Porsche-Entwickler: Rein elektrischer 718 könnte „ein sehr emotionales Produkt sein“

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Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 3 min

Frank-Steffen Walliser, bei Porsche verantwortlich für die Sportwagen-Baureihen 911 und 718 und zuvor Leiter der Motorsport-Abteilung des Herstellers, sprach in einem Interview mit Auto Motor und Sport über die Elektrifizierung von Supersportwagen wie dem 918 Spyder, warum sich Porsche so schwertut damit, den legendären 911 zu elektrifizieren, und warum der kleinere 718 die bessere Wahl für einen Elektroantrieb wäre.

Der Porsche 911 habe ein sehr spezifisches Fahrzeugkonzept. Er sei ein „relativ kleines Auto mit einem kurzen Radstand und einer sehr tiefen Sitzposition“. Mit Batterien im Unterboden verliere man diese die tiefe Sitzposition, „und vorne und hinten ist schlicht kein Platz.“ Bei einem Mittelmotor-Auto mit 2,74 Meter Radstand wie dem 918 hingegen ergebe sich „ein ganz anderes Package, zumal es sich hier um einen reinen Zweisitzer handelt.“ Elfer-Kunden „schätzen aber das Zwei-plus-Zwei-Konzept, vor allem wegen des Raumgefühls. Und das würde man im Falle einer Elektrifizierung verlieren“, so Walliser über die Probleme, dem viersitzigen 911 einen Elektroantrieb zu verpassen.

Taycan „vom Timing her perfekt“

Porsche habe aber mittlerweile „in der Positionierung der Marke einen Weg gefunden, Wachstum durch eine neue Modellreihe und Elektrifizierung geschickt miteinander zu kombinieren“, sagt Walliser über den Taycan, den ersten vollelektrischen Sportwagen von Porsche. Der Elektroflitzer sei „vom Timing her perfekt, hinsichtlich der Technologie und seinem Einfluss auf die Flottenemissionen. Dabei sind wir nicht dem Trend gefolgt und haben einen SUV gebracht, sondern etwas Einzigartiges, Neues.“ Der Baureihenleiter ist der Meinung, „dass man dem Taycan die Freude der Ingenieure und ihre Kreativität beim Fahren anmerkt.“

Aus Kosten- und Architekturgründen“ werde es so schnell kein vergleichbares Modell zum 918 Spyder mit Plug-in-Antrieb geben. „Das heißt nicht, dass wir uns damit nicht intensiv beschäftigt haben“, fügt Walliser hinzu. Beim zweisitzigen 918 habe „die Hybridisierung das Auto letztlich schneller und besser gemacht“. Das selbe Konzept auf den 911 angewandt sei „eine riesige Herausforderung – eben wegen des Platzes. Wo bringe ich die Batterie unter, ohne die Proportionen zu zerstören? Der Elfer darf nicht größer werden, da sind wir am Maximum angekommen. Wesentlich länger oder breiter darf er nicht mehr werden.“

„Elektrisch offen zu fahren. Das ist nochmal eine ganz andere Dimension“

Der Plug-in-Antrieb funktioniere ohnehin viel besser „in den Oberklasse-Segmenten, eben bei einem Cayenne oder Panamera, vor allem hinsichtlich des Realverbrauchs“. Und beim Einstiegssportwagen 718 sprechen nicht nur der Platz, sondern vor allem auch die Kosten gegen das Konzept eines Plug-in-Hybrids. Für den zweisitzigen 718 könnte sich Walliser im Gegensatz zum 911 sogar eine Komplett-Elektrifizierung vorstellen, „zumal das ein sehr emotionales Produkt sein könnte.“

Der wichtigste Markt für den 718 Spyder seien die größten acht Megacites in China, wo „eine rein elektrische Variante schon Sinn ergeben“ könnte. Das Fahrzeug würde dann zwar schwerer werden, „aber ich kann mir schon vorstellen, dass das gut fährt“, so Walliser. Nach WLTP könnte so ein Auto auf 420 bis 430 Kilometer Reichweite kommen. Ein Elektro-718er wäre zwar gut 200 Kilogramm schwerer als die Version mit Vierliter-Motor. Allerdings könnte die E-Version durch das „tolle Ansprechverhalten eines E-Motors ein ganz rundes Package werden.“ Bei der Beschleunigung liege so ein Fahrzeug „in Dimensionen, die haben wir vor ein paar Jahren noch in einem 911 Turbo verkauft.“ Besonders spannend sei es „elektrisch offen zu fahren. Das ist nochmal eine ganz andere Dimension“, so Walliser über rein elektrisches Cabrio-Feeling.

Auto Motor und Sport — Die Zukunft deutscher Sportmarken: Interview mit Frank-Steffen Walliser von Porsche

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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EffEll:

Ja, wurde er. Mit Fantasiedaten und oh wunder, er verzögert sich. Es geht Musk dabei nur um das Geld der Reservierungen und um das mediale Interesse, gerade im Internet. Überall in den Kommentaren steht geschrieben:“Ja, aber der Roadster ist viel schneller, hat mehr Reichweite etc.“ Ungeachtet dessen, dass dieses Auto weder existiert, noch dieses Jahr erscheinen wird. Er wurde im November 2017 vorgestellt und konnte sofort für 50.000 US-Dollar reserviert werden. Seit dem an Twittert Musk lediglich immer kühnere Leistungsdaten, aber von einem festen Release ist keine Rede. Mal sehen wann er kommt, wie er kommt und ob er kommt. Bis dahin muss man sich wohl damit abfinden, dass sich alle existierenden E-Sportwagen mit dem Roadster (online) messen müssen, obwohl dieser nur auf Twitter existiert…

Andreas E.:

Ich würde mich über einen rein elektrischen Boxter (718) freuen.
Bis es mir meine familiäre Situation in ein paar Jahre wieder erlaubt einen reinen Roadster (2-Sitzer) zu fahren, wird es den elektrischen Boxter dann gebraucht – hoffentlich auch zu bezahlbaren Tarifen – geben :)
Einen 911er wollte ich als langjähriger Roadster-Fahrer gerade wegen des benannten 2+2-Sitzer Konzepts sowieso noch nie.
Kleine kompakte Roadster sind mir da lieber.

KaiGo:

Gibt es den schon bzw. ist der offiziell vorgestellt?

KaiGo:

Achja: Und in dem Artikel geht es ja um Porsche. Da haben sich Fragen 1-3 schon gleich erledigt denn ein Porsche hat ja nun wirklich nichts mit Vernunft oder Sparsamkeit zu tun. Solche Autos für Normales bauen andere.

KaiGo:

Frage 5: Wer würde in Deutschland ein solches Auto kaufen? Ich vermute nicht allzu viele. Man muss auch sehen, dass Autohersteller bauen, was die Leute kaufen, sonst verkaufen sie nämlich nichts (Angebot + Nachfrage Regelung)
Man darf gerade bei der Beschleunigung eines nicht ignorieren: die ist vor allem auch für zügiges Überholen wichtig. Mit 10-12 Sekunden von 0-100km/h brauche ich schon eine mächtig große Lücke um einen LKW zu überholen auf der Landstraße.
Ich denke gerade beim Verbrauch von BEVs spielt die Motorgröße vermutlich keine Große Rolle. Tesla hat generell sehr leistungsfähige Motoren verbaut und der Verbrauch ist auch nicht sehr hoch. Außerdem kann eine stärkerer E-Motor auch stärker Rekuperieren. Und bei konstanter Geschwindigkeit zieht er genau die Leistung aus dem Akku die er braucht um die Geschwindigkeit zu halten, egal ob er 100kW oder 400kW hat. Hauptgewicht ist der Akku.
Das Ganze sieht beim Verbrenner anders aus, weil größerer Motor = mehr Brennraum = mehr Verbrauch (deswegen gibt es Zylinderabschaltung).

KaiGo:

Zur Erinnerung auch nochmal: ein Porsche hat noch nie ein Auto für Normalsterbliche gebaut und wird es nicht tun. Das sieht man auch in den Äußerungen. Porsche hat sein eigenes wohl betuchtes Klientel und auf dieses sind die Autos zugeschnitten (deshalb wird der 911er nicht elektrifiziert). Das heißt das Auto muss nicht für uns Normalos Sinn machen, sondern den Porsche Stammkunden gefallen. Und da geht es dann auch weniger um Geld als um eben Emotionen, Fahrspaß und Leistung. Und wenn man sich bei YouTube mal die Videos ansieht von Leuten, die den Taycan testen durften (Malmedie, JP Kramer und andere), dann scheint Porsche in diesen Punkten einen ziemlich guten Job gemacht zu haben.

KaiGo:

Ich finde es zeigt sich in dem Interview ganz klar, worauf es Porsche bei seinen Autos ankommt: auf den kompromisslosen Fahrspaß und Leistung (immer wieder Vollstrom ohne das was runter geregelt wird). Nicht auf Effizienz (das war bei den Verbrenner auch so), an der beim Taycan ja immer rumgemäkelt wird. Der Taycan wird immer mit dem Model S verglichen, was eigentlich nicht sinnvoll ist. Das Model S ist eine Limousine und der Taycan ein Sportwagen in höchster Verarbeitungsqualität und daher auch im Porsche Preissegment. Auf der anderen Seite ist das Model S aktuell der Benchmark für Performance unter den BEVs. Es gibt schlicht noch nichts was man sonst vergleichen könnte. Mit dem neuen Tesla Roadster wird das erste Fahrzeug kommen, was wirklich in der Fahrzeugklasse des Taycan spielt.

Nebenbei gab es ja gerade den direkten Vergleich Model 3 vs. Taycan von Nextmove auf der Autobahn bei Deutscand typischen 150km/h. Reichweiten fast identisch bei gut 300-320km. Unterschied: Model 3 hat 500km und Taycan 320km EPA Reichweite. Warum die Zahlen so sind, wie sie sind kapiere ich zwar nicht, aber gut…

Marc:

Was für ein dümmlich Aussage seitens Porsche. Was ist denn der neue Roadster von Tesla?! Sie haben nicht das Know-how und den Willen, der Rest ist eine faule Ausrede.

Franz Gretzmeier:

Der Pkw als nachhaltiges Produkt?!
Man stelle sich vor, ein Pkw-Antrieb wird auf eine Maximalgeschwindigkeit von 130 km/h ausgelegt.
Gleichzeitig wird der Motor so konzipiert, dass man bei durchgedrücktem Fahrpedal für die Beschleunigung von 0 km/h auf 100 km/h mindestens 10 bis 12 Sek. benötigt.
Frage 1: Welches Gewicht hätte dann noch ein durchschnittlicher 4-Personen-Pkw?
Frage 2: Wie stark würde sich der CO2- und der NOx-Ausstoß bei Verbrennermotoren reduzieren?
Frage 3: Wie sehr würde sich, unabhängig davon ob Verbrenner- oder Elektroantrieb, der Reifenabrieb und der Abrieb des Straßenbelags reduzieren?
Frage 4: Auf welches Gewicht käme ein E-Pkw mit 500 km Reichweite mit den oben genannten Einschränkungen?

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