Roland-Berger-Experte: „Der Verbrennungsmotor ist eine auslaufende Technologie“

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Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 3 min

Die gesamte Automobilindustrie befindet sich noch immer mitten in der größten Transformation ihrer Geschichte. Die Technologie verändert sich massiv“, erklärt Felix Mogge, Senior Partner bei der Unternehmensberatung Roland Berger, in einem Interview mit Automobil-Produktion. Mogge berät Unternehmen entlang der gesamten automobilen Wertschöpfungskette und ist Spezialist für die weltweite Automobilzulieferindustrie.

Der Branchenexperte sagt, dass die „nachlassende Dynamik im Wandel hin zur Elektromobilität vor allem in Nordamerika und in Europa natürlich eine große Belastung für alle Zulieferer“ sei, die damit befasst sind. Viele Unternehmen hätten „für die nächsten beiden Jahre ein deutliches Wachstum in dem Bereich eingeplant“, entsprechend seien Investitionen getätigt worden. Nun entwickelt sich der Elektroauto-Markt langsamer als erwartet, womit den Zulieferern jetzt „die entsprechenden Deckungsbeiträge fehlen, weil die Produktionsvolumina nicht in dem Maße erreicht werden können.“

Das zeige „recht schonungslos, dass die Elektromobilität schlicht und ergreifend noch kein profitables Geschäft ist“, so Mogge, was nicht nur die Zulieferer, sondern auch die Hersteller betreffe. Zulieferer hätten sich gar „in den letzten fünf Jahren einen ruinösen Preiswettbewerb um Marktanteile geliefert“, und der Branchenexperte geht davon aus, dass die daraus resultierenden Effekte „noch eine ganze Zeit lang in den Ergebnissen der Zulieferer“ sichtbar sein dürften – „völlig unabhängig davon, wie stark sich die Nachfrage der Kunden nach E-Fahrzeugen entwickelt“.

Allerdings sei es auch trügerisch, sich auf Erlösen mit Verbrennerkomponenten auszuruhen. „Natürlich hilft ein höheres Geschäftsvolumen mit Verbrennerkomponenten kurzfristig bei der Umsatz- und Ergebnissituation in diesem und wahrscheinlich auch im kommenden Jahr“, sagt Mogge in dem Interview. Das allerdings ändere „nichts an der Tatsache, dass vor allem im Pkw-Bereich in vielen Teilen der Welt der Verbrennungsmotor eine auslaufende Technologie ist“.

„Je später ein Unternehmen damit beginnt, desto schmerzhafter wird der Prozess“

Der Markt für Verbrenner-Komponenten werde „in den nächsten fünf bis zehn Jahren dramatisch rückläufig sein“, sagt der Branchenexperte. Zulieferer müssten entsprechend „Kapazitäten abbauen und konsolidieren“ und andere Geschäftsfelder erschließen. „Je später ein Unternehmen damit beginnt, desto schmerzhafter wird der Prozess“.

Für Mogge müsse sich die gesamte Autoindustrie in einigen entscheidenden Fragen einig werden, etwa wie Hersteller und Zulieferer gemeinsam Lösungen finden können, mit denen die Technologien im Fahrzeug in Summe günstiger werden und Autos und insbesondere Elektroautos somit für Käufer wieder attraktiver werden. Diese Diskussionen können „nur auf Augenhöhe gelingen. Am Ende brauchen beide Seiten sich gegenseitig“, so der Branchenkenner.

Festhalten müsse man aber auch: „Die Transformation der Industrie kam nicht über Nacht. Jedes Unternehmen hatte ausreichend Zeit, sich darauf einzustellen“, so Mogge. Vielen sei das „auch gut gelungen“ und es liege in der Natur der Sache, dass „jede Veränderung neben Gewinnern auch Verlierer produziert“.

„Es gibt eine halbe Billion Euro zu verteilen“

Der Senior Partner bei Roland Berger nennt auch einige Bereiche, die in den kommenden Jahren wachsen werden und hohe Gewinne in Aussicht stellen: „Die Wachstumsbereiche sind vor allem der elektrische Antrieb, das Thermomanagement, Elektronik, das autonome Fahren und Software“, so Mogge. „In diesen Bereichen werden im Jahr 2030 voraussichtlich 250 Milliarden Euro mehr erlöst als heute“.

Hinzu komme der Bereich der Batterien für Elektroautos, bei dem „nochmal ungefähr 250 Milliarden Euro“ hinzukommen sollen. „Das bedeutet, es gibt eine halbe Billion Euro zu verteilen“, sagt Mogge. Dies alles bedeute in Summe, dass „Elektronik- und Softwarekompetenzen in den nächsten Jahren nochmals deutlich wichtiger werden für Zulieferer als sie das heute schon sind“.

Im Umkehrschluss bedeute das aber auch, „dass das Geschäft im Bereich der mechanischen Komponenten und für Verbrennungsmotoren bis etwa 2030 um mindestens 50 Milliarden Euro zurückgeht – mit der Konsequenz, dass am Ende des Tages nicht genügend Geschäft für alle übrig bleibt.“

Quelle: Automobil-Produktion – „Die Elektromobilität ist noch kein profitables Geschäft“

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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casimir374:

Weswegen ja Äthiopien auch keine neuen Verbrenner mehr zulässt, Indien auf elektrische Mobilität umstellt, Brasilien Busse auf BEV umstellt, in Afrika Stromtankstellen mit eigenem Solarpark entstehen etc…. aber hauptsache erst mal populistischen Nonsense verbreiten.

Axel:

Deine PV Anlage hast du geschenkt bekommen?

Axel:

Ach was, ein Blick nach Südamerika, Asien, Afrika etc., auch Griechenland, dort wird die nächsten 100 Jahre noch Verbrenner gefahren. Kein Geld, null Infrastruktur, unzugängliche Gebiete.

Frank:

Also wird der Akku CO² neutral hergestellt, kannst Du das auch belegen?
Dass das E-Auto nur lokal emmissionsfrei ist, hatte ich schon gewusst, aber danke für den Hinweis, manche hier glauben noch, dass sie nur überschüssigen Strom laden der sonst nicht genutzt werden würde.

Volker K.:

Ein E-Auto fährt schon ab dem ersten Kilometer lokal emmissionsfrei, ein Verbrenner nie. Und während der Rucksack bei einem regenerativ geladenen E-Auto immer gleich groß bleibt, wächst er beim Verbrenner auf der ganzen Produktionskette des Treibstoffs, von der Ölsandförderung in Kanada bis zur Verpestung der Innenstädte, immer weiter. Und wächst, und wächst, und wächst… Durchschnittlich um 1,5 bis 2 Tonnen pro Jahr!
Beim Urlaub gebe ich Dir recht.

Volker K.:

Der gute Experte ist immer der, der die gleiche Meinung vertritt wie man selbst.

Volker K.:

Ich sehe den Preis für e-Fuel 2035 eher bei €13,-. Wobei noch geklärt werden müßte, ob die Produktionskapazitäten bis 2035 für 0,1% oder 0,3% der PKWs in Deutschland reichen werden. Der Rest der Welt benötigt erwiesenermaßen dann keinen Sprit mehr.
Strom wird im Preis nicht so weit steigen, da die Erzeuger in Konkurrenz mit den Selbstversorgern stehen. Je höher die Strompreise, desto mehr Leute packen sich Solaranlagen auf das Dach.

Anton schnabl:

100 km
Diesel Verbrauch 5 l 20 Euro Honda Civic
Benzin Verbrauch 6 l 24 Euro Kia Pikanto
Elektro Verbrauch 14, 5 kw Hyundai Kona
Preis über die eigene pv Anlage Mix 5 Euro.
Wenn der Anschaffungspreis für E-Autos weiter sinkt wie bisher, dann werden in 3- 5 Jahren die Preise zu Verbrennern egalisiert sein.
Vielfahrer brauchen eine ordentliche Ladeinfrastruktur und Anreize. Wenig Fahrer mehr Anreize für den öffentlichen Verkehr!

Und dann fehlt noch ein realistisches Kosten Modell, die wenigsten wollen wissen was ihr Auto wirklich kostet.
Ein klimaticket ist dagegen ein Geschenk.

Anton schnabl:

Vielleicht könnte das zu einer exponentiellen e Produktionsförderung in Europa aber vor allem bei österreichischen Zulieferern führen, wir verlieren gerade den Anschluss, und vieles deutet darauf hin, daß die aktuelle Regierung das verschlägt.
oder mangels Perspektiven aktiv an die Sache herangeht. Kreisky hat in den 70ern erkannt was zu tun ist, für die damalige Zeit. Jetzt heißt es den Zug nicht verpassen!

Frank:

Ich vermute, dass Du ohne BEV deinen Strom der PV Anlage ins Netz eingespeist hättest und somit 100% CO² einsparen würdest, ohne die Ladeverluste usw., da aber der Strom im Netz fehlt und der Wind nicht einspringt, muss wohl ein Gaskraftwerk den Strom erzeugen, aber das weißt Du ja selbst.
Den Wirkungsgrad von Kraftwerke, Netzübertagung, Umspannverluste usw. kennst Du ja auch.

Aber ich fahre ja auch, wenn möglich ein E-Auto.

99% laden über die PV zu Hause ist ja sehr viel, besonders im Winter und Du kannst nicht weit fahren, sonst kommst Du ja nicht mehr Heim, kommst Du überhaupt ins positive mit den BEV oder währe ein Verbrenner bei Dir besser fürs Klima gewesen?

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