Jeep Avenger im Test: Die blinkende Beat-Box

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer
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  —  Lesedauer 6 min

Mit dem Jeep Avenger Elektro in der Ausstattungslinie Altitude ist jüngst ein Modell von Stellantis zum zweiwöchigen Test bei uns vorgefahren. Der erste vollelektrische Jeep hat den aus einigen anderen Modellen der Stellantis-Marken bekannten 115 kW (156 PS) starken Elektromotor mit Frontantrieb an Bord und ist mit dem ebenfalls gut bekannten 54 kWh Bruttokapazität fassenden Akku bestückt.

Mit 4,08 Metern Länge ist der Avenger ein recht kompaktes und mit knapp 1,78 Metern Breite ohne Seitenspiegel auch eher schlankes Elektro-SUV im Kleinwagenformat, das auf der Mischplattform ebenfalls als Benziner oder Hybrid erhältlich ist. Gut 700 Kilometer legten wir mit dem Testfahrzeug zurück, und diese Dinge sind uns dabei besonders aufgefallen:

Die Pluspunkte des Jeep Avenger

Die Optik: Der Avenger sieht richtig gut aus. Obwohl er von den Ausmaßen kompakt ist, wirkt er sehr präsent, ohne dabei zu bullig auszusehen. Von vorne und von der Seite ist er offenkundig ein Jeep mit der markentypischen Linienführung sowie dem in diesem Fall gar nicht notwendigen Kühlergrill, wie man ihn von seinen größeren Markengeschwistern kennt. Von hinten wirkt er nicht ganz so markant, ist aber ebenfalls gefällig – auch dank des gelungenen Lichtdesigns. Und die Farbe des Testwagens namens Lake Blue-Green wusste ebenfalls zu gefallen.

Innen fallen im Cockpit die vielen durchgezogenen waagrechten Linien auf, die von einer an den Seiten diese Struktur aufbrechende Innenraumbeleuchtung gequert wird. Das wirkt durchaus schick. Die Bedienelemente sind übersichtlich angeordnet, alles wirkt gut aufgeräumt.

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Die Pfiffigkeit: Auch wenn die Technik in Stellantis-Autos oft die gleiche ist, so weist der Jeep Avenger doch einige Besonderheiten bei der Ausstattung auf. Praktisch ist die breite Ablagefläche in der Armatur, auch in den Ablagen in den Türen und in der Mittelkonsole mit interessanter zusammenklappbarer Abdeckung ist noch einiges an zusätzlichem Stauraum vorhanden.

Das Infotainmentsystem ist zwar nicht allzu ausufernd, aber die Navigation darin ist intuitiv einfach und wartet mit einigen Nettigkeiten auf wie einer Verbrauchsstatistik nach ausgewählten Zeiträumen. Und dann gibt es noch den Blinker. Wird dieser betätigt, ertönt ein rhythmischer Beat. Das ist anfangs verblüffend und echt witzig, nutzt sich aber freilich mit der Zeit ab und kann im schlimmsten Fall dann sogar etwas auf die Nerven gehen. Ein witziges Alleinstellungsmerkmal bleibt es jedoch. Und auch alles andere als selbstverständlich: Apple Car Play funktioniert auch kabellos einwandfrei.

Die Stadttugenden: Im Stadtverkehr ist der Jeep Avenger sehr angenehm zu navigieren. Durch die kompakte Größe, aber erhöhte Sitzposition, hat der Fahrer stets einen guten Überblick, schafft es aber dennoch in fast jede Parklücke und muss sich keine allzu großen Sorgen machen, sich irgendwo den Spiegel abzufahren. Zudem ist im Fahrmodus B mit erhöhter Rekuperation ein sehr sparsames Fahren möglich, mitunter zeigte uns der Bordcomputer auch nach längeren Stadtfahrten Werte von unter 15 kWh. Auch im Sport-Modus bleibt zwar eine Explosivität wie bei vielen anderen Elektroautos aus, doch es lässt sich im Stadtverkehr richtig gut mitschwimmen und zum Beat des Blinkers wippen.

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Die Minuspunkte des Jeep Avenger

Die Langstreckentauglichkeit: Die Crux am gut bekannten Stellantis-Paket ist immer dieselbe: Der gut 50 kWh nutzbare Energie fassende Akku sowie das mitunter wirklich quälend langsame Ladeverhalten machen weitere Fahrten zur Herausforderung. Bei einem Autobahnverbrauch von etwa 20 kWh, der bei 120 Stundenkilometern erreicht wird, muss nach wenig mehr als 200 Kilometern dann doch langsam mal nachgeladen werden. Bis zu 100 kW DC-Ladeleistung sollen möglich sein, 75 kW waren aber das höchste, was wir im Test ablesen konnten. Und allzu schnell pendelt sich die Ladeleistung bei voller werdendem Akku bei weniger als 40 kW ein.

Der Ladevorgang von 10 bis 80 Prozent dauert da gerne mal gut 40 Minuten, zumindest bei den kühleren Temperaturen im Testzeitraum. Bei einer ermittelten realistischen Reichweite von gut 240 Kilometern sind das also keine 170 nachgeladene Kilometer auf der weiteren Autobahnfahrt. Mehr als 350 Kilometer am Stück wird sich da kaum jemand häufiger antun wollen.

Die Platzverhältnisse: Die kompakten Ausmaße bleiben natürlich nicht ohne Konsequenzen. Der Kofferraum ist mit 355 Litern Fassungsvermögen eher klein, dabei jedoch relativ hoch. Viele sperrigere Gegenstände lassen sich also nur mit Umlegen der Sitzbank transportieren, ein großer Kinderwagen passt zum Beispiel nicht rein. Mit umgelegter Sitzbank passt dann aber das Kind nur noch auf den Beifahrersitz, weitere Passagiere ausgeschlossen.

Und auch auf der Rückbank herrschen recht beengte Verhältnisse. Ein 1,90 Meter großer Fahrer würde eigentlich gerne noch etwas weiter mit dem Sitz nach hinten fahren als möglich, doch schon in der hintersten Stellung bekommt eine deutlich kleinere Person nur mit Mühen noch die eigenen Beine unter.

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Die unerfüllten Erwartungen: Mit dem Markennamen Jeep verbindet man gewisse Tugenden, vor allem eine gewisse Geländegängigkeit. Zwar gaukelt die der Avenger mit Fahrmodi wie „Schlamm“ zwar vor, doch außer ein bisschen weniger Kraft auf die Vorderräder zu packen, um sich nicht in selbigem zu vergraben, schafft der auch nicht. Schließlich kommen die 115 kW ausschließlich vorne an. Optisch reiht sich der Avenger zwar gut in die Jeep-Modellpalette ein, ein echter Jeep wird er dadurch gefühlt aber nicht. Zumindest eine ursprünglich mal angedachte Allrad-Option wäre da spannend gewesen – nicht nur wie aktuell in der Hybrid-Version, sondern als Elektroauto.

Fazit

Der erste Elektro-Jeep ist ein pfiffiges kleines SUV, das durchaus Fahrspaß mit sich bringt und sich vor allem im Stadtverkehr und auf kürzeren Strecken wohlfühlt. An sich fährt er sich auch auf der Autobahn tadellos, was auch an gut arbeitenden Assistenzsystemen liegt. Durch den eher kleinen Akku sowie die geringe Ladeleistung und den der Form geschuldeten nicht allzu sparsamen Autobahnverbrauch ist er aber alles andere als ein Langstrecken-König. Für den Wochenendausflug reicht es aber völlig aus.

Auch wenn das Technik-Paket ein Stellantis-Klassiker ist, setzt der Avenger eigene Akzente – und das nicht nur mit dem Blinkergeräusch. Er ist weder überdesignt noch langweilig und liegt preislich noch in einem für viele erträglichen Feld. Die Basisversion beginnt bei 38.500 Euro, unser Testwagen als Altitude mit zusätzlichem Assistenzpaket für 1290 Euro, Infotainmentpaket für 890 Euro sowie LED- und Style-Paket für 1490 Euro bringt es am Ende dann aber auch auf etwas mehr als 45.000 Euro. Dafür ist er dann sehr gut ausgestattet und ein angenehmer Wegbegleiter – zumindest wenn man nicht zu denjenigen gehört, die vom Blinker genervt sind.

Transparenz-Hinweis: Das Fahrzeug wurde uns für zwei Wochen kostenfrei zur Verfügung gestellt. Unsere hier dargestellte ehrliche Meinung beeinflusst dies jedoch nicht.

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.
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Hans-Peter Leemann:

Die Empfehlung von Herrn Hofstetter ist absolut nicht gerechtfertigt, ich fuhr Mercedes, Opel, Peugeot, Renault, BMW, Jaguar und viele viele Modelle aus dem Konzern Fiat etwa 14 Alfa Romeos, 6 Ducatos, Fiat 124 etc etc und das erstaunlichste ist, dass diese letzt genannten Modelle weit weit besser waren als Ihr Ruf, mit einer total Km Leistung von 1,5 mio kann ich meine Aussage auch untermauern. Plauderis wie MH gibt es leider überall mit dem müssen wir leben.

Andy P.:

Habe ihn seit 1Jahr, der Beat Blinker nervt michbis heute nicht, er ist sehr sparsam [ 11- max 14 knh ) in der Stadt und überhaupt nicht spaßarm, sogar deutlich stärker SUV kann man an der Ampel „die Rückleuchten “ zeigen. Im Ecomodus spart er nochmals, wirkt aber erqaa wie Fahren mit offenen Bremsfallschirm. Für die Größe völlig ausreichendes Platzangebot, unverständlich, warum der Ladenschluss auf der Fahrerseite ist….
Ansonsten ein „Kumpel“ der sich von der Masse abhebt ohne überheblich zu sein.
Ich bin bisher sehr zufrieden

Wolfbrecht Gösebert:

„Das ist unser Zwei[t]wagen im Leasing für 4 Jahre.“

Ein Leap T03 hätte eine ähnliche Reichweite und wird aktuell mit 169€-Null-Anzahlungs-Privat-Leasing angeboten.
Ja, er ist kleiner, dennoch interessant zu hören, was ggf. beim Avenger im vergleichbaren Leasing berechnet wird :)

Sir Beelzebub:

Vergessen sie nur keinen Servicetermin ;)

Apfel:

Das ist unser Zweiwagen im Leasing für 4 Jahre.
Er macht die Aufgabe echt gut, wird aber auch nur im Radius von 100km bewegt. Da er viel für Stadtfahrten genutzt wird, ist der Verbrauch auch echt angenehm.

Martin Hofstetter:

klare NICHT Kaufempfehlung für alles aus dem Hause Stelantis (evclinic -beginners guide)

Prinzipiell lohnt sich der lange Artikel für alle Besitzer oder BEV Gebrauchtwagenkäufer, wurde auch ausfühlich bei nextmove besprochen…

Fahre selbst seit 2012 elektrisch (iOn 2012-2022) und kann genau die gleichen Themen im Bericht bestätigen – jetzt bitte viele Daumen runter, ist zwar Tatsache aber ein downvote ist gut für den Selbstbetrug :)

„Das erste große Problem besteht darin, dass die allgemeine Fahrzeuggarantie an die Batteriegarantie gekoppelt ist. Wenn Sie also einen Wartungstermin für etwas so Einfaches wie das Nachfüllen der Scheibenwaschflüssigkeit versäumen, verlieren Sie automatisch die Garantie auf Motor und Batterie.“

„PEUGEOT CITROEN OPEL – STELLANTIS VOZILA
Vehicles that have greatly disappointed both us and their owners due to the poor quality of the drivetrain and other high-voltage components. The first major issue is that the general vehicle warranty is tied to the battery warranty, meaning that if you miss a scheduled service for something as simple as refilling the windshield washer fluid, you automatically lose the warranty on the motor and battery. For almost all Opel, Peugeot, and Citroën electric vehicles, from family cars to vans, the same or similar electric motor is used, which, due to poor construction, can fail as early as 12,000 km. We experienced this with a DS E-Tense model that, unsurprisingly, lost its warranty because the washer fluid was not refilled. A new motor costs €12,000. Other cases have also fallen under “warranty rape,” losing warranty coverage for battery failures for which even we did not have a solution. For example, a replacement battery for the e-Jumpy costs €8,000.

Cases of faulty batteries, motors, and OBC chargers (which are factory defects and under recall) often occurred at only 10,000 km. While these issues could be overlooked, it is particularly alarming that the manufacturer has no solutions, either software or hardware, and lacks adequate recalls or revisions for defective parts. In warranty cases, faulty parts are often replaced with equally defective new parts, and parts frequently do not arrive promptly, leaving owners waiting for months while still paying loan installments on their vehicles. Battery systems are highly unreliable, as any fault will first display a battery system error with an undefined code.“

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