Nachhaltigkeit: „Die gesamte Autobranche hat noch viel vor sich“

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Porsche

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Nachhaltigkeit bei Porsche hat viele Facetten. In der Interviewreihe „Perspektive Nachhaltigkeit“ erzählen Porsche-Mitarbeiter von ihren fachspezifischen Themengebieten. Projektleiterin Dr. Johanna Henrich berichtet in Teil 1 der Serie, welche Bedeutung das ESG-Management in der Nachhaltigkeitsstrategie von Porsche hat. ESG steht für: Environment, Social and Governance (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung)

Nachhaltigkeit interessiert mich schon immer, nicht nur beruflich, sondern auch privat“, so Henrich zu Beginn des Gesprächs. Sie habe ihr ganzes Berufsleben bisher damit verbracht und auch zum Thema Umwelt- und Nachhaltigkeitsethik promoviert, insbesondere zu den Folgen des Klimawandels. „Der Klimawandel ist eine existenzielle Bedrohung“, sagt die Porsche-Mitarbeiterin. Für viele Menschen ihrer und jüngerer Generationen sei Nachhaltigkeit „unglaublich wichtig – und entscheidend dafür, dass wir in Zukunft unseren Lebensstandard halten können“. Henrich sagt, dass die Wirtschaft eine „immense Auswirkung“ darauf habe, wie Gesellschaften funktionieren. „Deswegen sehe ich unsere Möglichkeiten im ESG-Management als besonders groß an. Das motiviert mich.“

Die Nachhaltigkeit berühre viele Themenkomplexe, die im Unternehmen nur gemeinschaftlich umgesetzt werden können. Henrichs Team setze sich dafür ein, Nachhaltigkeit bei Porsche voranzutreiben und hohe Standards zu setzen – und diese auch einzuhalten. Außerdem bestehe eine Aufgabe darin, dafür zu sorgen, dass die nachhaltigen Prozesse im Unternehmen als solche anerkannt werden und nachhaltiges Handeln entsprechend bewertet wird. Dabei gehe es darum, bestimmte Indikatoren zu erfüllen und Informationen transparent offenzulegen. „Denn erst diese versetzen die Analysten der großen Ratingagenturen in die Lage, uns zu bewerten. Und gute Bewertungen von Ratingagenturen sind für Porsche sehr wichtig“, sagt Henrichs, die damit auch eine Brücke schlägt zwischen Kapitalmarkt und Unternehmen.

Ihr Aufgabengebiet umfasst also sowohl umweltbezogene als auch gesellschaftliche Themen sowie solche der verantwortungsvollen Unternehmensführung. „Es kommt dabei im Kern auf die Umsetzung der externen Anfragen aus dem Kapitalmarkt, der Implementierung von Nachhaltigkeitsstandards und der Optimierung unserer Überprüfungsmethoden an“, so die Projektleiterin. Im ESG-Management holen sie und ihr Team Informationen darüber ein, was heute schon passiert, und definieren Ziele, die morgen umgesetzt werden sollen. Dafür sei sie im ständigen Austausch mit vielen Fachbereichen, zum Beispiel der Umwelt- und Energieabteilung oder dem Personalmanagement. „Ein Mensch oder eine Fachabteilung kann die vielfältigen Anforderungen allein gar nicht erfüllen“, sagt sie. „Nur gemeinsam gelingt es uns, Maßstäbe in das Unternehmen hereinzutragen und ein Bewusstsein zu schaffen“.

Porsche wolle die externen Kriterien nicht nur einhalten, weil es ein Muss ist. Sondern auch, weil die Umsetzung der Standards die Zukunftsfähigkeit von Porsche absichere. Der Sportwagenhersteller erzielt laut Henrichs Aussage bereits „sehr gute Ergebnisse“, die in Zukunft weiter ausgebaut werden sollen: „Wir möchten uns als nachhaltiges und zukunftsfähiges Unternehmen präsentieren. Darum sorgen wir im ESG-Management dafür, dass wir den Nachhaltigkeitsstandards gerecht werden“.

Den Grad des nachhaltigen Handelns bewerten externe Ratingagenturen, die anhand ganz unterschiedlicher Methoden die Leistung eines Unternehmens widerspiegeln. Das erzielte Ergebnis ordnet ein Unternehmen dann im Wettbewerb ein. Beim ISS ESG-Rating habe Porsche zum Beispiel im Oktober 2021 die Bewertung B- erzielt. „Das ist sogar eine Stufe oberhalb des sogenannten ‚Prime-Levels‘, ab dem die Ratingagentur ein Unternehmen als nachhaltiges Investment ausweist“, sagt Henrich. „Das motiviert mich, weiter an unseren Zielen zu arbeiten“.

„Wir müssen alle an einem Strang ziehen“

Die gesamte Automobilbranche hat noch viel vor sich“, sagt die ESG-Managerin über die Herausforderung der Branche, nachhaltig zu werden. „Wir werden in Situationen kommen, in denen Ratings nicht das entscheidende sind, sondern die direkte und schnelle Verfügbarkeit der Daten – vordergründig für Banken oder große Investoren“, so Henrich. Die Entwicklung werde „mit Sicherheit dahin gehen, dass der Austausch zwischen Unternehmen und externen Akteuren in diesem Feld viel flexibler, schlagkräftiger und transparenter wird. Deswegen müssen wir aufmerksam bleiben und auf aktuelle Entwicklungen flexibel reagieren. Wir werden merken, wie stark die Dynamik der Anforderungen und der Grenzen ist, mit denen wir konfrontiert sein werden. Wir müssen in vielen Themenfeldern mit Anspannungen rechnen, wenn wir uns sicher aufstellen wollen“.

Es werde in Zukunft verstärkt darauf ankommen, nicht nur noch nachhaltiger zu handeln, sondern das auch noch transparenter zu belegen. „Dafür haben wir in der Vergangenheit unsere Berichterstattung sukzessive optimiert“, erklärt Henrich. Porsche wolle die Anforderungen und die Erwartungen, die an den Sportwagenhersteller gestellt werden, bestmöglich umsetzen. „Das bedeutet, dass wir das Wissen der richtigen Personen an den richtigen Stellen einbringen müssen, die dann die richtigen Hebel bedienen“.

Für die Zukunft wünscht sich Henrich, „dass wir es schaffen, die Auswirkungen des Klimawandels zu begrenzen. Ich wünsche mir, dass alle Akteure auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft Hand in Hand gehen. Wir müssen alle an einem Strang ziehen“, sagt sie. „Wenn wir das schaffen, dann haben wir wahnsinnig viel gewonnen. Ich glaube, dass wir an dieser Stelle mit dem ESG-Management, das Brücken spannt und Dialoge eröffnet, einen sehr wichtigen und wertvollen Beitrag leisten können“.

Quelle: Porsche – Pressemitteilung vom 20.02.2023

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Philipp:

Bitte erklären Sie dazu folgenden Satz aus dem Artikel:

Beim ISS ESG-Rating habe Porsche zum Beispiel im Oktober 2021 die Bewertung B- erzielt

Marc:

ESG ist nicht EIN Rating…
Macht schon wenig Spaß, gegen Leseschwäche anzuschreiben.
Ansonsten ist das nicht meine Meinung, sondern ich habe dir erklärt, wie das in den Staaten, wo der Prozess der ESG-Ratings fortgeschritten ist, gehandhabt wird. Es ist keine absoluter, sondern eine relativer Score. Wenn du das doof findest, musst du das der US-Finanzaufsicht sagen, nicht mir. Die sind sicher sehr aufgeschlossen für deine Kritik…

Michael Trier:

Bei der Überschrift musste ich an den bekannten Ausspruch von Walter Ulbricht(?) denken: „Wir können noch viel mehr aus unseren Betrieben herausholen!“. Wurde von der Bevölkerung dann ja auch so befolgt;)

Philipp:

ESG ist nicht ein Rating, sondern es gibt in Europa etwa 140 Agenturen, die bisher
bewerten

leo.org – erster Eintrag:

to rate = jmdn./etw. bewerten | bewertete, bewertet |

-> ESG ist ein Rating, keine Ahnung wie Sie auf Ihre Behauptung kommen.

Wie zu erwarten, das ist die Greenwashingsichtweise eines Umweltignoranten. Umweltschutz ist nicht relativ sondern absolut.

Mit so einem Rating bekäme man sicher auch einen Concordflug als umweltfreundlich hin, sobald das Flugticket auf Recyclingpapier gedruckt wird und das Geschirr im Flieger wiederverwendet wird…

Ihr Beispiel:
Ein Stahlwerk hat im Kern die Aufgabe Stahl zu produzieren, das ist energieintensiv. Keine Frage.

Ein Auto hat im Kern die Aufgabe jemanden von A nach B zu transportieren. Das kann man umweltschonend machen oder nicht. Rein aus Vergnügen mehr Energie oder Ressourcen zu verbrauchen ist niemals umweltschonend oder nachhaltig – siehe Concord. Das nennt man Verschwendung.

Frage zur Porschenachhaltigkeit: Wieviel Prozent aus einem Porsche wurde aus ehemaligen Autos gefertigt? Wie kommt man dann auf ein B-?

Ob ich mir einen Porsche leisten könnte? Mehrere, mit eigenem sowie geerbten Geld, so wie nahezu alle Porschefahrer. Das geht Sie aber nichts an. Außerdem bin ich noch nicht über 60.

Marc:

Das dachte ich mir schon: Du hast Null Ahnung von der Materie, aber ne Meinung. ESG ist nicht ein Rating, sondern es gibt in Europa etwa 140 Agenturen, die bisher bewerten und es gibt viele verschiedene Bewertungsschemata. Das wird sich über die Finanzaufsichten in den nächsten Jahren regulieren und nivellieren. Da wird man dann sehen, worauf das hinausläuft.

Bis dahin gibt es einige relevante Agenturen, die im Scoring von Unternehmen Erfahrung haben.
Wenn das einigermaßen synchronisiert ist, dürfte Porsche gar nicht schlecht abschneiden. Denn es gilt da nicht die Meinung von Menschen, die sich keinen Porsche leisten können, sondern Kriterien sind u.a. die Transparenz, die Strategie und die Fortschritte und diese sind durchaus nicht absolut zu sehen. Ein Stahlwerk z.B. braucht immer viel Energie und Ressourcen, aber es wird ein sehr gutes E-Rating haben können, wenn man das macht, was aktuell Stand der Technik ist, um effizient und ressourcensparsam zu sein. Anders herum ist Elektroautobauer Telsa aus dem renommierten S&P ESG Index sogar komplett rausgeflogen wegen schlechter Mitarbeiterbehandlung, Diskriminierung und weil es gar keine Dekarbonisierungsstrategie gibt. Das klingt nach Bananenrepublik-Firma. Und genau deshalb empfängt der amerikanische Präsident Herrn Musk nicht.

Philipp:

Wenn Porsche im aktuellen Status bereits ein B- bekommt, dann ist dann ESG wie Abgasreinigungsabschaltung, NEFZ-Verbrauch oder CO2-Zertifikate aus Bananenrepubliken.

Marc:

ESG, da ist es. Alle benötigen ein gutes Rating und genau das bringt die Umwelt nach vorne. Es ist ein Motor für die Elektromobilität. Ja, es ist langsam losgegangen. Aber es ist losgegangen.

Daniel W.:

Nachhaltigkeit und Porsche – ich habe mir das Lesen des Artikels erspart und meine Augen-Resourcen geschont.

Nachhaltigkeit bedeutet keine Verbrenner, kleinere und weniger E-Autos, mehr ÖPNV, mehr Schienenverkehr und Pedelecs mit und ohne Dach, weniger Flüge und Schiffsreisen, weniger Schiffstransporte über die Weltmeere, mehr PV- und Windkraftanlagen sowie dezentrale Strom- und Wärmeversorgung.

Philipp:

Fehler im Text:
Das „G“ in ESG steht offensichtlich nicht für „Governance“ sondern für „Greenwashing“.

763 Wörter, die nichts anderes sagen als „Wir wollen nachhaltig sein“. Das sind allein schon hier 759 Wörter Verschwendung. Verschwendung ist nie nachhaltig.

Nach irgendwelchen konkreten Inhalten sucht man vergebens, nur Wiederholungen von „Wir wollen nachhaltig sein“.

Vielleicht findet Ihr ja noch irgendetwas nennenswertes außer dem unbedeutendem, eher peinlichen „B-„.

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