt aber der Ausbau der Ladeinfrastruktur. Im Jahr 2024 verzeichnete Deutschland laut der Charging Radar-Erhebungen eine Zunahme öffentlicher Ladepunkte um fast 36 Prozent. Mittlerweile gibt es rund 154.500 Ladepunkte, davon mehr als 35.000 Schnellladepunkte mit wenigstens 50 Kilowatt Leistung. In urbanen Gebieten und an Verkehrsknotenpunkten wird der Trend zum Gleichstrom-Laden (DC) mit Leistungen von über 100 Kilowatt deutlich spürbar.

Die Nachfrage nach schnellen Ladepunkten zeigt, dass Elektroauto-Besitzer, die im Alltag keine Lademöglichkeit zuhause oder am Arbeitsplatz haben, auf diese schnelle Ladeoption zurückgreifen. Besonders entlang von Autobahnen und an städtischen Supermärkten, wo das Schnellladen während kurzer Stopps zum Einkaufen genutzt werden kann, steigt das Ladeangebot. In Sachen Praxistauglichkeit gibt es laut ADAC aber gerade an Raststätten noch Aufholbedarf.

Die aktuelle Preispolitik schadet dem E-Auto-Hochlauf

Um die gewünschte breite Akzeptanz der Elektromobilität zu erreichen, muss diese Frage nach gleichmäßig stabilen Preisen beim Laden aber beantwortet werden: Wenn sich E-Mobilität finanziell nur für diejenigen lohnt, die eine private Ladeoption besitzen, bleibt der Markt auf eine relativ kleine Zielgruppe begrenzt. Eine Aufgabe für die Bundesregierung, sicher zu stellen, dass das öffentliche Laden keine Barriere für Interessierte darstellt. Modelle wie die Preisregulierung bei Ladeinfrastrukturen oder spezielle Subventionen für den öffentlichen Ladestrom könnten helfen, die Vorteile des Elektroautos für alle Bürger nutzbar zu machen und so die Akzeptanz und den Nutzen der Elektromobilität zu fördern.

Die derzeitige Preispolitik bei öffentlichen Ladepunkten könnte, wenn sie so weitergeführt wird, die Elektromobilität in ihrer Entwicklung bremsen. Neben den nötigen Investitionen in die Ladeinfrastruktur braucht es eine Preistransparenz und Preisregulierung, die sicherstellen, dass das elektrische Fahren auch im Vergleich zum Verbrenner auf Dauer attraktiv bleibt. Denn ein Elektroauto, das ökologisch sinnvoll ist, muss auch ökonomisch Vorteile bieten. Andernfalls bleibt die Frage, warum E-Mobilität eine zukunftsfähige Lösung sein sollte, für viele Autofahrer unbeantwortet.

Quelle: Edison – Charging Radar

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Hannes Dollinger

Hannes Dollinger

Hannes Dollinger schreibt seit Februar 2023 für Elektroauto-News.net. Profitiert hierbei von seinen eigenen Erfahrungen aus der Welt der Elektromobilität.
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drplan:

2016 hat angerufen und möchte seine Argumente zurück.

Horst H:

Das deutsche Lade- System mit seinen unzähligen —Ladekarten, Ladesteckern, Ladetarifen und Anbietern muss unbedingt vereinfacht werden. Mein Vorschlag dazu wäre folgender. Anstatt Kaufprämien und Steuervorteilen soll der Staat das einheitliche Laden subventionieren. Ein kW sollte nicht mehr als 25 bis 30 Cent kosten. Überall, für jeden und zu jeder Zeit. Damit wäre die Ungleichheit zwischen denen die günstig zuhause oder im Betrieb laden können zu denen die öffentlich laden müssen ausgeräumt.
Eine reelle Aufklärung über Akkukapazität und effektiven Verbrauch abseits der WLTP Angaben würde eine effektive Klarheit bringen. Der Einfluss von Geschwindigkeit und Außentemperatur auf den Verbrauch muss kommuniziert werden.

Alexander Dautzenberg:

Ich persönlich finde, dass an öffentlicher Schnelladeinfrastruktur ein Preis von 39ct/kWh nicht zu hoch ist. Damit ist man mit quasi allen E-Autos auch bei sportlicher Fahrweise und auch im Winter bei unter 10€/100km. Das ist günstiger als die meisten Verbrenner, insbesondere wenn man Fahrzeuge gleicher Klasse vergleicht.
Preise >1€/kWh findet man nur wenn man sie sucht und dann mit der teuerst-möglichen Karte lädt. Das sind auch keine großen Anbieter deiner „Strommafia“, sondern irgendwelche kleinen Stadtwerke am anderen Ende der Republik, deren Tarif man noch aus 10 anderen Gründen nicht nutzen würde.
Diese Preise sind vergleichbar wie wenn man sagt, „Benzin ist zu teuer“ und aber ausschließlich Super Plus an der Aral an der Autobahn in Baden-Württemberg für 2.50 den Liter tankt. Nur, dass man da nicht die Option hat weniger zu bezahlen ;)

Ja, die Tarife müssen übersichtlicher werden, ja, die Preise müssen sich einander mehr angleichen, der Zugang muss einfacher werden – aber genau das alles passiert ja aktuell. Alle genannten, wie gesagt, die größten Anbiete in diesem Land, faire 39ct/kWh. An jedem Schnellader entlang der Europastraßen verpflichtend mit direkter Kartenzahlung. Durchleitungsmodell (öffentliches Laden über Stromtarif von Zuhause/Gewerbe abrechnen) verpflichtend im E-LKW-Bereich mit Plan das auf alle Ladesäulen auch bei PKW zu erweitern.

Das wird schon. Jetzt wird 2025 erstmal Benzin und Diesel wieder teurer wegen steigender CO2-Steuer.

pani:

Sehr guter Artikel.
Ich kann mich nur immer wiederholen:
Dass unsere Entscheider es wider besseres Wissen ( I bet ) zulassen, dass durch deutlich zu hohe Strompreise an öffentlichen Ladesäulen die Entwicklung der E-Mobilität massiv ausgebremst wird, ist in meinen Augen regelrecht skandalös. Es zeigt MIR die TOTALE VERLOGENHEIT selbst von Herrn Habeck- auch seine Worte zum Klimaschutz sind total hohl. Ich hoffe inständig, dass nach dem 23. Februar die FDP endlich in die Geschichtsbücher verabschiedet wird und die Grünen deren Rolle als Mehrheitsbeschaffer übernehmen. Vielleicht kann Herr Habeck dann sein verschüttetes Gewissen wieder entdecken und er macht seine Bereitschaft zu einer Regierungsbeteiligung davon abhängig, dass eine wie auch immer finanzierte Deckelung der Strompreise im Regierungsprogramm festgeschrieben wird –
Stellschraube 1 zur Durchsetzung des E-Autos ist damit der Strompreis.
Skoda hat inzwischen ein Preispari zwischen EV und vergleichbarem Verbrenner erreicht („Elroq“ und „Karoq“) – Stellschraube 2.
Endlich das lange überfällige Tempolimit auf 130, besser 140, auf unseren Autobahnen – Stellschraube 3. Wer außer ein paar Petrolheads würde dann noch einen 500, 600 PS starken Verbrenner kaufen, um damit ein Video in You Tube zu setzen, wo er einen ‚Kollegen im Geiste‘ mit 320 km/h überholt?
Um auch den PS Wettbewerb bei den EV auszubremsen, sollte dieser Irrwitz gestaffelt bis zum doppelten des Kaufpreises besteuert werden – Stellschraube 4.
Eine massive Erhöhung der Spritpreise als Stellschraube Nr. 5 würde meinen angedachten Maßnahmenkatalog abrunden und das E-Auto würde sehr schnell zum absoluten Selbstläufer.
Davon, dass es so nicht passieren wird, dürfen wir wohl getrost ausgehen, Stichwort: „Lobby“ . Und in der Politik geht es ja selten um die Sache, sondern weitestgehend um Macht und Wählerstimmen. Gelle, Herr Lindner?
Jetzt dürft ihr über mich herfallen.

pani:

Pauschalierender, wenig reflektierter ‚Beitrag‘.
Deine unterstellte „Gewissenserleichterung“ ist gleich mal ziemlich unverschämt.

pani:

Ich kann auch mit deiner Relativierung nichts anfangen. Die Preise sind einfach zu hoch, um die breite Masse zum Umstieg auf EV zu bewegen.
Glaubst du ernsthaft, dass die genannten Preise von bis über einem Euro existierten, wenn die Strommafia mit diesen bewusst ausgelegten Preisfallen keinen Erfolg hätte?

pani:

62 Cent sind schlicht und einfach viel zu hoch.

Dieter:

Prima,das sag mal Behinderten,Bein oder Armamputierte, vor dem schreiben bitte etwas denken.

Dieter:

Ich bezahle jetzt auch wieder 0,34 ct, man sollte schon die Bruttopreise nennen, was bei 0,26 bestimmt nicht der Bruttopreis ist.

Dieter:

Vor fast 4 Jahren bin ich in die E-Mobilität eigestiegen, mit 6000 €Prämie, Ladepreise etwa um 35 ct. ich kann nur sagen das waren noch Zeiten.War aber abzusehen das dies nur eins war, Lockangebote.Zum Glück hatte ich auch gleich die Möglichkeit mir eine geförderte Ladesäule zulegen zu können. Heute ist nun das Böse erwachen, China Autos nicht viel preiswerter als andere, keine Prämie und Ladesäulenpreise bei denen man Tränen in den Augen bekommt.Das Kartellamt sieht keinen Grund einzugreifen und die Regierung konnte man vergessen. Nun die Quintessenz daraus, ich bin froh noch einen Verbrenner, wenn auch nur Cabrio zu haben, auch wenn dort das Benzin etwas teurer wird.Der Hyundai wird zu Hause geladen, an Öffentlichen nicht mehr, er wird im April abgegeben, ob es nocheimal ein Stromer wird steht in den Sternen.

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