Ineos-CEO Calder: Technologiemix statt Hyperfokus

Cover Image for Ineos-CEO Calder: Technologiemix statt Hyperfokus
Copyright ©

Ineos

Maria Glaser
Maria Glaser
  —  Lesedauer 3 min

Lynn Calder, CEO von Ineos Automotive, votierte bei einer Konferenz im September für einen Technologiemix beim Erreichen der Kohlenstoffziele Großbritanniens und wandte sich damit gegen den ausschließlichen Fokus der Industrie und Politik auf batteriebetriebene Elektroautos. Dieser Ansatz soll Calder zufolge scheitern.

Auch Wasserstoff- und Hybridantrieb

Auf der Konferenz der „Society of Motor Manufacturers and Traders“ (SMMT) zur Elektrifizierung sprach auch Lynn Calder, die Chefin des britischen SUV-Herstellers Ineos. Sie sagte den Delegierten, dass die Konzentration auf Energiequellen wie Wasserstoff sowie auf effizientere Hybrid-Verbrennungsmotoren neben Elektroautos nötig und der beste Weg nach vorne sei:

„Wir reden die ganze Zeit über Elektroautos. Ich denke, das ist ziemlich gefährlich. Ich denke, wir brauchen einen Mix. Ich denke, wir brauchen einen Plan, denn wenn wir im Moment nur sagen, dass Elektrofahrzeuge der Weg in die Zukunft für das Vereinigte Königreich sind, und das ist alles, was wir haben werden, dann besteht die Gefahr, dass wir scheitern und dass es teuer wird.“ – Lynn Calder, CEO Ineos Automotive

Calder untermauerte ihren Standpunkt, indem sie diejenigen ins Feld führte, die in entlegeneren Gebieten arbeiten. Exemplarisch dafür seien einige Käufer:innen des Ineos-SUV Grenadier, der nur mit Verbrennermotor verkauft wird. Es gebe verschiedene Technologien und verschiedene Fahrzeuge für verschiedene Anwendungsfälle:

„Es gibt Fahrzeuge, die nicht ideal für Elektroantrieb geeignet sind. Wir glauben, dass unser Fahrzeug eines davon ist, da es in einer Weise eingesetzt wird, die bedeutet, dass es Dinge schleppt, hart arbeitet, Berge hinauffährt und mitten im Nirgendwo steht. Wenn man ihn [den Grenadier] wirklich so einsetzen will, ist die Elektrotechnologie bei der heutigen Infrastruktur keine gute Lösung.“ – Lynn Calder

Reaktionen aus Politik und Industrie

Aus dem britischen Verkehrsministerium wurde Calder, die im Dezember letzten Jahres die Leitung des von Jim Ratcliffe geführten Unternehmens übernommen hat, kritisiert. Ministeriums-Direktor Richard Bruce wies ihre Äußerungen zurück. Er sagte, dass das Vorantreiben von mehr als einer Kraftstoffoption als Ausrede für Untätigkeit benutzt werden könne.

„Angesichts des derzeitigen Zeitrahmens gibt es einen klaren Vorteil für batteriebetriebene Elektroautos. Wenn wir alternative Kraftstoffe zur Verfügung haben, sollten wir diese in anderen Bereichen des Marktes einsetzen, in denen Batterien nicht so rentabel sind, wie etwa in der Luftfahrt.“ – Richard Bruce, Direktor im UK-Department for Transportation

Auch Carlos Rodrigues, der Leiter von Renault Trucks, bekräftigte, dass batterieelektrische Fahrzeuge vor allem im Nutzfahrzeugsektor die erste Wahl sein sollten und Wasserstoff erst dann zum Einsatz komme, wenn die Batterien aus Gewichtsgründen weniger effektiv seien. Ihm zufolge seien Elektroautos hinsichtlich der Stickoxide und Gesamtauswirkungen die beste Option, auch im Vergleich zu Wasserstoff. Dies sei eine Option, aber nicht die einzige.

Der Chef von Toyota UK, Augustín Martín, pflichtete Calder jedoch bei und erklärte auf der Konferenz: „Wenn Kohlenstoff der Feind ist, kann er nicht durch eine einzige Technologie gelöst werden. Eine Auswahl kann nie schlecht sein.“ Nicht jede Region in der Welt sei an der gleichen Stelle in der Verkehrsentwicklung und einige Länder seien noch nicht bereit für Elektroautos, jedoch könnten dort andere Alternativen genutzt werden, so Martín.

„Jede Anstrengung zur Reduzierung von Kohlenstoff sollte begrüßt werden“, sagte er. „Jede Reduzierung ist großartig. Auf diese Weise bauen wir den Weg.“ – Augustín Martín, Chef von Toyota UK

Quelle: Autocar – Ineos Automotive CEO: EV-only approach will fail

worthy pixel img
Maria Glaser

Maria Glaser

Aus dem geisteswissenschaftlichen Bereich kommend, verbindet Maria Glaser bei Elektroauto-News.net seit 2023 ihre Liebe zum Text mit fachlichen Inhalten. Seit ihrem Studium in Berlin und Wien arbeitet sie im Bereich Lektorat, Korrektorat und Content Writing, vor allem zu Mobilität.
Sidebar ads

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Wolfbrecht Gösebert:

Aus dem Artikel:

„… Konzentration auf Energiequellen wie Wasserstoff …“

Schon der Satz ist eigentlich Unsinn: Wasserstoff ist keine Energiequelle!

Es gibt auf unserer Erde praktisch keinen freien Wasserstoff, er kann nur mit (hohem!) Energieaufwand z.B. mit Strom aus seiner Bindung (vor allem an Sauerstoff) herausgelöst werden und auf diesem Weg eben nur als Energiespeicher dienen.

titan:

Immer diese Länder, die nicht bereit sind! Afrika war auch nicht bereit fürs Telefon am Kabel, also haben sie es gleich übersprungen! Die Fossilen brauchen riesige Fabriken und eine wahnsinnige Logistik! Windstrom und PV geht überall, gerade auch in weniger entwickelten Ländern, da viel billiger und da werden leichte Allradler bald das sagen haben! !

rotzlöffel:

Und noch was: Beim H2-Grenadier fällt dann auch die derzeit gefährliche Positionierung des Kühlers nicht mehr ins Gewicht. Denn das ist eine echte englische Fehlkonstruktion! Und weder BMW noch Magna haben es bemerkt!.

rotzlöffel:

Nett, die Frau Calder. dann soll aber INEOS auch endlich mal Tempo machen mit dem H2-Grenadier.

Ähnliche Artikel

Cover Image for MG zündet nächste E-Auto-Stufe: IM5 und IM6 setzen auf 800-Volt-Technik

MG zündet nächste E-Auto-Stufe: IM5 und IM6 setzen auf 800-Volt-Technik

Michael Neißendorfer  —  

Auf einer 800-Volt-Plattform aufbauend, versprechen die Elektroautos nicht nur flotte Ladezeiten sondern auch hohe Reichweiten und viel Leistung.

Cover Image for Munro Series M startet mit 20 Millionen Euro Auftragsvolumen

Munro Series M startet mit 20 Millionen Euro Auftragsvolumen

Sebastian Henßler  —  

Für härteste Einsätze gemacht: Munros elektrischer 4×4 bietet Nutzlast, Zugkraft und drei Aufbauformen – wartungsarm, geländetauglich und alltagstauglich.

Cover Image for Mit V2G und Heimladen bares Geld sparen: Ford zeigt, wie sich Elektromobilität rechnet

Mit V2G und Heimladen bares Geld sparen: Ford zeigt, wie sich Elektromobilität rechnet

Michael Neißendorfer  —  

Ein entscheidender Gamechanger in der Elektromobilität spielt sich nicht auf der Straße ab – sondern in der Einfahrt, wie Zahlen von Ford zeigen.

Cover Image for Rivian: Quad-Motor mit 754 kW Leistung für R1S und R1T

Rivian: Quad-Motor mit 754 kW Leistung für R1S und R1T

Sebastian Henßler  —  

Vier Motoren, 1625 Nm Drehmoment und Launch Cam: Rivian stattet R1T und R1S mit verbesserter Technik für Alltag und Offroad aus.

Cover Image for Wie Accumotive die Batterien für den Mercedes-Benz CLA fertigt

Wie Accumotive die Batterien für den Mercedes-Benz CLA fertigt

Michael Neißendorfer  —  

Mit der Serienproduktion der Batterien für den vollelektrischen CLA setzt die Mercedes-Benz Tochter Accumotive in Kamenz einen großen Meilenstein.

Cover Image for Nur 1990 Stück: VW bringt ID.3 GTX Fire + Ice

Nur 1990 Stück: VW bringt ID.3 GTX Fire + Ice

Sebastian Henßler  —  

Ultra Violet trifft auf Flaming Red: Der ID.3 GTX Fire + Ice erinnert an den Golf-Klassiker von 1990 – jetzt mit Elektroantrieb, Design von Bogner und 240 kW Power.