Skoda verzichtet auf Agenturmodell des VW-Konzerns

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Skoda

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Die tschechische Automarke Skoda, Teil des Volkswagen-Konzerns, hat ihre Pläne zur Einführung des Agenturmodells überraschend aufgegeben. Diese Entscheidung gab Thomas Peckruhn, Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK), auf einer Veranstaltung bekannt. Damit ist Skoda die erste Marke innerhalb des Konzerns, die den Rückzug vom Agenturmodell verkündet, wie die Automobilwoche berichtet.

Skoda hatte ursprünglich geplant, das neue Vertriebsmodell im vierten Quartal 2024 mit der Markteinführung des E-SUV Elroq schrittweise einzuführen. Das Agenturmodell, bei dem Autohändler Fahrzeuge im Namen des Herstellers vermitteln, sollte auch für Skodas Elektroautos zum Einsatz kommen. Stattdessen bleibt die Marke nun bei dem bisherigen System, bei dem Händler Autos auf eigene Rechnung verkaufen. Dieser Schritt folgt dem Beispiel anderer Hersteller, die in jüngster Zeit ebenfalls von der Einführung des Agentursystems Abstand genommen haben. Das Agenturmodell ist für Hersteller mit höheren Kosten verbunden, unter anderem durch Lagerhaltung, Finanzierung, Marketing und Logistik. Zudem muss in neue IT-Infrastruktur und Personal investiert werden, was die Kosten weiter in die Höhe treibt.

Die Diskussion um die Vertriebsstrategie im Volkswagen-Konzern ist nicht neu. Während einige Stimmen innerhalb des Unternehmens das Agenturmodell weiter ausbauen wollten – auch auf Autos mit Verbrennungsmotor – wird das Modell zunehmend in Frage gestellt. Die jüngste Entscheidung von Skoda unterstreicht diese Unsicherheit. „Eine Ausweitung der Agentur ist teuer“, betont ein Brancheninsider. Neben den direkten Kosten trägt der Hersteller auch ein höheres finanzielles Risiko.

Auch personelle Veränderungen im Konzern spielen eine Rolle in der Neuausrichtung der Vertriebsstrategie. Audi-Personalvorständin Hildegard Wortmann, die als Befürworterin des Agenturmodells galt, hat das Unternehmen verlassen. Gleichzeitig wurde Martin Sander, der zuvor bei Ford die Einführung des Agenturvertriebs gestoppt hatte, Anfang Juli in den Volkswagen-Markenvorstand berufen. Ein Insider aus der Automobilbranche erwartet jedoch nicht, dass Volkswagen das Agentursystem kurzfristig aufgibt. Die bestehenden Vertriebsmodelle bei VW, Audi und Seat werden weiterlaufen, aber es sei wahrscheinlich, dass der Konzern deren Erfolg genau überprüfen werde. Skoda hat mit der Entscheidung, das Agenturmodell nicht einzuführen, den ersten Schritt in eine mögliche Richtungsänderung gemacht.

Eine Stellungnahme von Skoda Deutschland zu den neuen Plänen lag zum Zeitpunkt der Veröffentlichung bisher nicht vor. Doch die Entscheidung könnte weitreichende Folgen für die Vertriebsstrategie des gesamten Volkswagen-Konzerns haben, wie Automobilwoche seine Berichtserstattung beendet.

Update vom 09.09.2024 – 16:35 / Statement von Skoda

„Wir haben beschlossen, die Einführung der BEV-Einzelkundenagentur in Deutschland auf den 1. Januar 2026 zu verschieben. Ursprünglich war die Einführung mit einem neuen BEV-Modell für den 1. Oktober 2024 geplant. Es ist unser Anspruch mit 100% Readiness bei den Prozessen und Systemen und damit ohne Kompromisse für den Handel mit der BEV-Einzelkundenagentur zu starten. Um der Erreichung dieses Ziels gerecht zu werden, haben wir uns entschlossen, den Wechsel auf die Einzelkundenagentur auf den 1. Januar 2026 zu verschieben. Diese Verschiebung erlaubt uns zusätzlich, dass wir ab Start alle BEV-Modelle im Agenturmodell vermarkten können. Dies wäre mit dem bisher gültigen Termin des 1. Oktober 2024 nicht möglich gewesen.“

Quelle: Automobilwoche – Notbremse: Skoda stoppt Agenturmodell

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Smartino:

Mich interessiert der Endpreis und nicht ein Rabatt von einem Mondpreis.

Thomas:

Habe gerade einen Fiat E600 als Zweitwagen gekauft.
Die meisten Händler wiesen mich auf ein Agenturmodel ohne Rabatt hin.
Ich kaufe mit Sicherheit keinen Neuwagen ohne Rabatt zu bekommen.
Ein Händler machte mir einen vernünftigen Nachlass (ohne etwas einzutauschen) und diese hat das Geschäft gemacht.

Wie schon geschrieben hatte ich auch den Eindruck das die Verkäufer nicht besonders motiviert waren

Spiritogre:

Die Überschrift kollidiert irgendwie mit dem letzten Satz. Sie verzichten nicht, sie wechseln nur später.

egon_meier:

die ID.7 verkaufen dann die anderen. Die lachen sich einen dabei.

egon_meier:

ganz schwierige Konstellation:
Als Händler mit großer Marge hat er zwar – theoretisch – Marge. Die muss er aber als Rabatt vielfach weitergeben. Was bleibt dann?? Vielfach nicht viel oder gar nix oder sogar Minus. Zudem hat er einen dicken Kostenapparat der irgendwie finanziert werden muss.
Als Agenturpartner hat er keinerlei Lagerrisiko er muss nur ordentlich beraten und kriegt seine – knappere – Provision.

Ein guter Händler ist auch ein guter Agenturpartner. Er muss nur vernünftig beraten. Es gibt Agenturpartner, die kriegen das super hin und haben ein flottes Einkommen und die Jammerlappen fallen hinten runter. Die meckern dann übers Agentursystem.

WEnn hinreichend gejammert wurde macht VW dann mal Werksvertretungen auf.

MMM:

Tesla baut aktuell seine eigene Händlerstruktur auf. Die hat man natürlich (jedenfalls aktuell noch) selbst in der Hand, aber die Autos kann man durchaus vor Ort kaufen. Die sagen nicht nein, wenn man sich im Laden für einen entscheidet, das wette ich. ;-)
Aber dadurch hat man natürlich auch alle Kosten, die damit in Zusammenhang stehen.

MMM:

Kann ich aber verstehen: wenn man mich mit einem Taschengeld abspeisen will und die Marge selbst in die Tasche steckt, soll man halt auch die Arbeit selbst machen.
Ein Verkäufer wird kaum 5 oder 10 Stunden in den Verkauf investieren, der ihm ein paar hundert Euro einbringt, wenn er in der Zeit 3 Verbrenner verkaufen kann, und mehr verdient.

Model 3 Fahrer:

Aktuell ist das tatsächlich ein riesiges Problem für VW: Die Händler haben an den Elektro-Autos (Agentur-Modell!) eine geringe Marge beim Verkauf, verdienen daran zudem auch bei der Wartung im Schnitt weniger. Deshalb habe ich es auch schon erlebt, dass man mir lieber einen Verbrenner-Passat verkaufen möchte (hier ist der Händler Vertragspartner, hat eine bessere Marge wenn er gut mit mir verhandelt) als einen ID.7.
Da kann Volkswagen dann stolz sein, dass sie die Preise hochhalten – aber sie verkaufen dann natürlich kaum noch ID.7…

Model 3 Fahrer:

Zum Tesla-Vergleich:
Ja, das stimmt. Aus Sicht des Volkswagenkonzerns geht es aus meiner Sicht aber eher um die Steigerung der Marge: Die vielen (schlecht kontrollierbaren) Händler geben im Zweifel einfach immer zu viel Rabatte – und Volkswagen kann das nicht kontrollieren.
Natürlich verursacht das Händlernetz Kosten, die Tesla minimiert. Aber die Vorteile des Händlernetzes hat Tesla dann natürlich auch nicht.

Bernhard:

Ich habe mal einen ID.4 gekauft. Da die Händler bei dem Agenturmodell mit einer läppischen Vergütung abgespeist wurden hatte ich das Gefühl, das die Verkäufer absolut keine Lust hatten die ID-Modelle aktiv zu verkaufen. Entsprechend war auch der Wissensstand über die Fahrzeuge. Von vielem hatten die keine Ahnung. Um den Umweltbonus musste ich mich selber kümmern. Das war bei einem EV6 bei Kia und einem Fiat 500 völlig anders. Da war das selbstverständlich.

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