Olaf Scholz: „Wischiwaschi beim Klima hilft nicht mehr“

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Olaf Scholz | Bundesministerium der Finanzen

Wolfgang Plank
Wolfgang Plank
  —  Lesedauer 4 min

Olaf Scholz hat klare Entscheidungen in der deutschen Klimapolitik angemahnt. Es gehe dabei nicht um Verzicht, sondern um die Modernisierung der Industrie, erklärte der SPD-Kanzlerkandidat in einem Interview mit dem ADAC. Im Falle eines Wahlsieges wolle er mehr elektrifizierte Autos und mehr öffentlichen Verkehr.

Wenn der Umbau gelinge, werde es einen riesigen Wachstums- und Investitionsschub geben, so Scholz. Deutschland stehe vor einer zweiten industriellen Revolution. Dafür brauche es aber klare Vorgaben. „Wenn BMW, Daimler und Volkswagen jetzt Milliarden in die E-Mobilität investieren, dann hat der Staat die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass es überall auch genug Ladestationen gibt. Das geht bislang viel zu langsam voran.“

Für all diese Pläne werde Deutschland noch viel mehr Strom brauchen als heute – bis 2030 zusätzlich fast 100 Terawattstunden. Das habe selbst der Wirtschaftsminister eingestanden, so Scholz. Dieser Wert bedeute jedes Jahr einen Zuwachs in der Größenordnung, wie eine Stadt wie Hamburg jährlich verbraucht. Deshalb müsse der Ausbau von Windkraft- und Solaranlagen beschleunigt und das Stromnetz ertüchtigt werden.

Das aber sei mit aktuellem Planungsrecht kaum zu schaffen, so der SPD-Kanzlerkandidat weiter. Daeshalb müssten im ersten Jahr der neuen Regierung alle entscheidenden Weichen dafür gestellt werden. Scholz: „Die Planungsverfahren, die heute oft fünf bis zehn Jahre dauern, müssen wir auf sechs Monate bis drei Jahre verkürzen, sonst bekommen wir das nicht hin mit der Klimaneutralität und gefährden Millionen Arbeitsplätze in der Industrie – auch in der Automobilindustrie.“

Neben den erneuerbaren Energien will Scholz auch auf Wasserstoff setzen. Für viele industrielle Prozesse werde er eine große Rolle spielen – womöglich auch für die Luftfahrt und schwere Laster. „Wichtig ist: Die Aufgabe, die vor uns liegt, kann gar nicht überschätzt werden. Deshalb braucht man klare Entscheidungen und kein Wischiwaschi und Durchwursteln – sonst gefährdet man die Zukunft Deutschlands.“

Niemand dürfe allerdings finanziell überfordert werden, so Scholz. Klimaneutralität müsse eben auch bezahlbar bleiben. „Ich halte es für richtig, wenn wir auf dem verabredeten moderaten Pfad zur CO₂-Bepreisung bleiben.“ Bürgerinnen und Bürger könnten sich darauf einstellen, dass die Nutzung von Erdöl, Erdgas und Kohle schrittweise teurer wird – und sich bei der nächsten Anschaffung darauf einstellen. „Wer jetzt den CO₂-Preis schnell ganz kräftig erhöhen will, der sorgt nur für Ärger, weil die meisten sich so schnell gar nicht umstellen können und dann auf den höheren Kosten sitzen bleiben werden.“

Die Wenigsten könnten sich von heute auf morgen ein E-Auto leisten, so Scholz. Ganz zu schweigen von den Pendlern, die weite Strecken zurücklegen müssten. Für den Umstieg müsse daher der Strompreis deutlich sinken. „Mit der Abschaffung der EEG-Umlage, wie sie die SPD vorschlägt, spart eine Familie etwa 300 Euro im Jahr.“ Finanziert werden könne dies durch allmählich steigende Einnahmen aus der CO2-Bepreisung – und die Vermeidung klimaschädlicher Subventionen.

E-Fuels, wie etwa vom Automobilverband gefordert, hält Scholz nicht für den geeigneten Weg. Die Technik werde vor 2030 kaum massentauglich sein. Zu diesem Zeitpunkt werde es aber gar nicht mehr so viele Fahrzeuge geben, die solche Kraftstoffe noch bräuchten. „Interessant sind E-Fuels für die Luftfahrt oder für die Seeschifffahrt, vielleicht auch für die Formel 1. Für den Alltagsgebrauch sehe ich sie eher nicht.“

Ein klares Bekenntnis zum EU-Ziel, wonach ab 2035 quasi keine Pkw mit Verbrennungsmotoren mehr zugelassen werden dürfen, vermeidet Scholz. Er sei sicher, dass es darüber noch eine intensive Debatte in Europa geben werde. Er sei kein Freund von Verboten. Volkswagen, BMW und Daimler setzten bereits auf die E-Mobilität. Sobald E-Fahrzeuge das gleiche kosteten und genauso viel Komfort und Reichweite böten wie traditionelle Pkw, würden sich auch immer mehr Kunden dafür entscheiden.

Ein Tempolimit von 130 auf Autobahnen hält Scholz allerdings für sinnvoll. Das sei zwar kein riesiger Beitrag zur Senkung von Emissionen – aber eben doch ein wirksamer. Parallel dazu bleibe aber der Ausbau von Autobahnen wichtig. Auch für E-Autos brauche man schließlich gute Straßen.

Quelle: ADAC – Olaf Scholz: „Wer den CO₂-Preis schnell ganz kräftig erhöhen will, sorgt nur für Ärger“

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Wolfgang Plank

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Wolfgang Plank ist freier Journalist und hat ein Faible für Autos, Politik und Motorsport. Tauscht deshalb den Platz am Schreibtisch gerne mal mit dem Schalensitz im Rallyeauto.

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Daniel W.:

Korrektur:

164.091 GWh sind rund 16.000 Windräder.

Daniel W.:

Habe noch einmal recherchiert.

Durchschnittlicher Gasverbrauch in Deutschland

Wohnfläche 140 m²

Nur Heizen 19.600 kWh/Jahr

Heizen und Warmwasser 22.400 kWh/Jahr

(Quelle: eon.de)

Der esyoil Heizölverbrauchs-Rechner

Wohnfläche 140 m²

Gebäude bis 1977 – 2.800 Liter

Gebäude bis 2002 – 1.400 Liter

(Quelle: esyoil.com)

Heizöl im Mittel wären 2.100 Liter für 140 m² Wohnfläche.

140 m² Wohnfläche:

A) Gasheizung mit Warmwasser wären 22.400 kWh.
B) Heizöl 2.100 Liter (9,8 kWh/Liter) wären 20.580 kWh.
C) Erdwärmepumpe (JAZ 3,8/4,0) geschätzt mit 5.750 kWh.

Im Jahr 2020 betrug die durchschnittliche Pro-Kopf-Wohnfläche in Deutschland 47,4 Quadratmeter.

(Quelle: de.statista.com)

Nimmt man 5.750 kWh für 140 m², dann wären 47,4 m² rund 1.977 kWh.
83.000.000 Einwohner mal 1.977 kWh sind 164.091.000.000 kWh (164.091 GWh).
164.091 kWh sind rund 16.000 Windräder.

Sie dürfen gerne selber recherchieren, rechnen und die verwendeten Quellen nennen.

Helmut:

Ja klar….Wenn pro Tag in der TRA Lauter vom Militär (US-Airforce wie Bundesluftwaffe) CO2 in die Luft geblasen wird, der Zitat aus der BI gegen Fluglärm, Bodenlärm und Umweltverschmutzung: „2 Stunden und 12 Minuten Kampfjetflüge zwischen 10:01 und 15:15 Uhr, ca. 121.100 Liter Treibstoff, ca. 334.236 kg CO2, ca. 969 kg NOx – entspricht 2.018.333 gefahrenen Autokilometern“ ausmacht, dann muss man sich fragen,was so ein Politiker hier sagt. Die Gelegenheit war günstig z.Zt., dem ganzen ein Ende spätestens in 2 Jahren zu machen, indem aufgrund des völkerrechtswidrigen Vertrages zwischen dem damaligen US-Präsident Trump und den Taliban, Deutschland aus der NATO austreten würde, alle US-Liegenschaften in D damit obsolet wären, keine Kampfjetflüge mehr stattfinden dürften und der CO2 Ausstoss damit signifikant gesenkt würde!

Hiker:

Ich kann Ihnen nur in einem Punkt mit Sicherheit wiedersprechen. Um ein Einfamilienhaus zu heizen braucht es im Durchschnitt 6kWh an Heizenergie. Soweit stimme ich mit Ihnen überein. Bloss haben Sie den grossen Vorteil einer Wärmepumpe nicht begriffen.

Mindestens zwei Drittel der Heizenergie bezieht die Wärmepumpe aus dem Primärkreis. Sei das Luft, Wasser oder Erdsonde. Sie muss also nur einen Drittel beisteuern dh. bei 6kWh Energiebedarf sind das 2kWh und eben nicht 6kWh.

Die Rechnung von 83 Mio Einwohner x 6kWh ist sowieso totaler Unsinn. Erstens wohnen von 83Mio wohl kaum jeder alleine in einem eigenen Einfamilienhaus. Ganz zu schweigen von denen die in Mehrfamilienhäusern leben.

Zeitens kann man den Bedarf doch nicht einfach Einwohner mal Verbrauch Einfamilienhaus pro kWh rechnen? Das macht überhaupt keinen Sinn
Korrekt wäre der Verbrauch pro Einwohner pro Jahr geteilt durch drei (Wirkungsgrad WP).

Diese Arbeit nehme ich Ihnen aber jetzt nicht auch noch ab. Ich fürchte auch die anderen Rechnungen die Sie hier aufgestellt haben, halten einer näheren Betrachtung nicht stand. Da bin ich hingegen kein Experte.

Was Ihnen wohl auch entgangen ist, ist die Tatsache das es nicht nur Windräder gibt die Grünstrom produzieren. Wo sind PV Anlagen, Gezeiten-, Geothermie-, Wasserkraftwerke? Ehrlich gesagt rechnen Sie hier ziemlich viel Nonsens zusammen.

Hiker:

Es gibt noch einen anderen Weg. Statt mit dem erhobenen Zeigefinger mit dem Daumen hoch überzeugen. Alternativen schaffen die einen Mehrwert statt Einschränkungen bringen.

Und vor allem nicht immer Gründe suchen warum etwas nicht geht. Auch mit Verboten sollte man vorsichtig umgehen.

Ein Elektroauto ist so eine Alternative. Nur sollte man auch die mit Vernunft einsetzen sonst erreicht man das Ziel nicht. Das geht nicht von jetzt auf heute. Erst müssen die Menschen vom Mehrwert überzeugt werden.

Mit schlechter Ladeinfrastruktur und undurchschaubarer Preispolitik geht das jedenfalls nicht. Die Autohersteller die meinen hier ihr Eldorado gefunden zu haben, müssen zurückgebunden werden.

Und die Erneuerbaren Energien müssen gefördert und nicht ausgebremst werden. Fördergelder mit falschen Anreizen müssen sofort gestoppt werden. Keine Subventionen für Dieselkraftstoff. Keine Fördergelder mehr für PHEV. Damit wäre bereits viel erreicht.

Norbert Seebach:

„Wir brauchen viel mehr Strom als heute, das habe sogar der Wirtschaftsminister eingestanden“ – das ist als würde man sagen: Für mehr Hefekuchen brauchen wir mehr Hefe, das hat sogar der Bäckermeister eingestanden. Wie traurig ist es, das wir inzwischen schon ganz selbstverständlich davon ausgehen, dass als politische Entscheider bei uns grundsätzlich nur noch Deppen (oder Lobbyisten-Knechte) am Werk sind? Wir brauchen sooo dringend wieder Politiker, die etwas von ihrem Ressort verstehen! Nicht auszudenken, welcher Katastrophe wir entgegen gehen, wenn bsw die Klimakrise, aber auch Bildung, Verkehr, Gesundheit, Digitalisierung…weiter von solchem Personal gemanagt wird!!!

Hiker:

Die Formel 1 wird sich entweder anpassen müssen oder ganz verschwinden. Das Interesse der Fahrzeughersteller diese Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren auszustatten und zu finanzieren wird gegen null gehen. Was macht das noch für einen Sinn, mit Verbrennern im Kreis herum zu lärmen wenn das Zielpublikum mit leisen leistungsstarken BEVs unterwegs sein wird?

Hiker:

Eines möchte ich noch hinzufügen. Die Geothermischen Kraftwerke. Das ist eine Technologie die in Zukunft an Bedeutung gewinnen wird. Neue Verfahren um das Gestein durchlässig zu machen ohne die gefährlichen Nebenwirkungen wie Erdbeben oder giftige chemische Stoffe sind in der Schweiz bereits erfolgreich getestet worden. Damit wäre auch das Problem des Flatterstroms entschärft. Und solche Kraftwerke sind auch in kleinerem Masstab vielerorts machbar. Es müssen nicht immer Kohlekraftwerke sein wie es die entsprechenden Lobbyisten immer und immer wieder betonen. Etwas mehr Innovation täte Deutschland und der Welt gut, statt immer wieder zu betonen was angeblich nicht machbar sei.

Skodafahrer:

So viel mehr Strombedarf ist es nicht.
Denn in Deutschland gibt es immer noch viele Nachtspeicherheizungen.
Durch den Ersatz von Nachtspeicherheizungen durch Wärmepumpen könnte man einiges sparen.
Dann sollten in Zukunft nur noch Passiv- oder Plusenergiehäuser gebaut werden.
Mit einer Wärmepumpe + Eisspeicher würde man dann ca. 5kWh/(a*m²) Strom ohne Warmwasser brauchen.

Daniel W.:

Noch einige kleine Zahlenspielereien:

1 E-Lkw mit 450 kWh (rund 300 km) am Tag x 300 Tage = 135.000 kWh im Jahr.
135.000 kWh im Jahr per PV-Anlage wären gut 1.000 m² PV-Fläche.
10 Meter breit an Autobahnen wären pro Kilometer Strom für 10 E-Lkws.

Ca. 13.000 km Autobahnen, davon 10.000 km mit PV x 10 E-Lkws = 100.000 E-Lkws.

Der Winter mit wenig PV-Strom ist da nicht berücksichtigt, könnte mit Windstrom ausgeglichen werden, wie im Sommer bei Überschuss abgegeben werden könnte.

Man muss einfach mal die vielen Möglichkeiten durchspielen und es muss auch nicht alles von heute auf morgen sein, sondern jedes Jahr ein bischen an Ökostrom dazu, dann ist es einfach.

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