Lufthansa und die E-Fuel-Debatte

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Lufthansa Group

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 2 min

Auf der jüngsten Internationalen Automobilausstellung (IAA) hat Carsten Spohr, der Geschäftsführer von Lufthansa, die Automobilindustrie dazu aufgerufen, die begrenzten E-Fuels den Fluggesellschaften zu überlassen. Seiner Meinung nach benötigen Fluglinien diese dringend, um den Luftverkehr umweltfreundlicher zu gestalten. Doch sollte Lufthansa nicht selbst die Initiative ergreifen, um die Entwicklung dieser Treibstoffe voranzutreiben?

Während Lufthansa den Bedarf an E-Fuels betont, sind es Unternehmen wie Porsche, Volkswagen und ihr chilenischer Partner HIF, die Pionierarbeit leisten. Sie haben in Patagonien die weltweit erste Produktionsstätte für synthetische Treibstoffe errichtet. Ferner arbeiten Porsche und Volkswagen an der Entwicklung einer Direct-Air-Capture-Technologie, die CO₂ direkt aus der Atmosphäre extrahiert – ein entscheidender Schritt bei der Herstellung von E-Kerosin.

Lufthansas Engagement in E-Fuels

Es ist nicht so, dass Lufthansa sich nicht an E-Fuel-Projekten beteiligt. Allerdings sind die Bemühungen des Luftfahrtunternehmens im Vergleich zu denen von Porsche und HIF weniger fortgeschritten und intensiv. Anstatt sich auf die Öl- und Gasindustrie oder andere Sektoren zu verlassen, sollte Spohr proaktiver werden und die Initiative ergreifen, wie die WirtschaftsWoche einordnet. Es wäre an der Zeit, dass Unternehmen wie Lufthansa eine aktivere Rolle bei der Entwicklung und Produktion von E-Fuels übernehmen.

Das Magazin geht davon aus, dass Spohr die Vorteile von Skaleneffekten zu übersehen scheint. Je mehr Direct-Air-Capture-Anlagen weltweit produziert werden, desto günstiger werden sie. Dies gilt auch für die Elektrolysetechnologie, die zur Produktion von Wasserstoff aus erneuerbaren Energien und Wasser benötigt wird. Ein weiteres Beispiel sind Solarzellen, bei denen die Preise mit steigender Produktionskapazität sinken. Reduzierte Kosten für klimaneutrales Kerosin würden auch den Fluggästen zugutekommen, die weiterhin erschwingliche Flugtickets benötigen.

Es gibt ausreichend Raum für die Produktion von E-Fuels, einschließlich der notwendigen Wind- und Solarparks. Regionen wie Nordafrika, der Nahe Osten, die USA, Australien und Grönland bieten ideale Bedingungen. Es liegt an Führungskräften wie Spohr, die Möglichkeiten zu erkennen und zu nutzen, wie man weiter einordnend.

Sollte die Lufthansa selbst handeln?

Die Aufforderung von Lufthansa-Chef Carsten Spohr an die Automobilindustrie, auf E-Fuels zu verzichten, wirft somit berechtigterweise Fragen über die Rolle von Fluggesellschaften bei der Entwicklung nachhaltiger Treibstoffalternativen auf. Während Unternehmen wie Porsche und Volkswagen bereits bedeutende Fortschritte gemacht haben, muss Lufthansa ihre Bemühungen intensivieren und eine aktivere Rolle bei der Entwicklung und Produktion von E-Fuels übernehmen. Insofern darf man durchaus die Frage stellen, ob der Ruf nach einem Verbot beziehungsweise der Reduktion von E-Fuels im Automobilsektor angebracht ist oder ob die Lufthansa nicht selbst die Zügel in die Hand nehmen sollte?

Quelle: WirtschaftsWoche – Die E-Fuel-Forderung des Lufthansa-Chefs ist absurd

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Mr.Hu:

Klar, der Vergleich hinkt, aber die Bahn versorgt sich auch weitgehend selbst mit Energie. Würde eine Firma sich zumindest an der Energieversorgung beteiligen winken immerhin niedrigere Energiekosten.

Harald im Glück:

Sporn und Moral, kann das Hand in Hand gehen?
Ich erinnere nur an die Verbotenen Boni für 2021, die dann um 1 Jahr verspätet nachgezahlt wurden. Und was macht der Bund, der der Lufthansa den Hintern gerettet hat?
Wie eigentlich immer….nichts

panib:

Sehr interessanter Beitrag, der ja wohl sehr eindrucksvoll unseren Herrn Wissing als Scharlatan entlarvt.

Rene:

Seit wann ist Lufthansa ein Flugzeughersteller? Das kann ja wohl nicht den Luftfahrtgesellschaften zugeschrieben werden Synt. Kraftstoffe zu entwickeln.

Leifur:

Eine Lufrfahrtgesellschaft betreibt Luftfahrt und verdient mit dieser Leistung ihr Geld.
Sie würde sich wahrscheinlich verzetteln, wenn sie nebenbei auch noch eFuels, bessere Antriebe und neuartige Flugmaschinen herstellen wollte.

Matze:

Luftverkehr ist zu 80% überflüssiger Luxus, den wir uns nicht mehr leisten können und sollten! Welchen Rieseneffekt das auf unseren Planeten hätte, hat man während der Coronabedingten Einschränkung gut sehen können.
Macht Videoschalten, Telefonkonferenzen und bleibt daheim! Die Umwelt dankt! Und Urlaub geht auch ohne Flieger. Absehbar MUSS es ohne gehen!

Achim Dittrich:

Unter welchem Druck sollen Fluggesellschaften denn angeblich stehen und von wem?
Sie tun doch nicht einmal das technisch machbare wie die mit der BASF entwickelte AeroShark – Folie schnell und konsequent auf allen Flugzeugen des Konzerns anzubringen. Und selbst diese Technologie bringt nur eine Reduzierung des Luftwiderstands von 0,8 – 1,0 % (!!!).
Und damit, kein Risiko einzugehen zu wollen wie Sie schreiben, hat noch kein Unternehmen überlebt – zu Recht.
Sich also nicht zu engagieren aber von anderen zu verlangen, dass einem eFuels überlassen werden, ist schon reichlich dreist.

Mr.Hu:

Ohne Worte. Anstatt sich wie Privathaushalte sowie Straßen- und Schienenverkehrsunternehmen selbst um die Energieversorgung zu kümmern, stellt sich Spohr wie ein Corona-Hamsterkäufer auf die IAA und will den dort ausstellenden Firmen (die mehr für alternative Kraftstoffe getan haben als er!) vorschreiben, welche Energieträger sie zu verwenden haben. Was bildet er sich ein?! Welchen Aufschrei gäbe es, wenn die Bahn solch eine Ökostrom-Reservierung forderte? Beispielsweise AME/Porsche/HIF haben Haru Oni mit der Absicht gebaut, Oldtimer sowie Renn- und Sportwagen klimaneutral zu betreiben (unabhängig davon, ob das jetzt gut ist oder nicht). Sie haben Milliarden dafür in die Hand genommen, da sollte eigentlich klar sein, dass sie jetzt auch bestimmen, wer das Zeug zu verwenden hat. Dass Spohr jetzt auf einer internationalen Messe mal wieder das Klischee des mit dem Finger auf andere zeigenden Deutschen bedient hat, finde ich peinlich. Herr Spohr: Verbauen sie in allen Flugzeugen AeroShark und investieren sie selbst in E-Fuels, dann ist ihr Vorschlag nicht mehr ganz so indiskutabel wie jetzt.

Andreas Kühweg:

Mir ist schon klar, dass der Vergleich allein aufgrund der Bilanzsummen hinkt, aber die Lufthansa ist eher in der Position von Flixbus als in der von Porsche. Die kaufen, was auf dem Markt verfügbar ist und stellen nichts selber her.
Vielleicht müsste man dafür sorgen, dass die Ölindustrie tatsächlich selber in die Vermeidung von CO2 (beispielsweise durch E-Fuels) investiert, statt mir meine CO2 Vermeidung abzukaufen.

Hardy_Stuttgart:

Die Fluggesellschaften stehen, wie die Automobilunternehmen, weltweit unter erheblichem Druck in Bezug zur Umweltverträglichkeit. Dabei ist zu beachten, daß die Länder untereinander deutlich unterschiedliche Zeile verfolgen, teils sogar überhaupt keine. In D könnte man das, zusammen mit EU, so regeln, daß bei der Landung und bei Start Gebühren entstehen, die Umweltvorgaben berücksichtigen. Damit wäre ein Wettbewerb auf Augenhöhe eher möglich. Während die EU die Akku-Antriebe hoch subventioniert, ist das bei eFuells weit weniger zu beobachten. Sollte die Umwelt wirklich wichtig sein, dann wäre eine internationale Kommision sinnvoll, die mit Kapital den Anlauf der Produktion mit der Verwertung ausgeglichen in die Wege leistet. Eine Gesellschaft, wie Lufthansa wäre im internationalen Kapitalmarkt in kürzester Zeit am Boden, siehe jetzt nur knapp über 8€ / Aktie, verm. gerade wg. diesem Thema, wenn sie sich selbst führend in die eFuells Thematik aufschwingt. Insofern ist der Gedanke von Spohr, bei den big cars producern schon mal das Thema anzustoßen, sicher nicht so schlecht. Weil auch die wollen ja keine Fehlentwicklung riskieren.

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