Blockiergebühr: Eine gute Sache – oder kann das weg?

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Daniel Krenzer
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Ein Kommentar von Daniel Krenzer

Ein Gericht hat jüngst entschieden, dass Blockiergebühren an Ladestationen rechtens sind. Geklagt hatte ein E-Auto-Fahrer, der bei EnBW knapp 20 Euro (!) zusätzlich zahlen sollte – die Niederlage vor Gericht dürfte da um einiges teurer gewesen sein. Die „Strafgebühr“ wird in der Regel nach vier Stunden Ladezeit fällig und ist im jeweiligen Ladetarif geregelt. Die Idee dahinter ist es, ein zu langes Zuparken von Ladestationen zu verhindern, um mehr Fahrern von E-Autos ein Aufladen zu ermöglichen. So weit, so sinnvoll. Wobei zu lange ladende Elektroautos an Ladesäulen im Vergleich zum Zuparken durch Verbrenner oder stundenlangem Blockieren von langsam ladenden Plug-in-Hybriden das kleinere Problem zu sein scheinen.

Die wenigsten E-Autos laden aber AC mit 22 kW, viele Modelle sind nach vier Stunden also noch gar nicht wieder voll aufgeladen. Teuer wird es zudem, wenn das Fahrzeug über Nacht lädt und womöglich die Blockiergebühr greift. Da aber die Blockiergebühr vom genutzten Ladetarif und -anbieter abhängt, zahlen derzeit an ein und der selben Ladestation die Nutzer unterschiedlich: manche nichts, andere grundsätzlich, einige nur tagsüber.

Der eigenen Meinungsbildung kann es oft zuträglich sein, sich mit anderen auszutauschen. Ist die Blockiergebühr eine gute Sache – oder kann sie weg? Und was wäre eine faire und elegante Lösung? Die weitestgehend Elektromobilitäts-affine eigene LinkedIn-Bubble zeigte dabei ein gemischtes Bild. In der freilich nicht repräsentativen Befragung gab die Hälfte von knapp 50 Personen an, dass es grundsätzlich eine Blockiergebühr geben sollte, diese aber nachts ausgesetzt wird. Manche sprachen sich zudem für ein Aussetzen am Wochenende aus.

Besondere „Blockiergebühr“ in Berlin

28 Prozent gaben an, mit der gängigen Regelung für Blockiergebühren – also ab vier Stunden, und das 24/7 – einverstanden zu sein. 13 Prozent sprachen sich für ein grundsätzliches Abschaffen von Blockiergebühren aus. Die restlichen Abstimmungsteilnehmer hatten alternative Vorschläge, die zum einen auf eine Unterscheidung von AC- und DC-Laden abzielten oder den Akkuladestand ins Spiel brachten.

Die Idee einer flexiblen Blockiergebühr ist gleichsam charmant wie kompliziert. Es wäre eine absolut faire Lösung, wenn eine solche Strafgebühr erst bei vollem Akku fällig wird – oder gestaffelt ab 80 Prozent zum Teil, ab 100 Prozent dann die volle Gebühr. Zusätzlich wäre an AC-Säulen ein Aussetzen über Nacht entgegenkommend, damit sich niemand zum Umparken den Wecker stellen muss.

Doch damit nicht ein noch größeres Chaos in Sachen Ladetarife entsteht, müsste diese Regelung einheitlich für alle Anbieter gelten. Nach Einführung der einheitlichen, wenn auch teuren Zahlmethode per EC- oder Kreditkarte ab 13. April per AFIR dürfte die EU hier jedoch erst einmal ihr Pulver verschossen haben. Aber für die nächste Runde der Vereinheitlichungen könnten ja schon einmal gute Ideen gesammelt werden…

Was auf jeden Fall aber Schule machen sollte, ist die Lösung aus Berlin, die das Zuparken von Ladesäulen durch Verbrennern kostspielig macht. Dort werden zunehmend Sensoren installiert, die Falschparker erkennen und an das Ordnungsamt melden. Und richtig teuer wird es für die Parksünder dann, wenn sich die Ordnungshüter für das Rufen des Abschleppwagens entscheiden. Diese Art von Blockiergebühren dürfte bei nahezu allen Fahrern von Elektroautos auf große Gegenliebe stoßen.

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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Harald:

die Aufregung, 4 Std. oder länger parken hat doch fast nichts mehr mit dem Betreiber zu tun.
Hier im Ruhrgebiet, sicher auch an anderen Orten, wird die maximale Verweildauer von 4 Std. vom Ordnungsamt geregelt. Sollte jemand die Parkzeit nach der Ladezeit auch nur um 5 Minuten überschreiten, dann…
Also das finde ich schon kleinlich….

Mir ist schon klar, schnelle Lösungen sind hier nicht erwünscht. Aber….
Könnte man die Problematik nicht beseitigen, wenn es mehr Ladepunkte geben würde? Warum kann man nicht die Straßenlaternen umrüsten?
Soll angeblich in Berlin bereits funktionieren und auch in Essen habe ich vergleichbare Säulen gesehen.
Etwas mehr Rücksicht und Geduld in alle Richtungen und das Problem ist beseitigt, zumindest in den Innenstädten der Ballungszentren.

Mich ärgert hingegen, dass ein Stromverorgungsunternehmen (RWE) die Säulen unbenutzbar lässt, weil seit über einem Jahr ein Zaun davor steht.

Ok, das RWE Gebäude (für Ortskundige) in Essen an der Kruppstraße steht aktuell leer. Das bedeutet aber doch nicht, dass die Ladesäulen nicht benutzbar sind. Der einzige Grund könnte sein, dass RWE der Strom ausgegangen ist, was mir sehr unwahrscheinlich vorkommt.

Letzte Tage mit dem Ordnungsamt gesprochen, wie es aussieht wenn eine Ladesäule defekt ist, darf ich dann dort mit Parkscheibe parken?
Antwort war ein klares NEIN, und man würde ggf. diese PKWs abschleppen.
Die Gründe waren etwas vielschichtig, was hier sicher den Rahmen sprengen würde.

Als verständnislos würde ich die Aussage vom Ordnungsamt sehen, die mir mitteilte, wenn ein Plugin PKW ohne E-Kennzeichen an der öffentlichen Ladesäule lädt, bekommt das Fahrzeug ebenfalls ein Ordnungsgeld, obwohl es lädt,auch innerhalb der 4 Stunden, eben weil dem eAuto das E-Kennzeichen fehlt. Also, die ersten BMW i8 schafften noch keine 50 km als Plugin PKW aus eigener Elektrokraft, daher ist ein Bußgeld fällig. (ob diese Aussage richtig ist???)

Zurück zum eigentlichenThema:
wer muss tatsächlich in der Stadt mit dem BEV 4 Stunden laden?
Auffrischen bis ca 80% und gut ist, danach ab ins Parkhaus.
Hier in Essen gibt es bereits Schilder „Parken NUR während des Ladevorgangs max. 4 Std.“
Für mich soweit ok.
Auf Urlaubsfahrten und während der Hotelübernachtung sieht die Situation wieder völlig anders aus.
Da fehlt mir persönlich der Lösungsansatz, der allen gerecht wird. Nun rufen wir wieder mal Vater Staat, der soll sich darum kümmern, statt Milliarden Euro in alle Welt in meinen Augen sinnbefreit zu verschenken, die oftmals nicht dort ankommen wofür sie gedacht wurden.

gnal:

Geht halt nichts über eine vernünftige Planung.

Manfred02:

Blockier Gebühr von 240 Minuten finde ich i.O. Was mich weitaus mehr stört ist, dass ich vorab in der App bei der Ladesäulensuche keine Kosten angezeigt bekomme. Das ist „Steinzeit“. Jede Tankstelle aktualisiert regelmäßig die Benzinpreise, aber die Ladesäulenbetreiber schaffen es nicht die aktuellen Preise anzuzeigen. Erst wenn man vor Ort ist.

panibodo:

Dodo, ich habe ja auch bewusst „off topic“ geschrieben.
Ich begreife überhaupt nicht, wie man einen Ladeplatz blockieren kann. Jeder, der das tut, wäre stinksauer, wenn man das mit ihm machen würde. Ich habe schon kein Verständnis dafür, dass man sein Auto an einer Raststätte voll geladen mehr als fünf Minuten länger stehen lässt.

Helmut L.:

Meine aktuelle Erfahrung:
Letzte Woche buchte ich ein Hotel. Aufgrund meiner speziellen Anfrage versicherten mir die Hotelbetreiber, dass das Hotel über vier AC-Ladepunkte verfüge. Ich kam mit einem Akkustand (SOC) von 5 % an. Zwei der vier Ladepunkte des Betreibers Cytiwatt funktionierten nicht. Mein Auto kann bei AC nur mit 11 kW laden, so wie die meisten Autos, manche auch nur mit 7,2 kW. Der Ladevorgang dauerte sechs Stunden und 10 Minuten, Kosten 60 ct / kWh im Roaming mit der EnBW. Nach Ablauf von vier Stunden berechnete die EnBW Blockiergebühr (während des Ladens!!), insgesamt 12 €. Ich habe das den Hotelbesitzern berichtet. Sie sagten, es sei mit Citywatt vereinbart, dass keine Blockiergebühren berechnet werden, denn schließlich sollen Gäste über Nacht laden können. Dann haben die Hotelbesitzer telefonisch bei Citywatt nachgefragt. Dort wurde ihnen versichert, dass Cytiwatt der EnBW keine Blockiergebühr berechnet hat.
Mit meiner Reklamation bei der EnBW bin ich eiskalt abgeblitzt.
Es wird erwartet, dass ich als Hotelgast um Mitternacht aufstehe, den Ladevorgang abbreche und das Kabel ausstecke, die Ladung neu initialisiere und dann kurz vor vier Uhr Morgens mein Auto vom Ladepunkt entferne.
In der Summe war das Laden doppelt so teuer, als wenn wir für die Fahrt den Golf-Diesel meiner Begleiterin genommen hätten.
Ach ja: Die Jahreskundendienste bei BEV sind fast gleich teuer wie bei Verbrennern, und die Kfz-Versicherungen wesentlich teurer, nicht nur wegen der hohen Motorleistungen, sondern, weil Reparaturen an BEVs wesentlich teurer sind als an Verbrennern.
Fazit: Wer sein BEV nicht überwiegend an eigener PV laden kann, sollte sich kein BEV anschaffen.

Dodo:

Bin in der glücklichen Lage nicht auf Laternenlader angewiesen zu sein. Aber für die Reisen/ (Hotelübernachtungen), für Notfälle habe ich mir die kostenlose EW-Go Karte besorgt. Die Preise sind gerade für AC Lader an eigenen Säulen niedrig, Fremdladen ebenso knapp unterhalb der ADAC/EnBw Tarifen angesiedelt. Hier fällt bisher keine Strafgebühr an. Muss man aber immer kurz vorher zur Sicherheit in der App nachprüfen.

Dodo:

Das mit AC laden und schonen kannst du dir sparen. Wenn du das eh nur selten machst, ist das sinnfrei. Und selbst DC Lader mit großen Anteilen an Ladevorgängen haben kaum Nachteile. Da gibt es genug Videos und Berichte darüber. Ansonsten wünsche ich dir gute Fahrt und immer genug Strom :-)

Dodo:

Stimme dir größtenteils zu. Das mit Klimakleber dürfen wir hier nicht vermischen. Ich beobachte oft, in der Stadt dass E-Autos eine AC Ladesäule anfahren, Kabel anschließen und ohne die Karte ans Terminal zu halten dann verschwinden. Asoziales Verhalten, fahre selbst elektrisch und wenn ich mir vornehme beim Einkaufen das Auto etwas aufzuladen und die Säule nur wegen kostenlosen Parkplatzschmarotzen belegt ist, bin ich wirklich verärgert. Geht natürlich nicht an allen Ladesäulen.

panibodo:

22:30 bis 07:30 fände ich besser.
Das Blockieren von Ladesäulen durch Verbrenner würde ich auf der Stelle (sic !) dadurch beenden, dass ich es mit einer Strafe von 2.000 € belegen würde (die drei Nullen sind kein Verschreiber).
Man mag die 2.000 € als unangemessen erachten, das sehe ich aber nicht so. Wenn das Schild mit der Bußgeldandrohung ausreichend groß ist und der Boden des Ladeareals ist farblich gekennzeichnet, wird selbst der asozialste Mistbock seinen Spaß am Ärgern seiner Mitmenschen vergessen, sprich eine Blockade wäre automatisch nicht mehr denkbar. In Australien ist man nach meiner Kenntnis mit umgerechnet etwa 2.000 € dabei.
Off topic:
Unser Staat lässt sich doch immer wieder auf der Nase rumtanzen- die Straßenkleberei ist ebenfalls automatisch beendet, wenn sie mit 5.000 € Strafe belegt wird. Aber so etwas geht in unserem Rechtsstaat natürlich nicht, solange wir FDP-Kubicki noch ertragen müssen.
Und jetzt dürft ihr mich beschimpfen.

panibodo:

Nur eins- Du musst Deinen Akku nicht mit AC laden, um ihn zu schonen. Mach Dich mal schlau.

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