Jaguar setzt auf Luxus und Exklusivität statt Masse

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 4 min

Jaguar verändert sich grundlegend, wie wir selbst aus dem Umfeld der Formel E in Monaco berichten konnten. Die britische Automarke richtet sich nun komplett neu aus. Die Zukunft des Unternehmens liegt in der Elektromobilität und einem stark reduzierten Modellangebot. Der Plan: Nur noch drei exklusive Elektroautos, die sich im Luxussegment ansiedeln. Diese Neuausrichtung wurde bereits 2021 angekündigt, doch erst in den kommenden Monaten werden konkrete Ergebnisse sichtbar. Bis dahin verkauft Jaguar keine neuen Autos – eine bewusste Entscheidung, um Raum für den Neustart zu schaffen.

Die neue Strategie von Jaguar bedeutet eine Abkehr von bisherigen Ansätzen, wie auch Topgear und Autocar einordnen. Anstatt viele Modelle anzubieten, wird die Marke künftig nur noch drei verschiedene Autos produzieren. Der Fokus liegt auf hochwertigen, luxuriösen Elektroautos, die nicht für die breite Masse bestimmt sind. Geschäftsführer Rawdon Glover, der seit 2023 die Geschäfte führt, betont, dass Jaguar bewusst auf ein kleineres Angebot setzt, um Exklusivität zu schaffen. Ziel ist es, das Image der Marke neu zu definieren und Jaguar in die Liga der Luxusmarken zu heben.

Radikale Veränderung für die Zukunft von Jaguar

Ein zentraler Punkt der Transformation ist der Übergang zu einem reinen Elektroautohersteller. Diese Neuausrichtung geht mit einer deutlichen Steigerung der Preisgestaltung einher. Der durchschnittliche Preis für Jaguar-Modelle liegt in Deutschland derzeit bei 60.000 Euro, mit den neuen Modellen werde der Durchschnittspreis auf mindestens 150.000 Euro ansteigen, wie Glover Elektroauto-News.net im direkten Austausch mitteilte.

Das erste Modell, das in Produktion geht, ist demnach ein viertüriger GT. Gegen Ende dieses Jahres soll die neue Designsprache von Jaguar an diesem ersten GT-Modell sicht- und greifbar werden. Anfang des kommenden Jahres beginne der Automobilhersteller mit Annahme der Bestellungen, mit der Auslieferung erster Jaguar GT-Modelle wird Ende 2025, Anfang 2026 gerechnet.

Fest steht, dass der Stromer, der wohl in einer Liga mit dem Audi E-tron GT oder Porsche Taycan antreten könnte – mit mehr Platz im Fond – in Solihull gefertigt werden soll. Mit einer höheren Leistung als jeder bisherige Jaguar, einer elektrischen Reichweite von bis zu 700 Kilometern und Preisen über 150.000 Euro wird der neue Jaguar auf der neuartigen Jaguar Electric Architecture (JEA) aufbauen.

Nach dem Start des GT plant Jaguar zwei weitere Modelle einzuführen, um das Angebot im Bereich Elektroautos zu erweitern und die Transformation der Marke fortzusetzen. Die folgenden Modelle könnten eine Mischung aus Limousinen, Crossover oder SUV beinhalten. Aber auch ein Performance-Sportwagen, als Zweisitzer, ist durchaus vorstellbar – da man so wieder näher an die eigenen Wurzeln heranrückt.

Umdenken bei Service und Kundenansprache

Mit dem neuen Fokus auf Elektroautos geht auch eine Veränderung der Kundenbetreuung einher. Jaguar plant, den gesamten Service rund um das Elektroauto neu zu gestalten. So soll es etwa ein eigenes, speziell designtes Ladegerät geben, das Jaguar selbst installiert. Diese Maßnahme soll sicherstellen, dass die Kunden ein vollständiges, hochwertiges Erlebnis erhalten – vom Autokauf bis hin zum Laden des E-Autos.

Eine eigene Ladeinfrastruktur, wie sie etwa Tesla aufgebaut hat, ist jedoch nicht geplant. Stattdessen will Jaguar auf ein System setzen, das den Zugang zu verschiedenen Ladestationen über eine einzige Mitgliedschaft ermöglicht. Glover weist darauf hin, dass der Großteil der Ladevorgänge ohnehin zu Hause stattfindet, weshalb eine flächendeckende Infrastruktur weniger notwendig sei, als von vielen angenommen.

Der Übergang zu einem reinen Elektroautohersteller birgt jedoch Risiken. Jaguar muss sich gegen starke Konkurrenz im Luxussegment behaupten, während der weltweite Absatz von Elektroautos hinter den Erwartungen zurückbleibt. Besonders in China, einem wichtigen Markt für Luxusmarken, schwächelt die Nachfrage. Gleichzeitig erholt sich der Markt für Hybridautos, was zusätzlichen Druck auf die Einführung von reinen Elektroautos ausübt.

Jaguar verliert Kund:innen und Händler auf dem Weg der Transformation

Auch die Entscheidung, das bisherige Modellangebot einzustellen, ist nicht ohne Folgen. Einige Jaguar-Händler werden das Sortiment der Marke nicht mehr führen, da sie sich nicht auf die neue Luxusstrategie einstellen können oder wollen. Glover erklärt, dass dies eine schmerzhafte, aber notwendige Entscheidung war, um langfristig erfolgreich zu sein.

Dies führt auch damit dazu, dass man nur einen Bruchteil (10 bis 20 Prozent) bestehender Jaguar-Kund:innen zur neuen, transformierten Marke mitnehmen wird, so das Ergebnis interner Auswertungen Jaguars. Ausschlaggebend für diese Einordnung sei der erhöhte Preispunkt, den nur wenige bisherige Kunden mitgehen dürften.

Die nächsten Schritte

In den kommenden Monaten will Jaguar konkretere Einblicke in die neue Produktpalette geben. Die Vorstellung des ersten Modells ist für Dezember in den USA geplant. Dieses Auto soll den Startschuss für den Neustart der Marke geben und die Erwartungen der potenziellen Kunden aufbauen.

Glover betont, dass Jaguar einen völlig neuen Ansatz verfolge: Anstatt wie üblich mit einer technischen Plattform zu beginnen, stünden Design und Markenidentität im Vordergrund. Die Technik werde dann um dieses Konzept herum entwickelt. Dies unterscheidet Jaguar von vielen anderen Herstellern, die bei ihren Elektroautos primär auf technische Effizienz setzen.

Quelle: topgear.com – Jaguar boss: electric reinvention has been ‘hugely frustrating’ / Autocar.co.uk – Jaguar braces for ‚reset period‘ between I-Pace and radical new EVs

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Spiritogre:

Jaguar ist seit Jahren kein Luxushersteller mehr. Sie stellten die letzten Jahre bis jetzt eher billige Lexus-Klone her, denen es dazu noch an Zuverlässigkeit mangelte.

Der letzte ikonische Jaguar war der XJ220 aus den 80ern. Danach wurde es leider recht still. Der F-Type war noch mal ein letztes Aufbäumen, kann aber nirgendwo mit den „Klassikern“ mithalten. Selbst Firmen wie Aston Martin oder Maserati sind lange an Jaguar vorbeizogen.

Nostradamus:

Ein sehr gefährliches Experiment. Jaguar war schon ein exklusiver Hersteller, mit nur luxuriösen Autos. Bis 1998 wann wurde von Ford übernommen. Diese Geschichte kann sich wiederholen.

WÄCHTER P.:

Wirklich Schade, dass Jaguar sich von seinen ersten Prinzipien (Sportwagen und Limousinen mit sehr gutem Preis/Leistung Verhältnis) trennt.

Peter Bigge von Berlin:

Jaguar Fahrer waren für mich schon immer irgendwelche affine Menschen mit übersteigerten Geltungsbedürfnis, welche sich den Rolls nicht leisten konnten, denen Mercedes und BMW zu profane ist.
Wie dem auch sei, der Schritt zum reinen E-Hersteller ist zu befürworten, die Premiumausrichtung ist Geschmackssache.
Für 150 TEUR kauf ich mich lieber einen Porsche, BMW, Benz oder zwei Hongqi E-HS9.

Robert:

„Jaguar setzt auf Luxus und Exklusivität statt Masse“ Hä Jaguar war doch schon immer Luxus siehe auch im Artikel „Der durchschnittliche Preis für Jaguar-Modelle liegt in Deutschland derzeit bei 60.000 Euro“ Nun für den Großteil der Bevölkerung sind 60.000 Euro purer Luxus den niemals bezahlen könnten.

Niklas Maurus:

Jaguar ist jetzt schon tot mit seiner am Markt und der Tradition vorbeientwickelten Modellpalette. 2 Liter4 Zylinder Diesel oder Benziner kann man in einen schnöden VW oder Opel einbauen aber in keinen Sportwagen der von 6 bis 12 Zylindern gelebt hat.

Der E SUV war ein Reinfall erster Güte. Eine SUV ist eben ein Nutzfahrzeug und kein Sportwagen oder Limousine.

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