1st- und 2nd-Life Batteriespeicher von Mercedes gehen in die nächste Runde

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The Mobility House

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Die Mercedes-Benz Group, Getec Energie und The Mobility House verlängern den Lebenszyklus von ihren stationären Energiespeichern aus Fahrzeugbatterien um weitere fünf Jahre. Die seit 2016 bzw. 2018 existierenden Speicher in Lünen und Elverlingsen sind erneut für die Erbringung von Primärregelleistung (PRL) – der schnellsten und kritischsten Netzdienstleistung im Stromsystem – präqualifiziert worden.

Mehr als 2000 E-Auto-Batteriemodule im 1st- und 2nd-Life der beiden von Mercedes-Benz Energy entwickelten und gelieferten Speicher stehen somit auch zukünftig mit insgesamt 29 MW Leistung und 31 MWh Energie bereit, um das Stromnetz zu stabilisieren und die Unabhängigkeit von fossilen Kraftwerken zu erzielen.

Im Rahmen der Prüfung von stationären Batteriespeichern durch die Übertragungsnetzbetreiber müssen anspruchsvolle Kriterien erfüllt werden, um weiterhin im PRL-Markt tätig zu sein. Dazu zählen insbesondere die ausreichende Speicherkapazität sowie eine stabile und schnelle Anpassung der Leistung. Trotz ihrem bereits fünfjährigen Einsatz im Stationärspeicher sowie einer teilweise vorgelagerten Nutzung in Elektroautos haben die Batterien diese anspruchsvolle Qualifizierung wieder bestanden.

Die in diesem Zuge bestätigte sehr stabile Speicherkapazität ist ein weiterer Nachweis für die geringe Alterung von Elektroautobatterien bei „richtiger“ Bewirtschaftung. Diese werde durch die intelligenten Vermarktungs- und Betriebsalgorithmen von The Mobility House sichergestellt, so das Unternehmen in einer aktuellen Mitteilung. Das technische Konzept von Mercedes-Benz Energy sei dabei die Grundlage für eine langjährige Nachnutzungsmöglichkeit. Das Unternehmen entwickelt und vertreibt stationäre Komplettspeicherlösungen, die in industriellen Bereichen sowie als netzdienliche Lösungen Anwendung finden.

Wenn ein Akku am Ende seiner Nutzungsdauer im Fahrzeug angelangt ist, verfügt er in der Regel immer noch über etwa 70 bis 80 Prozent seiner ursprünglichen Kapazität. Diese noch beträchtliche Energiereserve eröffnet die Möglichkeit für ein ausgedehntes zweites Leben in einem stationären Batteriespeicher. Zudem können 1st-Life Batteriemodule in stationären Anwendungen als Ersatzteillager „fit gehalten“ werden, bevor sie in Fahrzeugen verbaut werden.

Dies ist nur mit innovativen Algorithmen und moderner Software möglich, die The Mobility House seit 2015 speziell für die Vermarktung von Elektroautobatterien entwickelt und kontinuierlich verfeinert hat. Seit kurzem übernimmt das Technologieunternehmen auch für Dritte die Vermarktung von Stationärspeichern an den europäischen Regelleistungs- und Energiemärkten inkl. u.a. einem Präqualifizierungsservice.

Elektroautobatterien können fossile Kraftwerke ersetzen

Der Einsatz der Flexibilität, die im Laden und Entladen von Elektroautobatterien liegt, ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu einem erneuerbaren Energiesystem. Elektroautobatterien können so fossile Kraftwerke ersetzen und die schwankende Erzeugung aus Sonne und Wind kompensieren. Da Batterien sehr schnell reagieren – schneller als zum Beispiel Gaskraftwerke – leisten sie einen besonders wertvollen Beitrag zu einer stabilen Netzfrequenz und Stromnetzqualität.

Wir freuen uns, dass unsere Speicher wieder präqualifiziert sind. Das bestätigt, dass unsere Algorithmen und Handelsstrategien sowohl hohe Erlöse bringen als auch die Batterien bei minimaler Alterung bestmöglich nutzen“, sagt Marcus Fendt, Geschäftsführer bei The Mobility House. Norman Möhler, Geschäftsführer von Mercedes-Benz Energy, ergänzt, dass „die enge Verzahnung von Energie- und Automobilindustrie für eine nachhaltige Energiewirtschaft unerlässlich“ sei. „Die intelligente Nutzung automobiler Batteriesysteme stellt einen ökologisch wichtigen Ansatz dar – nicht zuletzt mit Blick auf die Ressourceneffizienz“.

Die erneute Präqualifikation des Energiespeichers bestätige, so Möhler weiter, dass die Technologien der drei Partner „auch nach Jahren die industriellen Anforderungen an Langlebigkeit und Sicherheit“ erfüllten. „Diese Kernkompetenzen machen unsere stationären Komplettspeicherlösungen für ein breites Anwendungsspektrum einsetzbar.

„Die Grundvoraussetzung für das Gelingen der Energiewende“

Fendt verweist darauf, dass auch Elektroauto-Fahrerinnen und -Fahrer künftig am Energiemarkt teilnehmen und dort Erlöse erzielen können:Unsere Expertise stellen wir nun auch Besitzer:innen von Groß- und Industriespeichern zur Verfügung – bald setzen wir diese auch als Vehicle-to-Grid-Technologie kommerziell zum Nutzen unserer Kund:innen ein.

Eva Greiner, Chief Technology Officer der Charging Unit von Mercedes-Benz Mobility, erläutert, wie sich der Stuttgarter Autohersteller auf V2G vorbereitet: „Zusätzlich sammeln wir mit dem Betrieb der 2nd-Life Batterien wertvolle Erfahrungen für die Entwicklung von bidirektionalen und vernetzten Ladeanwendungen für unsere Fahrzeuge: Zum einen haben wir gelernt, wie viel die Flexibilität von Batterien im Stromnetz wert ist, zum anderen wie widerstandsfähig sich die Batterien bei diesem Einsatz zeigen.“

Cord Wiesner, Sprecher der Geschäftsführung von Getec Energie, verweist auf die Relevanz von Batteriespeichern für die Stromversorgung: „Die Nachfrage unserer Industriekunden nach Grünstrom ist in den letzten Jahren enorm gestiegen. Die Bereitstellung von innovativen Primärregelleistungen stellt aus unserer Sicht eine wichtige Ergänzung zum kontinuierlichen Ausbau unseres Angebots an nachhaltigen Energieprodukten dar. Eine ausreichende Netzstabilität ist die Grundvoraussetzung für das Gelingen der Energiewende.“

Quelle: The Mobility House – Pressemitteilung vom 13.06.2024


Transparenzhinweis: EAN-Chefredakteur Michael Neißendorfer ist als freier Mitarbeiter auch für The Mobility House im redaktionellen Bereich tätig. Auf die Berichterstattung bei EAN hat diese Zusammenarbeit keinen Einfluss.

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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pionierska:

Natürlich sind beide Vorzeichen in der Regelung mit diesen Kraftwerken machbar. In Deinem Post gehst Du eindeutig auf die negative ein (Frequenz erniedrigen). Und richtig, die negative Regelung wird mit zunehmenden Anteilen von PV und Wind notwendig, da diese das nicht können bzw. nicht dürfen (EEG). Das heisst aber nicht, dass es keine positive Regelung bräuchte im Falle von Dunkelflaute und/oder Verbrauchspeaks.

Und ja, ich hatte wie bereits gesagt an eine positive Regelung gedacht und insofern den Post falsch interpretiert.

Aber auch im Fall einer negativen PRIMÄREN Regelung (PRL) sind Deine Ausführungen zur Trägheit der rotierenden Massen doch konträr zum beabsichtigten Effekt eines hohen negativen Leistungsgradienten.

egon_meier:

ich sage ja .. sie haben nicht verstanden (auch Wikipedia nicht gelesen) und meinen Text willkürlich fehlinterpretiert. Die Generatoren haben eine negative UND positive Regelleistung. Das fehlt bei PV völlig. Daher entsteht der Bedarf für prl-Anlagen in der diskutierten Form erst durch PV.
VOR PV bzw wenig PV haben das die Generatoren aufgefangen, die jetzt nach und nach wegfallen.

pionierska:

Sprachliche Präzision ist der Punkt.

Es geht im Artikel und in Deinem primären Post um die PRL, also die Regelung auf der Sekundenzeitskala. In diesem Kontext sprichst Du von der Trägheit der Generatoren (Zitate: „geben allmählich ihre kinetische Energie ab“ und „kann man eine ganze Weile schöpfen“).
Deine Formulierungen implizieren also eine negative Regelleistung während ich Im Kontext der Nutzung von Batterien „Lastspitze“ als notwendige positive Regelleistung interpretiert hatte. Hieraus erklärt sich auch meine Replik auf Deinen ersten Post.

Um das zu erkennen und angemessen zu beantworten bedarf es aber eine vorurteilsfreie Diskussionskultur.

egon_meier:

Ich habe keine Bereitschaft mehr, mit solch uninformierten Teilnehmern wie dir hier zu debattieren. Studiere einfach mal Wikipedia zum Thema Regelleistung. Da wirst auch du fündig.
Wenn du da was nicht verstehst kannst du dich gerne mir qualifizierten Fragen erneut melden.

pionierska:

Ich denke ich habe Deinen Charakter jetzt recht gut verstanden.
Sinnlos, ja!

egon_meier:

Sinnlos .. du hast es einfach nicht verstanden … aber macht nix. Kommt hier öfter vor.

pionierska:

Also was ist das Ausgangsszenario?

Elektrische Energie wird von verschiedensten Kraftwerken und Abnehmern erzeugt bzw. verbraucht (steady state). Steigt der Verbrauch an Elektrizität an (Lastspitze) muss entsprechend schnell mehr Elektrizität erzeugt werden. In diesem Fall ergeben Deine Aussagen mit bereits vorhandener kinetischer Energie keinen Sinn.

egon_meier:

„die kinetische Energie der Gaskraftwerk-Generatoren, die laut EGON “einfach da sei”, ist in dem Moment einer aufkommenden Lastspitze (also einer Bedarfsspitze) natürlich gerade nicht vorhanden, denn dann müsste das Kraftwerk ja erst einmal hochgefahren werden..“

Wenn du bitteschön mal meinen Beitrag lesen würdest, in dem stand (und immer noch steht)
„über die REaktionszeit der Gas- (und sonstigen fossilen) Kraftwerke und sogar Kernkraftwerke für PRL“

Also nicht nur Gaskraftwerke.
Und natürlich meinte ich diejenigen (alle) die während des Bedarfsfalles für PRL gerade im Betrieb sind. War doch eigentlich klar .. oder?

pionierska:

Kommentare EGON und WOLFBRECHT:

Die kinetische Energie der Gaskraftwerk-Generatoren, die laut EGON „einfach da sei“, ist in dem Moment einer aufkommenden Lastspitze (also einer Bedarfsspitze) natürlich gerade nicht vorhanden, denn dann müsste das Kraftwerk ja erst einmal hochgefahren werden. Erst während des Abklingen einer „Spitze“ wäre die kinetische Energie noch nutzbar.

Trotzdem ist mir der Artikel zu einseitig auf den Aspekt der „Schnelligkeit von Batteriespeichern“ abgestellt. Vielmehr wären (halb)quantitative Betrachtungen zu der erforderlichen Leistung und Kapazität sinnvoll, um die Bedarsspitzen zu regeln. An dem Punkt ist WOLFBRECHT’s Antwort für mich nicht überzeugend.

Auch ist Aussage zur Ökologie (Ressourceneffizienz) im Artikel zwar vordergründig plausibel, andererseits müsste man das Gegenrechnen zu einem Szeniario in dem die Rezyklierung der Batterien stattfindet. Wo ist da der „sweet spot“ in einer versuchten gesamtheitlichen Betrachtung?

Broesel:

Was hast du grade noch fundiert beizutragen?

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