Ionity will Zahl der Schnelllader „möglichst schnell“ verdoppeln

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Sie können heute mit dem Elektroauto und unserem Netz quer durch Europa reisen“, sagte Michael Hajesch, Geschäftsführer des Schnellladeanbieters Ionity in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Bzw. einem Doppelinterview, da Michael Groll, ebenfalls Ionity-Geschäftsführer, auch Teil der Gesprächsrunde war. Und Groll kündigte in der FAZ „die nächste Ausbauwelle“ an.

Aktuell betreibt Ionity – gegründet Ende 2017 als Joint Venture der Autohersteller BMW, Ford, Mercedes und Volkswagen, später kam Hyundai-Kia hinzu – europaweit gut 500 Standorte mit 2400 Ladepunkten. Mit den Finanzierungszusagen der Anteilseigner über gut 700 Millionen Euro sollen nun, so Hajesch, „möglichst schnell“ mehr als doppelt so viele Ladepunkte neu hinzukommen: Mindestens 7000 Schnellladepunkte an mehr als 1000 Standorten sei das Ziel und soll bis 2025 erreicht werden, wie Ionity im vergangenen Herbst ankündigte.

Der klare Fokus des Unternehmens ist Groll zufolge „elek­trische Langstreckenmobilität zu ­ermöglichen“, wofür Ionity derzeit auf Standortsuche gehe, vor ­allem „an oder direkt neben der Autobahn“. Gleichzeitig sollen bestehende Standorte, wie es die jeweiligen Begebenheiten erlauben, ausgebaut werden: Von vier oder sechs Ladepunkten je Station auf zwölf, 18 oder mehr. Liest man zwischen den Zeilen, so schließt Ionity aber auch Schnelllader in Städten nicht aus: „Grundsätzlich ist das Schnellladen in der Stadt eine Chance, auf wenig Raum viele Fahrzeuge mit Energie zu versorgen“, sagt Hajesch. Hinzu kommen Elektroautos von Carsharing-Anbietern, Lieferdiensten oder anderer Flotten, die ebenfalls „schnell mit Strom versorgt werden wollen“.

Mit dem aktuellen Stand der Ladeinfrastruktur sind Elektroauto-Fahrer:innen größtenteils zufrieden, die Anbieter sind schließlich stark in Vorleistung gegangen. Doch der Ausbau verläuft derzeit deutlich zu langsam in Relation zu den viel schneller wachsenden Neuzulassungen von Elektroautos. Verzögerungen liegen Groll zufolge „fast immer an zwei Punkten: den Genehmigungsverfahren und den Netzanschlüssen“. Andere Länder seien Deutschland voraus: „Planbar und schnell lassen sich Schnellladestationen in Frankreich errichten. Gleiches gilt für Skandinavien“, erzählt Groll. Es gebe aber auch schwierigeres Terrain: „Besonders schwierig ist es in Spanien und in einigen osteuropäischen Ländern. In Polen kann es zwei Jahre dauern, bis der Netzbetreiber uns mit Strom versorgt“, klagt der Ionity-Geschäftsführer.

Positiv hervor hebt Hajesch, dass es immer mehr Unternehmen gibt, die das Geschäft mit Ladesäulen für sich entdeckt haben: „Bis 2021 gab es nur eine Handvoll Unternehmen, die ernsthaft in ­Ladeinfrastruktur investierten“, nun seien es deutlich mehr. Um eine Schnell­ladestation profitabel betreiben zu können, sei auf das Jahr gerechnet eine Auslastung von 20 bis 25 Prozent notwendig. Manche Länder liegen bereits darüber: „In Großbritannien erreichen wir bereits durchschnittlich 30 Prozent“, sagt Groll.

„Die Ladeleistungen sind viel geringer sind als angenommen“

Die an den Standorten zur Verfügung stehende, begrenzte Netzanschlussleistung scheint kein größeres Problem darzustellen, so Groll. „Die Ladekurve startet üblicherweise mit einer hohen Leistung und fällt dann mit steigendem Batteriestand ab. Es ist unwahrscheinlich, dass mehrere Autos gleichzeitig sehr viel laden“, sagt der Ionity-Geschäftsführer. Und rein statistisch sei zu beobachten, „dass die Ladeleistungen viel geringer sind als angenommen“ – schließlich kann kaum ein Auto die maximalen 350 kW der Ionity-Lader auch tatsächlich aufnehmen. „Die durchschnittliche Ladeleistung an unseren Säulen liegt momentan ­zwischen 80 und 90 Kilowatt“, sagt Groll.

Auf künftige Spitzenlasten für die Zeit, in der deutlich mehr Elektroautos auf den Straßen sind und früher oder später auch laden wollen, bereite man bereits Konzepte vor: „Langfristig kommt dem Energiemanagement zweifelsohne eine wichtige Rolle zu. Auch ein ­flexibleres ­Preissystem kann dazu ­beitragen, Spitzenlasten zu entzerren“, sagt Groll. Ionity überlegt zudem, „in eigene Stromerzeugung zu investieren“, ergänzt Hajesch. Letztendlich entscheide darüber die „Frage der Wirtschaftlichkeit“.

Ein klares Ja!“, entgegnet Hajesch auf die Frage, ob sich die Ladeinfrastruktur auch allein marktwirtschaftlich entwickeln würde: „Heute ist es möglich, Ladeinfrastruktur privatwirtschaftlich zu finanzieren. Der Kapitalmarkt hat das erkannt“, sagt er der FAZ. „Nicht ohne Grund“ ­habe Ionity ein Schwergewicht wie Blackrock als Investor gewinnen können. Nun gelte es, den Ausbau zu beschleunigen. Das scheitere oft, so Groll, an den unzähligen Vorschriften, „die sich nicht nur zwischen den Ländern, sondern teilweise sogar zwischen einzelnen Regionen innerhalb eines Staats unterscheiden. Die Behördenkommunikation bis zu einer Baugenehmigung kostet viel Zeit.

Quelle: FAZ – „Unser Fokus ist, elektrische Langstreckenmobilität zu ­ermöglichen“

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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adson:

Mir würde schon reichen, wenn die mal ihre Verfügbarkeit verbessern würden, damit man bei den hohen Preisen nicht auch noch warten muss, weil 2 Säulen nicht funktionieren!

Rolf:

Glauben Sie….das ist eine dumme Antwort.
Denn ich lade sicher nicht mit irgend einer Karte bei Ionity, sondern mit der App zu günstigen Preisen. Übrigen fahre ich schon 6 Jahre in Europa herum…

egon_meier:

Nach dieser Logik müssten Pommer in der Fittenbude 20 ct/Tüte kosten denn Kartoffeln kosten je kg (bei Großabnahme) nur 50ct/kg

Und der Frittenschwenker verdienst sich immer noch ne goldene Nase.

Mit Verlaub: Sie sind betriebswirtschaftlicher Traumtänzer.

Norbert Seebach:

P.s.: was ist eigentlich aus der Strompreisbremse im Hinblick auf die Preise an Ladesäulen geworden? Richtig: weit überwiegend haben die Anbieter diese wohl kassiert ohne auch nur einen Cent an die Kunden weitergegeben zu haben. Hier setzt sich die von den Spritsäulen gewohnte Abzocke munter fort!

egon_meier:

Dafür gibt es massiv ladekarten von Ladekartenanbietern.
Sie scheinen Null Ahnung vom Markt zu haben.

Norbert Seebach:

Bei den aufgerufenen Mondpreisen für adhoc-Lader kann IONITY von mir aus die Anzahl seiner Abzocker-Säulen verzehnfachen – ich werde dennoch dort nie auch nur eine kWh laden! Es ist ein Unding, dass die Politik es zugelassen hat, dass Ladeanbieter das Abomodell der Telefon-Raubritter sich ebenfalls zu eigen machen durften! So wird es nichts mit der massenhaften Marktdurchdringung der Elektromobilität.

Rolf:

Schön wäre es, wenn Ionity endlich eine Ladekarte herausgibt. Wenn kein Internet vorhanden ist nützt auch die App im Handy nichts.

E Polestar 2:

79 Cent pro Kwh ist heutzutage abartig, die kaufen den Strom für ein Drittel ein,,,, bei Plugsurfing 79 Cent sieht es nicht anders aus und dazu kommt es die Strompreis BREMSE landet auch nicht beim Endkunde ander Ladesäule. GELD REGIERT DIE WELT

Christoph Waller:

Es gibt durchaus Autos, die zwar keine 350, aber durchaus 250 und mehr können! Und nur das ist aus meiner Sicht Langstreckentauglich – nicht ewig Fette Reichweite die sich nur auf einen teuren Akku auswirkt! Und wer mit so manchem Schnelllader schon Erfahrung hat, der weiß auch, dass sich die 350kw bei 2 Fahrzeugen an der Säule halbieren – und schon hat man nur noch knapp über 150kw zur Verfügung. Nur dumm wenn deine Karre eigentlich 250kw könnte…. Zudem sind die ionitys schön an der Autobahn verteilt -auch im Ausland und da fände ich es schon gut, schnell laden zu können um nach 20-30 min wieder weiter zu können. Was bringt mir ein“Schnelllader“mit nur 150kw der bei Vollbelegung nur noch 75 her gibt. Im übrigen drosseln auch die SUC bei voller Belegung die Ladeleistung!

Vlt erstmal bissl weiter denken und nicht immer von seiner eigenen Situation aus gehen!

Robert:

es gibt derzeit kein einziges E-Auto dass mit 350 kw laden kann, aber zuhause muss ich auch nicht schnell laden wozu Schnelllader? braucht nur der wo nicht zuhause oder am Arbeitsplatz laden kann und auch sonst keine vernünftige Lademöglichkeit hat
ubnd dies unanständig hohen Ladepreise sind ein nogo sie vergessen wohl das diese Anbieter (Inonity) zig Millionene fördergelder von Deutschland und der EU für den Aufbau bekommen hat dazu kommt derzeit die Strompreisbremse von 40 Cent und dann noch die THG-Quote was den Preis nochmals um rund 15Cent billiger macht das heißt die betreiber selber betahlen maximal 25 cent für den Strom und wollen AD_hoc 79Cent
zum Vergleich bei Tesla kostet AD-Hoc derzeit nur 50-54 Cent und sie haben keine Fördergelder für den Aufbau bekommen weshalb ich derzeit wenn notwendig nur bei Tesla lade obwohl ich gar keinen Tesla habe

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