Die Tokyo Motor Show? Das war einmal. Seit dem Jahr 2023 treffen sich die Autobauer in den Messehallen der Tokyo Big Sight zur Japan Mobility Show (JMS). Ähnlich wie bei der IAA Mobility in München mit Open Spaces und umherschlendernden Menschen? Eher nicht. Das Set-up ist dann doch eher klassisch. Zumindest auf den ersten Blick: Hallen und Messestände, auf denen die neuesten Errungenschaften der Nippon-Ingenieure im Scheinwerferlicht um Aufmerksamkeit heischen.
Schaut man genauer hin, entdeckt man einige spannende Mobilitätslösungen. Wo sonst als in der dicht bebauten 37-Millionen-Metropolregion Greater Tokyo bekommt das Messe-Motto „From Cars to Mobility“ so viel Substanz wie sonst nirgends auf der Welt. Die letzte Meile und Effizienz sind hier untrennbar verbunden und Notwendigkeit. Als in Europa und den USA noch Straßenkreuzer und Spritsäufer die Straßen beherrschten, rollten hier schon Kei-Cars.
Die Mini-Autos spielen auch bei der JMS 2025 eine Hauptrolle. „Daihatsumei“ (ダイハツメイ) ist Daihatsus neues Markenschlagwort – ein Wortspiel aus Daihatsu und hatsumei (発明 = „Erfindung“). Gemeint ist: kleine Autos, große Einfälle. Wie die Toyota-Tochter das Motto umsetzt, zeigt der „Daihatsumei for me“: ein vierrädriger Kabinenroller mit „Rucksack“ – eine moderne Interpretation des Ur-Midget von 1957. Damals ein dreirädriges Mini-Nutzfahrzeug (Kei-Klasse) für Ladenbesitzer und Kurierdienste, das bis 1971/72 gebaut wurde und als Ursprung von Daihatsus „klein, aber nützlich“-DNA gilt. Noch mehr Spaß verspricht die Studie „K-Open Running Prototype“, eine Fortführung des zweisitzigen Mini-Roadsters, dessen Produktion 2026 ausläuft.
Das LS Micro Concept von Lexus hingegen gewährt einen Blick in die Zukunft. Mit seinen drei Rädern und der extrem schmalen Spur passt der rollende Lego-Stein durch jede Gasse. Das Vehikel fährt autonom. Damit ist Toyotas Erfindungsreichtum noch längst nicht am Ende. Der weltweit größte Autobauer bringt die Mobilität in alle Lebensbereiche. Das beginnt schon bei den Jüngsten. Das orangefarbene Ei „Toyota Kids Mobi“ ist eine Art Asia-Isetta für die Jüngsten und betreut den Nachwuchs per künstlicher Intelligenz (KI), die die Entwicklung fördern soll. Also ein mobiles Roboter-Kindermädchen.

Beim Dreiklang „walk me“, „challenge me“, „boost me“ geht es um die Inklusion von morgen: „Walk me“ ist ein laufender Stuhl, der Menschen mit vier mechanischen Insektenbeinen überallhin bringt – auch über Treppen oder unebenes Waldgelände. Dazu passt „challenge me“, ein elektrischer Offroad-Rollstuhl für Wagemutige. „Boost me“ ist ein elektrischer Stehroller, mit dem man Ballsportarten wie Tennis oder Basketball betreiben kann. Man lehnt im Gestell und steuert das Gefährt über Gewichtsverlagerung, Dehnbewegungen oder Rotation.

Ähnlich spannend geht es bei den Passagierdrohnen voran: etwa bei Hondas eVTOL (Electric Vertical Take-off and Landing) – ein elektrisches Senkrechtstart- und -landeflugzeug, das Honda derzeit als Teil seiner „Mobility Beyond the Ground“-Strategie entwickelt. Der Micro EV von Honda und ein E-Bike sind weitere Komponenten des Mobilitätskonzepts des japanischen Autobauers. Ein ähnliches Konzept verfolgt Lexus mit dem Joby eVTOL.

Während in Deutschland die Zweifel an Wasserstoff als Mobilitätskonzept wachsen, geht es in Japan mit H₂ rasant voran. Im wahrsten Sinne des Wortes: Das „Kawasaki HySE Hydrogen Motorcycle Prototype“ ist der rollende Beweis. Das Zweirad ist ein Ergebnis der HySE-Allianz (Hydrogen Small mobility & Engine technology), eines Zusammenschlusses japanischer Hersteller zur Erforschung der Wasserstoffverbrennung für Klein- und Leichtfahrzeuge. Mitglieder sind: Kawasaki Motors, Yamaha Motor, Suzuki Motor, Honda Motor und Toyota Motor Corporation. Das Ziel besteht darin, den Verbrennungsmotor klimaneutral weiterzuentwickeln, indem Wasserstoff als Treibstoff eingesetzt wird.

Wie das aussehen kann, sieht man an der Kawasaki HySE. Das Triebwerk ist ein modifizierter Kawasaki-Vierzylinder mit 998 Kubikzentimetern Hubraum und einer Leistung von etwa 80–100 kW / 110–135 PS, der für die Wasserstoffverbrennung ausgelegt ist. Der gasförmige Wasserstoff lagert in Hochdrucktanks (350 bar), die wie klassische Seitentaschen aussehen. Für die Kühlung und die Sicherheit sorgen doppelwandige Leitungssysteme, Temperatursensoren und eine Wasserstoffleck-Erkennung. Wer lieber vier Räder nutzen möchte, steigt auf den Kawasaki HySE Teryx H₂ Prototype um, einen wasserstoffbetriebenen Side-by-Side-Offroader (UTV).

Natürlich spielt beim Schaulaufen in der riesigen Metropole auch die letzte Meile eine Rolle. Wie das Ausliefern in Zukunft ablaufen könnte, zeigen Toyotas futuristische, fahrerlose Transportroboter, die sogenannten „Toyota Autonomous Mobility (A.M.) Platforms“. Sie sollen in Toyotas „Woven City“ zum Einsatz kommen. Einer Stadt auf dem Gelände des ehemaligen Werksgeländes der Higashi-Fuji-Fabrik in Susono City, Präfektur Shizuoka, Japan, in der Nähe des Mount Fuji. Das Ziel besteht darin, eine Stadt als Reallabor zu erschaffen, die nicht primär als Wohnort für viele Menschen, sondern als lebendes Versuchsfeld für zukünftige Mobilität, Infrastruktur, Energie-, Informations- und Warenflüsse geplant ist.

Auch bei den kleinen Stromern hält das autonome Fahren Einzug. Das Start-up Denchi.ai hat sich, wie der Name schon sagt, auf das Robo-Fahren spezialisiert. Der Howdy USE 2.0 ist für den urbanen Einsatz konzipiert – beispielsweise als Shuttle, Lieferfahrzeug oder mobile Serviceeinheit. Das Elektro-Konzeptfahrzeug der japanischen IT-Firma SCSK lockt als Targa die Besucher an. Ein ähnliches Konzept verfolgt der rein elektrische Aride Mini EV mit 3 bis 6 kW / 4 bis 8 PS und einer Reichweite von rund 70 bis 100 Kilometern. Für Tokio absolut ausreichend. Der ScootVision Scooby ist kein kleiner Lastentransporter, sondern eine umweltfreundliche, vollelektrische Werbeplattform. Er bewegt sich durch Fußgängerzonen und entlang belebter Straßen und bringt so Werbebotschaften direkt und sichtbar in den urbanen Raum. Das Fahrzeug fährt auf Augenhöhe mit Passanten, was die Aufmerksamkeit steigert. Zudem erreicht das Vehikel Orte, an denen stationäre Werbeträger selten stehen oder nicht buchbar sind.








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