38 Billionen Dollar pro Jahr: Klimakrise bedroht die Weltwirtschaft massiv

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Dürre in Ungarn hat eine Maisernte vernichtet / Quelle: Shutterstock / 2191440123

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Selbst wenn Treibhausgas-Emissionen ab heute drastisch reduziert würden, müsste die Weltwirtschaft aufgrund des Klimawandels bis 2050 bereits mit einem Einkommensverlust von 19 Prozent rechnen, so eine in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichte aktuelle Studie. Diese Schäden seien sechsmal höher als die Vermeidungskosten zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf zwei Grad. Auf der Grundlage von empirischen Daten aus mehr als 1600 Regionen der letzten 40 Jahre haben Forschende des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) die zukünftigen Auswirkungen veränderter klimatischer Bedingungen auf das Wirtschaftswachstum berechnet.

Für die meisten Regionen, darunter Nordamerika und Europa, werden hohe Einkommensverluste prognostiziert, wobei Südasien und Afrika am stärksten betroffen sind“, sagt PIK-Forscher und Erstautor der Studie Maximilian Kotz. „Diese Verluste werden durch unterschiedlichste wirtschaftsrelevante Wirkungen des Klimawandels verursacht, wie zum Beispiel Folgen für landwirtschaftliche Erträge, Arbeitsproduktivität oder Infrastruktur.

Insgesamt schätzen die Forschenden die jährlichen Schäden im Jahr 2050 auf weltweit rund 38 Billionen US-Dollar, gut 35,6 Billionen Euro, in Ziffern: 35.600.000.000.000 Euro. „Diese Schäden resultieren hauptsächlich aus dem Temperaturanstieg, aber auch aus Veränderungen bei den Niederschlägen und der Temperaturvariabilität. Die Berücksichtigung anderer Wetterextreme wie Stürme oder Waldbrände könnte sie noch weiter erhöhen“, so Kotz.

Enorme wirtschaftliche Kosten auch für die USA und Europa

Unsere Studie zeigt, dass der Klimawandel innerhalb der nächsten 25 Jahre in fast allen Ländern der Welt massive wirtschaftliche Schäden verursachen wird, auch in Ländern wie Deutschland, Frankreich und den Vereinigten Staaten“, sagt PIK-Forscherin Leonie Wenz, die die Studie leitete. „Diese Schäden innerhalb der nächsten Jahre sind eine Folge unserer bisherigen Emissionen“, mahnt sie. „Wenn wir zumindest einige davon vermeiden wollen, brauchen wir mehr Anpassungsmaßnahmen“.

Wenz sagt, dass Gegenmaßnahmen dringendst angeraten seien: „Wir müssen unsere CO2-Emissionen drastisch und sofort reduzieren – andernfalls werden die wirtschaftlichen Verluste in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts noch höher sein und bis Ende des Jahrhunderts im globalen Durchschnitt bis zu 60 Prozent betragen. Es kostet uns viel weniger, das Klima zu schützen, als dies nicht zu tun – und zwar selbst dann, wenn man nur rein wirtschaftliche Auswirkungen berücksichtigt und weitere Folgen wie die Verluste von Menschenleben oder der biologischen Vielfalt außen vor lässt.

Bisherige Prognosen der durch den Klimawandel verursachten globalen wirtschaftlichen Schäden haben sich hauptsächlich auf die Folgen des Anstiegs der Jahresmitteltemperatur auf Länderebene fokussiert und lange Zeiträume betrachtet. In der vorliegenden Studie nutzte das Forschungsteam hingegen neueste empirische Erkenntnisse darüber, wie Wetterextreme und -änderungen das Wirtschaftswachstum in mehr als 1600 subnationalen Regionen weltweit in den letzten 40 Jahren beeinflusst haben.

Auf diese Weise konnten die Forschenden die durch Temperatur- und Niederschlagsveränderungen zu erwartenden zukünftigen Schäden zeitlich und räumlich sehr detailliert beziffern. Zudem berücksichtigten sie, wie lange sich die Klimafolgen in der Vergangenheit auf die Wirtschaft ausgewirkt haben. Indem sie sich dann auf die nächsten 26 Jahren konzentrierten, konnten sie Unsicherheiten reduzieren, die mit langfristigen Projektionen verbunden sind. Dafür kombinierte das Team die empirischen Ergebnisse mit Simulationen von 21 Klimamodellen der neusten Generation.

Länder, die den Klimawandel am wenigsten verursacht haben, sind am stärksten betroffen

Unsere Studie verdeutlicht die erhebliche Ungleichheit der Klimafolgen: Zwar stellen wir fast überall Auswirkungen fest, insgesamt das 80-fache des derzeitigen Bundeshaushalts, aber die tropischen Länder sind am meisten betroffen. Weil es dort bereits wärmer ist schlägt dort der Klimawandel am heftigsten zu“, sagt Anders Levermann, Leiter der Forschungsabteilung Komplexitätsforschung am PIK und Autor der Studie. „Die Länder, die am wenigsten für den Klimawandel verantwortlich sind, werden voraussichtlich Einkommensverluste erleiden, die 60 Prozent höher sind als in den Ländern mit höherem Einkommen und 40 Prozent höher als in den Ländern mit höheren Emissionen.

Klimawandel-Wirtschaft-Folgen
PIK

Diese Länger verfügten gleichzeitig auch über die geringsten Ressourcen, um sich an die Klimafolgen anzupassen. „Die Entscheidung liegt bei uns: Ein Strukturwandel hin zu einem erneuerbaren Energiesystem ist für unsere Sicherheit notwendig und ist auch die ökonomisch vernünftige Lösung. Wenn wir so weitermachen wie bisher, wird der Klimawandel zu katastrophalen Folgen führen. Die Temperatur des Planeten kann nur stabilisiert werden, wenn wir aufhören Öl, Gas und Kohle zu verbrennen“, stellt Levermann klar.

Quelle: Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung – Pressemitteilung vom 17.04.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Tom 1:

Was ein schöner Bericht von Dir ,weiter so,du packst das.

Läubli:

Genau, so ist es… wir leben nur in einem winzig kleinen Abschnitt des Bestehens der Erde und haben auf dessen Verlauf, wenn überhaupt, nur einen sehr kleinen Einfluss. Es hat im Leben der Erde, wie du schreibst, Hitzezeiten und Eiszeiten gegeben… fast wechseln sich diese Zeiten ab… egeal was wir Menschen auf diesem Planeten gerade machen und meinen zu Wissen, trotz allen Forschungen in alle Richtungen… wir bleiben relativ blind, da wir ja keine Zeitzeugen lebend kennen. Unser Wissen ist nichts gegen das Leben der Erde… leider ist das genau so. Wer den Intellekt hat, über den Horizont von ein paar 1000 Jahren hinaus zu blicken, der kann das gut nachvollziehen.
Trotzdem bin ich dafür, dass wir das Beste gegen die Klimaveränderungen machen… auch wenn es fast nichts bringen wird!

Spiritogre:

Genau das ist mein Problem. Es wird hier immer so getan, fahr E-Auto und du rettest den Planeten. Damit sich die Leute dann selbst auf die Schulter klopfen können. Das selbst wenn alle Deutschen plötzlich Elektroauto fahren mit Strom aus rein erneuerbaren Energien, dass das überhaupt gar keine Auswirkungen hat, wird nicht begriffen. Nur wenn alle Regierungen der Welt zusammenarbeiten um den CO2 Ausstoß zu verringern, dann wird sich was ändern.

Und gerade das vielgelobte China erhöht im Jahr den CO2 Ausstoß mehr als Europa ihn in 20 Jahren verringern könnte, selbst wenn wir alle E-Auto fahren und nur noch Heizungen mit Wärmepumpen betreiben.

Das heißt nicht, wir sollten nichts machen, im Gegenteil, aber die Leute sollten aufhören der Illusion zu erliegen, das dass was sie machen die Welt rettet und ihren Mitbürgern schwere Vorwürfe machen, weil diese sich den Umweltschutz nicht leisten können.

Ediwi:

Jeff, natürlich hast du vollkommen recht mit deiner Sorge um die Zukunft deiner und anderer Kinder dieser Welt und ich danke dir ausdrücklich für die deutliche Klarstellung.
Als vor 40 Jahren meine Tochter geboren worden ist, ging es mir genauso. Damals war es der Nato-Doppelbeschluß (Pershing 2).
Ich habe daraus die Konsequenzen gezogen und mich aktiv dagegen entschieden weitere Kinder in diese Welt zu setzen.
Trotzdem kommt deine Replik – so von oben herab – bei mir nicht so gut an.
Weil, ich zitiere dich, „Mit nur ein bisschen Ahnung von der Materie sollte doch klar sein…“ (auch schon vor neun Jahren), was die Kinder, auch deine, in dieser Welt erwartet.

In diesem Zusammenhang empfehle ich dieses Buch von Christian Stöcker:
„Männer, die die Welt verbrennen“
– Der entscheidende Kampf um die Zukunft der Menschheit | Profiteure der fossilen Brennstoffe versus erneuerbare Energien im Zeichen der Klimakatastrophe –
Er benennt dort viele der Hauptverantwortlichen und die skrupellosen Machenschaften mit denen sie aus reiner Profitgier die Klimakatastrophe (bis zum letzten Tropfen) immer weiter befeuern.
Aber um diese Leute zu stoppen, müßten wir alle gemeinsam und sehr ausdauernd an einem Strang ziehen wollen.
Diesen unbedingten Willen sehe ich leider im Moment nicht. Stattdessen bestens in Szene gesetztes bezweifeln und verzögern unausweichlicher Maßnahmen überall.

Tom 1:

1++++ ,unsere Welt geht genau mit solchen Menschen vor die Hunde.
Wann steht die arme Menschheit die Alles ausbaden muss endlich auf ,egal welche Hautfarbe, Religion,Regierungsform,hier geht’s um unsere Welt

Tom 1:

1+

Tom 1:

1+

Tom 1:

1+

Jeff:

JEDER wird diese Kosten bezahlen MÜSSEN, ob er will oder nicht. Du, ich, Diesel-Dieter und E-Auto-Erich, der Deutsche, der Ami, der Chinese, der Buschmann in Kenya und der Fischer aus Patagonien. Wegen Naturkatastrophen, Ernteausfällen, weils die Hütte wegschwemmt oder sie abbrennt, weil Klimaflüchtlinge Supermärkte plündern, damit sie nicht verhungern. Weil selbst die fetten deutschen Autokonzerne massiv Jobs abbauen, weil es der ganzen WELTWIRTSCHAFT miserabel geht und sich immer wenigen Leute Autos leisten können und wollen, weil sie wissen, dass es nur noch bergab und so schnell nicht mehr bergauf geht, wenn die Kipppunkte erstmal gefallen sind wie Dominosteine einer nach dem anderen. Es kann froh sein, wer vorher abkratzt und sich die Scheisse nicht mit ansehen muss, die wir hier verbocken. Ich habe Kinder, 3 und 8, und der Kloß im Hals, wenn ich an ihre Zukunft denke, wird von Tag zu Tag größer… Und ihr hängt Euch an drei Nullen auf, obwohl Euch schon zweimal gesagt wurde, dass die Angaben stimmen… Mit nur ein bisschen Ahnung von der Materie sollte doch klar sein, dass eine Summe im Milliardenbereich im weltweiten Kontext ganz und gar nicht stimmen könnte und viel zu niedrig gegriffen wäre, kleines Beispiel: Allein die Flut im Ahrtal kostet Deutschland 40 Milliarden Euro, 360 Euro pro Nase.

Ediwi:

Wie Spiritogre schreibt handelt es sich bei dieser Unklarheit um ein altbekanntes Problem und deshalb rege ich an, die in diesem Fall erwähnten „38 trillion dollars“ bereits im Artikel als Erklärung auftauchen zu lassen.
Darüber hinaus sehe ich es genauso, daß niemand die mittlerweile irrwitzig hoch aufgelaufenen Kosten jemals bezahlen wird. Wie schrieb Carl Friedrich von Weizsäcker noch: Verlust ohne Verzicht – „Alles ist verloren, wenn wir entschlossen sind, auf nichts zu verzichten.“

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