400-Millionen-Dollar-Deal: Steigt Nissan bei Fisker ein?

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Fisker

Benny Weisenfels
Benny Weisenfels
  —  Lesedauer 4 min

US-Elektroautohersteller Fisker hat möglicherweise einen Partner gefunden, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Demnach plant Nissan, mit beträchtlichem Kapital und Produktionskapazitäten in das Start-up einzusteigen. Ganz überraschend ist diese Meldung allerdings nicht, da Henrik Fisker bereits vor längerem angekündigt hatte, einen großen Automobilhersteller als Partner suchen zu wollen. Es wurde spekuliert, dass es sich um einen amerikanischen oder japanischen Konzern handeln würde.

Der japanische Autohersteller könnte dadurch Zugang zur Elektro-Plattform erhalten, auf der demnächst ein Pick-up gebaut werden soll, wie die Automobilwoche berichtet. Der Abschluss des Geschäfts werde noch in diesem Monat erwartet. Ein Sprecher von Fisker sagte Reuters zufolge, dass das Unternehmen keine Stellungnahmen zu Spekulationen abgebe, während Nissan-Vertreter nicht für eine Stellungnahme zur Verfügung standen.

Fisker hatte zuvor gewarnt, dass das Unternehmen ohne einen Investor vor dem Aus stehe, da es im Jahr 2023 nur wenige Autos verkaufen konnte. „Das Jahr 2023 stellte eine Herausforderung für Fisker dar, wobei Verzögerungen bei Lieferanten und andere Probleme dazu beitrugen, dass wir den Ocean nicht so schnell ausliefern konnten, wie wir es geplant hatten“, so Henrik Fisker zur Jahresbilanz 2023. Folglich wurden von den rund 10.200 gebauten Elektroautos tatsächlich nur knapp die Hälfte ausgeliefert. Im vergangenen Geschäftsjahr belief sich der kumulierte Nettoverlust auf 762 Millionen US-Dollar. Als erste Maßnahme wurden 15 Prozent der Belegschaft entlassen.

Eine Win-Win-Situation?

Nun wird vermutet, dass Nissan über 400 Millionen Dollar in die Pick-up-Plattform von Fisker investieren und den geplanten Pick-up Alaska von 2026 an in einem seiner US-Montagewerke bauen möchte. Dazu plane der große Autobauer laut Medienberichten auch, seinen eigenen elektrischen Pick-up auf derselben Plattform zu bauen. Das Unternehmen verfügt über Montagewerke in Mississippi und Tennessee.

Nissan, mit dem Modell Leaf seit 2010 ein Pionier auf dem Gebiet der Elektroautos, hat seitdem wenig Neues in diesem Bereich auf den Markt gebracht. Ein möglicher Deal mit Fisker würde also auch den Japanern helfen, in den wachsenden US-Markt für Elektro-Pick-ups einzusteigen. Aktuell wird das erste Modell von Fisker, das Elektro-SUV Ocean, im Magna-Werk in Graz, Österreich, produziert. Der US-Hersteller kündigte laut Reuters an, dass man an Gesprächen mit fünf traditionellen Autoherstellern beteiligt sei und dass zwei Autos fast fertig seien. Um sie schnell auf den Markt zu bringen, seien allerdings größere Kapazitäten notwendig.

Die Allianz beider Hersteller beseitige Einschränkungen und eröffne Nissan die Möglichkeit, Wachstumspläne in Bereichen wie Elektroautos und Software unabhängig von Renault zu entwickeln, sollen zwei Insider verraten haben. Der in Yokohama ansässige Automobilhersteller prüfe aktuell „viele, viele Möglichkeiten„. Für Fisker könnte der Deal die Rettung sein. Den braucht es, um in einer Zeit zu überleben, in der aggressive Preissenkungen von Marktführern wie Tesla und BYD die Branche weltweit unter Druck setzen.

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Mit dem Alaska präsentierte Fisker im vergangenen Jahr einen günstigen Pick-up für etwas über 45.000 US-Dollar. Anfang nächsten Jahres soll er in Produktion gehen und auch nach Europa kommen | Bild: Fisker

Fisker möchte auf Pick-ups setzen

Bei Fisker sollen die aktuellen finanziellen Ressourcen „unzureichend“ sein, um die nächsten zwölf Monate zu decken. Ohne zusätzliche Finanzierung drohe ein Herunterfahren der Produktion, eine Verringerung der Investitionen und Streichung weiterer Stellen, heißt es. Fisker sagte auch, dass es Gespräche mit einem Gläubiger über eine potenzielle Investition führe. Man plane selbstbewusst, zwischen 20.000 und 22.000 Ocean im Jahr 2024 auszuliefern.

Letzte Woche verkündete der Fisker-CEO, dass sich die Gespräche auf einen Automobilhersteller reduziert hätten und ein Deal die gemeinsame Entwicklung einer oder mehrerer Elektro-Plattformen und die Fertigung in Nordamerika umfassen würde. Das Start-up präsentierte im vergangenen Jahr den Alaska mit einem Preis von etwas über 45.000 US-Dollar, Anfang nächsten Jahres soll er in Produktion gehen – sofern die finanzielle Mittel verfügbar sind. Und dieser soll wohl auch nach Europa kommen.

Die Alaska-Plattform ist eine erweiterte Version der Ocean-Plattform. Sie und jedes damit verbundene Fahrzeug von Nissan würden in einem Segment konkurrieren, das den Ford F-150 Lightning, den Chevrolet Silverado Electric Truck von GM, den Rivian R1T und den Tesla Cybertruck umfasst. Das Unternehmen teilte laut Reuters auch mit, dass das Startup kein Geld für zusätzliche Projekte ausgeben werde, bis eine strategische Partnerschaft geschlossen wurde. Eine Partnerschaft, die nun gefunden zu sein scheint.

Quellen: Automobilwoche – Nissan soll groß bei Fisker einsteigen / Reuters – Exclusive: Nissan, Fisker in advanced talks on investment, partnership-sources 

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Benny Weisenfels

Benny Weisenfels

Schon als Kind hatte Benny im wahrsten Sinne des Wortes eine Schraube locker. All sein Taschengeld floss in neue Modellautos, um den Spielteppich mit schönen Flitzern zu füllen. Mit dem Erwachsenwerden wurde aus seiner Leidenschaft für Miniaturen eine Faszination für die echten Vorbilder. Heute begeistert ihn alles, was sich Auto nennen darf – egal ob Oldtimer, Sportwagen oder Elektroautos. Vor allem das lautlose Stromern hat es ihm angetan, nachdem er den ersten Tesla Roadster fahren durfte (schon ein paar Jahre her). In und nach seinem Journalismus-Studium schreibt er seit nunmehr mehr als zehn Jahren mit Leidenschaft und Erfahrung für renommierte Fachmedien und Tageszeitungen, stets mit dem Ziel, technologieoffen zu bleiben.
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Roland:

Der pickup ‚Alaska‘ hat wohl Namensrechte, Gebrauchsmuster, Patente und Komponenten von Magna, deshalb sind erst Aenderungen notwendig, der Name wurde schon zu ‚Kayak‘ geaendert. Und es gibt nur einen Prototyp, keine ausgetestete produktionbereite Plattform.
Erinnert mich an GM, die den pickup Prototypen von Nikola teuer eingekauft hatten, obwohl da nicht viel vorhanden war.

Gregor:

Wieder eine Referenz auf die einzige Reuters Meldung dazu :D . Die News wurde ab Samstag verbreitet und jetzt wurde die Gurkenaktie von Fiker 2 tage gehandelt… und es ist nix passiert. Die Aktie hat sogar nachgegeben.
Hätte noch irgendjemand Vertrauen in diesen faulenden Klotz, wäre die Aktie am Montag steil gestiegen…
Tja, was soll man machen. Fikars hat ja noch nicht mal eine Produktion. Mehr als ne Marke und die Aussagen „boar sieht der schön aus“ keinen zusätzlichen Wert für die Kunden.

egon_meier:

Das wünsche ich Nissan nicht .. sich diesen faulenden Klotz ans Bein zu binden.
Selbst nix auf den Bändern zu haben was bei BEV konkurrenzfähig wäre, mit Renault einen fußlahmen Kooperationspartner, schwindenden Absätze, kein Geld in der Kasse und dann sich eine neue Baustelle ins Boot zu holen …

Aber Nissan hat in den letzten Jahren so viel Unsinn fabriziert. Das schaffen die auch noch.

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