Mobilität in Städten: Unzufriedenheit bei Pkw-Fahrern am größten

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 5 min

In keiner anderen deutschen Großstadt ist die Zufriedenheit der Einwohner, Pendler und Besucher mit der örtlichen Mobilitätssituation größer als in Dresden. Das zeigt der aktuelle ADAC Monitor Mobil in der Stadt. Die sächsische Landeshauptstadt überzeugt bei allen Fortbewegungsarten am meisten, gefolgt von Leipzig und München.

In Duisburg und Köln sind die Menschen hingegen überwiegend unzufrieden mit ihrer persönlichen Mobilitätssituation. Wenn auch über die meisten Städte und Verkehrsarten hinweg die Zufriedenheit überwiegt, ist sie dennoch gegenüber dem ersten ADAC Monitor im Jahr 2017 spürbar zurückgegangen.

Der ADAC Monitor legt in der Umfrage einen großen Fokus auf die Sicht der einzelnen Nutzergruppen: Dabei wurde die Zufriedenheit der Autofahrer, ÖPNV-Nutzer, Radfahrer und Fußgänger erhoben und gleich stark gewichtet. Einwohner, Pendler und Besucher wurden befragt. Je Stadt wurden in der repräsentativ angelegten Online-Befragung mindestens 600 Interviews geführt, insgesamt waren es mehr als 9100.

Bis auf Berlin, wo die Zufriedenheitswerte unverändert geblieben sind, und Dresden, wo die Zufriedenheit nur leicht abnahm, ist in allen anderen Städten und bei allen vier Verkehrsarten ein teils deutlicher Rückgang erkennbar. Besonders deutlich wird dies bei den Pkw-Fahrern: Bis auf Dresden, wo es einen kleinen Überschuss an Zufriedenen gibt, überwiegt in allen Städten die Unzufriedenheit der Autofahrer.

ADAC Monitor – Mobil in der Stadt_Zufriedenheit seit 2017
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Woran sich Autofahrer stören

Autofahrer stören sich vor allem an den Parkgebühren in den Innenstädten. Auch die Frage, wie zuverlässig sie in einer geplanten Zeit ans Ziel kommen und die Verfügbarkeit von Parkplätzen wurde von Pkw-Fahrern überwiegend negativ beantwortet. Einen für Elektroauto-Fahrer wichtigen Punkt greift die Umfrage ebenfalls auf: Demnach sind nur 8 Prozent der Autofahrer mit der Verfügbarkeit von Ladestationen zufrieden, allerdings ist diese Erkenntnis aus der ADAC-Umfrage mit großer Vorsicht zu betrachten – denn 58 Prozent der Befragten, vorrangig wohl Fahrer von Verbrenner-Fahrzeugen, gaben an, dass diese Frage für sie nicht relevant ist. In anderen Umfragen, in denen gezielt E-Auto-Fahrer befragt werden, fällt das Urteil über die Verfügbarkeit von Lademöglichkeiten deutlich besser aus. 

ADAC Monitor – Mobil in der Stadt_Pkw-Nutzer
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Wichtigste Themen für Radfahrer sind das Radwegenetz und die Verkehrssicherheit. Hier fallen die Urteile überwiegend kritisch aus, vor allem die Zufriedenheit mit der Radverkehrsführung an Kreuzungen ist nur gering.

Am wichtigsten aus Sicht der Fußgänger ist die Frage, ob sie direkt ans Ziel kommen – damit sind die meisten zufrieden. Auch das Angebot an sicheren Querungsmöglichkeiten an Straßen wird von den meisten Fußgängern für gut befunden. Kritisch gesehen wird gleichermaßen sowohl von Autofahrern, Radfahrern wie Fußgängern das Verhalten von E-Scooter-Fahrern.

Mit dem ÖPNV sind die Nutzer insgesamt zufrieden. In allen Städten mit Ausnahme von Duisburg und Köln überwiegt die Zufriedenheit. Dresden ist auch hier am besten bewertet und vergrößert hier nochmal den Abstand zu den nachfolgenden Städten. Am wichtigsten sind für die Fahrgäste von Tram, Bus und S-/U-Bahnen die Zuverlässigkeit und die Häufigkeit ihrer Verbindungen. Die Zahl der Zufriedenen ist zwar relativ gering, aber immer noch etwas größer als die Zahl der Unzufriedenen. Bei der Häufigkeit und Taktung gab es ein überwiegend zufriedenes Echo. Kritisch werden aber die geringe Zahl an Pkw-Stellplätzen an Bahnhöfen, mangelnde Informationen bei Störungen sowie allgemein das Preis-Leistungs-Verhältnis gesehen.

ADAC Monitor – Mobil in der Stadt_Zufriedenheit in den Städten
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Der ADAC macht mehrere Ursachen für die im Vergleich zu 2017 geringere Zufriedenheit aus. ADAC Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand: „Sicherlich spielt die Zunahme des Pkw-Bestandes in den Großstädten eine große Rolle, aber auch der stärkere Pendlerverkehr und die verschärften Flächenkonkurrenzen. Hinzu kommt, dass die Einschränkungen der Mobilität während der Pandemie dazu geführt haben, dass Straßen meist frei von Stau sowie Busse und Bahnen leer waren. Die Rückkehr zur Normalität wird daher als Verschlechterung empfunden. Nicht zuletzt nimmt angesichts der Vielzahl von Krisen die Zufriedenheit der Menschen mit den Lebensumständen insgesamt ab.“

Wie die Mobilität in Städten besser werden kann

Der ADAC empfiehlt Städten, die Erkenntnisse aus der Befragung zu nutzen und besonders kritisierte Merkmale der Mobilität im Sinne der Nutzer anzugehen.

  • Bei der städtischen Mobilitätsplanung sollten sämtliche Verkehrsarten berücksichtigt sowie Verkehr und Stadtentwicklung zusammen gedacht werden.
  • Da Parken ein Schlüsselfaktor der städtischen Mobilität ist, sollten die Kommunen ein effizientes Parkraummanagement betreiben, um die Erreichbarkeit mit dem Auto für Bewohner, Pendler und Besucher sicherzustellen.
  • Angesichts der Zunahme des Radverkehrs sollten Städte für ein durchgängiges Radverkehrsnetz sorgen. Fahrradstraßen und geschützte Radfahrstreifen sollten dabei eine größere Rolle spielen.
  • Als Mobilitätsalternative zum Auto sollten Städte sich um schnelle, direkte und zuverlässige Verbindungen von Bussen und Bahnen bemühen. Zudem gilt es, stärker die Chancen der Digitalisierung zu nutzen, z.B. in Form von Apps zur Vernetzung der ÖPNV- und Sharing-Angebote oder Echtzeit-Information bei Störungen.
  • Um Behinderungen durch abgestellte E-Scooter auf Gehwegen zu reduzieren, sollten die Städte klare Spielregeln aufstellen. Etwa indem sie die Zahl der E-Scooter begrenzen und in den Innenstädten das Abstellen nur an ausgewiesenen Stationen erlauben.

Der Autor findet: Vielleicht sollten Autofahrer in Städten öfter mal aufs Fahrrad oder den ÖPNV umsteigen, oder zu Fuß gehen. Für die persönliche Zufriedenheit jedenfalls wäre das angesichts der Umfrageergebnisse sicherlich nicht die schlechteste Idee.

Quelle: ADAC – Pressemitteilung vom 30.01.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Peter wulf:

Leider gibt es bei den vergleichen von Großstädten einen Haken viele “ Großstädte haben 100T Ew bis max 500TW“ münchen ca 1mio Hamburg 2mio und Berlin 3,4 Mio EW wobei hier zwischen bis zu 4000EW bzw 15000EW pro Quadratkilometer wohnen können.
Berlin soll am Tag 100 tausen Pendler aus Brandenburg haben .
Um den Autoverkehr in Berlin zu reduzieren wurde vor der Wende bzw. kurz danach die Pkw Stellplatz Zahlen bei öffentlichen Gebäuden auf 1/ 100qm bürofläche reduziert bzw max 1 pro Wohnung in Berlin kamen bisher etwas über 350Pkw/1000 EW. Durch Zuzug und Dachausbauten hat sich Zahl der Pkw verändert. Manche wollen auch 2 oder mehr pro Wohnung. Gleichzeitig gibt es m.W. in keiner Stadt einen vergleichbaren ÖPV mit so niedrrigem Preis und dichten Fahrplänen von 5 bis 23/1 Uhr. Bei U Bahn takt 6 min bzw nachts 10min ogl.
Die Zahl der nicht in Berlin gemeldeten Pkw/Dienstwagen oder lieferdienste bzw. Leihwagen Uber etc hat sich vervielfacht.
Durch den privaten Verkehr und teilweise rücksichtsloses Verhalten gibt es oft Staus und Verspätungen bei ÖPV. Durch hohes Verkehrsaufkommen in rushhour ergeben sich oft nur Durchschnittsgewschwindigkeit von unter 30km und bis 10km Strecke sind Radfahrer oft schneller. Leider haben die CDU Politiker die oft im Speckgürteln wohnen noch nicht begriffen das ihre “ Wahlversprechen mit 50km auf allen Straßen “ den Stadtbewohnern innerhalb des S- bahnringes schadet und sie mit Lärm Abgasen von morgen 7 bis 22uhr krank macht.

Wolfbrecht Gösebert:

„Alle anderen Verkehrsmittel sind mit größeren Kompromissen verbunden.“
Kannst Du evtl. im MKU-Posting das Stichwort FLÄCHENVERBRAUCH lesen und verstehen?

Sledge:

Das Auto hat in der Stadt nichts verloren, dann klappt es auch mit dem Verkehr. Ein Blick in andere europäische Städte wie Paris , Amsterdam oder Kopenhagen ist da sehr hilfreich.

Jeff:

Ach, interessant. Und ein Auto ist mit keinen Kompromissen verbunden? Was sind dann Stau, Lärm, Abgase, CO2, Parkplatznot, horrende Kosten, usw usf???

Korean:

Weil der Verkehrsraum für Pkw verkleinert wird. Aber aufgrund von Personalmangel und Einsatzbereitschaft ÖPNV nicht zuverlässig angeboten werden kann.
Das Auto ist nun mal das funktioniellste und einsatzvielfältigste sowie verlässlichste Verkehrsmittel. Da hat es sich über das Jahrhundert hinentwickelt. Alle anderen Verkehrsmittel sind mit größeren Kompromissen verbunden.
Darum sollte man Pkw’s wieder mehr der Realität entsprechend in die Planung einbeziehen anstatt es aus theoretischen Gesichtspunkten zu verbannen.

Jeff:

Wenn ich die halbe Fahrzeit nur im (selbstverursachten) Stau stehen würde und kaum nen Stellplatz finden würde für meine Kiste, dann wär ich auch frustriert. Man hörts ja an den Hupkonzerten im Stoßverkehr, dass Autofahrer sich gegenseitig ganz schön auf die Säcke gehen. Und dann noch diese Fahrradfahrer, die gutgelaunt von dannen sausen…

Wolfbrecht Gösebert:

„… die Gruppe, die mit Abstand den höchsten Flächenverbrauch hat und damit die höchsten Privilegien genießt, [ist] immer noch unzufrieden …“
Kein Wunder –>
die gehen sich überwiegend auch gegenseitig „auf den Wecker“, … auch wenn sie das dann auf Radfahrer und Fußgänger projizieren :)

heinr:

Was mich in den meisten Städten am meisten stört ist der Verkehr. Wir meiden inzwischen Städte wenn immer möglich und wenn es mal seien muss dann nutzen wir das Rad oder den E-Roller. Ich denke, Tempo 30 in allen Zentren und Radwege die ihrem Namen gerecht werden, also nicht nur weiße Streifen brauchen wir.

MKU:

Interessant ist, dass die Gruppe, die mit Abstand den höchsten Flächenverbrauch hat und damit die höchsten Privilegien genießt, immer noch unzufrieden ist.

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