Mercedes-Benz eActros 600 überzeugt im Crash-Test

Cover Image for Mercedes-Benz eActros 600 überzeugt im Crash-Test
Copyright ©

Daimler Truck

Maria Glaser
Maria Glaser
  —  Lesedauer 4 min  —  0 Kommentare

Der Mercedes-Benz eActros 600 mit Hochvolt-Batteriesystem wurde Sicherheitstests unterzogen. Dabei stellte sich heraus, dass der Elektro-Lkw eine hohe passive Sicherheit aufwies, so die Pressemitteilung von Daimler Truck.

Der Hersteller habe ein ganzheitliches Sicherheitskonzept entwickelt, was mehr Schutz für Fahrende, Umfeld und Rettungskräfte biete. „Unser Anspruch war es von Anfang an, beim Thema Fahrzeugsicherheit keine Kompromisse zu machen“, sagte Felix Pietler, Entwickler für Passive Sicherheit bei Mercedes-Benz Trucks. „Gerade bei elektrischen Antrieben muss nicht nur der Insassenschutz stimmen – entscheidend sind auch Maßnahmen zum Schutz des direkten Umfeldes.“ Die Crash-Tests unter Realbedingungen bestätigten die strukturelle Stabilität und Unversehrtheit der Batterie in dem eActros 600, der für den Gütertransport im Fernverkehr entwickelt wurde.

Die interne Unfallforschung bei Mercedes-Benz Trucks wertet nach eigenen Angaben bereits in der frühen Entwicklungsphase reale Unfalldaten aus, vor allem aus typischen Unfallszenarien mit Schwerlasttransporten, und lässt die Ergebnisse in die Entwicklung der Fahrzeuge fließen.

Ergebnis: Alle Komponenten unversehrt

Um das Unfallverhalten des eActros 600 genau beobachten und auswerten zu können, wurden vor den Versuchen simulationsbasierte Analysen durchgeführt sowie Sensorik am Testort in Neumünster in Schleswig-Holstein installiert und kalibriert. „Besonders faszinierend sind für mich persönlich die letzten zwei bis drei Minuten vor dem Crash“, so Christoph Berger vom Team Passive Sicherheit. „Alles wird stiller als zuvor, eine konzentrierte Spannung liegt in der Luft.“

Daimler Truck

Darauf folgten mehrere Crash-Tests, von denen einer einen seitlichen Aufprall beinhaltete. Dabei prallt über eine Tonne Masse bei mehr als 50 km/h in den Elektro-Lkw. Trotz erheblicher Krafteinwirkung seien das komplette Hochvolt-Batteriesystem sowie alle elektrischen Komponenten unversehrt geblieben, so die Pressemitteilung. „Der Test hat gezeigt: Die mechanische Belastung war hoch – aber unser Konzept funktioniert zuverlässig“, so Frank Müller, Leiter der Unfallforschung und Passiven Sicherheit Mercedes-Benz Trucks. „Die Ergebnisse bestätigen unsere Erwartungen klar, im Praxiseinsatz hätte hier keine Gefahr bestanden.“

Nach dem Crash-Test werden die Komponenten dann ausgebaut und der Schaden im Vergleich zur vorherigen Simulation analysiert. Das Hochvolt-System des Elektro-Lkw entspricht nach Angaben des Herstellers strengen internen Anforderungen hinsichtlich der Isolationstechnik, des mechanischen Schutzes sowie Brandschutzkomponenten, um die möglichen Risiken nach schweren Beschädigungen zu senken. Diese internen Anforderungen lägen oft oberhalb der Pflichtwerte.

Daimler Truck

Auch das Gehäuse habe keine kritischen Verformungen gezeigt, was auf die speziell entwickelte Rahmenarchitektur zurückzuführen sei. Das Fahrerhaus wurde dabei verstärkt und Energieabsorptionszonen im Vorderwagen sollen Aufprallkräfte ableiten.

Zusätzliche Sicherheit durch Tests und Fahrassistenzsysteme

Um ein hohes Maß an Sicherheit zu bieten, führt Mercedes-Benz Trucks regelmäßige Tests an den Elektro-Lkw durch, selbst wenn ein Modell bereits serienmäßig auf dem Markt ist. Ziel sei es nicht nur, kontinuierliche Verbesserungen vorzunehmen und neue Erkenntnisse aus Felddaten einfließen zu lassen, so die Pressemitteilung, sondern auch, gesetzliche Änderungen und Kundenanforderungen zu berücksichtigen.

Inzwischen gibt es daher bereits über 40 Varianten des Grundfahrzeugs von Mercedes-Benz, die mit verschiedenen Fahrerhausvarianten, zwei oder drei Batteriepaketen sowie unterschiedlichen Radständen verfügbar sind.

Außerdem nutzt der Mercedes-Benz eActros 600 moderne Sicherheits- und Assistenzsysteme, wie den Bremsassistenten Active Brake Assist 6 mit 270-Grad-Umfeldüberwachung. Dieses System erkenne potenziell gefährliche Situationen und bringe das Fahrzeug bei Bedarf selbstständig zum Stillstand. Die Seiten des Lkw überwacht der Active Sideguard Assist 2, während der Front Guard Assist den Bereich direkt vor dem Lkw im Blick hält. Auch die sogenannten Toten Winkel werden so abgedeckt, und die Systeme sorgen für zusätzlichen Schutz von Fußgänger:innen und Radfahrenden. Zudem entlastet das System Active Drive Assist 3 Fahrer:innen auf langen Strecken durch teilautomatisiertes Fahren auf der Autobahn, während der Attention Assist 2 vor Unaufmerksamkeit und Ermüdung warnen könne, so die Pressemitteilung.

Mercedes-Benz Trucks
Daimler Truck

Da der eActros 600 geräuscharm fährt, wurde ein externes Acoustic Vehicle Alerting System verbaut, das den Elektro-Lkw akustisch erkennbar macht. Dabei handelt es sich um eine gesetzliche Vorgabe.

Elektro-Flaggschiff bei Mercedes-Benz

Der Mercedes-Benz eActros 600 wird seit Dezember 2024 aus dem Mercedes-Benz Werk Wörth ausgeliefert und ist in über 15 europäischen Ländern im Einsatz. Vor wenigen Monaten erst nahm auch das Logistikunternehmen Dachser 15 Elektro-Lkw dieses Modells in den Fuhrpark auf.

Als Elektro-Flaggschiff der Mercedes-Benz Trucks wurde der Lkw auf der „eActros 600 European Testing Tour 2024“ auf über 15.000 Kilometern sowie auf der „European Testing Tour Winter 2025“ auf rund 6500 Kilometern getestet. Außerdem war das Modell der „International Truck of the Year 2025“.

Der Name des Modells geht auf die hohe Batteriekapazität von insgesamt über 600 Kilowattstunden zurück, bestehend aus drei Batteriepaketen mit Lithium-Eisenphosphat-Zellen, womit knapp 500 Kilometer Reichweite möglich sind. Je nach Fahrweise und Strecke könne dieser Wert auch deutlich übertroffen werden, so die Pressemitteilung.

Quelle: Daimler Truck – Pressemitteilung vom 03. November 2025

worthy pixel img
Maria Glaser

Maria Glaser

Aus dem geisteswissenschaftlichen Bereich kommend, verbindet Maria Glaser bei Elektroauto-News.net seit 2023 ihre Liebe zum Text mit fachlichen Inhalten. Seit ihrem Studium in Berlin und Wien arbeitet sie im Bereich Lektorat, Korrektorat und Content Writing, vor allem zu Mobilität.

Artikel teilen:

Kommentare (Wird geladen...)

Ähnliche Artikel

Cover Image for Toyota Hilux kommt erstmals rein elektrisch und mit Wasserstoff-Antrieb

Toyota Hilux kommt erstmals rein elektrisch und mit Wasserstoff-Antrieb

Michael Neißendorfer  —  

Der Toyota Hilux wird nachhaltiger, auf gleich dreierlei Arten: Mit 48-Volt-System, reinem Batterieantrieb und einer Version mit Wasserstoff-Brennstoffzelle.

Cover Image for Stella Li: BYD braucht in Europa Geduld und Strategie

Stella Li: BYD braucht in Europa Geduld und Strategie

Vanessa Lisa Oelmann  —  

Im Interview macht Stella Li klar: BYD ist kein Billiganbieter. Die Marke setzt auf Mehrwert durch Technologie – und will zu Europas Top Akteuren zählen.

Cover Image for Nexperia: Halbleiterkrise entschärft sich nach Einigung

Nexperia: Halbleiterkrise entschärft sich nach Einigung

Sebastian Henßler  —  

Nach Wochen der Unsicherheit erhalten deutsche Autohersteller wieder Halbleiter von Nexperia – ein erstes Zeichen für Entspannung in der globalen Lieferkrise.

Cover Image for SPD zeigt sich beim Verbrenner-Aus kompromissbereit

SPD zeigt sich beim Verbrenner-Aus kompromissbereit

Sebastian Henßler  —  

Der SPD-Politiker will Planungssicherheit für Industrie und Beschäftigte schaffen, ohne Klimaziele aufzuweichen – flexible Wege sollen dabei helfen.

Cover Image for Porsche eröffnet Forschungs- und Entwicklungszentrum in Shanghai

Porsche eröffnet Forschungs- und Entwicklungszentrum in Shanghai

Michael Neißendorfer  —  

Damit setzt der Sportwagenhersteller einen bedeutenden Meilenstein in seiner „In China für China“-Strategie, mit der Porsche wieder erfolgreicher werden will.

Cover Image for E-Autos: Preisunterschied zu Verbrennern schrumpft

E-Autos: Preisunterschied zu Verbrennern schrumpft

Laura Horst  —  

Der Preisunterschied zwischen E-Autos und Verbrennern ist laut dem Wirtschaftsexperten Ferdinand Dudenhöffer deutlich gesunken und liegt nur noch bei 1600 Euro.