Hyundai und KIA steigern Elektroauto-Effizienz mit neuer Wärmepumpentechnologie

Cover Image for Hyundai und KIA steigern Elektroauto-Effizienz mit neuer Wärmepumpentechnologie
Copyright ©

KIA / Hyundai

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 4 min

Anfang Juni 2020 haben die beiden Automobilhersteller Hyundai und KIA Details zu ihrem neuen innovativen Wärmepumpensystem enthüllt. Dieses wird künftig eine entscheidende Rolle für das E-Auto-Portfolio der beiden Marken spielen und die vollelektrische Reichweite bei niedrigen Temperaturen maximieren. Des Weiteren wird die Abwärme genutzt, um den Fahrgastraum zu erwärmen. Dies ermöglicht E-Auto-Fahrer die Kabine des Autos bei kaltem Wetter zu heizen, ohne die elektrische Reichweite wesentlich zu beeinträchtigen.

Erstmals wurde diese Art der Technologie in der ersten Generation des KIA Soul EV eingeführt – hier findest du unseren Testbericht zur aktuellen Soul-Generation. Die Wärmepumpe besteht aus einem Kompressor, einem Verdampfer und einem Kondensator. Die Wärmepumpe fängt die Abwärme der elektrischen Komponenten des Fahrzeugs auf und nutzt diese Energie zur effizienteren Beheizung der Kabine. Dank dieser Technologie war die elektrische Reichweite des Soul EV von 180 km bei kalten Fahrbedingungen geschützt.

Für die kommenden E-Auto-Fahrzeuge der beiden Unternehmen, hat man das Wärmepumpensystem entsprechend weiterentwickelt. Das neue System fängt die Abwärme aus einer größeren Anzahl von Quellen auf und sorgt so für eine optimale Reichweite bei kaltem Wetter. Diese Innovationen bedeuten, dass die Elektroautos der beiden Marken einen beständigeren Temperaturbereich bieten, bei dem andere E-Autos eine deutliche Verringerung des Akku-Standes erfahren.

Kona Electric gewinnt norwegischen Real-Range-Validierungstest

Der norwegische Automobilverband (NAF) verglich kürzlich 20 E-Autos bei kalten und warmen Wetterbedingungen, um Modelle mit der beständigsten Reichweite und Ladeleistung zu ermitteln. Der Test überwachte die Leistungsabweichung jedes Fahrzeugs bei kalten Bedingungen im Vergleich zu den angegebenen Herstellerangaben. Der Kona Electric belegte den ersten Platz und legte 405 km in der Kälte zurück – im Vergleich zu den 449 km, die unter den Bedingungen des kombinierten WLTP-Zyklus-Tests (23°C / 73°F) angegeben wurden. Bei klirrender Kälte bot die Kona Electric 91 Prozent ihrer WLTP-Kombizyklus-Reichweite an und wich damit nur 9 Prozent von ihrer behaupteten vollelektrischen Reichweite ab.

KIA / Hyundai

Die Wärmepumpentechnologie hat ihren Teil zu diesem Erfolg beigetragen. Das System nutzt die von diesen Komponenten erzeugte Wärme, um Kältemittel von der flüssigen in die gasförmige Form zu verdampfen. Unter hohem Druck stehendes Gas wird aus dem Kompressor ausgestoßen und in einen Kondensator gepresst, um wieder in eine Flüssigkeit umgewandelt zu werden. Dieser Prozess erzeugt zusätzliche Wärmeenergie, die von der Wärmepumpe zurückgewonnen und zur Erwärmung der Kabine verwendet wird. Diese aufgefangene Energie verbessert die Effizienz des HLK-Systems (Heizung, Lüftung und Klimaanlage), indem sie wiederverwertet wird, um die Kabine effizienter zu erwärmen und den Stromverbrauch der Batterie zu minimieren. Durch die Verringerung der Belastung der Batterie senkt die Wärmepumpe den Energieverbrauch des HLK-Systems und maximiert so die verfügbare elektrische Reichweite des Fahrzeugs.

Doppelt so große Reichweite bei ähnlicher Akku-Größe

Die aktuelle Generation an E-Autos setzt aktuell bereits auf die Wärmepumpe. Anzumerken ist allerdings auch, dass das Wärmemanagement auch zur Realisierung wesentlicher Verbesserungen bei den E-Auto-Akkupacks eingesetzt wurde. So hat beispielsweise ein Wasserkühlungssystem anstelle der herkömmlichen Luftkühlung zu einer weiteren Erhöhung der Reichweite geführt, ohne die physikalischen Abmessungen zu vergrößern. Diese Entwicklung bedeutet, dass die Batteriezellen in den Batteriepacks von Hyundai und Kia viel enger gepackt werden können, wobei die Wasserkühlkanäle weniger Platz als die Luftkühlkanäle beanspruchen, wodurch die Batteriedichte um bis zu 35 Prozent erhöht wird.

Diese Entwicklung bedeutet, dass die neuesten E-Autos von Hyundai und Kia im Vergleich zu denen der ersten Generation eine etwa doppelt so große Reichweite und Batteriekapazität bieten – und mit einer einzigen Ladung deutlich weiter fahren können. Beispielsweise bot der Soul-EV der ersten Generation seinen Besitzern eine elektrische Reichweite von rund 180 km mit einer einzigen Ladung seines 30 kWh Lithium-Ionen-Polymer-Akkus. Die zweite Generation des Soul EV mit einem 64-kWh-Akku, der ähnlich viel Platz einnimmt, kann mit einer einzigen Ladung bis zu 386 km weit fahren.

Diese Entwicklungen zahlen auch auf die langfristigen Pläne der beiden Unternehmen ein. Ziel sei es bis 2025 einen Jahresabsatz von 670.000 Elektrofahrzeugen (560.000 Batterie-Elektroautos und 110.000 Wasserstoffautos) zu erreichen. KIA alleine strebt bis 2026 an den weltweiten Jahresabsatz an E-Fahrzeuge auf bis zu 500.000 Einheiten zu steigern. Für Europa alleine soll der Anteil an E-Fahrzeuge am Gesamtabsatz über 20 Prozent betragen. Das Unternehmen plant hierzu bis Ende 2025 eine Palette von elf rein batteriebetriebenen Elektroautos anzubieten.

Quelle: KIA – Pressemitteilung vom 09. Juni 2020

worthy pixel img
Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
Sidebar ads

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Volker:

Ja, das ist wirklich ein Problem, dass die Koreaner ihre an sich schon ausgereifte Technik immer noch weiter entwickeln und all ihre Ideen in die aktuelle oder nächste Fahrzeuggeneration einfließen lassen. Besser, man kauft sich ein deutsches E-Auto, denn hierzulande sind Innovationen nicht mehr angesagt. Deutsche E-Autos dienen nur der Einhaltung des Flottenausstoßes an CO2. Wenn ein Kunde wirklich solch ein Auto erwerben will, wird er verstört angeguckt.
Scherz beiseite – mein Tipp: Holen Sie sich den e-Niro. Tatsächlich habe ich bei einem Bekannten erlebt, dass der Wagen den er bekam, schon eine Generation besser war als der, den er bestellt hatte.

Hans-Peter Pletscher:

Hallo Thomas
ich wollte auch unbedingt einen Kia Niro kaufen! Leider habe ich nicht einmal eine Antwort von Kia erhalten auf meine Anfrage! Hyundai hat sich binnen 20 Minuten gemeldet und ich bekomme den Hyundai Kona 64 Style bis zum 10. Juli 2020, nach nur drei Wochen Lieferzeit, angeliefert und freue mich schon Heute sehr! Also wieso warten wenn es auch ohne geht! Natürlich ist der Kia etwas grösser und hat überall etwas mehr Platz nur leider ist die Firma nicht fähig! Es ist übrigens schon das Y20 Modell von diesem Jahr!
Gruss
aus Lettland

Thomas:

Hallo zusammen..ich kann es irgendwie nicht mehr hören…KIA plant dies..KIA plant jenes…was soll das ganze Gerede und das unorthodoxe Planen?. Ich würde mir gern den e-Niro kaufen, aber……ihr wisst schon.
Seid mir nicht böse, ich fühle mich stückweit verar…….

Strauss:

Wärmepumpe im Auto ist nichts Neues. Hat jeder Verbrenner mit Kimaanlage. Schon der erste Ampera von OPEL hat das Füssigkühlmittel für die Batterie damit heruntergekühlt oder beheizt. Der Einsatz im E Auto wird aber immer noch verbessert, ob das über Luftkühlung oder flüssig geschieht , spielt keine Rolle. Diese Entwicklung steht erst am Anfang. Beim Verbrenner ist sie am Ende. Dass Pioniere im E Autobau diesbezüglich tonangebend sind , beweisen auch die Koreaner.

KaiGo:

Nebenbei gab’s die ja auch schon beim EGolf, zwar gegen Aufpreis aber es gab sie. Bringt ja wohl auch einiges. Wenn die Akkus nach und nach größer werden (150-200kWh werden wohl irgendwann kommen) ist halt die Frage ob der Zusatzaufwand der WP noch Sinn macht. Beim EGolf zieht die Heizung beim Start 4kW, wenn das Auto warm ist noch 1-1,5kW. Beim 36kWh macht das was aus, bei nem 150kWh Akku kann man das wohl vergessen.

Dennis:

Der Kia Niro hat auch eine Wärmepumpe. Nur in der günstigsten Edition7 Variante hat er sie nicht.

Napoleon:

Naja, der Einsatz einer WP ist ja auch bei anderen Herstellern Stand der Technik. Der ID3 soll ja auch in einer höheren Variante eine WP mit dem umweltfreundlichsten Kältemittel CO2 erhalten.

Roma:

Da sieht man gleich welche Hersteller wirklich E-Mobiltät vorantreiben wollen und auch die Chance ergreifen ein großes Stück vom Kuchen zu bekommen. Und die an der Spitze werden auch den Ton angeben, wer da nicht mitspielen kann oder will, wird zukünftig ordentlich Federn lassen müssen.

Sebastian Henßler:

Ist aktuell verbaut und kommt auch in alle kommende Modelle.

JJ.:

Ich verstehe nicht ganz: Ist die „neue“ Wärmepumpentechnologie im aktuellen E-Soul schon verbaut oder erst geplant?

Ähnliche Artikel

Cover Image for MG zündet nächste E-Auto-Stufe: IM5 und IM6 setzen auf 800-Volt-Technik

MG zündet nächste E-Auto-Stufe: IM5 und IM6 setzen auf 800-Volt-Technik

Michael Neißendorfer  —  

Auf einer 800-Volt-Plattform aufbauend, versprechen die Elektroautos nicht nur flotte Ladezeiten sondern auch hohe Reichweiten und viel Leistung.

Cover Image for Munro Series M startet mit 20 Millionen Euro Auftragsvolumen

Munro Series M startet mit 20 Millionen Euro Auftragsvolumen

Sebastian Henßler  —  

Für härteste Einsätze gemacht: Munros elektrischer 4×4 bietet Nutzlast, Zugkraft und drei Aufbauformen – wartungsarm, geländetauglich und alltagstauglich.

Cover Image for Mit V2G und Heimladen bares Geld sparen: Ford zeigt, wie sich Elektromobilität rechnet

Mit V2G und Heimladen bares Geld sparen: Ford zeigt, wie sich Elektromobilität rechnet

Michael Neißendorfer  —  

Ein entscheidender Gamechanger in der Elektromobilität spielt sich nicht auf der Straße ab – sondern in der Einfahrt, wie Zahlen von Ford zeigen.

Cover Image for Rivian: Quad-Motor mit 754 kW Leistung für R1S und R1T

Rivian: Quad-Motor mit 754 kW Leistung für R1S und R1T

Sebastian Henßler  —  

Vier Motoren, 1625 Nm Drehmoment und Launch Cam: Rivian stattet R1T und R1S mit verbesserter Technik für Alltag und Offroad aus.

Cover Image for Wie Accumotive die Batterien für den Mercedes-Benz CLA fertigt

Wie Accumotive die Batterien für den Mercedes-Benz CLA fertigt

Michael Neißendorfer  —  

Mit der Serienproduktion der Batterien für den vollelektrischen CLA setzt die Mercedes-Benz Tochter Accumotive in Kamenz einen großen Meilenstein.

Cover Image for Nur 1990 Stück: VW bringt ID.3 GTX Fire + Ice

Nur 1990 Stück: VW bringt ID.3 GTX Fire + Ice

Sebastian Henßler  —  

Ultra Violet trifft auf Flaming Red: Der ID.3 GTX Fire + Ice erinnert an den Golf-Klassiker von 1990 – jetzt mit Elektroantrieb, Design von Bogner und 240 kW Power.