IG Metall fordert günstigere Elektroautos aus deutscher Produktion

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IG Metall

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Die Automobilproduktion in Ostdeutschland hat jede Menge Tradition. Das ist kaum besser zu sehen als an den vielen Exponaten im August Horch-Museum in Zwickau, der historischen Geburtsstätte von Audi. Genau dort beschäftigte sich die IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen auf ihrer diesjährigen Automobilkonferenz nicht mit der Geschichte, sondern mit der Zukunft der Autobranche.

Klar und deutlich warnten die IG Metall-Vertreter davor, den Vorsprung Ostdeutschlands bei der E-Mobilität zu verspielen. „Ostdeutschland hat sich in der Produktion von Elektrofahrzeugen im nationalen und internationalen Vergleich einen Vorsprung hart erarbeitet“, sagte Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender IG Metall. Den gelte es zu halten. „Das gelingt nur durch einen schnelleren Ausbau der Ladeinfrastruktur, günstigen Ladestrom für E-Autos und Modelle, die sich auch ein Durchschnittsverdiener leisten kann“, so Hofmann weiter. Die aktuelle Auslastungssituation bei Volkswagen in Zwickau zeige „deutlich den Handlungsbedarf, soll die Antriebswende Erfolg haben.“

IG Metall Bezirksleiter Dirk Schulze rief die Politik auf, die Nachfrageschwäche auf dem Markt für E-Autos aktiv zu bekämpfen. „Ostdeutschland hat sich zum führenden Standort für Elektromobilität entwickelt. Dafür stehen VW in Zwickau und Dresden, BMW in Leipzig, Tesla in Brandenburg, zahlreiche innovative Batteriehersteller und viele weitere Ansiedlungserfolge“. Diesen Aufschwung sieht Schulze jetzt in Gefahr: „Der Beschäftigungsabbau in Zwickau sollte ein Weckruf für alle sein, die von einem Weiter so träumen“. Die Automobilhersteller und Zulieferer müssen die Mobilitätswende durch Investitionen in den Leichtbau, in Software und Digitales schneller vorantreiben, fordert der IG Metall Bezirksleiter.

„Wir brauchen öffentliche Ladeinfrastruktur, einheitliche Bezahlsysteme und verbilligten Ladestrom“

Die Hersteller „müssen rasch kostengünstige E-Modelle für den Wettbewerb insbesondere mit China auf den Markt bringen“, so Schulze weiter. Auch die Politik müsse liefern, damit E-Autos für die breite Masse attraktiver werden. „Wir brauchen einen schnellen Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur, einheitliche Bezahlsysteme an allen Ladesäulen und einen verbilligten Ladestrom.“

Thomas Knabel, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Zwickau, sagt, dass der von Volkswagen angekündigte Abbau von 269 befristeten Stellen in Zwickau „für die betroffenen Kolleginnen und Kollegen eine Katastrophe“ sei. Viele der weiteren gut 2000 befristet Beschäftigten bangen nun um ihren Arbeitsplatz. Insgesamt arbeiten gut 10.000 Menschen an dem Standort.

In Zwickau werden nur vollelektrische Fahrzeuge wie der Volkswagen ID.3, ID.4 und ID.5, der Audi Q4 e-tron sowie Sportback e-tron und der Seat Cupra Born produziert. Im Januar 2022 wurde mit dem Start der Produktion des ID.5 die Transformation des Werkes Zwickau zum reinen E-Mehrmarkenstandort abgeschlossen. Der letzte Verbrenner in Zwickau lief Ende Juni 2020 vom Band – eine historische Wegmarke.

VW hat seine Zwickauer Fabrik stets als Pionier der Elektromobilität gefeiert. Die Beschäftigten haben sechs Modellanläufe gestemmt und das Werk zum ersten reinen E-Auto-Werk im Konzern umgebaut“, sagt Knabel. Jetzt müsse Volkswagen Verantwortung für die Belegschaft übernehmen und die Auslastung und Beschäftigung am Standort sichern.

Quelle: IG Metall Zwickau – Pressemitteilung vom 28.09.2023

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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klang:

Die Gewerkschaften sitzen seit „Urzeiten“ in den Aufsichtsräten, fahren ihnen „entsprechende“ Pkw und haben bisher zum Problem nichts erreicht. Können oder wollen sie nicht oder haben die Angst vor möglichem „Kleinwagen-Fahren-müssen“ (Ironie!)?

Michael Neißendorfer:

Marc, Dein oszillieren zwischen Halbwahrheiten und Falschaussagen nervt auch uns immer mehr. Beispiel hier: Polo 1 bis 3 wurden über einen Zeitraum von gut 30 Jahren in Wolfsburg und später auch in Zwickau gebaut. Der Audi 50 kam ebenfalls aus Wolfsburg. Der Corsa wurde ab den frühen 90ern 26 Jahre lang in Eisenach gefertigt. Auch der Ton in den Diskussionen mit anderen Forenteilnehmern wird rauher, sowohl Deiner als der Mitdiskutierenden. Sowas wollen wir hier nicht und überlegen uns weitere Schritte, sollte keine Besserung eintreten. Schöne Grüße, Michael

Robert:

VW muss halt endlich wieder Qualitätsautos bauen die nicht dauernd in die Werkstatt müssen um dort für teures Geld reapriert werden.
Habe auch gelesen das VW Fahrzeuge (in dem Fall der Cupra Born) in England vorletzter wurde in der statistik der zuverlässigsten Fahrzeuge oder so ähnlich. Kenne viele die mit der Qualität von VW so unzufrieden das sie nie mehr einen VW kaufen werden mich eingeschlossen.

Marc:

Du hast es auf den Punkt gebracht.

Marc:

Da war es auch kein Kleinwagen mehr. Von Beginn der Produktion 1976 wurde er in Spanien gebaut. Und das weißt du auch!

Silverbeard:

Gut, dass endlich mal jemand billige Autos gefordert hat. Jetzt ist das Eis gebrochen und es ist bestimmt kein Problem mehr, die auch schnell zu produzieren… /s

Ich sehe das Problem z.B. darin, dass die ersten id.3 mit günstigen Materialien kein überwältigendes Echo erzeugt haben. Sicher kann VW auch billige Autos bauen, aber die würde niemand oder zu wenige kaufen.
Natürlich wäre ein Fahrzeug wie die Twizy oder der E-Rocks (aber mit 85km/h Spitze) aus deutscher Entwicklung als Zweitwagen oder für den Ballungsraum super. Aber die fahren keine 250km/h Spitze, keine 1.000km ohne Nachladen – eben alles, was der deutsche Rentner unbedingt braucht für seine 2 Arztbesuche pro Woche.

Andreas:

Hallo Marc,
verwende doch mal die Suchmaschine deines Vertrauens und suche nach:
Ford Fiesta Köln Produktion

Marc:

Kleinwagen werden seit mindestens 50 Jahren nicht in Deutschland hergestellt. Die Klasse der Kleinwagen wie VW Polo, Audi 50, Opel Corsa und Ford Fiesta sind samt und sonders von Anfang an nie für eine Produktion in Deutschland vorgesehen gewesen. Und übrigens auch der Golf und seine Pendants von anderen Herstellern für Deutschland sind zu einem guten Teil nicht in Deutschland hergestellt worden. So liefen die Mehrzahl der günstigen Golfmodelle damals in Belgien vom Band. Da war seinerzeit die Arbeitskraft noch billiger. Und darum geht es. Dank der IG-Metall sind die Löhne in Deutschland seit der 5-Tage-Woche so teuer, dass man nur Fahrzeuge im gehobenen Preissegment in Deutschland bauen kann. Wie gesagt, das gilt bereits seit Jahrzehnten.

brainDotExe:

Ist doch alles bereits in der Pipeline.
VW und Stellantis bringen ab 2025 die „kleinen Brötchen“.
Von den Premiumherstellern erwartet man die sowieso nicht.

Daniel W.:

Die Politik hat die Autokonzerne bei den E-Autos mit hohen Subventionen verwöhnt und die haben an den teueren E-Autos und den hohen renditen Gefallen gefunden, da es genug Kunden mit reichlich Geld gab.

Die Gutbetuchten haben sich zum großen Teil mit E-Autos versorgt und der Premium-Automarkt erreicht langsam seine Wachstumsgrenze, jetzt wäre eigentlich die Kleinwagenklasse dran, aber da haben die renditesüchtig gewordenen deutschen Autohersteller kaum etwas anzubieten.

So langsam müssen sich die deutschen Autokonzerne auf „kleinere Brötchen“ einstellen und auch günstige E-Autos liefern, denn es gibt immer noch die Marktwirtschaft aus Angebot und Nachfrage – sonst übernimmt das kommunitische China und seine Autokonzerne den europäischen Kleinwagenmarkt.

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