Günstige Kleinwagen vom Aussterben bedroht

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Wolfgang Plank
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Angesichts wachsender Probleme mit Platz und Luft könnte man sie eigentlich gut gebrauchen – doch Kleinwagen unter vier Meter und für weniger als 10.000 Euro sind eine vom Aussterben bedrohte Gattung. Der Grund: Es wird für die Hersteller immer teurer, Verbrenner für ständig schärfere Schadstoff-Normen fit zu kriegen. In der Folge könnten die Winzlinge weitgehend vom Markt verschwinden.

Eine Umsetzung der diskutierten EU7-Szenarien wäre nur mit tiefgreifenden technischen Maßnahmen möglich, die aufwendig und damit sehr kostenintensiv sind„, zitiert „zeit.de“ Frank Welsch, den Qualitätschef des VW-Konzerns. Um tatsächlich auf die geforderten CO2-Werte zu kommen, müssten deutlich stärkere E-Motoren und größere Pufferakkus eingebaut werden. Von einer erweiterten Abgasnachbehandlung im Kampf gegen Stickoxide und Kohlenmonoxid ganz zu schweigen. Dieser Aufpreis wäre im besonders sensiblen Segment der Kleinwagen für viele nicht mehr tragbar.

Erschwingliche Einstiegsfahrzeuge mit Verbrennungsmotor würden damit definitiv der Vergangenheit angehören, so Welsch. Konzern-Chef Herbert Diess wird sogar noch deutlicher: Einem Nachfolger für den Kleinwagen Up hat er bereits eine Absage erteilt – selbst der Polo ist unter diesen Vorzeichen in Gefahr.

Nicht ohne Grund, sagt Professor Stefan Bratzel von der Hochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach. Je günstiger ein Fahrzeug ist, desto höher fällt der zusätzliche Anteil der Kosten für die verbesserte Abgasreinigung aus. Und desto schwieriger werde es sein, diese Kosten an die Kunden weiterzugeben, so der Automobilwirtschaftler. „Kleinere Autos sind dann praktisch unverkäuflich und dürften eingestellt werden.

Ganz so weit geht mag Andreas Radics vom Strategieberater Berylls in München zwar nicht gehen, doch erwartet auch er dramatische Veränderungen im Angebot: Die Auswahl werde deutlich geringer – und verbleibende Modelle würden sehr viel länger gebaut, um die Entwicklungskosten zu amortisieren. Doch selbst diese Autos dürften nach Ansicht vieler Experten spürbar teurer werden. CO2-Reduktion gebe es nicht zum Nulltarif, heißt es beim Branchenverband VDA. Von den hohen Preisen für elektrische Kleinwagen ganz zu schweigen.

Doch mit höheren Autopreisen werde Mobilität nicht zwingend teurer, glaubt das International Council on Clean Transportation (ICCT) in Berlin und knüpft die Prognose an weiter steigende Treibstoffpreise: Weil saubere Autos weniger Sprit bräuchten und Elektroautos in der Wartung billiger seien, könnten die Kunden unter dem Strich langfristig sogar sparen.

Dass es auch gegen den Trend geht, zeigen einige Hersteller. Toyota hat die Entwicklung eines neuen Aygo angekündigt, Skoda plant eine Neuauflage des Fabia – und die Billigmarke Dacia zeigt mit dem „Spring“, dass auch der Trend zur Elektrifizierung nicht zwangsweise zu größeren und teureren Autos führen muss. Immerhin will auch VW-Chef Diess ein E-Modell deutlich unterhalb des ID3 positionieren.

Quelle: zeit.de – Baldiges Aus für günstige Kleinwagen?

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Wolfgang Plank

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Wolfgang Plank ist freier Journalist und hat ein Faible für Autos, Politik und Motorsport. Tauscht deshalb den Platz am Schreibtisch gerne mal mit dem Schalensitz im Rallyeauto.

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