Nach der IAA: Serienstart für E-Zwerg „Microlino“

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Microlino

Wolfgang Plank
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  —  Lesedauer 3 min

Das E-Auto gewinnt an Fahrt. Allerdings halten sich auch die hartnäckigen Skeptiker. Manche Hersteller versuchen, gerade diesem Kreis mit Retro-Design und modernisierten Klassikern die Angst vor dem Umstieg zu nehmen. Ein besonders konsequenter Vertreter dieser Idee ist der Microlino. Das an die legendäre Isetta erinnernde Mini-Mobil ist nach fünf Jahren endlich reif für die Serie. Nach der IAA soll der Verkauf starten. Das meldet unter anderem das Magazin „automobil-industrie.vogel.de“

Hinter dem Projekt steht Wim Ouboter. Er verdiente ab dem Jahr 2000 ein Vermögen mit Micro-Scootern – wandte sich dann aber einem Projekt auf vier Rädern zu: Der Microlino ist gerade mal 2,50 Meter kurz, 1,50 Meter schmal – und der komplette Gegenentwurf zur bisherigen Mobilität. „Unsere Autos sind zu groß, zu schwer und zu kompliziert – egal ob mit Verbrennungs- oder Elektroantrieb„, sagt Ouboter. „Bis zu 15 Elektromotoren allein für einen Sitz und 2500 Kilo Technik, um 75 Kilo Mensch zu befördern – Verhältnismäßigkeit sieht anders aus.

Zwar ist auch sein Microlino etwas größer als die originale Isetta, aber dennoch nur rund 500 Kilo schwer. Anders als beim Smart jedoch passen nicht zwei, sondern drei seiner Autos auf einen konventionellen Parkplatz. Wo im Heck der Isetta ein Motorrad-Einzylinder mit 250 Kubik und 12 PS werkelte und maximal Tempo 85 schaffte, surrt beim Microlino ein E-Motor mit 20 kW und gut für 90 Stundenkilometer. Der Lithium-Akku mit 14,4 kWh soll für 200 Kilometer reichen.

Der Microlino gilt als ebenso schlichte wie sympathische Antwort auf eine Gesellschaft, die ihre automobile Freiheit im Überfluss lebt und deshalb viel zu viel Blech bewegt: Kleinstwagen wie eben jene Iseatt, der Messerschmitt Kabinenroller und streng genommen auch der Fiat 500 oder der VW Käfer dagegen waren aus der Not der Nachkriegsjahre geboren. Einfach konstruiert und billig hergestellt, durften sie nicht viel kosten, wenn sie breite Schichten der Bevölkerung erreichen sollten.

Das Rezept ging auf und ganze Nationen wurden mobil. Messerschmitt etwa hat immerhin 30.000 Kabinenroller gebaut, die Isetta kommt auf über 160.000 Exemplare, und der Käfer war nicht umsonst jahrzehntelang das meistverkaufte Auto der Welt. Diesen Erfolg der Minimal-Mobilität will Ouboter jetzt mit dem E-Auto im sehr viel kleineren Maßstab wiederholen.

Allerdings geistert der Blechzwerg seit bereits fünf Jahren über diverse Messen, wurde vor allem zu Gunsten der Sicherheit komplett überarbeitet – und mit Tazzari und Artega haben die Schweizer auch schon zwei designierte Produktionspartner verschlissen. Doch auf der IAA in München soll nun tatsächlich das erste Serienauto stehen. Kurz danach sollen zu Preisen ab 12.500 Euro die ersten Auslieferungen beginnen.

Dabei ist der Microlino streng genommen gar kein Auto – selbst wenn der Fahrer einen Pkw-Führerschein braucht. Konstruiert und zugelassen ist der Zweisitzer als Leichtfahrzeug der Kategorie L7E. Deshalb braucht er auch kein ESP und keine Airbags, die es allerdings bald als Option geben soll. Dafür hat er  mehr Charme als mancher Sportwagen.

Quelle: automobil-industrie.vogel.de – „Unsere Autos sind zu groß, zu schwer und zu kompliziert“

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Wolfgang Plank

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Wolfgang Plank ist freier Journalist und hat ein Faible für Autos, Politik und Motorsport. Tauscht deshalb den Platz am Schreibtisch gerne mal mit dem Schalensitz im Rallyeauto.
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Hans-Peter Seidel:

Hätte der Autor sich die klitzekleine Mühe gemacht, mal auf die Webseite von Microlino zu gehen, dann hätte er sehen müssen, daß der Antrieb keine 20, sondern nur 11 KW hat !

Und Achtung: Beim Parken ja nicht zu nah an eine Wand/hohe Bordsteinkante/ Pflanzkübel oder vielleicht bloß ein anderes Auto fahren! Höchstens rückwärts ! Sonst merkt man nämlich: Autsch, ich kriege die Tür ja gar nicht mehr auf….

jomei:

„…mit Tazzari und Artega haben die Schweizer auch schon zwei designierte Produktionspartner verschlissen…“:
Was soll diese Verdrehung? Fakt ist: Micro hatte einen Fertigungsvertrag mit Tazzaris Tochter TCI abgeschlossen, Tazzari hat ohne Rücksprache mit Micro TCI an Artega verkauft, Artega hat mit kleinen Änderungen das ursprünglich geplante Fahrzeug als eigenen Entwurf ausgegeben, kommt mit der Produktion trotz Einverständnis von Micro aber bislang nicht in die Gänge, (angeblich) wegen ausfallender Zulieferer. Die Schweizer haben niemanden verschlissen, sondern wurden von den designierten Produktionspartnern überrumpelt und mussten ihren Weg neu gehen.

Olli:

Für sich gesehen stimmt ihre Argumentation sicherlich. Wenn ich mir allerdings anschaue, dass ich für weniger Geld (Netto= Förderung abgezogen) deutlich mehr Auto bekomme bedeutet das für Leichtfahrzeuge einen eindeutigen Wettbewerbsnachteil.

z.B. Dacia Spring:

20500€ Listenpreis
-9000€ Förderung
———————–
=11500€ Netto

Also ist das vollwertige Auto effektiv 1000€ günstiger als diese winzige Knutschkugel.

Nun muss nicht bei Leichtfahrzeugen in der gleichen Höhe gefördert werden, aber gar nicht zu fördern ist halt meiner Ansicht nach Wettbewerbsverzerrung.

Fabian Uecker:

Jetzt muss man mal die Kirche im Dorf lassen. Würde das Auto förderfähig sein, wäre um den Herstelleranteil teurer. Ziel der Förderung ist das Autos preislich auf dem Niveau der Verbrenner sind. 12500,– sind ein fairer Preis. Ich denke das hier keine Förderung notwendig ist. Im Leasing könnte das Fahrzeug 50-100 € kosten. Was will man mehr?

Nik:

Cool!!!

R.H.:

Ich hoff den mal in Life probieren zu dürfen und ob größere Menschen auch reinpassen. Würde die Airbags aber haben wollen.

Ob man ESP braucht? Gab es früher auch nicht und bis jetzt sind meine Fahrzeuge noch alle auf der Straße geblieben. Aber Sicherheit bringst schon, wenn ich auch noch nie ein ESP erleben durfte selbst damals im Baby-Benz nicht.
ABS wäre nicht schlecht, geht aber auch mit der guten alten Stotterbremsung.

Ansonsten preislich und von der Effizienz sicherlich super, wenn der Preis mit dem großen Akku den im Rahmen der angekündigten Preisspanne bleibt und er auch dann seine 150-200km unter voller Beladung schafft.

Fürs Konzept gibt es von mir erst mal den Daumen hoch, mal sehen ob er später auch die Versprechen des Hersteller einhält. Hatte zuletzt in einem aktuell auf den Marktgekommen kleinen Stromer platz genommen und mein Interesse an dem Spielzeugauto war weg.

Wolfbrecht Gösebert:

Ich plädiere schon länger dafür:

  • Sofortiger Schluß der Förderung von PHEVs!
  • Leichtfahrzeuge z.B. nach Zahl der Sitzplätze fördern:
  • 2/3/4 Sitzplätze –> 50/75/100 %
Olli:

Definitiv das größte Manko auf dem deutschen Markt: So gut und sinnvoll eine Förderung ist: Solange sie nur für herkömmliche „schwere“ PKW zur Verfügung steht haben – eigentlich umweltfreundlichere – Alternativen null Chance. Aus meiner Sicht ein klarer Fall von Wettbewerbsverzerrung.

Sebastian Henßler:

Wie geschrieben handelt es sich im klassischen Sinne um kein E-Auto. Daher derzeit wohl ohne Förderung.

Steini:

Gibt es auf die 12500€ dann noch 6000€ Förderung?

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