In Hessen kann man nun autonome E-Autos per App rufen

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Daniel Krenzer
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  —  Lesedauer 4 min

In Hessen ist ein Probelauf gestartet, bei dem Testkunden autonom fahrende Elektroautos per App bestellen und sich damit zum gewünschten Zielort fahren lassen können. Verantwortlich für das Pilotprojekt zeichnen sich der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) und die Deutsche Bahn. Es sei das erste derartige Projekt mit Automatisierungsstufe Level 4 in Deutschland. Das Bundesverkehrsministerium ist mit 2,2 Millionen Euro finanziell beteiligt.

Zwar hat der RMV bereits testweise kleine Shuttle-Busse autonom fahren lassen, diese bewegten sich jedoch bislang in geringer Geschwindigkeit und in einem sehr abgesteckten Rahmen wie dem Kurpark in Bad Soden-Salmünster. Nun geht der Verkehrsverbund einen großen Schritt weiter, denn die Testfahrzeuge sind Elektroautos, die normal am Straßenverkehr teilnehmen und in der Testphase im Landkreis Offenbach sowie in Darmstadt unterwegs sein werden. Sie fahren regelkonform innerorts bis zu 50 und auf Landstraßen bis zu 100 Stundenkilometer schnell.

Genutzt werden dabei keine deutschen Elektroautos, auch keine von Hyundai, die ihre Europazentrale in Offenbach haben. Im Einsatz sind zunächst sechs E-SUV des chinesischen Herstellers Nio, die mit Technik von Mobileye bestückt sind. Betrieben werden sie von DB Regio Bus Mitte. Ursprünglich sollte das Projekt schon früher starten, doch die Bahn strich der Tochter Clevershuttle die Gelder, die damit betraut worden war. Nun kann es mit Verzögerung aber doch losgehen. Auch in Hamburg sollen bald autonome E-Shuttles von Moia unterwegs sein.

Anfangs fährt noch eine Aufsichtsperson mit

Anfangs soll zwar noch jemand auf dem Fahrersitz mitfahren, um notfalls eingreifen zu können. Doch perspektivisch sollen die Autos völlig selbstständig die Fahrgäste von A nach B bringen. Eine Leitstelle kann dann alle in der Region fahrenden autonomen Elektroautos überwachen und im Bedarfsfall eingreifen. Das Pilotprojekt ist Teil vom bundesweiten Projekt Kira, was für „KI-basierter Regelbetrieb autonomer On-Demand-Verkehre“ steht.

Die autonomen Shuttles sollen Teil des Öffentlichen Personennahverkehrs werden und sich dabei als On-Demand-Angebote nicht an feste Linien und Zeiten halten, sondern im Bedarfsfall in einem zuvor abgesteckten räumlichen Rahmen von den Fahrgästen per App gerufen und genutzt werden können. Ähnliche Angebote gibt es seitens des RMV bereits, allerdings fahren da noch Fahrer mit Elektro-Shuttlebussen.

Patrick Schnieder (CDU), neuer Bundesminister für Verkehr, sagte: „Autonomes Fahren ist eine zentrale Schlüsseltechnologie für eine innovative, umweltfreundliche und barrierefreie Mobilität. Perspektivisch soll es daher überall in Deutschland im Regelbetrieb stattfinden. Mit unserer Förderung des Projekts Kira wollen wir Bürgerinnen und Bürger vor Ort für diese Technologie begeistern: Sie können sich einfach und bequem von autonomen Shuttles abholen und zum Ziel bringen lassen. So machen wir autonomes Fahren erlebbar und zeigen, wie sich mit dieser Mobilitätsform die Lebensqualität der Menschen in der Region steigern lässt.“

Nicht für die Stadt, sondern für das Land

Kaweh Mansoori, Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum in Hessen, ergänzte: „Unser Ziel ist es, den öffentlichen Nahverkehr für alle Menschen attraktiv und zugänglich zu gestalten – gerade auch in den suburbanen und ländlichen Regionen. Autonomes Fahren im ÖPNV ist dabei ein wichtiger Schlüssel, um Mobilität für alle zu sichern und die Lebensqualität zu steigern. Deshalb beobachten wir das Pilotprojekt Kira mit großem Interesse – es ist eine Blaupause für die Mobilität der Zukunft.“ Offenbach gehört bundesweit zu den Regionen mit der im Schnitt ärmsten Bevölkerung – und das bei angesichts der Nähe zu Frankfurt in der Regel hohen Mieten. Allerdings betrifft das vor allem die Stadt und weniger den Landkreis. Aber auch dort können sich viele ein eigenes Auto nur schwerlich leisten.

Prof. Knut Ringat, Vorsitzender der Geschäftsführung Rhein-Main-Verkehrsverbund, ist sich indes sicher: „Mit autonomem Fahren kann in Zukunft ÖPNV jederzeit und überall angeboten werden. Davon profitieren vor allem ländliche Regionen. Wenn fahrerlose, flexibel buchbare Kleinbusse 24/7 da unterwegs sind, wo heute Linienbusse nur eine Handvoll Mal am Tag fahren, dann wird ÖPNV für alle verfügbar und deutlich attraktiver.“ Die Idee ist also weniger der Betrieb in Großstädten, sondern dort, wo unregelmäßig ein Bedarf für Fahrten besteht.

Evelyn Palla als DB-Konzernvorständin Regionalverkehr fügte hinzu: „Autonomes Fahren bietet die Riesen-Chance, den ÖPNV attraktiver und zugleich bezahlbarer zu machen – insbesondere außerhalb der großen Ballungsräume. Das Projekt Kira gibt einen eindrucksvollen Ausblick auf das, was möglich ist. Als starker Partner der öffentlichen Hand wollen wir als DB Regio auch weiterhin unseren Beitrag dazu leisten, den ÖPNV von morgen aktiv mitzugestalten.“

Wer in der Region Offenbach oder Darmstadt lebt und am Test teilnehmen möchte, der kann sich unter diesem Link anmelden.

Quelle: Spiegel.de – Rhein-Main-Verkehrsverbund startet Test mit Robotaxis; Kira – Pressemitteilung vom 26. Mai 2025

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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Benjamin Krüger:

Sehr cool – gibt es in Deutschland weitere solcher Projekte die im öffentlichen Straßenverkehr stattfinden ?

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