Porsche Deutschland-Chef erklärt, wie der Taycan E-Auto-Zweifler überzeugt

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Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 3 min

Porsche Deutschland-Chef Alexander Pollich erklärte in einem Interview mit dem Fachmagazin Edison, welche Rolle die Elektromobilität für den Sportwagenbauer spielt, wie Corona dem Absatz beeinflusst hat, warum der Taycan so beliebt ist und wie die Digitalisierung den Automobilhandel verändert.

Die Corona-Krise habe sich bei Porsche mit gut 25 Prozent Minus auch in den Absatzzahlen niedergeschlagen. „Aber wir spüren schon eine deutliche Erholung“, sagt Pollich: „Im Juni war die Auftragslage bereits fast wieder auf Vor-Corona-Level. Auch der Juli sieht gut aus.“ Der Manager sei „vorsichtig optimistisch, dass wir die Talsohle durchschritten haben.“ Vor allem beim Taycan, dem erste Elektro-Sportwagen von Porsche, sei das Kundeninteresse ungebrochen „riesengroß“. Aber auch Hybridfahrzeuge seien bei Porsche-Fahrern beliebt: Beim Panamera liege der Hybridanteil europaweit bei 60 Prozent, beim Cayenne bei 30 Prozent.

Der Elektro-Anteil dürfte in den kommenden Jahren deutlich steigen, so Pollich: Mit dem Taycan und bald auch dem Macan in einer Elektro-Variante sowie zukünftigen Modellen und Derivaten gehe er davon aus, „dass wir bis zum Jahr 2025 die Hälfte unserer Fahrzeuge elektrifiziert verkaufen werden.“ Klar müsse man Verbrenner-Puristen erst mal vom Elektroantrieb überzeugen, gerade bei Porsche, wo die Umstellung von luft- auf wassergekühlte Motoren ebenso zu einem Aufschrei geführt hatte wie die Abschaffung der 911er mit Saugmotor. Kunden, die den Taycan gefahren sind, stellen sich allerdings nicht mehr die Frage, „ob man Sportwagen-Gene auf ein Elektroauto übertragen kann“, sagt Pollich.

Der Taycan habe „einige technologische Besonderheiten“, die Zweifler überzeugen: „Die tief verbaute Batterie, die gut für die Straßenlage ist. Das Fahrzeug ist überraschend agil. Außerdem hat der Taycan eine tolle Beschleunigung. Selbst bei Tempo 200 zieht es Sie noch nach hinten, weil die Reserven unglaublich groß sind und die Elektromaschine so schnell reagiert.“ Auch ihn selbst begeistere „die lautlose Agilität und die wahnsinnige Beschleunigung an der Ampel oder auf der Autobahn.“ Vorteile, die sich herumsprechen: Porsche falle es „zunehmend leichter, langjährige Verbrenner-Liebhaber von der Technik zu überzeugen, wie auch neue Kunden für die Marke zu gewinnen.“

Wie Porsche moderner, digitaler und attraktiver werden will

Das zeigen auch erste Marktanalysen, so Pollich: Beim Taycan habe Porsche einen Neukundenanteil von rund 30 Prozent. „Der wird noch steigen“, meint der Deutschlandchef des Sportwagenbauers. Taycan-Kunden seien durchschnittlich etwas jünger als klassische Porsche-Kunden und arbeiten überproportional häufig der IT-Branche. Auch der Frauen-Anteil sei „etwas höher als bei anderen Modellen.“ Porsche wolle nun die gesamte Marke „attraktiver für Frauen und jüngere Zielgruppen machen, beispielweise mit Events und Marketingaktivitäten.“ Auch der Online-Vertriebskanal, über den Käufer einen Porsche online bestellen können, spiele dabei eine wichtige Rolle. Der Online-Kanal habe auch „in der Corona-Krise sehr geholfen“. Die Verkaufsabschlüsse, die auf den Kanal zurückzuführen sind, haben sich fast verdreifacht, erklärt Pollich.

Klar soll es auch in Zukunft noch klassische Händler und Showrooms geben. Die Händler seien weiterhin der Vertragspartner des Kunden, „nicht nur Auslieferungsstellen“. Das Händler-Erlebnis wolle Porsche aber höherwertiger gestalten und digitaler machen. Mit dem neuen Konzept „Destination Porsche“ sollen Porsche Zentren „verstärkt zu einem Treffpunkt für Kunden und Fans der Marke“ werden. Im Herbst soll der weltweit erste Händler in Dortmund zeigen, wie das neue Konzept gestaltet ist: „Es ist keine Revolution von außen, aber innen wird es ganz anders aussehen als ein heutiges Porsche Zentrum. In den jetzigen Showrooms steht das Auto im Mittelpunkt“, so Pollich. Die neue Architektur lege „sehr viel Wert auf Kommunikation“, etwa mit einem neuen Lounge-Bereich, „in dem sich Kunden und Fans der Marke treffen können“. Zudem werde es verschiedene, flexibel umsetzbare Themenmodule wie „Highlight-Fahrzeug“, „E-Performance“ und „Fitting-Lounge“ geben. Neben der Auffrischung klassischer Händler plane Porsche in Zukunft auch Pop-up-Stores beispielsweise in Innenstädten und Einkaufszentren, Porsche Now genannt.

Quelle: Edison – „Mit dem Taycan geben wir jetzt richtig Strom“

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Sven Börger:

Da sollte Porsche also besser direkt den Technologiepapst Nieth, Gerd beauftragen

Gerd Nieth:

Es ist m. E. die Perversion des E-Mobilitätsgedankens, ein Fahrzeug mit 2.300 kg Leergewicht auf die Straße zu schicken…und das als Sportwagenhersteller. Keine Meisterleistung, meine Herren Ingenieure!

Gereon Bastei:

Zu den Porsche-Briefen: Na ja, dass ich wichtige Informationen (auch) per Brief bekomme und nicht nur per E-Mail, darauf lege ich schon Wert: Z. B. Banken, Versicherungen, Verwaltung,.. Die Wahrscheinlichkeit des Übersehens, „Wegwischens“, Ignorierens ist meines Erachtens bei vielen Menschen bei Mails deutlich höher ausgeprägt als bei klassischer Post. Selbst erlebt und oft, auch leidvoll, bei anderen beobachtet.

Bernd Golling:

Das ist schon ein tolles Auto.
Freilich frage ich mich, wer auf „wahnsinnige Beschleunigung an der Ampel“ Wert legt. Wenn ein Fahrzeug an der Ampel beim ersten Anzeichen des Grünwerdens wie eine Rakete abgeht, dann sollte die Polizei den Fahrer mal 100 Meter weiter bitte rauswinken und über das Thema Verkehrsgefährdung aufklären. Denn defensives Fahren ist so etwas jedenfalls definitiv nicht. Und einen eventuellen „Nachzügler“ im querenden Verkehr sollte man nicht an der Breitseite abschießen – egal wer juristisch im Recht sein mag.

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