Porsche GT4 e-Performance: Unterwegs mit dem Elektro-Cayman

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Wolfgang Gomoll
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  —  Lesedauer 4 min

Porsche plant mit dem GT4 e-Performance den Rennsport der Zukunft. Der vollelektrische Cayman nutzt die Technik der Studie Porsche Mission R und feuert mit 800 kW / 1.089 PS um die Ecken. Wir haben uns dieser Tortur ausgesetzt.

Bremsen! Bremsen! Breeee…! Der Speed am Ende der Start-Ziel-Geraden ist brutal. Das Ende des Asphalts kommt rasend schnell näher und unser Gehirn schaltet auf Alarmstufe rot, während der Körper angesichts des drohenden Einschlags die Muskeln anspannt. Völlig umsonst! Als Klaus Bachler knapp 80 Meter vor der Kurve mit voller Wucht in die Eisen steigt, pressen uns die Träger Gurte so in den Schalensitz, dass selbst das Denken des Verzögerungsbefehls im Keim erstickt wird. Ehe sich das Gehirn wieder erholt hat, geht es schon wieder rechts herum. Uff! Erneut werden die Lungenflügel gewaltmäßig explosionsartig entleert. „Schon nicht schlecht“, schmunzelt der Pilot angesichts des augenscheinlichen Leidens auf dem Beifahrersitz. „In der Tat“, murmeln wir gequält, doch die Worte gehen im Surren der Motoren unter.

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Wir sitzen in einem Rennwagen, den der Profi-Lenker erbarmungslos um den Kurs nahe Brescia scheucht. So weit, so gewöhnlich. Nur, dass die Boden-Boden-Rakete namens Porsche GT4 e-Performance ein elektrischer Flitzer ist, der vermeintlich in der Hülle eines Porsche Cayman steckt. „Das ist unsere Vision eines vollelektrischen Rennwagens“, erklärt Projektmanager Björn Förster. Wenn das Fahrzeug für Herrenfahrer ist, dann hat das Dynamik-Stromern eine rosige Zukunft.

Schauen wir uns das Powerpaket einmal genauer an. Die Porsche-Ingenieure haben die Technik des Mission R genommen und dem E-Renner, der uns letztes Jahr begeistert hat, das Aussehen des Caymans verpasst. Also wird der GT4 e-Performance wie der Serien-Taycan von zwei permanenterregten Synchronmaschinen (PSM) an der Vorder- und Hinterachse befeuert, die im Qualifying-Trim eine Gesamtleistung von 800 kW / 1.089 PS liefern. Aufgeteilt in 420 kW / 571 PS an der Hinterachse und 380 kW /517 PS Leistung vorne. Und das bei einem Gewicht von rund lediglich rund 1.550 Kilogramm – das sind nur 45 Kilogramm mehr als ein Porsche 911 Carrera ohne Fahrer. Bei voller Power knackt die E-Renner aus dem Stand die 200 km/h nach nur 5,6 Sekunden. Das ist absurd schnell. Bei entsprechender Getriebe-Abstimmung sind bis zu 340 km/h und eine Nordschleifenzeit von weniger als 6:45 Minuten drin. Noch Fragen?

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Unsere Rippen freuen sich, dass wir in der Rennabstimmung mit „nur“ 450 kW / 612 PS unterwegs waren. Die Energie der 80-Kilowattstundenbatterie reicht so für 30 Minuten. Also genau die Distanz eines Porsche Carrera Cups. Geladen wird mit 900 Volt. Damit sind die Akkus in nur 15 Minuten von fünf auf 80 Prozent gefüllt. Um solche Fabelzeiten zu erreichen und das Durchhaltevermögen der Energiespeicher zu erhöhen, müssen die Techniker auch die Akku-Zellen tunen, um deren inneren Widerstand zu verringern. Bei so viel Power ist die Temperatur entscheidend. Also bekommen die Batterie und die beiden Elektromotoren eine von Porsche entwickelte Öl-Direktkühlung. Außerdem konnten die Ingenieure durch den verbesserten Kühlkreislauf unter anderem die Drahtwicklung der E-Maschine noch enger ziehen, was die Effizienz verbessert.

Nachdem wir wieder bei Atem sind, lassen wir uns von Klaus Bachler das Hightech-Lenkrad erklären, das mit den vielen Knöpfen und Drehhebeln dem eines Formel-1-Renners schon ziemlich nahekommt. Für den Piloten bedeutet diese Playstation viel Know-how. Wie bei einem Pro-Renner kann man die Bremsbalance verstellen, mit der Box kommunizieren und bei Bedarf einem störrischen Konkurrenten mit der Lichthupe signalisieren, dass man dann doch gerne überholen möchte. Die vier Schaltwippen sind besonders spannend, wo doch der Porsche GT4 e-Performance kein Getriebe im eigentlichen Sinne hat. Mit den vier Carbonhebeln kann der Fahrer das Torque-Vectoring der einzelnen Räder für die Kurvenfahrten anpassen: oben für den Eingang, unten für den Ausgang. Wie die Piloten mit diesen ganzen Möglichkeiten umgehen, wird beim Porsche Carrera Cup ab 2026 für zusätzliche Spannung sorgen.

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Wolfgang Gomoll

Wolfgang Gomoll

Wolfgang Gomoll beschäftigt sich mit dem Thema Elektromobilität und Elektroautos und verfasst für press:inform spannende Einblicke aus der E-Szene. Auf Elektroauto-News.net teilt er diese mit uns. Teils exklusiv!

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Läubli:

Danke für diesen schönen Beitrag!

Es ist wirklich sehr interessant, was Porsche hier tut… finde ich sehr gut. Wenigstens ein deutscher Hersteller, der mit E-Maschinen langsam so richtig Power gibt! Sowas freut ein Sportfahrerherz! :-))

Läubli:

Das ist eh kein Auto für dich… also mache dir mal keine Sorgen, mit dem kann man nicht „Slow-Down! ;)
Es ist wirklich sehr interessant, was Porsche hier tut… finde ich sehr gut – wenigstens ein deutscher Hersteller der mit E-Maschinen langsam so alles gibt! Sowas freut ein Sportfahrerherz! :-))

brainDotExe:

Und das bei einem Gewicht von rund lediglich rund 1.550 Kilogramm

Sagt eigentlich alles.

Smartino:

Und was soll an dieser Flunder bemerkenswert sein? Sieht aus wie ein Porsche schon immer ausgesehen hat.

Rolf Mastir:

Zur Straßenversion des künftigen Boxster tauchten in den letzten Tagen nun ja schon Erlkönigbilder im Web auf. Rückt ihn optisch näher an das bisherige Modell heran nach meinem Empfinden und das macht ja auch Sinn und lässt weiterhin Erwartung und Vorfreude bei mir und sicher nicht nur bei mir aufkommen.

brainDotExe:

Sehr schön zu sehen was machbar ist, vor allem beim Gewicht.
Den bitte in naher Zukunft als Serienfahrzeug mit Straßenzulassung!

David:

Yes, da isser! Das habt ihr gut gemacht. Der Wagen ist in der Tat bemerkenswert gut. Sein Auftritt bei Goodwood dieses Jahr war beeindruckend. Den werde ich definitiv in der Straßenversion bestellen, wenn er einigermaßen nach diesem Fahrzeug kommt.

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