Mercedes reagiert mit Dreischichtbetrieb auf CLA-Boom

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Mercedes-Benz

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Mercedes hat mit dem neuen CLA offenbar einen Treffer gelandet. Bereits wenige Wochen nach dem Start der Produktion zeichnet sich eine starke Nachfrage ab. Besonders die rein elektrische Version scheint Käufer:innen zu überzeugen. Das sorgt für viel Betrieb am Standort Stuttgart-Untertürkheim, wo die Komponenten für den Antrieb entstehen. Dort wird bald rund um die Uhr in drei Schichten gearbeitet.

Laut Produktionschef Jörg Burzer ist der Auftragsbestand erfreulich, so die Automobilwoche in entsprechendem Bericht. Die Produktion sei ohne größere Probleme angelaufen, die Lieferkette aktuell stabil. Probleme mit Halbleitern oder seltenen Erden gebe es derzeit nicht. Auch eine erneute Knappheit aus China könne kompensiert werden, so Burzer. Mercedes habe in den letzten Jahren viel dafür getan, um unabhängiger von Engpässen zu werden.

Der CLA ist das erste Auto auf der neuen Plattform mit dem Namen MMA. Der Produktionsstart erfolgte vor etwa einem Monat. Laut Burzer dauert es normalerweise rund drei Monate, bis die Produktion auf das geplante Niveau hochgefahren ist. Genaue Zahlen wollte er nicht nennen. In Untertürkheim laufen derzeit etwa 200 Einheiten pro Tag vom Band. Das würde auf Jahresbasis 50.000 Stück bedeuten – bei einer Auslastung von 250 Tagen. Die Kapazitäten reichen jedoch für ein Vielfaches, da auf dieser Plattform noch weitere Modelle folgen.

Die hohe Nachfrage zeigt sich auch in langen Lieferzeiten. Händler berichten, dass neu bestellte Autos teils erst im kommenden Jahr ausgeliefert werden. Intern wird bereits über einen Bestellstopp für Mitarbeitende diskutiert. Mercedes will so sicherstellen, dass zuerst externe Kund:innen bedient werden.

In Raststatt soll Mercedes CLA Kombi-Version gefertigt werden

Neben dem klassischen CLA mit Fließheck plant das Werk Rastatt auch die Produktion einer Kombi-Version. Diese sogenannte Shooting-Brake-Variante soll gegen Ende des Jahres anlaufen. Zusätzlich kündigte Burzer ein weiteres Modell für das Werk an – vermutlich ein neues SUV, möglicherweise der nächste GLA. Auch dieser basiert auf der MMA-Plattform. Um das Werk dauerhaft auszulasten, rechnet Mercedes mit rund 200.000 produzierten Einheiten pro Jahr. Mehr wären möglich.

Ob die Modelle der bisherigen Plattform wie A-Klasse und B-Klasse zeitnah eingestellt werden, ließ Burzer offen. Zwar war 2026 als mögliches Enddatum genannt worden, doch ältere und neue Autos können vorübergehend gemeinsam gefertigt werden. Ein längerer Parallelbetrieb wäre denkbar, solange Nachfrage besteht. Da keine direkten Nachfolger geplant sind, dürfte dieser Übergang für Beschäftigungssicherheit sorgen.

Das Werk Untertürkheim profitiert spürbar vom Wandel. Mercedes investiert dort einen hohen dreistelligen Millionenbetrag. Neben der E-Achse werden auch Elektromotor und Getriebe vor Ort gefertigt und als Einheit weiter nach Rastatt geliefert. Zum ersten Mal übernimmt Mercedes die gesamte Fertigung eines Elektroantriebs im eigenen Haus.

Im Gegenzug für eine bis 2035 verlängerte Beschäftigungsgarantie erklärten sich die Arbeitnehmervertreter bereit, mehr Flexibilität zu ermöglichen. Beschäftigte können bei Bedarf auch in anderen Bereichen wie der Batteriemontage arbeiten. Das gilt beispielsweise in Zeiten mit geringerer Auslastung oder bei Modellwechseln. Diese Vereinbarung stärkt den Standort, so der örtliche Betriebsratsvorsitzende Michael Häberle. Auch wenn derzeit noch Verbrennungsmotoren einen großen Teil der Jobs sichern, soll das Werk Schritt für Schritt mehr Verantwortung für Elektromobilität übernehmen.

CLA soll auch in China gefertigt werden

In Zukunft soll der CLA auch in China gefertigt werden. Die dort produzierten Antriebseinheiten orientieren sich am Aufbau aus Untertürkheim. Parallel wird in Ungarn ein weiteres Modell vorbereitet, während Teile des GLC künftig in den USA gebaut werden. Trotz dieser Umstellungen will Mercedes die Produktionsmenge in Deutschland stabil halten.

Ein zentrales Thema bleibt die Wettbewerbsfähigkeit. In China liegen die Kosten laut Burzer bei unter einem Drittel. Um weiterhin in Deutschland produzieren zu können, braucht es daher Anpassungen. Dazu zählt auch eine geringere Krankheitsquote, an der das Unternehmen gemeinsam mit den Beschäftigten arbeitet. Die nächsten Jahre bringen mehr als 20 neue oder überarbeitete Modelle. Damit will Mercedes den Wandel zur Elektromobilität bewältigen – und gleichzeitig Arbeitsplätze sichern.

Quelle: Automobilwoche – Mercedes-Produktionschef: CLA-Fertigung läuft bald in drei Schichten / Mercedes-Benz – Pressemitteilung vom 30.06.2025

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Pedro G.:

Nach dem ersten Hyper in einem Jahr wenn sich die Qualität eingependelt hat ist das eine Alternative ⁉️

Max S.:

Endlich ein schönes Auto, kein SUV.

brainDotExe:

Ja, ein wunderbares Auto, er könnte nur etwas leichter sein, das Gewicht merkt man in der Kurve doch etwas.

Mal sehen wie viel der kommende i3 M bzw. i4 M wiegt, könnte in 5-7 Jahren mein nächster werden.

Dass die Teile aus allen möglichen Ländern kommen ist mir klar, das lässt sich heutzutage nicht mehr vermeiden. Aber die Königsdisziplin ist die „Systemintegration“, das zusammensetzen und die Entwicklung des Zusammenspiels aller dieser Teile. Das hätte ich schon gerne in Deutschland.

Btw. der „alte“ iX3 war ursprünglich ausschließlich für China vorgesehen. Ich nehme mal an den hat man mehr oder weniger spontan in Europa angeboten um die Flottengrenzwerte zu erreichen.

Ralf:

Ergänzend: BMW hat den inzwischen eingestellten Elektro-X3 zu 100% in China „gebaut“ … und erfolgreich auch hier in D verkauft. So mancher wusste das gar nicht, wo der herkam. Und es war (bzw. ist) ein durch und durch deutsches Auto (Design, Qualität, Feeling usw. ), obwohl es eigentlich ein Chinese war ;)

Ralf:

Herzlichen Glückwunsch! Gute Wahl. Habe jetzt knapp 30 Tkm runter und schätze die eingeflossenen Erfahrungen eines Traditions-Automobilherstellers sehr. Tag für Tag. Was das Fahren und generell die Usability angeht, machen die deutschen Hersteller den Chinesen (und den Amerikanern) noch immer was vor. Auf die oftmals noch nicht ausgereiften Gimmicks kann ich gern verzichten.

Fakt ist, dass alle großen Automobilhersteller inzwischen globale Unternehmen sind. Selbst die Verbrenner, made in Germany, weil sie hier zusammengeschraubt sind, bestehen zum mit Abstand größeren Teil aus dem Ausland importierten Teilen. Von daher brauchen wir uns nicht in die Tasche zu lügen.

Natürlich ist es mir (als emotionalen Autofan) wichtig, dass das Auto für den deutschen Markt entwickelt wird und deutschen Qualitätsstandards entspricht. Den Rest können wir sowieso nicht wirklich beeinflussen, auch wenn man kategorisch BMW, Daimler, VW usw. kauft.

brainDotExe:

Für mich und sehr viele andere aber halt nicht.

brainDotExe:

Ich fahre ebenfalls den i4 M50 (bestellt 2021) seit Dezember 2022. Vielleicht hätte ich den auch Made in China gekauft, er wurde ja dann zumindest in Deutschland entwickelt.
Aber dann müsste der Preis schon deutlich niedriger sein.
Sagen wir mal in dieser Preisklasse ist mir Made in Germany 10.000€ Aufpreis wert.

Beim Smartphone war das tatsächlich ein netter Nebeneffekt. Suche mal ein Smartphone mit wechselbaren Akku und induktiven Laden. Die Auswahl ist nicht groß ;)

Ralf:

Ich bin bzgl. Autos auch sehr emotional und fahre seit 2023 (bestellt 2022) einen i4 M50. Der ist zufällig in München produziert worden. Ich hätte ihn aber genauso aus China genommen. Wichtig sind mir nur die grundsätzlichen Qualitäten des Fahrzeuges selbst sowie natürlich auch die Fertigungsqualität. Wo die Kiste dann letztendlich gebaut wird, ist mir egal. Und wenn duch die anteilige kostengünstige chinesische Produktion der Preis des Fahrzeuges signifikant sinkt (Mischkalkulation über alle Produktionsstandorte), dann ist mir das sogar sehr recht. Und so denken sicher auch alle Fahrer von Kia, Hyundai, Honda, Toyota, Seat (nur eine Auswahl), die doch deshalb zwingend keine nicht emotionalen Autokäufer sind ;)

(Btw., mit einem deutschen Smartphone könnte ich übrigens absolut nix anfangen. Und die Produkt- und Produktionsqualität meines Lenovo T16 mit 4k-Display aus China ist excelente und über jeden Zweifel erhaben :)

Steven B.:

Schon schlimm genug, wenn man auf diese Dinge nicht achtet. Wenn wir hier in Europa langfristig unsere Arbeitsplätze erhalten wollen (müssen), dann ist es wichtig auch europäische Produkte mit samt der Wertsdchöpfungskette in Europa zu kaufen. Ich achte darauf und werde meiner Aufgabe als Europäer gerecht. Umdenken kommt halt nicht überall gleichermassen an, ist aber erforderlich, um künftig zu existieren. Der Preis ist nicht alles, der Anspruch von Kunden aber schon. In der ersten Welle sind viele Grosskonzerne und auch Mittelständer nach China gegangen, bis sie gemerkt haben, dass die Kunden die Qualität vermissen und die dort produzierten Produkte gemieden haben. Daher hat es viele wieder zurück nach Europa geholt, um die Qualitätsanforderungen der Kunden auch zu bieten. Adidas, Bosch, Siemens, Philips sind hier hervorzuheben. Sind keine kleinen Player…

Raimund:

Für mich ist ein Auto auch nur ein Gebrauchsgegenstand.

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