Weshalb Siemens an eine große Zukunft des induktiven Ladens glaubt

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Siemens

Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 3 min

Beim Kongress von „The Smarter E“ in München hat der Projektverantwortliche Thomas Würz als Referent einer Diskussionsrunde innerhalb der Fachmesse Power2Drive ausgeführt, weshalb Siemens an eine große Zukunft des kabellosen Ladens von Elektroautos glaubt, was die Herausforderungen dabei sind und wie weit die Entwicklung gemeinsam mit Mahle inzwischen gediehen ist. Die Idee ist, dass das Fahrzeug lediglich an einer passenden Stelle abgestellt werden muss und von im Boden befindlichen Platten ohne der Notwendigkeit eines Einsteckens durch elektromagnetische Induktion einfach wieder aufgeladen werden kann.

Während das induktive Laden als Ergänzung oder Alternative zum herkömmlichen Laden mit Stecker von einigen als überflüssig tituliert wird, sieht Siemens durch die „Entfesselung der Elektromobilität“ einen großen Schritt nach vorne. Vor allem vom autonomen Fahren erwartet man eine steigende Bedeutung, denn wenn schon die Autos selbst fahren, so wäre es schließlich sinnvoll, wenn diese sich auch durch einfaches Parken an der richtigen Stelle auch einfach selbst wieder laden könnten. Aber auch für Autofahrerinnen und -fahrer mit Handicap brächte ein induktives Laden erhebliche Vorteile mit sich. Und nicht nur, aber vor allem im Winter wäre ein Laden ohne Anstecken eines Kabels komfortabler.

„Das Ziel ist eine breite Streuung von Standorten – beim Einkaufen, am Fitnessstudio und so weiter“, führte Würz aus – ganz nach dem Motto „steht er, dann lädt er„. Derzeit werde dabei mit 11 kW Ladeleistung gearbeitet, theoretisch denkbar wären perspektivisch aber auch DC-Ladeleistungen bis 500 kW. Damit würden allerdings auch die Anforderungen an die Sicherheit weiter wachsen.

Sicherheit für Kinder und Tiere gewährleistet

Auch so gibt es in Sachen Sicherheit schon einige Dinge zu beachten. Die in Entwicklung befindlichen Ladeplatten erkennen beispielsweise Fremdkörper aus Metall, die darauf liegen und beim Laden sehr heiß werden könnten. Diese müssen dann vor dem Ladestart erst entfernt werden. Auch für Kinder und Tiere seien die Platten sicher. Zudem ist in den Elektroautos ein Parkassistent vorgesehen, der dem Fahrer entweder durch entsprechende Anzeigen dabei hilft, die richtige Position über der Platte zu finden, oder das Fahrzeug auch selbsttätig dorthin lenkt.

Eine kritische Nachfrage, die sich zwangsläufig stellt, kam auch aus dem Auditorium: „Wie hoch ist denn der Wirkungsgrad?“ Doch die Sorge, dass unnötig viel Energie auf diesem Weg des Ladens verlorenginge, wischte Würz fundiert zur Seite. Ihm zufolge liegt der Wirkungsgrad des induktiven Ladens voraussichtlich nur ein bis zwei Prozent unterhalb dem des Ladens mit Kabeln. WeTricity, woran Siemens Anteilseigner ist, hatte den Wirkungsgrad ebenfalls bereits auf 90 bis 92 Prozent geschätzt.

Und nicht nur im Stand sollen die Fahrzeuge, die induktives Laden nutzen, ihre Akkus frisch aufladen können. In Detroit entsteht aktuell eine Teststrecke, auf denen Fahrzeuge auch während der Fahrt Strom über in der Fahrbahn verlegte Technik in ihre Batterien laden können sollen, eine ähnliche Teststrecke hat Fiat in Italien aufgebaut und mit diversen Fahrzeugen Versuche gestartet.

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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Niko8888:

Europa wird leider zum Technik Museum
Kann man machen, aber so sichert man keinen Wohlstand

PS:
Hier geht es um die Frage, wie zukünftig autonom fahrende Autos am besten geladen werden. Ich jedenfalls möchte nicht in einem Technikmuseum leben…

Niko8888:

Siemens überlegt, die deutschen, problemverliebten Boomer sagen „blöde Idee“ und die Chinesen investieren massiv in die Entwicklung von innovativen Ideen.

Und am Ende „hilft“ dann nur noch Protektionismus gegen überlegen chinesische Lade- und Akkutechnik

Josef:

Alle die negativen Kommentare hier wieder, schrecklich…typisch deutsch alles erst mal schlecht reden.
Für mich sind die Vorteile offensichtlich auch wenn die negativen sicher auch teilweise richtig sind.

– Keine Mechanik die verschleißen kann und ständig geprüft werden muß. Das sagt dir jeder Ing….weniger Mechanik wie Stecker und Bildschirme bedeutet weniger Wartung.
– keine Hardware wie Bildschirme die gegen Vandalismus und Schmiereien geschützt werden müssen.
In Norwegen gibt es schon mehr Erfahrung und dort gehen sie von mindestens 15 Jahre Wartungsfreiheit aus…siehe Videos von Tesla Björn mit einem Hersteller…nicht Siemens.
– verbraucht weniger Verkehrsraum. In einer Strasse mit Parkplatz, Radweg, Fußweg ist in der Regel kein Platz, um noch mal 50cm für Ladesäulen frei zu bekommen. Die Bodenplatten werden einmalig vergraben und verkabelt…die Technik kann irgendwo entfernt stehen.
In großen Städten ein unschlagbares Argument.
-Auch auf meinem privaten Grund würde ich das bevorzugen und die Kabelfummelei ersparen.
– je nach Position der Ladeklappe ist das Kabel dorthin recht lang und wird vorallem zwischen den Autos zur Stolperfalle und wieder ein mechanisches Problem was den Stecker an der Ladesäulen oder dem Auto schädigen kann. Hab ich selbst schon in einer Tiefgarage mit mehreren Ladeplätzen gesehen…
Aber wie fast immer gilt…was günstiger angeboten werden kann, wird sich durchsetzen…schau mer mal…

Wolfbrecht Gösebert:

Du hast »/Ironie« vergessen …!

Broesel:

‚Feuerwehr, Rettungswagen,‘
Im Ernst, du warst schon mal in täglichen Einsatz auf einer Rettungswache und kennst dich da auch nur ein wenig aus? — Da ist kein Platz für einzelne reservierte „Ladeplätzchen“ für div. Fahrzeuge.
Da wird ständig umgeparkt für das/die jeweils benötigte(n) Einsatzfahrzeug(e).
Da müssten E-Fahrzeuge ggf.mit weit mehr als 100 kW im Minutenbereich nachgeladen werden können und nicht mit Läpperstrom von 11 kW o.ä.
Und das Taxenthema ist wohl längst an zunehmender Reichweite gestorben!

Wolfbrecht Gösebert:

„Auf der anderen Seite liebe ich das drahtlose Laden meines Telefons :-)“

Da ich nicht ständig Neues brauche, verwende ich (gern und immer noch) ein älteres Smartphone. Dafür habe ich inzwischen ein Magnetkabel-System zum Laden. Der Stecker „flutscht“ magnetisch aus gut 5 mm Entfernung kontaktsicher in die Kupplung, die immer im Telefon eingesteckt ist und mit in die Schutzhülle paßt … mir bequem genug :)

BTW: Ich liebe auch Wechselakkus! Nämlich die in meinem Eigentum befindlichen, Hand-wechselbaren Akkus für meine elektrischen Werkzeuge und für den kompakten Luftkompressor –> im eAuto! stets dabei.

Wolfbrecht Gösebert:

Woran Siemens auch immer glaubt :) … ich glaube eher an (mind.) 5 Problempunkte: Die Kosten, die Kosten, die Kosten, die EMV(U) und – nicht zuletzt die fehlende Bidi-Fähigkeit! Dazu nur kurz skizziert – ausführliche tech. Details erspare ich mal :)

• Die Kosten: Die Lade-Infrastruktur wird deutlich teurer werden, auch wenn das (zunächst) „nur“ die AC-Infrastruktur beträfe

• Die Kosten: Mehraufwand im Fahrzeug (plus Abschirmung und Mehrgewicht) und auch zusätzliche Mechanik (Bodenfreiheit!)

• Die Kosten: Auch wenn um die Prozentpunkte herumgeeiert wird: Praktisch sind die Ladeverluste höher als per Kabel

• EMV (U): Elektromagnetische (=technische) Verträglichkeit (EMV) und Verträglichkeit mit der biologischen Umwelt (EMVU)

• Bidi: Künftige AC-Anschlüsse sollten wg. der Anschlußdauer bidirektional sein, das würde aber noch mehr Aufwand erfordern!

Auf das Problem, bis auf wenige Millimeter genau und rechtwinklig über die Lade-Platte zu positionieren, weist ausgerechnet Witricity (unabsichtlich?) mit einem Bild hin: c&p–> witricity.com/hubfs/540×1080-top-view-garage.webp
Welche Zeiteinsparung soll denn da noch bleiben, wenn das manuelle Rangieren(!) schon länger dauert, als einen Stecker einzustecken – oder muß ich gar ein automatisiert rangierfähiges Fahrzeug haben? –> noch weit mehr Aufwand!

Nebenbei: Kleine Metallteile wie eine Münze, Metallstaub, ein Blechstück, ein Metallknopf, ein Nagel oder eine Schraube z.B. führen mind. zum (vorläufigen) techn. Versagen oder im Ernstfall zu veritablen Schäden, sei es zufällig oder gar absichtlich?!

Eine breite Anwendung im Taxibereich halte ich inzwischen für praktisch komplett überholt: Die Reichweite der aktuell infrage kommenden Fahrzeuge liegt meist weit, weit höher als die Fahrleistung einer 8-h-Schicht, ja oft sogar über der eines ganzen Tages!

Fazit: Bis auf Nischenanwendungen (fahrerlos fahrende Fahrzeuge) sehe ich da bislang keinen wirlich sinnvollen Einsatz!

Frank2:

Der Durschnitts-EV-Fahrer lädt einmal die Woche auf.
Dauert ca. 7 Sekunden das Kabel einzustecken.

Da hat Siemens dann eine perfekte Lösung für ein nicht existierendes Problem.

Auf der anderen Seite liebe ich das drahtlose Laden meines Telefons :-)
Vielleicht setzt sich das ja wirklich durch – am Ende haben sich ja auch elektrische Fensterheber etabliert – mit denen wir dann ins Parkhaus des Fitnessstudio fahren um unsere Armmuskulatur zu trainieren.

steinpilz:

Wird bestimmt Serie in spätestens 2 Jahren in China und in 10 Jahren bei uns.

Sven:

Für Einsatzfahrzeuge aller Art wäre das von Vorteil, nicht nur für Taxen. Feuerwehr, Rettungswagen und Polizei brauchen nicht darauf zu achten, ob sie gerade eingestöpselt sind und können gleich losfahren.

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