Lexus RZ 550e im Test: Die Zukunft in Händen

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Joaquim Oliveira
Joaquim Oliveira
  —  Lesedauer 4 min

Lexus überarbeitet seinen Elektro-Crossover RZ und bringt ihn Anfang kommenden Jahres mit einer entkoppelten Lenkung (Steer by Wire) auf den Markt, zu der bald immer mehr Hersteller übergehen werden. Großer Wurf oder technischer Schnickschnack?

Optisch hat sich beim neuen Lexus RZ nicht allzu viel getan, doch bei der Technik sieht es ganz anders aus, denn neben Steer-by-Wire gibt es ein ungewöhnliches Getriebe, das Verbrenner-Fans locken soll. Die F-Sport-Version verfügt über zusätzliche Lufteinlässe im unteren Bereich des vorderen Stoßfängers mit einem Lamellenprofil zur Verbesserung der Stabilität, während der Diffusor am Heck nebst Spoiler und 20-Zöller für Sportlichkeit sorgen soll.

In Europa wird der elektrische Mittelklasse-SUV in drei Versionen angeboten. Neben dem Basismodell des Lexus RZ 350e (167 kW/227 PS; Frontantrieb) dürften sich insbesondere die stärkeren Allradler Chancen bei den Premiumkunden ausrechnen. Während der Lexus RZ 500e 280 kW / 381 PS leistet, legt die neue Sportversion des RZ 550e F Sport mit 300 kW / 408 PS nochmals nach. Die angegebenen Reichweiten steigen im Vergleich zum Vorgänger durch mehr Akkuzellen, effizientere E-Maschinen und Wechselrichter und Dank einer Gesamtkapazität von 77 kWh je nach Antrieb auf 568, 500 und 450 Kilometer. Die Kunden werden zudem zu schätzen wissen, dass der Elektro-Lexus nunmehr an einer Wallbox mit bis zu 22 Kilowatt nachtanken kann. Etwas enttäuschend bleibt jedoch die Schnellladefunktion mit gerade einmal 150 kW.

Im Innenraum herrscht im 4,80 Meter langen RZ das typische Lexus-Ambiente mit nüchternen Farben, 14-Zoll-Display, bequemen Sitzen mit gutem Seitenhalt und einem Head-up-Display, so dass der Fahrer kaum den Blick von der Straße abwenden muss. Die Instrumentierung ist sehr schlicht, grafisch nicht modern und mit zu kleinen, schwer erkennbaren Zeichen bestückt. Beim Wechsel der Fahrmodi gibt es einen leichten Farbwechsel und das Tastenbediensystem am Lenkrad ist alles andere als intuitiv. Ansonsten bietet der Japaner im Innern Soft-Touch-Oberflächen, sichtbare Schraubenköpfe am Lenkrad und keine ausgekleideten Türtaschen – Premium ist da wirklich anders.

Aufgrund der elektrischen Heizung fehlt ein Handschuhfach, und so ist die einzig geschlossene Ablage zwischen den Vordersitzen von Bedienungsanleitung, Warnweste und Fahrzeugpapieren belegt. Besser sieht es mit dem Platzangebot aus und wenn es sein muss, können im Fond durch den ebenen Boden sogar bis zu drei Personen sitzen. Das Ladevolumen entspricht mit 522 bis 1451 Litern ungefähr dem von Wettbewerbern wie Audi Q4 E-tron oder BMW iX3.

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Lexus hatte die Einführung von Steer-by-Wire bereits vor zwei Jahren geplant, aber „es war notwendig, die Bedienung zu verbessern und das Ansprechverhalten weniger direkt zu gestalten“, wie Chefingenieur Yasuyuki Terama erklärt. Einst benötigte man 150 Grad, um das Lenkrad im Raumschiff-Design von der Mittellage komplett zu drehen oder 300 Grad, um von einer Seite zur anderen zu gelangen. Jetzt wurde es auf 200 und 400 Grad umprogrammiert. Bedeutet für den gleichen Drehbereich etwas mehr als eine halbe bzw. 1,2 Umdrehungen, während die normale Lenkradübersetzung 2 bis 3,5 vollständige Umdrehungen beträgt, um von einem Stopp zum anderen zu gelangen. Vereinfacht ausgedrückt, gibt es bei Steer-by-Wire im Gegensatz zu einer herkömmlichen Lenkung, bei der eine Stange das Lenkrad mit der Zahnstange verbindet, im Lexus RZ zwei elektronische Steuereinheiten – eine hinter dem Lenkrad und die andere auf der Zahnstange – die miteinander kommunizieren, um die Drehung des Lenkrads ohne physische Verbindung zu den Rädern zu übertragen.

Dadurch entfallen störende Vibrationen, die von den Rädern auf das Lenkrad übertragen werden und die Hände des Fahrers müssen das Steuer selbst in engen Kehren nicht verlassen. Es bedarf einer gewissen Eingewöhnungszeit, um zu vermeiden, dass man übersteuert und damit einen Bordstein überfährt oder auf der Innenseite einer Kurve einen Gegenstand trifft. Doch man gewöhnt sich an das rein elektrische System überraschend schnell und gerade in einem sportlichen Elektro-Crossover wie dem RZ 550e gefällt die direkte Steuerung. Abgesehen von der ungewöhnlichen Steuereinheit weiß der sportliche Lexus jedoch auch sonst überzeugen. Insbesondere der stärkere Elektromotor an der Hinterachse macht sich positiv bemerkbar, weil der Lexus seine Leistung souveräner auf die Fahrbahn bringt als vorher mit gerade einmal 80 kW / 109 PS an der Hinterachse. Die Federung ist unaufgeregt und der Fahrkomfort geht allemal in Ordnung, doch nicht nur wegen der 20-Zöller sollte sich komfortbewusste Fahrer eher für den RZ 500e entscheiden.

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Neben der Lenkung bietet der rund 60.000 Euro teure Lexus RZ 550e eine weitere Innovation, die direkten Einfluss auf das sportliche Fahrverhalten hat. Das so genannte manuelle interaktive Fahren durch Drücken einer „M“-Taste zwischen den Vordersitzen sorgt für ein Erlebnis, das dem eines Verbrenners in Verbindung mit einem Achtgang-Getriebe ähnelt. Gasannahme, synthetischer Sound, Beschleunigung und ein Display, das die virtuelle Motordrehzahl anzeigt, sorgen für ein Fahrgefühl, das dem eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor näherkommt. Zugegeben eine nette Spielerei.

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Joaquim Oliveira

Joaquim Oliveira

Der gebürtige Brasilianer arbeitet seit Jahren als internationaler Korrespondent für verschiedene Automagazine, wie das brasilianische "Quatro rodas", das englische "AutoExpress" oder den chinesischen "Car & Driver". Für Elektroauto-News.net verfasst er regelmäßig entsprechende Fahr- und Erfahrungsberichte aktueller Elektroauto-Modelle.

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